C h r o o c o c c a c c a e .
Einzellige Algen ohne Spitzenwachslhum und ohne Astbildung; Inhalt
freies Phycochrom oline Farbbläschen; Membran nichl kieselhaltig; F o r t-
Pflanzung: durch Tlieilimg'.
Zu dieser Ordnung gehören Formen ans den Gattungen (Kützing’s) Protococcus, Mi-
crohaloa, Microcystis, Palmella, Coccochloris, Gloeocapsa, und die Gattungen Merismopoedia,
Polycoccus?, Coccochloris, Entopbysalis? , Hydrococcus?
Die Chroococcaceen unterscheiden sich von allen ändern einzelligen Algen durch den
Farbstoff, dessen Eigenschaften oben (pag. 5) angegeben wurden. Sie sind daher meist
spangrün oder orangegelb, und zeigen nie die grüne oder geihgrüne Farbe des Chlorophylls;
an sehr kleinen Formen ist die Färbung nichl an den einzelnen Zellen, sondern
nur an dem ganzen Lager zu erkennen. Sie können durch den blossen Anblick sogleich
von den Palmellaceen, Desmidiaceen, Protococcaceen und Exococcaceen unterschieden
werden, die entweder die characterislische Färbung des Chlorophylls zeigen oder seltener
statt dessen ein (orange- oder roth-) gefärbtes Oel enthalten. Von den beiden letztgenannten
Ordnungen sind sie überdem durch die Fortpflanzung, und von den beiden
erstem dadurch verschieden, dass die Chroococcaceen keine Farbbläschen enthalten, während
wahrscheinlich alle Palmellaceen und alle Desmidiaccen ein oder mehrere Chloro-
phyilbläschen besitzen. Von den Diatomaceen unterscheidet sie ebensowohl die Eigcn-
thümiichkeit des Farbstoffes, als der Mangel des Kieselpanzers, welcher den Diatomaceen
eine eckige, mit scharfen Kanten und in der Regel mit ebenen Endflächen versehene
Gestalt verleiht, indess die Zellen der Chroococcaceen üb erall, wo sie nicht an andere
Zellen anstossen, eine abgerundete Oberfläche zeigen.
Die Chroococcaceen haben eine sehr grosse Verwandtschaft zu den Nostochaceen
(Nostoc, Cylindrospermum, Phormidium, Oscillaria, Scytonema, Rivularia, Schizosiphon
etc.). Es besteht durchaus keine andere Verschiedenheit, als dass die erstem einzellig,
die letztem mehrzellig sind. Die Zellen selber der Chroococcaceen sind aber von den
Zellen der Nostochaceen nicht durch das geringste Merkmal zu unterscheiden.
Die Zellen der Chroococcaceen, wenn sie vereinzelt Vorkommen, sind kugelig, ellipsoidisch,
oder cylindrisch, so dass der Längendurchmesscr die Dicke bis 6 Mal üher-
trifft. Der Inhalt ist homogen, seltener mil kleinen Körnchen vermischt, und erfüllt gewöhnlich
das ganze Lumen als eine continuirliehe, glcichmässige Masse; bei grössern
Formen treten zuweilen in derselben hohle, mit Wasser gefüllte Räume auf. Kerne so
wie andere Bläschen sind noch nicht beobachtet worden. Die Zellwandung varirt von
der grössten Dünnheit, wo sie hloss als Linie zu bemerken is l, bis zu sehr beträchtlicher,
dem Durchmesser des Lumens gleichkornmender oder denselben mehrmals üherlreffender
Dicke. Doch glaube ich, dass in allen Fällen den Chroococcaceen eine reichliche Gallertausscheidung
zukömmt, denn auch an denjenigen F o rm en , deren (freie) Zellen eine dünne
Membran besitzen, bemerkt man zuweilen ausserhalb derselben eine beträchtliche Gallertmasse,
von der die Zellen eingehüUt sind, und die von ihnen gebildet wurde (so bei
Chroococcus minor). Bei der Fortpflanzung theilt sich je eine Zelle in zwei; die Theilung
geschieht entweder fortwährend in der Richtung der L in ie, oder abwechselnd in den
zwei Richtungen der Fläche, oder in allen Richtungen des Raumes. Die Zellen sind unbeweglich,
indem sie weder schwärmen, noch auch sonst eine sichtbare forlrückende Bewegung
zeigen. — Die Chroococcaceen leben selten vereinzelt; es scheint diess nur dann
der Fall zu s e in , wenn sie eine sehr weiche Gallerte erzeugen, welche sich schnell verflüssigt
und die Zellen nicht zusammen zu halten vermag. Zuweilen sind sie in ein gallertartiges
Lager vereinigt. Am häufigsten jedoch trifft man sie zu Familien verbunden.
Tn den beiden erstem Fällen bilden alle Generationen eine ununterbrochene Reihe. Im
letzten Falle sind die Generationenreihen meist wenig deutlich geschieden, indem die Uebergangsgenerationen
sich von den Reiheugenerationen hloss dadurch unterscheiden, dass ihre
Individuen sich trennen und vereinzelt leben , während die der letztem zu Familien verbunden
sind. Doch ist dieses Merkmal nicht immer ein bestimmtes, da zuweilen die Familien
nicht in die einzelnen Individuen, sondern nur in kleinere Familien zerfallen. Coelosphaerium
scheint die einzige Gattung zu sein, wo die Uehergangsgeneration auch noch
dadurch sich aulzeichnet, dass mit ihr eine etwas modifizirte Zellenbildung beginnt.
Chroococcus .
(T a b . I. A .)
Theilung abwechselnd in allen Richlungen des Raumes bei den successiven
Generationen; Zellen kugelig, mit dünnen AVaiidungen, einzeln oder
in kleine kugelige und würfelförmige Familien vereinigt.