übrige Inhalt noch Eigeulhum der Multerzellc bleibt, aber vorzüglich zur Ernährung der
Tochterzellcn verwendet wird. Das Individuum geht bei dieser Fortpflanzung nicht momentan
durch die Entstehung der Tochterzcllen zu Grunde; aber sein Tod wird durch
die Ausbildung derselben stets sicher und in kurzer Zeit herbeigeführl.
Die vierte Art der Fortpflanzung ist die freie Zellenbildung der Valoniaceen, welche
sich von der vorhergehenden dadurch unterscheidet, dass sie nur stellenweise in der Mul-
terzclle stattfindet; weitaus die grösste Partie der Mutterzolle und ihres inhaltes wird von
der Fortpflanzung gar nicht berührt. An einzelnen Stellen bilden sich im Inhalte kleine,
farblose, anfangs kugelige Zellen, welche, von demselben genährt, grösser werden,
sich färben und zu Keimzellen ausbilden. Von dieser Fortpflanzung wird das Lehen und
die Existenz des Individuums nicht beeinträchtigt.
Die fünfte Art der Fortpflanzung endlich ist die Abschnürung, wie ich sie, um eine
kurze Bezeichnung zu hab en , nennen will.*) Die Zelle wächst in einen kurzen oder
läugcrn Ast aus. Ist derselbe k u rz , so wird sein ganzer Inhalt durch wandständige Mem-
hranbilduug zu einer Zelle. Ist derselbe länger, so wandelt sich der ganze Endlheil seines
Inhaltes durch vvandständige Membranhildung in eine Zelle um (wie es nichl selten
bei Vaucheria der Fall ist). Diese Zellen fallen in der Regel mit der sie umkleidenden
Membran der Mutlerzelle ab , seltener werden sie aus derselben entleert (Vaucheria cla-
vala). Eine besondere Modification dieser Art der Fortpflanzung bildet die Copulation,
welche bei Vaucheria zuweilen vorkömml. Die Zelle wächst in zwei nebeneinander stehende
Aeste au s, wovon der eine kürzer und dicker (Keimast), der andere länger und
dünner ist (Hackenast). Der letztere krümmt sich hackenförmig, legt sich mit seiner Spitze
an die Spitze des Keimasles a n , und lässt, nachdem die Scheidewand resorbirt wurde,
in denselben einen Theil seines Inhaltes übertreten, welcher sich mit dem Inhalte des
Reimastes vereinigt, worauf die Bildung der Keimzelle statt h a t.2) — Bei der Fortpflanzung
durch Abschnürung geht das Individuum nicht zu Gru n d e; es kann wenigstens mehrere
Male nach einander neue Individuen erzeugen (Exococcus), oder selbst unbegrenzt
sich forlpflanzen, wenn (wie hei den meisten Vaucheriaceen) die Achsen unbegrenzt in
die Länge wachsen oder unbegrenzt neu entstehen.
1) D ie s e r A u s d ru c k I s t b lo s s fig ü rlic h zu n e h m e n , u u d n ic h t in d em S in n e , w ie e s von Mey en
u. A . g e s c h e h e n is t.
2) V g l. D ie n e u e r n A lg e n s y s tem e , p a g . 175. T ab - IV . fig. 2 1 , 22.
Bewegung der Zellen.
Die einzelligen Algen zeigen ausser der zufälligen Ortsveränderung, welche lediglich
durch äussere Ursachen, wie Strömungen im Wasser u. s. w. hervorgebrachl werden, häufig
Bewegungen, die ihnen eigenlhümlich sind und die durch die eigenen Lchcnsprocesse hervorgerufen
w'erden. Es sind diess aber keine willkürlichen oder animalen Bewegungen;
die Ursache derselben liegt nicht in einer Conlraction und Expansion der Membran, die
auf äussere oder innere Reize erfolgt, sondern rein in den vegetativen Processen der
Aufnahme und Abgabe von flüssigen Stoffen, und der Bildung und Auflösung von festen
Stoffen. Die eigenthümlichen Bewegungen der einzelligen Algen können in vier Kategorien
gebracht werden.
Die erste Art der Bewegung geschieht in Folge der Ausscheidung von Hüllmembran.
Zwei oder mehrere Zellen, welche dicht beisammen liegen, rücken auseinander, dadurch
dass sie Gallerte in die Zwischenräume ablagern. Zellen, welche auf einem Gegenstände
feslsitzen, werden emporgehohen, indem sic an ihrem untern Ende durch Erzeugung von
Hüllmembran einen Stiel bilden. Diese Bewegung geschieht so langsam, dass sie als
Forlrücken nicht beobachtet werden kann.
Die zweite Art der Bewegung findet statt durch Zunahme und Abnahme der festen
Stoffe im Innern der Zelle. Zellen, welche wenig feste Stoffe, namentlich wenig Stärke
enthalten und eine dünne Membran besitzen, sind häufig leichter als Wasser, und treten
daher an die Oberfläche desselben. Später, wenn die genannten Stoffe vcrhältnissmässig
zunehmen,*so sinken sie auf den Grund. Da nun die Wärme zur Verflüssigung der festen
organischen Stoffe, Kälte zu deren Bildung beiträgt, so leben die einzelligen Algen
im Sommer mehr an der Oberfläche, im Winter mehr auf dem Grunde der Gewässer;
ferner trifft man hei warmem Wetter mehrere an der Oberfläche als hei kaltem. Die
Schwärmzellen, welche eine äusserst dünne Membran besitzen und wenig oder keine
Stärke enthalten, trifft man wohl meistens oben auf dem Wasser, auch wenn die Zellen,
aus denen sie herausgetreten s in d , sich in der Tiefe befinden. Im Herbst sieht man
allgemein die einzelligen Algen ihre Wandungen verdicken, und das Lumen sich mehr
oder weniger mit festem Inhalte füllen, um in diesem Zustande auf dem Grunde der Gewässer,
geschützt gegen den F ro st, zu überwintern. — Vielleicht dass zu diesen Erscheinungen
auch die Bildung und Ausscheidung von Kohlensäure bei erh ö h ter, der Mangel
derselben bei erniedrigter Temperatur beiträgt; doch ist zu bemerken, dass die Kohlensäure
nie luftförmig im Innern der Zollen auftritt, und auch nie als Blasen den ein