
Die schwarze gemeine Gerste unterscheidet sich von der gemeinen Wintergerste, durch eine
schwarze mit einem blauen Beife überzogene Aehre , dunkelbraune Grannen und grau bestaubte
Blätter. Sie ist ebenfalls eine Winterfrucht, und hat mit der gemeinen Wintergerste gleiche Kulturart,
Ausdauer und Reifzeit. Diese Gerste steht im Ertrag ebenfalls der gemeinen Wintergerste gleich,
allein die Körner enthalten einen ungemein süfsen und weifsen Mehlstoff, welches wohl von dem
Einsaugen der Lichtstrahlen, welche schwarze Körper mehr wie andere concentriren, herkommen
möchte. Dem Vogelfrais ist sie wahrscheinlich, des bessern Geschmacks wegen, mehr als andere
Gersten ausgesetzt. Herr Polizey Director Fischer zählt diese Gerste mit zu den besten Getreidearten
(Allgemeiner Kameral- und Handelscorrespondent Jahrg. 1810. pag. 184.), es wäre demnach wün-
schenswerth, dafs mehrere Versuche im Grofsen damit aDgestellt würden ).
Ein Mäfschen Samen vom Jahrgang 1828, wog 1 Pfund 2 Loth Köln. Markgew.
1 o. Hordeum vulgare. Gemeine Gerste.
E. C Seminibus midis; Spica flavescente.
\ Samen nackt; Aehre gelblich.
N a ck te gemeine Gerste.
Hordeum vulgare.- Var. coeleste. Lin. spec. plant. I. pag. 1 2 5. £=3 Lamarck. Encyc. meth. IV . pag. 602. = : Var. B.
Viborg Abhandl. v . d. Gerste, pag. 18. := Persoon Synop. I. pag. 108. = Gmelin. Flor. Bad. I. pag. 279. = De Cand. Flor.
Franc. III. pag. 92. == Roem. et Schult. I I. pag. 79 1 . == Var. C. Seminibus nudis; spica flavescente. Seringe mel. bot. pag. 148.
Hordeum coeleste. Tbaer Rationelle Landwirthsch. IV . pag. 8b. et 85. = Schübler Dissert. pàg. ^9. — W agin i Anb. d.
Getreid. pag.' 68. Burger Lebrb. d. Landwirthsch. H, pag. 47* == Trautmann LandwirthsChaftslehre^II. pag. 21.
Deut. Vielzeilige nackte Gerste. Himmelsgerste. Weizenspelz. Nackte Gerste. Kleine nackte Gerste. Griefsgerste. Himmelskorn.
Aegyptisches Korn oder Roggen. Aegyptischer Rocken. Gerstweizen. Kernsamen. Sibirisch Korn. Jerusalemskorn. Davidskorn
oder Roggen. Kern. Weizengerste. Jerusalemsgerste. Vierzeilige nackte Gerste. Kleine nackte sechszeilige
Gerste. Thorgerste. Wallachisches Korn. Reisgerste.
Franz. Orge nue. Orge commune à graines nues. Orge de Jérusalem. Orge de Sibirie. Orge coeleste.
Ital. Orzo nudo. O. monstarolo.
Span. Hordiate Polau y . Verd.
Engl. Nakéd barley. Wheat barley. French barley.
Dän. Himmelbyg. Himmelkorn. Hevedebyg. Egyptisk Rug eller Korn.
Norw. Himmelbyg. Himmelkorn. Davidsbÿg. Thorebyg.
Tab. IX. Fig. B. Aehre. D. Aehrchen. e. 1. Kelchspelze. 2. Aeufsere Blumenspelze. 3. Innere Blumenspelze.
4- Samen. 5. Querdurchschnitt des Samens.
Die nackte gemeine Gerste unterscheidet sich von der gemeinen Wintergerste durch einen nackten
Samen, welcher zwar von den Blumenspelzen umschlossen ist, sich aber bey der Reife ablöset. (Zuweilen
fallen die Grannen ab , und die Aehre erscheint vollkommen wehrlos.) Diese Gerste wird in
Schweden, Norwegen und neuerdings in mehreren Gegenden Deutschlands angebaut, sie ist eine
Sommerfrucht die ihre Vegetationsperiode schnell vollendet und gewöhnlich 8 Tage früher als die
gemeine zweyzeilige Gerste zur Reife gelangt; dabey verbindet sie noch den Vorzug, dafs sie auf den
höchsten Gebirgen sehr gut gedeiht. Herr Burger fand sie in den hohen Bergen , welche Steyermark
von Kärnten trennen, zu Preitenegg in der Pack angebauet; und sehr wahrscheinlich ist die von Herrn
Rittig von Flammenstern 1822 beschriebene und abgebildete Hymalayagerste, welche auf dem Hyma-
layagebirge in Asien 14004 Fuis über Meeresfläche mit gutem Erfolg gebaut wird, nichts anderes, als
diese gemeine nackte Gerste **).
*) Diese schwarze sechszeilige Gerste p. 80. des Herrn Wagini ist wohl keine andere, als die schwarze gemeine Gerste, ebenso die p. 77.
beschriebene Hord, vulgäre nigrum, welche durch die Kultur zur Sommerfrucht geworden seyn möchte.
**) Ein Korn in einem Topfe erzogen, ertrug nach Angabe des Herrn Rittig von Flammenslem, in einem Jahre 534 Körner und der
Habitus der Pflanze war mit Ausnahme dunklerer Blätter und etwas abweichenden- Grannen, dem. der gemeinen nackten Gerste ganz
gleich. Diese Karaklere sind aher sehr schwankend, von der Kultur abhängend, und keineswegs hinlänglich zur Begründung, einer neuen Art.
Die nackte gemeine Gerste kann sehr früh, aber nur dünn ausgesäet werden, indem die jungen
Pflanzen die Frühlingsfröste ertragen und sich alsdann besser bestauden. Sie verlangt einen bessern
Boden als die gemeine Winter- und Sommergerste, dahingegen ist aber auch ihr Ertrag weit bedeutender
und der zweyzeiligen Gerste gleich. An nährenden Bestandteilen übertrifft sie die zweyzeilige
Gerste, weshalb ihr Nutzen sehr mannichfaltig ist; einige wollen die Qualität des Mehles dem Weizenmehl
gleichstellen, dieses ist aber, obgleich daraus, besonders mit Rockenmelil gemengt, ein gutesBrod
gebacken werden kann, nicht ganz demselben gleich. Zu Stärke taugt sie nicht, besser aber zur Bier-
brauerey und vorzüglich zur Brandweinbrennerey; beym Keimen ist besondere Vorsicht nöthig. An
Stroh liefert sie mehr als irgend eine Gerstenart, welches vorzüglich zur Fütterung taugt. Rücksichtlich
der obigen guten Eigenschaften, ist diese Gerste mit unter die bessern Getreidearten zu zählen, und
verdient, namentlich für gebirgige Gegenden, eine ganz besondere Beachtung.
Ein Mäfschen Samen, vom Jahrgang 1823, wog 1 Pfund 11 Loth Kölner Markgew.
Z w e y t e A b t h e i l u n g .
Hordea disticha. Zweyzeilige Gersten.
Die Aehre mit zwey fruchtbaren Reihen Aehrchen, zusammengedrückt und flach. Die unfruchtbaren Aehrchen sind fest
an die Spindel gedrückt und viel kleiner als die fruchtbaren.
1 1 . Hordeum Zeocriton. Reisgerste.
Die Aehre aufrecht, flach, pyramidenförmig, die fruchtbaren Aehrchen von der Spindel sehr abstehend,
die unfruchtbaren anliegend. Die Grannen breit, flach, dreymal so lang als die Aehre, sehr
abstehend und einen Facher bildend.
■ Seminibus vestitis ; Spiculis dense imbricaiis.
Samen bekleidet; Aehrchen dicht übereinander liegend.
Re isge r ste .
Hordeum Zeocriton. Lin. spec. plant. I. pag. 12 5. t=. Lamarck. Encyc. meth. IV . pag. 603. = Host. Gram, austr. III.
Tah. 37. = Viborg Abhandl. v. d. Gerste, pag. 33. = Persoon Synop. I. pag. 108. = Gmelin. Flor. Bad. I. pag. 282. = Thaer
Rationelle Landwirthsch. IV . pag. 88. = De Gand. Flor. Franc. I II. pag. g 3. Nro i 683. = Roem. et Schult. II . pag. 793. =
Seringe mel. hot. pag. 1 53. = : Schübler Dissert. pàg. 45. = "Wagini Anh. d. Getreid. pag. 76. = : Burger Landwirthsch. II, pag.45.
■— Trautmann Landwirthschaftslehre I I. pag. 21. — Kerner Abbild, all. oekbn. Pflanzen I. PI. 5 g.
Deut. Pfauengerste. Bartgerste. Rheingerste. Riemengerste. Fächergerste. Deutscher Reis. Türkische Gerste. Venetianische Gerste.
Japanische Gerste. Wuchergerste. Fechtelgerste. St. Petersgerste. Dinkelkorn. Hammelkorn.
Tranz. Orge en éventail. Orge pyramidale. Orge de Russie. Orge faux-riz. Riz rustique. Riz allemagne. Orge à larges épis.
Ital. Orzo di Germania.
Span. Arroz de Alemania. Espelta cehada.
Engl. Fuhlham barley. Potney barley. Spratbarley. Battïe door barley.
Schwed. Skyflelkorn. Plumagekorn. Bredkorn.
Dän. Riis. Riishyg.
Japan. Paddy gunning.
Tab. XI. Fig. B. Aehre. E. Aehrchen. d. i. Kelchspelze. 2. Samen. 3. Querdurchschnitt des Samens.
Halm 2V2 bis 3 Fufs hoch, aufrecht, gegliedert, hohl, gestreift und gelblich weifs. B lä t te r
% Zoll breit, 6 bis 8 Zoll lang. A ehre 2 bis 2.Vfc Zoll lang, an der Basis 1 Zoll breit, pyramidenförmig,;
zusammengedrückt. S p in d e l kurz gegliedert, zusammengedrückt und glatt. A ehrchen 20
bis 24 in zw ey Reihen, einsamig, die untern fast horizontal, die obern aufrechtstehend, gelblichweifs
und gegrannt. K e lc h s p e lz e n pfriemenförmig §§. bis 1 Zoll lang und fein gegrannt. B lum en sp e lzen
mit dem Samen verwachsen; die äulsere gegrannt, die innere ungegrannt. Samen % Zoll lang,