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wird, wodurch ein bedeutender Erwerbsquell fur mehrere Gegenden, namentlich im Schwarzwalde
hervorgeht. Von einigen Landwirthen werden eine Menge Kornarten, die wegen ihrer Vorzüglichkeit
sehr gepriesen sind, aufgezählt; dahin gehört: der Staudenrocken, der,Wallachische, norwegische,
archangelische, amerikanische und tunesische .Staudenrocken, der böhmische Sommerstaudenroeken,
der Rocken aus Sibirien, Taurien und Aegypten. Diese haben aber alle keine botanische Unterschiede,
sondern sind durch klimatische Verhältnisse, Boden und Satweçhsel etwas entartet, welches’ aber keineswegs
beständig, sondern durch mehrjährige Kultivirung unter gleichen Verhältnissen mit dem
gewöhnlichen Winterrocken alsbald wieder aufhört. Von allen den vielen Rockenarten, die ich mir
aus verschiedenen Gegenden, zum Theil unter obigen Namen kommen liefs, und mit dem gewöhnlichen
anbauete, fand ich blofs bey der Abart C. merkliche;, Verschiedenheiten.
Mehreres über den Winterrocken zu sagen, finde ich hier überflüssig, indem die Kultur desselben
allgemein und schon viele hundert Jahre verbreitet ist. Ausführliche landwirtschaftliche Beschreibungen
findet man in Traulmanns Landwirthschaft, Thaers rationeller Landwirthschaft, und Wagini’s ’ Anbauversuche
der Getreidearten; im letzten.sind eine Menge verschiedene Abarten angegeben.
Ein Mäfschen Samen vom Jahrgang i 8a3, wog 1 Pfund 9 Loth Köln* Markgewicht.
8. Secale cereale. Rocken.
ß ƒ Spica simplici. {Secale aestivunt.')
\ AehFe einfach. (Sommerrocken.)
G em e in e r Sommer rocken.
Secale verntim. Tragus pag. 23 g . ............................ ■ •
Seßale cereale ß. verrium. tamarck Encyc. metk. V I I . pag 64. = De Cahd. Flor. Franc. I I I . pag. 88. = Var. aestivum.
Burger.. Lehrb. d. Xandw. U . pag. 35.
Deut. Sommerkorn. Sommerroggen.
Franz. Seigle d’été. Seigle commun d’été.
Tab. IX. Fig. A. Aehre. C. Aehrchen. b. 1. Kelchspelze. 2. Aeufsere Blumenspelze. 3. Innere Blumenspelze.
4. Samen. 5. Querdurchschnitt des Samens.
Der Sommerrocken hat gar keinen botanischen Unterschied von dem Winlerrocken, es ist dieselbe
Pflanze, die durch mehrjährige Kultur sich zur Sommerfrücht umgewandelt hat Er verlangt denselben
Boden, aber frisch gedüngte Aecker und sehr frühe Aussat im Frühling ; und weil seine Vegetations-
Periode bedeutend kürzer ist, so liefert er gewöhnlich weniger Körnei, welche jedoch in der Qualität
dem Winterrocken gleich kommen, auch erhält man von ihm meistens eben soviel Stroh; letzteres scheint
der einzige Grund zu seyn, warum er noch angebaut wird. Die Verbreitung ist übrigens bey weitem
nicht so allgemein, als wie die des Winterrockens. Er liebt vorzüglich feuchte Frühjahre, und kömmt
daher nur auf Gebirgen, wo der Boden im Frühling länger feucht bleibt, gut fort, ist aber doch
immer mehr gefährdet, wie der Winterrocken. Ausführlicher hiervon spricht Burger in seinem Lehrbuch
der Landwirthschaft Band II. pag. 35,
Ein Mäfschen Samen, vom Jahrgang 1823, wog 1 Pfund 9 Loth Kölner Markgew.
8. Secale cereale. Rocken.
c. Spica simplici $ culrrio subfusco.
Aehre einfach ; Halm bräuhlich.
. W in te r ro ck en mit b rä u n lic h em Halm.
Deut. Klebroggen. .
Tab. IX. Fig. A. Aehre. C. Aehrchen. a. 1. Kelchspelze. 2. Aeufsere Blumenspelze. 3. Innere Blumenspelze.
4- Samen. 5. Querdurchschnitt des Samens.
Dieser Rocken unterscheidet sich von dem gemeinen Winterrocken durch eine bedeutendere Be-
staudung und einen bräunlichen Halm; alle übrigen Karaktere haben sie mit einander gemein. Zuweilen
%
wird der Halm weißlich und kommt denn ganz mit :dem Wiriterrocken überein. Versuche, die im
Großen damit amgestellt worden sind, kenne ich noch keine; allein bei mehrjährigem Anbau mit dem
gemeinen Winterrocken im-Garten, fand leb ihn immer am meisten bestaudet, und vorzüglich erträglich
an Samen und Stroh; und ich nehme daher keinen Anständ ihn als vorzüglich zum Anbau zu empfehlen.
Die Aussat geschieht mit dem gemeinen Winterrocken und auch in denselben Boden; die Reifzeit erfolgt
8 Tage vor dein rothen RolbeaWeizen *).
Ein Mäßchen Samen, vom Jahrgang 1823, wog 1 Pfund to Loth Kölner Markgewicht.
Spica ramosa.
Aehre ästig.
8. Secale cereale. Rocken.
A e s t ig e r Rocken.
Secale cereale. Var. compositum, Ramarct. Eneye. metb. V I I . pag. 54. = De Cand. Flor. Franc. II I . pag. 88. — Roem.
et Scliult. ET. pag. 7 7 3- — Var. B. Spîca ramosa. Seringe mel. tô t. pag. 137.
Franz. Seigle commun rameux.
Eine mittelmäßige Abbildung von dem ästigen Bocken ist in dem Wochenblatt des landwirtschaftlichen
Vereins in Baiern VIII. pag. 816, welcher 1818 bey Pässau gewachsen ist. Es ist mir niemals
gelungen, obgleich ich durch Verpflanzung im Herbst auf sehr fetten Boden mir Mühe gab, diese schöne
Spielart zu erziehen. Ich wünschte sehr eine Abbildung liefern zu können, allein da ich kein lebendes
Exemplar besitze, so war es nicht möglich. Der ästige Rocken ist übrigens eine blofse Spielart von dem
gemeinen Winterrocken, die in sehr fruchtbaren Jahren, auf vorzüglich fettem Lande, als einzelne
Aehre zuweilen vorkommt, weshalb auch keine Rede von dem ökonomischen Werthe hier seyn kann.
A n h a n g .
Secale villosum, haariger Rocken, Seigle velüs, ist beschrieben in Lamarcks Encycl. meth. VIII.
pag. 55* — De Cand. Flor. Franc. III. pag. 88. — Lin. spec. plant. I. pag. 125. und unter Trit villosum
bey Roem. et Schult. II. pag. 769. Er verdient hiér keiner Beachtung, indem diese Pflanze kaum
zu den eigentlichen Getreidearten zu. zählen ist. Herr Wagini sagt von dem haarigen Rocken
pag. 55. Folgendes: «Dieser Roggen ist in der Levante zu Hause; er wurde bisher als Sommerfrucht nur
«wenig angebaul, und da er, in ökonomischer Hinsicht, weit hinter andern Rockenarten steht, so kann
« er nie zum vortheilhaften Anbau empfohlen werden.»
I I I . H o r d e um . Gerste **).
Die Blüthen stehen in einer Aehre. Die Aehre einfach. Die Spindel geknieet, zusammengedrückt,
zerbrechlich, mit einem scharfen feinbehaarten Rand. Die Aehrchen aufsitzend, einblüthig, drey bey-
sammen in einem Büschel oder Quirl stehend, welche abwechselnd an. die Spindel befestigt sind. Die
Kelchspelze zweyspelzig, die Spelzen gleich, pfriemenförmig und flach. Die Blumenspelzen zwey-
spelzig. Die äußere Blumenspelze an den fruchtbaren Aehrchen nachenförmig fünfnervig und mit einer
langen Granne bewaffnet; die innere Blumenspelze dünnhäutig und unbewaffnet. Der Samen oval,
an beiden Enden zugespitzt; die eine Seite gefurcht und etwas flach, die andere gewölbt.
*) Daß mehrere Landwirthe diesen Rocken unter dem Namen Staudenkorn haben, is t , vermöge der starken Bestaudang, wahrscheinlich.
**) Eine vorzügliche Beschreibung der Gerstenarten lieferte Herr Viborg unter dem Titel: Botanisch - Oekonomische Abhandlung von der
Gerste, Koppenhagen i'802, welche als freifssclnift, t o n :der Königlich Dänischen Gesellschaft der Wissenschaften gekrönt worden ist.