
aufgeblasen, nach beyden Enden zugespitzt, die innere Seite gefurcht, die äufeere gewölbt und sehr
mehlig.
Die Reisgerste ist vor mehreren hundert Jahren, in Deutschland, häufiger als jezt im Gebrauch
gewesen, und es scheint, dafe der ökonomische Werth, den ihr neuerdings mehrere Landwirthe (s. Wa-
gini Anb. d. Getreidearten pag. 76 und 77.) beylegen, durch ihr Verschwinden sich nicht bewährt hat,
und dadurch, die jezt im südlichen Deutschland allgemein verbreitete zweyzeilige Gerste, als Vorzüge
lieber, an ihre Stelle gekommen ist. Sie ist eine Sommerfrucht, die einen guten Boden verlangt, früh
im Frühling aber nur dünn gesäet wird, sich ziemlich bestocket, Spätfröste aushält und mit der zwey-
zeiligen Gerste reif wird. Sie hat das Gute, dals sie sich immer, auch bey Wind und starkem Regen,
aufrechterhält, und dals sie, wegen den ausgebreitelen Grannen, dem Vogelfrais nicht ausgesezt ist.
Sie liefert weniger Stroh als alle übrigen Gerslenarten, weil der Halm sehr kurz ist, dahingegen gibt sie
schönes Mehl und eine gute Graupe, ln England wird sie häufiger gebauet und als vorzüglich zur
Bierbrauerey vernutzt, besonders zum Weisbier 5 allein man hat sich zu hüten, dafs die Samen beym
Malzen nicht mit anderer Gerste vermengt werden, weil sie sonst ungleich wachsen.
In den Niederlanden futtert man mit dieser Gerste häufig die Schweine, in Spanien die Pferde, in
Aegypten und Italien aber das Federvieh. Die Alten kannten diese Frucht unter dem Namen deutscher
Reis und bereiteten davon allerhand Speisen zur menschlichen Nahrung. Der Ertrag an Körnern steht
dem der zweyzeiligen Gerste ziemlich gleich, hingegen gibt sie wenig und sehr hartes Stroh, was wohl
die Hauptursache seyn mag, dals diese schöne Gerste nicht allgemeiner angebauet wird.
Ein Mäfechen Samen vom Jahrgang i 8a3, wog 1 Pfund 6 Loth Köln. Markgewicht.
12. Hordeum distichon. Zweyzeilige Gerste.
Aehre aulsteigend zusammengedrückt, gleichbreit, die fruchtbaren Aehrchen nicht sehr von der
Spindel abstehend und in zwey regelmäfsigen Reihen stehend. Die Grannen in zwey Reihen, ziemlich
parallel mit der Spindel aufsteigend.
1 c Seminibus vestitis ,* Spica elongata, nutante.
I Samen bekleidet; Aehre verlängert, hängend.
L an g e zw e y z e il ig e Gerste.
Hordeum distichon. Lin. spec. plant. I. pag. 12 5. = Lamarck Encyc. meth.IV. pag. 6o 3. == Host. Gram, austr. III. Tab. 36.
= Viborg Abhandl. y. d. Gerste pag. 28. = Persoon Synop. I. pag. 108. = Gmelin Flor. Bad. I. pag. 281. — Thaer. Rationei.
Landw. IV . pag. 80. et 84. = DeCand. Flor. Franc. III. pag. 92. = Kerner Abbild, all. oek. Pflanz. V . p. 4 29H L Roemer et
Schult. II. pag. 793. = *). Var. Seminibus vestitis; spica flexili, elongata; spiculis laxe imbricatis. Seringe mei. bot. pag.' i 5o!
= Var. nutans. Schübler Dissert. pag. 41. Nro 5. b. = Dierbach Flor. Heidelb. pag. 35. = Wagini Anb. d. Getreid. pag. 7 1 . —
Burger -Landw. I I. pag. ‘44. —z Trautmann Landwirthschaftslehre H. pag. 20. ■
Deut. Zweyzeilige Sommergerste. Große Gerste. Grofse zweyzeilige Gerste. Zielgerste. Frühgerste. Plattgerste. Sommergerste.
Zweyzeilige Gerste. Futtergerste. Ziegelgerste.
Franz. Orge ä deux rangs. Orge distique. Pomelle. Paoumoule. Baillard. Örge de Mars. Bailerage.
Engl. Long - carëd - Barley.
Span. Cebada cadilla.
Ital. Scandeila.
Portug. Cevada disticada saiicta.
Norweg. Fladbyg. Fledbyg.
Dän. Toradet Byg. Langaxet Byg.
Schwed. Gumrik. Tvaradigtkorn. Danskakorn. Flatakom. Flakbiug. Brankorn.
) Bey der Reife fallen die Grannen öfters hinweg, Und die Aehre erscheint gänzlich grannenlos; dieses möchte wohl die Veranlassung
zur Aufstellung von Hordeum distichon rar. imberbe durch die Herren Roemer und Schulles in ihrem Syst. Vegetabilium II. p. 793‘.
gegeben haben. Auch Herr Seringe erwähntin seinen Melanges bölaniques dieser Abart, mit der Verweisung auf Römer und Schulte*
Tab. XII. Fig. C. Aehre. F. Aehrchen. a. 1. Kelchspelze. 2. Samen. 3. Querdurchschnitt des Samens.
Halm 2V2 bis 3 Fufehoch, aufrecht, gegliedert, glatt, gelb und hohl. B lä t te r % Zoll breit,
7 bis 8 Zolllang. A ehre 4 bis 5 Zoll lang, % Zoll breit, gebogen, zusammengedrückt, zweyzeilig.
S p in d e l gebogen, zusammengedrückt, etwas lang gegliedert, glatt und weifelichgelb. Aehrchen 22
bis 28 fruchtbare, in 2 Reihen befindlich, f f Zoll lang, an die Spindel gedrückt, weit auseinander
stehend, keines das andere berührend, einsamig, eingrannig und weilslichgelb. K e lch sp e lz en pfrie^
menförmig, gegrannt, % Zoll lang, weils und glatt. B lum en sp e lz en den Samen fest umschliefeend
und mit demselben verwachsen, die äufeere gegrannt, die innere ungegrannt Gran nen % Theil
länger als die Aehre, nur wenig abstehend, flach, rauh und weife. Samen m Zoll lang, aufgeblasen,
nach beyden Enden zugespitzt, die innere Seite gefurcht, die äufeere gewölbt, glatt und mehlig.
Die lange zweyzeilige Gerste ist unstreitig diejenige * die man sehr häufig, und namentlich im süd^
liehen Deutschland allgemein verbreitet findet, auch in Dänemark, Schleswig, Fühnen, Holstein und
auf Laland wird sie angebaut. Sie ist eine Sommerfrucht die nicht zu früh ausgesäet werden mufe , um
in mittelmäfeigen Jahren Anfangs bis in die Hälfte des July reif zu werden. Auf dem flachen Lande, in
einem Boden von gleichen Theilen Thon und Sand gemengt, gedeiht diese Gerste am besten. Die Spätfröste
schaden ihr nicht leicht, und wenn auch gleich die Blätter gelb werden, so erhält sie sich doch
und längt bey warmer feuchter Witterung an sich schnell zu bestauden.
Einige landwirtschaftliche Autoren wollen diese Gerste in Marschgegenden über Winter gebaut
wissen, wo sie bey einem guten Boden und Pflege sich aufeerordentlich bestocken soll ; Versuche im
Kleinen, die ich mehrere Jahre mit der Aussat im Herbste anstellte, haben dieses nicht bestätigt -, die
jungen Pflanzen sind meist erfroren, und die wenige übriggebliebenen blieben krank und kamen kaum
zum Schossen. In den Rheingegenden wird nach dér Aussat dieser Gerste, deutscher Klee in die Aecker
gesäet, welcher sich bis zum Herbste kräftig bestockt, und das darauf folgende Jahr zur Fütterung abge-
mähet wird. Diese Gerste hat bis jezt unter den im Grofeen kultivirten Gerstenarten den Vorzug; sie
eignet sich vorzüglich zur Bierbrauefrey, Essigsiederey, Brandweinbrennerey und zur Mästung; auch
gibt das Mehl davon mit Korn oder Weizeu gemengt, ein ziemlich nahrhaftes Brod. Das Stroh unter
jeder Gestalt gereicht, ist eine gute Viehnahrung; am meisten wird es zu Häcksel geschnitten und mit
gestofeenen Rüben gemengt, verfuttert.
Einer weitern Empfehlung bedarf diese Gerste, nicht, indem sie zu allgemein bekannt ist, und
die mehrsten Landwirthe ihren Werth kennen. .
Vor 3oo Jahren kannte man diese Gerste am Oberrhein, und benutzte sie damals als Brodfrucht
und zur Bierbrauerei.
Ein Mäfechen Samen vom Jahrgang 1823, wog 1 Pfund 8 Loth Köln. Markgew.
12. Hordeum distichon. Zweyzeilige Gerste.
jß ç Seminibus vestitis, Spica densa, erecta.
\ Samen bekleidet; Aehre dicht, aufrecht.
K u r z e zw e y z e il ig e Gerste.
Hordeum distichon - Var. B. seminibus vestitis; spica rigida, brevi; spiculis dense imbricatis. Seringe mel. bot. pag. i 5i.
Hordeum distichon erectum. Schübler Dissert. pag. 41.
Hordeum distichon multicaule. "Wagini Anb. d. Getreid. pag. 7 8.
Hordeum-aristis deciduis?- Wagini Anb. d. Getreid. pag. 78 *).
Hordeum ramosum seu frutescens. Viborg Abhandl, v. d. Gerste pag. 29. = Trautmann Landwirtbschaftl. II. p. 20.
Deut Spiegelgerste. Staudengerste. Hainfelder Gei'Ste.
Franz. Orge distiques à épillets rapprochés.
*) Die kurze zweyzeilige Gerste ist sehr geneigt bey der Reife die Grannen abzuwerfen; dieses geschieht aber nicht jedes Jahr in demselben
‘.Grade, und es scheint, dals dieses Abwerfen-von dem Jahrgang bedingt wird. Herr Wagini kann unter obiger Gerste, die
* er als Abart vou Hord. zeocriton angibt, wohl nichts anderes-gemeint haben, als die kurze zweyzeilige Gerste, die unter bewandten
Kullurvcrhällnisscn, sich zum Abwerfen der Grannen vorzüglich neigt. Herr Viborg gibt an, dafs sich die kurze zweyzeilige Gerste,
einige Jahre' auf trockenem'Boden, gebaut, in die lange zweyzeilige Gerste ausarle.