naten als orangefarbene Formen auf meinem Zimmer, und vermehren sich in diesem Zustande,
nehmen auch stellenweise wieder eine grüne Farbe an. Palmella miniaia und
Pleurococcus miniatus sind constant orangefarben, und die grünen Zellen, welche man in
ihrem Lager findet, bilden die Ausnahme. — Wahrscheinlich muss hier auch Protococcus
nivalis genannt werden, welcher im normalen Zustande roth gefärbt is t, in Fläschchen
aufbewahrt aber ganz oder iheilweise sich in grüne Zellen verwandelt; man findet darunter
solche, deren Inhalt zur Hälfte noch r o th , zur Hälfte schon grün ist. Diese grüne
Farbe gleicht dem Chlorophyll, und wird wahrscheinlich auch durch solches hervorgebracht.
h. Morphologische Verhältnisse des Zelleninhaltes.
Die morphologischen Verhältnisse des Zelleninhaltes sind bei den einzelligen Algen
äusserst manigfaltig. Der unlösliche In h alt, welcher in Allen vorhanden is t, besteht aus
Schleim {eine Mischung von Proleinverbindungen mit Gummi); derselbe wird in der Regel
durch einen Farbstoff tingirt. Dieser gefärbte Schleim erfüllt häufig die ganze Zelle,
wie diess namentlich bei den meisten Chroococcaceen und einigen Gattungen der Palmellaceen,
Protococcaceen und Exococcaceen der Fall ist. Zuweilen bildet derselbe bloss
ein vollständiges oder partielles Wandbeleg, so namentlich in vielen Diatomaceen, ferner
in einigen chlorophyllhaltigen Zellen, wie Hormospora, Tachygonium etc. Nicht selten
tritt er in Form von Bändern und Streifen au f, welche an der Wandung liegen {bei mehreren
Diatomaceen, ferner hei Pleurotaenia) oder frei durch das Lumen der Zelle ausge-
spannl sind, wie diess bei den meisten Desmidiaccen der Fall ist.
Innerhalb und neben dem gefärbten Schleim bilden sich häufig Slärkekörner und Oeltröpfchen,
w^elche zuweilen so sehr sich vermehren, dass jen er dabei fast ganz resorbirt
wird-, wie diess zuweilen bei den Diatomaceen, häufiger aber bei den chlorophyllhaltigen,
einzelligen Algen vorkömrat.
Bei den einzelligen Algen, welche Diatomin und Phycochrom enthalten, sind sonst
keine weitern Organisationsverhältnisse im Zeileninhalte erkannt. Einigemal glaubte ich
bei Diatomaceen ein Kernhläschcn mit Kernchen zu sehen; da aber diese Erscheinung
unter so vielen beobachteten Formen sich so selten zeigte, so hin ich zuletzt über
deren Bedeutung doch im Zweifel geblieben. Bei einigen Diatomaceen tritt ferner der
Farbstoff in kleinen, wandständigen, halbkugeligen Massen auf, welche wahrscheinlich
Farbbläschen sind; dieselben lösen sich zuweilen von der Wandung los, und bewegen sich
nach Art der Schwärmzellen im Lumen umher (so bei Melosira varians Ag.), was dafür
spricht, dass sie nicht blosse Zusammenhäufungen von Inhalt, sondern mit einer bestimmten
Organisation begabt sind.
Unter den chlorophyllhaltigen einzelligen Algen besitzen bloss einige Gattungen der
Desmidiaccen mit Sicherheit einen Kern; es ist ein centrales, ziemlich grosses, helles
Rernbläschen mit einem Kernchen.
Ausserdem finden sich fast in allen chlorophyllhaltigen Gattungen ein oder mehrere
Ghlorophyllhläschen, welche meist in regelmässiger Zahl und Anordnung auftreten, und
das Ansehen von Körnern oder auch von Kernen zeigen. Sie sind einzeln im Innern der
Zellen hei den Palinellaccen, paarig zu 2 , 4 oder mehrcrn ebenfalls im Innern des Lumens
hei den meisten Desmidiaccen vorhanden; sie liegen zu vielen an der innern Oberfläche der
Wandung hei Pleurotaenia und hei den Valoniaceen und Vaucheriaceen. Im letztem
Falle hat es keine Schwierigkeit, sie als Chlorophyllbläschen zu erkennen, in deren grünem
Inhalte ein oder mehrere Stärkekörner sich befinden. *) Wenn sie aber mitten im
Chlorophyll liegen, so ist es schwer, ihre Natur zu bestimmen, zumal da ihr constantes,
einzelnes Vorkommen bei den Palmellaceen leicht zu der Meinung f ü h r t, dass es Kerne
seien, und da sie mit Jod eine dunkelbraune Farbe zeigen, während das sie umgebende
Chlorophyll heller braun wird. Da die Erkenntniss dieser Gebilde für die Physiologie
und Systematik der einzelligen Algen von grösstcr Wichtigkeit ist (man denke z. B. nur
an die Deutungen Ehrenherg’s , W'clcher sie für animalische Samendrüsen halt), so stellte
ich eine vergleichende Untersuchung derselben an. Schon das äussere Ansehen, wenn
man eine Beihc von Gattungen betrachtet h a t, zeigt, dass es die gleichen Gebilde sind,
welche bei den mehrzelligen chlorophyllhaltigen Algen verkommen, z. B. hei Zygnema,
Mougeotia, Spirogyra, Sphaeroplea, Conferva u. s. w. Die Indentität wird aber durch
eine genauere Untersuchung zur vollständigen Gewissheit. Ich werde auf die Details an
einem ändern Orte näher e in treten , und bemerke hier bloss, dass das Verhalten in ab-
sterbendcn Zellen, wo der gefärbte Inhalt ganz oder grösstentheils verschwunden oder
statt dessen farbloses Oel entstanden w a r, ferner das Verhalten in solchen Zellen, die
mit verschiedenen Reagenlien behandelt wurden, namentlich in solchen, wo der Farbstoff
durch Alcohol ausgezogen worden w a r, und endlich das Verhalten derselben, nachdem
sie durch Zcrreissen der Zellen isolirt wurden, für die einzelligen und mehrzelligen Algen
folgende ühercmstimmende Resultate gab. Die grünen oder dunklen oder auch hellen und
weisslichcn Körper, welche im Chlorophyll liegen, sind Chlorophyllbläschen. Dieselben
0 Vgl. die D eue ro A lg e n s y s tem e , T a b . I. Og. 4 0 - T a b . II. fig. 21 — 23.
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