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zelncn Zellen anhängend gesehen wird. — Nichl zu verwechseln mil dieser eigenlhümli-
chen und so zu sagen instinclmässigen Bewegung isl die so häufige Erscheinung, dass
kleine Rasen von xAlgen, getragen durch Blasen von Kohlensäure, die sie selber oder
andere Algen und Wasserpflanzen ausgeschieden h ab e n , in die Höhe gehoben werden.
Eine dritte Art der eigenthümlichen Bewegung ist das langsame Vor- und Zurückgehen,
welches an mehreren Diatomaceen und Desmidiaceen (Closterium' beobachtet wird.
Diese Zellen besitzen keine Bewegungsorgane. Da sie aber in Folge ihres Ernähruiigs-
proccsses flüssige Sloffe aufnehmen und ausscheiden, so muss die Zelle in Bewegung ge-
ralh en , wenn die Anziehung und die Ausstossung der Flüssigkeiten ungleich auf die Partieen
der Oberfläche vertheill und so lebhaft is t, dass der Widerstand des Wassers überwunden
wird. Man findet daher die Bewegung vorzüglich hei solchen Zellen, welche wegen
ihrer spindelförmigen Gestalt leicht das Wasser durchschnciden; auch bewegen sich diese
Zellen nicht anders als in der Richtung ihres langen Durchmessers. Wenn die eine Hälfte
einer spindelförmigen oder ellipsoidischen Zelle vorzüglich oder ausschliesslich Stoffe aufnimmt,
die andere Hälfte dagegen abgibt, so bewegt sich die Zelle nach der Seite h in ,
wo die Aufnahme statt hat. Da aber an diesen Zellen beide Zcllenhälflen in physiologischer
und morphologischer Beziehung vollkommen gleich sind , so ist cs bald die eine
bald die andere, welche aufnimmt oder abgibl, und somit bewegt sich auch die Zelle
bald nach der einen, bald nach der entgegengesetzten Richtung hin.
Die vierte und letzte Art der eigenthümlichen Bewegung endlich ist das Schwärmen,
welches bei vielen Palmellaceen, bei Protococcaceen (Hydrodiclyon) und hei der einen
Art der Keimzellen von Vaucheriaceen vorkömmt. Es ist vollkommen die gleiche E rscheinung,
wie das Schwärmen der Keimzellen von mehrzelligen Algen (ü lo th rix , Conferva,
Chaelophora etc.). Gewöhnlich sind es die einzelnen Individuen, welche schwärmen,
selten sind es Familien, die aus mehreren Individuen bestehen. Die Schwärmzellen
haben meist eine eiförmige oder kurzhirnförmige, seltener eine kugelige Gestalt; sie tragen
an dem schmälern farblosen Ende zwei oder vier oder einen Kranz von sehr feinen
Wümpern, oder sie sind an der ganzen Oberfläche mit solchen Wimpern bedeckt (bei Vaucheria
clavata'. Die Bewegung erscheint unter dem Microscop sehr ra s ch , etwas infu-
sorienähulich, und besteht in einem stetigen F o rtrü ck en , wobei das hyaline, schmälere
Ende in der Regel vorangeht und die Zelle sich fortwährend um ihre Längenachse dreht.
Obgleich das Schwärmen Aehnlichkeit mit infusoricller Bewegung zeigt, so mangelt demselben
doch offenbar die Spontaneität des letztem. Die Infusorien gehen vorwärts, prallen
zu rü ck , biegen um , kehren zu rü c k , alles nach Willkür; die Schwärmzellen verfolgen
gleichmässig ihre meist ziemlich geraden Bahnen, und hiegen nur ah oder kehren um ,
wenn sie durch ein Hinderniss, auf das sie stossen, in eine andere Richtung versetzt
werden. Ausserdem ist die Wandung der Schwärmzellen, w'enn auch äusserst za rt, doch
starr und unbeweglich, während bei den Infusorien entweder die Membran deutlich contráctil
oder die Anhänge derselben (Wimpern) beweglich sind. — Die Schwarmzeit dauert
nicht lange. Alle Schwärmzellen stimmen darin mit einander ü b e re in , dass sie zuerst
entweder in Mutlerzellen oder in Hüllmembranen eingeschlossen sind, dass sie, gleichsam
wenn der Zustand der Reife für das Schwärmen eingctrelen ist, dieselben verlassen und
im Wasser herumschwimmen, nachdem sie sich zuerst einige Zeit in der frühem Hülle,
wenn Raum dafür vorhanden is t, herum bewegten, bis dieselbe platzte und sie die Oeff-
nung zum Hinausschlüpfen fanden. Nachdem das Schwärmen kurze Zeit gedauert h a t,
so gelangt die Zelle zur Ruhe, wobei sie sich gewöhnlich mil dem hyalinen Wimperende
festselzt, und sie bekömmt die Fähigkeit zu schwärmen nicht wieder. — Noch isl der
Thatsache zu erwähnen, dass die Schwärmzellen sich nach dem Lichte hin bewegen, so
dass in einem flachen, mit Wasser gefüllten Teller dieselben sich alle an dem Rande
ansammeln, von wo das Licht ins Zimmer fällt, und wenn man den Teller umdreht, über
die ganze Wasserfläche wieder zu dem nach dem Lichte gekehrten Rande hinschwim-
men. — Von schwärmenden Familien sind mir nur zwei Beispiele bek an n t: die Kugeln
von Botryocystis, welche aus 8 oder aus 16 Zellen bestehen, drehen sich um ihre Achse
und rücken vorwärts, in ähnlicher A rt, wie es die einzelnen Zellen th u n ; die Täfelchen
von Gonium, die aus 8 Zellen zusammengesetzt sind, drehen sich ebenfalls, und zwar wie
eine Scheibe um die kurze Achse, und schreiten langsam vorwärts, in der Weise, dass
auf derjenigen Fläche des Täfelchens, welche v o ran g eh t, die hyalinen Enden und Wimpern
aller Zellen liegen. Bei Botryocystis und Gonium schwärmen auch die einzelnecf
Zellen. Bei der letztem Gattung lösen sich Zellen von dem schwärmenden Täfelchen los und
schwimmen herum; indess dieses, nachdem es defekt geworden und Theile verloren hat,
forlfährt, sich auf die gleiche Weise zu bewegen, bis es ganz in die einzelnen Zellen
zerfallen ist.
Die Ursache des Schwärmens scheint mir die nämliche zu sein , warum sich Diato-
raaceen und Desmidiaceen langsam bewegen. Sie kann aber für die Schwärmzellen insbesondere
als erhöhte Lcbenslhätigkeit bezeichnet werden, welche durch eine lebhaftere
Endosmose und Exosmose sich kund gibt. Ich führe dafür folgende Gründe an. Die
Schwärmzellen bewegen sich mit dem farblosen schmälern Ende v o ra n , und setzen sich
mit demselben fest; dasselbe ist als Wurzelende zu b etrachten, denn es wird bei den