eine kleine Zahl zum Behuf der FortpOanzung Zellen bilden. Dadurch charaktcrisiren
sich Scenodesinus, Botryocystis, Pleurococcus als Colonien einzelliger Pflanzen. Bei Ri-
vularia und Cylindrospcrmuni verwandeln sich in einer langen Zcllenreiho bloss eine einzige
oder nur einige wenige Zellen in Samen, während alle übrigen Zellen im Herbste
absterben; bei allen Rivularieon verlieren die Zellen der haarförmig-en Spitze bald die Fähigkeit
neue Zellen zu bilden, und fallen ab ; bei den Scytoncmeen theilen sich die
Zellen, mit Ausnahme der unmittelbar an und unter der Spitze der Aestc gelegenen,
nur eine Zeit lang, und sterben dann ab. Bei den Zygnomaccen, welche sonst eine so
grosse Analogie mit den Desmidiaccen zeigen, ist wenigstens die etwas verlängerte, unten
in eine schildförmige Wurzel erweiterte Basiszelle zur Zellenbildung und Fortpflanzung
unfähig; ebenso bei Ulothrix. Bei Diva, P o rp h jra und Enteromorpha dienen alle Zellen,
mit Ausnahme der untersten, der Fortpflanzung. Aus diesen Erscheinungen schliesse ich,
dass die Nostochaceen, Zygnemaceen und Bangiaceen keine Colonieen einzelliger Individu
en , sondern vielzellige Individuen seien.
Als charakteristische Merkmale für die einzelligen Algen, gegenüber den mehrzelligen
, müssen also vorzüglich folgende hervorgehohen werden: 1) die Zellen besitzen bloss
reproductive, und in der Regel auch nur einerlei Art der Zellenbildung; 2) die Zellen
sind in der Regel getrennt und ohne organischen Zusammenhang, da die zwischenliegende
und umhüllende Gallerte nicht als solcher zu betrachten i s t ; 3) alle Zellen (einer Colonie)
verhalten sich in Bezug auf Fortpflanzungsfähigkeit gleich.
Es ist endlich noch des Verhältnisses der einzelligen Algen zu den einzelligen Thieren
und den einzelligen Zuständen mehrzelliger Thiere zu erwähnen. Der wichtigste
Unterschied , dass die Pflanzenzellmembran stickstofflos , die Thierzellmembran stickstoffhaltig
is t, lässt sich besonders in zweifelhaften Fällen nicht anwenden, da die Dünnheit
der Membran eine Untersuchung nicht gestattet. Dass die Thiere Ortsveränderung
besitzen, die Pflanzen aber nicht, ist thcils überhaupt unrichtig, theils hier nm so weniger
zu gebrauchen, weil viele einzellige Algen Bewegung und oft sehr rasche Bewegung
(wenn sie schwärmen) zeigen, während die Eier der mehrzelligen Thiere ruhig daliegen.
Von den Infusorien unterscheiden sich die einzelligen Algen d ad u rch , dass ihre Membran
und die Anhänge derselben unbeweglich sin d , dass sie somit eine starre Form besitzen,
indess jene theils ihre Gestalt än d e rn , theils mit beweglichen Wimpern begabt sind. Die
Anwesenheit von Stärke im Zelleninhalte entscheidet ferner immer für die vegetabilische Natu
r einer Zelle. Die Eier der mehrzelligen Thiere, deren Gestalt starr und uoveränder-
— S —
lieh is t, sind sogleich durch den Mangel des Farbstoffes, welcher in allen einzelligen
Algen vorhanden is t, als nicht zu den letztem gehörig zu erkennen.
Die Gruppe der einzelligen Algen, wenn sie nach den ausgesprochenen Grundsätzen
abgegrenzt wird , umfasst die Diatomeen, Desmidieen , Plamellecn, Hydrococceen, Ilydro-
d ic tyeen, Vaucherieen, Caulerpeen, Codieen und Anadyomeneen von Kützing. Ueber-
diess müssen noch einige bisher bei den Infusorien befindliche Gattungen zu den einzelligen
Algen herübergenommen werden, wie z. B. Gonium. Dagegen sind auszuschliessen
und zu den einzelligen Pilzen zu stellen die Gattungen Cryptococcus, ü lv in a , Saprolegnia
etc. Die Rivularieen, Scytonemeen, Nostocheen (und ohne Zweifel auch die Oscillarieen,
wegen ihrer natürlichen Verwandtschaft mit den eben genannten Familien), Zygnemaceen
und Lyngbyeen (Näg., non Kütz.) sind aus den oben angegebenen Gründen als mehrzellige
Algen zu betrachten.
B. F ormeokreis.
a. Chemische Verhältnisse des Zelleninhaltes.
Die einzelligen Algen zeigen rücksichtlich ihrer vegetativen und reproductiven Verhältnisse
eine sehr grosse Manigfaltigkeit. Was zuerst das chemische Verhalten betrifft,
so stimmen sie darin mit einander ü berein, dass sie ausser den allen Pflanzenzellen gemeinsamen
Stoffen, wie Zucker, Gummi (Dextrin) und Proteinverbindungen, einen Farbstoff
enthalten. Dieser Farbstoff aber ist verschieden.
In der grössern Zahl von einzelligen Alg en , nämlich bei den Palmellaceen, Desmi-
diaceen, Protococcaceen, Exococcaceen, Valoniaccen und Vaucheriacecn ist der Farbstoff
Chlorophyll. Dasselbe liegt in der Zelle als sogenanntes formloses, besser freies Chlorophyll
, und schliesst in der Regel ein oder mehrere Chlorophyllbläschen ein. Innerhalb
des Chlorophylls und neben demselben treten im Verlaufe des Zellenlebcns häufig
Stärkekörner und farblose Oeltröpfchen auf. Das Chlorophyll der einzelligen Algen ist
schön grün oder g elb g rü n ; wenn es mit Stärke oder Oel gemengt is t, so erscheint es
dunkelgrün, aber nie blaugrün oder spangrün. Verdünnte Säuren und Alcalien verändern
seine Farbe nicht.
Bei einigen ändern Gattungen einzelliger Algen, nämlich bei den Chroococcaceen wird
der Zelleninhalt durch einen eigenthümlichen Farbstoff lingirt. Derselbe findet sich auch
in allen Nostochaceen (Oscillarieen, Leplothricheen, Limnochlidecn, Nostocceen, Scyto-
nemeen, Lyngbyeen, Calothricheen, Mastichothricheen und Rivularieen von Kützing). Am
häufigsten ist er blaugrün (sp an g rü n ), sehr häufig orange ( ziegelroth), zuweilen scheint