Hi
’I
lf
'
Untor diesen Umständen sind zweierlei ßchandlungsweisen denkbar; die eine stellt
alle Formen neben einander, ordnet sie in Gruppen zusammen, und abstrahirl aus jeder
derselben eine Gattiiiigsdiagnose, welche auf alle ihre Formen, so weit sie erkannt sind,
passl. Es ist diess eine lloristische Gattung, welche ihrer Entstehung gemäss auf möglichst
äusserliche Merkmale gegründet ist, und welche bloss den Werth h a t, dass sie
das Auftinden der Namen der Formen ermöglicht; ausgezeichnete Beispiele für die flori-
stische Gattung sind z. B. P rotococ cus, Palmella, Gloeocapsa (Kütz.), welche meist leicht
zu erkennen s in d , aber ganz verschiedene Typen in sich vereinigen. Die andere Behandlungsweise
geht von einzelnen Formen aus, die' nach iliren verschiedenen Verhältnissen
möglichst vollständig und genau erkannt sind, und stellt dieselben als Galtungsrcpräsen-
tanten auf. Es werden so viele Gattungen unterschieden, als Repräsentanten, die sich
in wesentlichen und absoluten Merkmalen von einander“unterscheiden, vorhanden sind;
die übrigen Formen werden zu denjenigen Gattungen gestellt, von deren Repräsentanten
sie hloss relativ verschieden sind, oder mit denen sie , wenn man sie nur unvollständig
kennt, in den erkannten Eigenschaften übereinstimmen. Dieses letztere Verfahren scheint
mir für den gegenwärtigen Standpunct das einzige zu sein , welches wissenschaftlichen
Werth h a t, welches die Möglichkeit des wissenschaftlichen Fortschrittes in sich schliesst,
und geeignet ist, zu wirklich natürlichen Gattungen zu führen. Man könnte einwenden,
dass dieses Verfahren eine unzweckmässige Vermehrung der Gattungen nothwendig mache.
Einerseits aber ist die Vermehrung nicht gar beträchtlich; anderseits isl es besser,
kleinere und feste Gattungen zu haben, als grössere, welche samnit ihren Diagnosen
bei der Ungewissheit, welche Merkmale die wesentlichem und wichtigem sind,
fortwährend verändert werden, und denen man bald die, bald andere Formen unlerord-
net; von besonderer Wichtigkeit ist es ab e r, dass durch dieses Verfahren einheitliche und
scharf characlerisirte Gallungsbegriffe gebildet werden, weiche in Ermanglung von Spe-
cieshegriffen in dieser Form als Grundlage eines natürlichen Systems durchaus nolhwen-
dig sind, welche immer ihren Werth behalten und später einmal, wenn natürliche Arten
begründet und die Gattungen zusammengezogen werden k ö nnen, doch als Untergattungen
fortbestehen werden.
Wenn das vorgeschlagene Verfahren angenommen wird, so folgt von selbst, dass
bei jed er Gattung die Form genannt werden muss, welche als Repräsentant oder Typus
zu betrachten is t: und es möchte am passendsten sein, sie unmittelbar hinter die Gal-
tungsdiagnose, gleichsam als zu derselben gehörend, zu stellen. Die Beobachtung dieser
Regel würde, die Benennungen der Algengatlungen für alle Zukunft sicher stellen, und
sie vor dem Schicksal bewahren, das so viele der frühem Gattungsnamen theilen, nämlich,
dass man nicht wciss, wofür sie gelten sollen, und dass, wenn sie noch gel)rauchl
werden, sie mehr dem neuern Forscher angehören, der sie für irgend einen Typus adop-
tirt h at, als dem altern, der sie construirle und der desshalb als Autor genannt wird.