
Halm 3 bis 3*/2 Fuß hoch, aufrecht, oben etwas hin und hergebogen, rund, markig und glatt.
B lä t te r 5 bis 7 Zoll lang, \ Zoll breit. A ehre 2% bis 3% Zoll lang, zweyreihig, ganz flach, dicht,
gleichbreit und abgestumpft. S p in d e l kurz gegliedert, dünn, sehr zerbrechlich, glatt, röthlich. Aehr -
chen 22 bis 28, dicht übereinander liegend, einsamig, meist eingrannig. K e lc h s p e lz e zusammengedrückt,
schief, zweyzahnig, glatt und bräunlich. A eu fse r e B lum en sp e lz e länger als die
Kelchspelze, zusammengedrückt, bräunlich, zuweilen feinhaarig. ' In n e re B lum en sp e lz e sehr
schmal, dünnhäutig, zugespitzt, den Samen etwas umschließend. Grannen so lang als die Aehre,
sehr dünn, zerbrechlich, ziemlich gleich, röthlich und rauh *). Samen ungleich, zusammengedrückt,
schief, gefurcht, der Rücken schmal und erhaben, graulichweiß, hell und mehlig.
Das Einkorn ßt in Deutschland, Frankreich-, Italien, Spanien und andern Ländern, unter obigen
Namen, als Sommer- und Winterfrucht gekannt; man bauet es aber größtentheils nur in gebirgigen
Gegenden und auf magerem Lande, das für Spelzen oder Weizen zu gering ist. Es wird meistens
über Winter gesäet, weil es strenge Fröste sehr gut aushält'und dann früher reift, als über Sommer.
Im Neckarthale ist der Ertrag auf gutem Mittellande i 5- bis löfältig; auf geringerem aber nur 8- bis
lofältig. Die Körner geben eine vorzügliche Graupe, die denen des Emmers gleich kommt, eben
so können sie zu Bier, Essig und Byodmehl benutzt werden; allein das Brod ist nicht sehr schmackhaft
und bekommt eine dunkelbraune Farbe. Zuweilen bauet man das Einkorn am Rande der Wälder,
weil die Aehren, vermöge der Grannen und dicken Spelzen nicht leicht vom Wilde angegriffen werden.
Das Einkorn ß t, in Gegendeü, wo es einmal gebauet worden, nicht leicht zu vertilgen und
mengt sich gar gerne unter die andern Getreidearten, besonders unter die Spelzen- und Emmerarten;
daher in einigen Gegenden der Aberglaube unter den gewöhnlichen Landwirthen, daß Spelz, mehrere
Jahre nacheinander an einem Orte gezogen, ohne die Satfrucht von einer andern Gegend bezogen zu
haben, in Einkorn ausarte. DasEinkorn scheint übrigens eine der ältesten Fruchtarten in Deutschland
zu seyn; man bauete es vor 3oo Jahren in der Gegend von Worms und andern Orten unter
dem Namen Dinkel, St Peterskorn oder Blicken. Im Westerich mengte man es damals unter Spelz,
zur Mastuog des Viehes. Obgleich diese Frucht dem Brande fast gar nicht unterworfen ist, so kann
sie, wegen des geringen Ertrages, und später Reife, doch nur an Orten, wo der Boden für anctere
Getreide zu rauh und mager ist, empfohlen werden.
Ein Mäßchen Samen mit den Spelzen vom Jahrgang 1823, wog 28 Loth; die davon erhaltenen
reinen Samen wogen 21% Loth Köln. Markgewicht.
//. S e c a le. Rocken.
Die Blüthen stehen in einer Aehre. .Die Aehre -rund, gleichbreit und gebogen. Die Spindel gegliedert,
zusammengedrückt und mit feinen Haaren besetzt. Die Aehrchen ungestielt abwechselnd in
zwey Reihen an die Spindel befestiget, zweyblüthig und zweysamig. Die Kelchspelzen zweyklappig,
gegeneinander überstehend, gleich, schmal, zusammengedrückt; der Rücken erhaben, und.in eine
feine Spitze ausgehend. Die Blumenspelzen zweyklappig; die äußere nachenförmig, zusammengedrückt,
in eine lange Granne ausgehend; mit einem erhabenen Rücken, der mit einer Linie steifen Häaren
besetzt ß t; die innere dünnhäutig, unbewaffnet, nachenförmig und mit einem flachen Rücken. Der
Samen lang, schmal, fast rund, die eine Seite etwas erhaben, die andere flach, oben abgestumpft,
borstig, innen mehlig und zuweilen glasig.
) Zuweilen fallen die Grannen bey der Reife ab , und die Aehre wird ganz grannenlos.
*. 8. Secale cereale. Rocken.
. C Spica simplici. {Sec. hybernum)
\ Aehre einfach. (Winterrocken.)
G em e in e r W in te r ro ck en .
Secale autumnale. • Tragus pag. 239.
- Secale cereale. Var. hybernum. Lin. spec. plant. 1. pag. 124. = Var. Secale hybernum. Lamarck Bncyc.meth. VIT. pag. 54.
— Host. Gram, austr. I I. Tab. 48. = Persoon Synop. I. pag. io8". = Gmelin Flor. Bad.I. pag. 2 7 7 .= De Cand. Flor. Franc. III.
' pag. 88. Nr0 1 672; == Kerner Abbild, all. oek. Pflanz. II . PI. i 58. = Roemer et Schult. II. pag. 773. — Var. A . Spica simplici.
Seringe mel. bot. pag. i 35. = Dierbach Flor. Heidelb. pag. 33. = W ag in i Anb. d. Getreid. pag. 53.
Deut. Gemeiner Roggen. Landroggen. Korn. Winterkorn. Roggen.
Franz. Seigle commun. Seigle cultivé. Seigle hyemale. Seigle de Céres.
Engl. Common Rye.
Tab. IX. Fig. A. Aehre. C. Aehrchen. a. 1. Kelchspelze. 2. Aeufsere Blumenspelze. 3. Innere Blumenspelze.
4" Samen. 5. Querdurchschnitt des Samens.
H a lm 4 bis 5 Fuß hoch, aufrecht, rund, hohl, nach oben etwas behaart und gebogen. B lä t te r
% Zoll breit, 6 bis 7 Zoll lang. A eh r e 3 bis 6 Zoll lang, gebogen, schlaff und rund. S p in d e l zusammengedrückt,
breit, glatt, am Rande und an den Knieen behaart, weiß und zerbrechlich. A eh r chen
24 bis 26, % Zoll lang, locker übereinander liegend, aufsitzend, an die Spindel gedrückt,
zweysamig, zweygrannig. K e lch s p e lz e sehr schmal, pfriemenförmig, % Zoll lang, Zoll breit,
dünn, weiß und glatt. A eu fse r e B lum en sp e lze % Zoll lang, zusammengedrückt, schief, zugespitzt,
gegrannt, weiß, den Samen halb umschließend, der Rücken erhaben, sägenartig und an den
Seiten mit zwey erhabenèn Streifen bezeichnet. In n e re B lum en sp e lze kürzer'als die äußere,
nachenförmig, dünnhäutig, weiß, unbewaffnet, mit einem flachen Rücken. Grannen 1 bis 2 Zoll
lang, aufrecht, weiß, sehr spitz und rauh. Samen % Zoll lang, cylindrisch gefurcht, dunkelgrau,
etwas runzlich und sehr mehlig, oben abgestumpft und behaart, unten zugespitzt.
Der Winterrocken ist im nördlichen Europa die geschätzteste Getreidepflanze, weil sie in den
kältesten Gegenden, wo jedes andere Getreide mehr gefährdet ist, sicherer wie dieses, zeitig wird. So
z. B. in den Kärntner Alpen, 3822 Fuß über der Meeresfläche, stoßen die Rockenfelder mit den Alpenwiesen
zusammen. In einem Klima, wo der Winterweizen noch zeitig wird, gedeiht der Winterrocken
am besten, und liefert dort den höchsten Ertrag. Er liebt einen Boden, der ein Uebergewicht an Sand
hat, und bringt unter diesem Verhältnisse, besonders in gebirgigen Gegenden, ein vorzüglicheres Mehl,
als der auf guten Feldern in Niederungen erzogene. Im ärmsten Boden, wo der Weizen nicht mehr
gebauet werden kann, gedeiht der Winterrocken, deshalb ßt er für sandige Gegenden eines der kostbarsten'Produkte
zum menschlichen Unterhalte. Der Boden wird durch ihn auch nicht so leicht
erschöpft, als von andern Fruchtarten. Die Aussat muß frühe geschehen, damit er sich vor Winter
gehörig bestockt, und im Frühling frühzeitig in die Halmen schießen kann. In unsern Rheingegenden
geschieht die Aussat von Anfang September bis halben October, und die Reife erfolgt 8 bß 12 Tage
früher als die des Weizens und der Spelz. In einigen Gegenden bestellt man die Aussat schon um
Johanni, wo er sich denn gegen den Herbst schon sehr stark bestockt, so daß er zur Grünfütterung
abgemähet werden kann; dennoch schießt er im Frühling gleichzeitig, mit dem im Herbste gesäeten,
in die Halmen, und bringt eine ziemlich beträchtliche Ernte von zwar kleineren, aber doch mehlreichen
Körnern. Dieses ist der sogenannte Johannisrocken, unter welchem mancher eine eigene
Rockenart vermuthet
Nebstdem, daß der Winterrocken den Bewohnern des nördlichen Europas als das vorzüglichste
Nahrungsmittel dient, so verbindet er damit noch mehrere Vorzüge, die andern Getreidearten abgehen.
So z. B. liefert er mehr, und ein vorzüglicheres Stroh als die Weizen, Hafer und Gersten, welches
nicht nur allein als gute Streu, Fütterung, Bedeckung der Häuser, zu Anheftung der Reben und
Pflanzen, Seile zum Binden der Fruchtgarben'und andern Benutzungen vorzüglich dient, sondern
auch noch als Material zur Fertigung der Strohhüte, Malten , Fußteppiche und anderem mehr verbraucht