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nach einer Seite zu ausgebreitel. B lum e n s t ie lc h e n 4 bis 6 von einem Punkte des Halmes ausgehend,
und an der Basis mit einem Wulst umgeben, sehr dünn, sich nach der Spitze zu verjüngend. Aehrchen
hängend, zwey bis dreysamig, eingrannig. R e ic h s p e lz e n länglich, an der Basis etwas aufgeblasen,
zugespilzt, dünnhäutig, fast durchsichtig, gelb, glatt, mit 8 bis 9 der Länge nach parallellaufenden
erhabenen Linien bezeichnet. B lum en sp e lz en kürzer als die Reichspelzen, weifelichgelb, glatt, den
Samen fest einschliefeend; eine der zwey äufeern in einem Aehrchen, auf der Mitte des Rückens gegrannt,
die andere ungegrannt. Samen hell, graulich weife, fein behaart, an der Spitze bärtig, weich und
sehr mehlig.
Der weifee gegrannte Bispenhafer scheint der Stammvater aller übrigen Bispenhafer zu seyn, die
sich immer nur durch Farbe, Grannenlosigkeit, Beifzeit und Bestaudung von ihm unterscheiden, Ra-
raktere die aber nicht beständig sind, sondern vom Boden und klimatischen Verhältnissen abhängen.
Dieser Hafer ist am allgemeinsten über einen grofeen Theii der Erde verbreitet, er gedeihet sowohl
auf hohen Gebirgen als in Niederungen, in leichtem, so wie in schwerem Boden. Vorzüglich bestockt
er sich in Neubrüchen und ausgetrockneten Sümpfen, wo der Ertrag oft zwanzigfältig ist, doch sind
die Samen des Hafers im Gebirge erzogen vorzüglicher. Die Saat mufe vor allen übrigen Sommerfrüchten
bestellt werden, indem er meist eine längere Vegetationszeit erfordert als selbige. Die Beifzeit ist in
unsem Gegenden meist von Anfang bis Ende August.
Der weifee gegrannte Hafer gehört zu den nützlichsten Getreidearten; er ist beinahe an jedes Rlima
zu gewöhnen, verträgt geringen Boden, wenig Dünger, und kann da, wo durchaus keine andere Getreide
mehr gedeihen wollen, kultivirt werden. Er verdient übrigens in vielen Gegenden eine sorgfältigere
Cultur, wo dann der Ertrag sich auch weit höher steigern wird. Die alten Deutschen genossen
den Hafer unter verschiedenen Formen zur Speise. In Norwegen, Schweden und mehreren
andern Ländern, ist der Hafer die gangbarste Brodfrucht, und nicht selten werden vom gemeinen
Volke Baumrinden darunter gemengt und so als Speise genossen.
Auch soll in Schweden und Sachsen aus dem Hafer Bier gebraut werden. Der Gebrauch in
Deutschland in der Land- und Hauswirthschaft ist hinlänglich bekannt, besonders dient er zu Fütterung
der Pferde, und der erfahrene Landwirth wird hiezu nicht leicht eine andere Getreideart'vorziehen.
Ein Mäfechen Samen vom Jahrgang 1823, wog 26 Loth Röln. Markgew.
i 3 . Avena sativa. Rispenhafer.
ß ƒ Glumelia alba, mutica.
\ Blumenspelze weife, ungegrannt.
W e ifs e r u n g e g ra n n te r Bisp en h a fe r .
Avena sativa. Arduin in Saggi scient. letter. Acad. d. Padova. I I. pag. io 3 . — Var. Flor, muticis. Persoön Synop. I.
pag. 100. = Var. flosculis Omnibus muticis. Roem. et Schult. I I. pag. 668.
Deut. Gemeiner Hafer ohne Grannen.
Franz. Avoine ordinaire, blanche et sans harhes.
Ital. Avena. Vena. Biada.
Tab. XII. Fig. A. Rispe. *) c. 1. Reichspelze. 2. und 3. Samen. 4* Querdurchschnitt des Samens.
Der ungegrannte weifee Rispenhafer untrerscheidet sich von dem vorhergegangenen, durch Grannenlosigkeit,
alle übrige Raraktere haben sie sonst ganz mit einander gemein.
Herr Wagini beschreibt eine Menge Haferarten, die wahrscheinlich hierher gehören. So z. B. der
schwere englische Hafer oder auch polnischer, spanischer und reicher Hafer, der dreykörnige Hafer,
Avena trisperma, und der englische weifee Hafer, Hafer aus Birningham, ebenso der georgische und
podolische Hafer von Herrn Burger (Lehrb. d. Landwirthsch. II. pag. 52.) die sich durch ihren vor-
) Die an den Blumenspelzen befindlichen Grannen, finden in der Natur nicht statt. Man hat durch die Hinweglassung der ungo-
grannten Abarten von Av. sativa und Av. oricntalis, welche im übrigen deu gegrannten Abarten ganz gleich sind, die Ersparung
einer Tafel bezwecken wollen.
züglichen, aber doch nicht hinlänglich näcbgewiesenen Ertrag unterscheiden sollen, gehören hierher.
Der weifee ungegrannte Hafer wird in den Rheingegenden häufig angebaut, er hat ebenfalls gleiche Rul-
turart und gedeiht in demselben Boden und Gegenden, wie der weifee gegrannte Rispenhafer nur
behauptet man allgemein, dafe er, und besonders bey einer sorgfältigen Behandlung weit erträglicher
wäre.
Ein Mäfechen Samen, vom Jahrgang 1823, wog 27 Loth Rölner Markgew.
Hierher gehört ferner die, durch längere Ruiturzeit an frühere Reife gewöhnte Abart: Avena sativa
praecox, oder Augusthafer, Frühhafer, Frühhafer aus Georgien, prächtiger Hafer, Avena Georgiana
alba, Frühhafer aus Podolien, Avena podolica, Frühhafer aus Amerika (s. Wagini Anb. d. Getreid.
pag. g3. 96. 97 und 98. und Thaers Bat. Landw. IV. pag. 90).
Dieser frühe Hafer hat mit dem vorhergegangenen, in botanischer als auch ökonomischer Hinsicht
alles gemein, und wird blofe, wegen seiner frühen Reife, die öfters 2 bis 3 Wochen früher erfolgt, unterschieden;
ein Gegenstand der für den Landwirth von größtem Interesse seyn mufe, zumal für denjenigen,
der in hohen und rauhen Gebirgen wohnt, wo oft die Ernte in schlechten Jahren kaum zur
Reife gelangt. Es wäre sehr wünschenswerth, dafe dieser Hafer, der ganz gleiche Rulturart mit den
übrigen gemeinen Haferabarten hat, allgemeiner verbreitet würde.
i 3 . Avena sativa. Rispenhafer.
ri C Glumella nigra > aristata.
( Blumenspelze schwarz, gegrannt.
S chw a r z e r g e g ran n te r R isp en h a fe r .
Avena sativa nigra. Lin. spec. plant. I. pag. 118. t=: Lamarck. Encyc. metk. I. pag. 33i . z= Persoon Synop. I. pag. 100. =
Gmelin. Flor. Bad. I. pag. 2 53. = Thaer Rat. Landw. IV . pag. 89. et.90. = De Cand. Flor. Franc. I I I . pag. 34. —: Var. Sem.
nigro. Roem. et Schult. I I. pag. 668. = Var. C. Glumella nigra , aristata. Seringe mel. bot. pag. 160. Burger Lehrb. d.
Landw. II . pag. 51. = Trautmann Landwirthschaftsl. I I. pag. 23.
Deut. Schwarzer, glatter Hafer. Schwarzer Hafer. Waldhafer. Gebjrgshafer.
Franz. Avoine ordinaire, noire et barbue. Avoine noire.
Tab. XII. Fig. A. Rispe, a. 1. Relchspelze. 2. und 3. Samen. 4« Querdurchschnitt des Samens.
Der schwarze gegrannte Hafer unterscheidet sich von dem weifeen gegrannten durch schwarze
Blumenspelzen. Er hat mit demselben gleiche Rulturart, allein im Gehalt soll er ihn übertreffen. In
mehreren Gegenden wird der schwarze Hafer zur Pferdefütterung vorgezogen, was sich wohl auf das
Gesagte begründen mag. In der Gegend von Alzey seitwärts zwischen Worms und Mainz wird dieser
Hafer allgemein gebaut, und immer den übrigen Haferarten vorgezogen; die Reifzeit fällt dort gleichzeitig
mit unserm weifeen gegrannten Rispenhafer.
Ein Mäfechen Samen vom Jahrgang 1823, wog 26 Loth Rölner Markgew.
Man hat von dem schwarzen gegrannten Hafer auch eine Abart, die sich durch frühere Reifzeit
auszeichnet. Herr Wagini beschreibt sie unter dem Namen sehwarzer Augusthafer und früher schwärzer
Hafer aus Georgien. Ersterer soll bedeutend früher reifen und reichlicher lohnen als der weifee ge-
grannle Hafer, und der zweyte wird als Varietät von dem weifeen Augusthafer, der alsbald, durch
die Länge der Ruiturzeit, in denselben wieder übergehet, angegeben, und soll in gebirgigen Gegenden
Vorzüglich gedeihen; beyde sind aber wohl einerley hierher gehörige Spielarten.
i 3 . Avena sativa.
Glumella nigra} mutica.
Blumenspelze schwarz, ungegrannt.
Rispenhafer.
S c h w a r z e r u n g eg ran n te r Rispenhafer.
Avena sativa. Var. D. Glumella nigra, mutica. Seringe mel. bot. pag. x 60.
Franz, Avoine ordinaire noire et sans barbes.