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/. Chroococcaceac — Zelle ohne Spitzenwachsthum und ohne Astbildung; Inhalt freies
Phycochrom ohne Farbbläschen; Membran nicht kies'hlhaUig; Fortpflanzung durch Theilung.
— (Chroococcus, Gloeocapsa, Anacystis, Merismopoedia ctc.)
II. Diatomaceae — Zelle ohne Spitzenwachsthum und ohne Astbiidung; Inhalt freies
Diatomin, oder in vielen wandständigen Farbbläschen; Membran kieselhaltig; Fortpflanzung
durch Theilung.
lU. Palmellaceae - Zelle ohne Spitzenwachsthum und ohne Astbiidung; Inhalt freies
Chlorophyll (zuweilen in ein orangefarbenes oder rothes Oel übergehend) oder Erylhrophyll
mit einem Farbbläschen; Alembran nicht kieselhaltig; Fortpflanzung durch Thei-
lung. — (Pleurococcus, Gonium, Tetraspora, Hormospora, Scenodesmus, Pediastrum etc.)
IV. Desmidiaceae — Zelle ohne Spitzenwachsthum und ohne vegetative Astbiidung;
Inhalt paa rig, bestehend in freiem Chlorophyll, welches in der Mitte durch ein Rernbläschen
unterbrochen i s t , und in jed er Zellenhälfte 1 oder mehrere Chlorophyllbläschen
enthält; Alemhran nicht kieselhaltig; Fortpflanzung durch Theilung, in einzelnen (Ucbcr-
gangs-) Generationen durch Copulation. — (Desmidium, Phycastrum, Eua strum, Closterium,
Cyliiidrocystis etc.)
V. Protococcaceae — Zelle ohne Spitzenwachsthum und ohne Astbiidung; Inhalt freies
Chlorophyll und in Bläschen, welches zuweilen mit einem orangefarbenen oder rothen
Oel ahwechselt; Membran nicht kieselhaltig; Fortpflanzung durch freie Zellenbildung. —
Protococcus, Chlorococcum, Hydrodictyon etc.)
M. Exococcaceae — Zelle ohne Spitzenwachsthum und ohne vegetative Astbiidung;
Inhalt freies Chlorophyll; Meml)ran nicht kieselhaltig; Fortpflanzung durch Abschnürung.
17/. \aloniaceae — Zelle mil vegetativer Astbiidung und Spitzenwachsthum in den
Aesten; Inhalt wandständige Chlorophyllhläschen; Membran nicht kieselhaltig; Fortpflanzung
durch freie Zellenbildung.
^HI. Vaucheriaceae — Zelle mit vegetativer Astbildung und Spilzenwachsthum in den
Aesten: Inhalt wandständige Chlorophyllhläschen; Membran nicht kieselhaltig; Fortpflanzung
durch Abschnürung, zuweilen mit Copulation verbunden.
1) Bryopsideae — Verästelungen der Zelle frei.
2) Codieae — Verästelungen der Zelle in ein gewebeartiges Geflecht verbunden.
Die Eintheilung der Ordnungen selbst in ünlerabtheilungen, in Gattungen und Arten
hat bei jed er einzelnen ihre eigenen Regeln. Doch glaube ich hier noch eine Bemerkung
machen zu müssen, die für die systematische Eintheilung aller einzelligen und vieler mehrzelligen
^wenigstens der niedrigem^ Algen gilt. F ü r die ganze Naturgeschichte besteht das
Axiom, dass alle Systematisirung sich auf die Species, als den speziellsten Begriff gründen,
und von demselben ausgehend zu allgemeinem Begriffen fortschreilen muss. Dasselbe
hat auch für die niedern Algen grundsätzlich seine unbestreitbare Richtigkeit; allein ich
erachte seine Anwendbarkeit aus innern und äussern Gründen für einmal als eine Unmöglichkeit.
Der Speciesbegriff ist bei den niedern Algen noch nie zur Anerkennung
gelangt, und in neuester Zeit ist man gewiss weniger als je d a ran , ihm nahe zu sein.
Der Versuch, den Speciesbegriff in dem zahllosen Heer der Formen herzustellen, könnte
nur dazu dienen, die grösste Verwirrung hervorzubringen, wenn es nicht möglich wäre,
die Reform mit Sicherheit und Vollständigkeit durchzuführen. Doch ist die Kenntniss der
niedern Algen noch lange nicht so weit vorgerückt, um an die Ausführung eines solchen
Problems zu gehen. Die Aufgabe der gegenwärtigen Algologie scheint mir darin zu lieg
en , die Formen so genau und vollständig wie möglich zu stu d iren , und für einmal
noch als gesondert neben einander zu stellen.
Wenn aber der Speciesbegriff noch nicht rcalisirt werden kann , so muss an seine
Stelle der Gattungsbegriff treten und die Basis der Systematisirung bilden. Derselbe isl
daher gerade bei den niedern Algen mit grösster Vorsicht und Genauigkeit zu behandeln.
E r muss in der Regel einen speziellen Begriff rep räsen tiren , und n ic h t, wie es jetzt meist
der Fall i s t , einen willkürlichen Rahmen für ein beliebiges Conglomerat von Formen
darstellen. Das Verhältniss von Gattung und Art hei den hohem Pflanzen ist ein ganz
anderes als das Verhältniss von Gattung und F o rm , wie es der gegenwärtige Stand der
Algologie verlangt. Die Phanerogamengatlung ist ein allgemeiner Begriff mit bestimmten
Merkmalen, dem alle Arten untergeordnet werden , welche diese Merkmale besitzen. Die
Untersuchung von einem oder wenigen Exemplaren einer Pflanze genügt in der Regel, um mit
Sicherheit die Gattung zu bestimmen, zu welcher sie gehört. Bei den niedern Algen entscheidet
sehr oft eine einzige Untersuchung, wenn sie auch Hunderte von Individuen umfasst,
noch wenig; es gibt solche, welche man anhaltend beobachten muss, um ihre Geschichte,
auf die es ankömmt, kennen zu lernen, namentlich diejenigen, deren Zellen zu gewissen
Zeilen schwärmen; cs braucht oft jahrelanges Forschen um die Fortpflanzung oder um
die verschiedenen Arten der Fortpflanzung zu sehen (so ist es mir in Zürich, wo ein
grosser Reichthum an Desmidiaceen is t, noch nicht gelungen, die Conjugation an mehr
als an einer Form zu beobachten). Bei allen niedern Aigen gibt cs ferner Formen, die
so klein sind, dass man gar wenig an ihnen mit unsern microscopischen Instrumenten
wahrnimmt. Dennoch dürfen bei einer systematischen Aufzählung auch diese nichl vernachlässigt
\^erden.