
E r s t e A b t h e i l u n g .
Hordea poljsticha. Yielzeilige Gersten.
Die Aebrclien sind alle fruchtbar, und'stehen, immer drey heysammen au f einem Gliede der Spindel, in sechs, mehr
oder weniger regelmäßigen Reihen.
9. Hordeum hexastichon. Sechszeilige Gerste.
Die Aehre aufrecht, rund und gegrannt. Die Aehrchen dicht, sechs regelmäßige Reihen bildend
und von der Spindel abstehend. Die Grannen breit und abstehend. Die Samen von dei?L Blumenspelzen
fest umschlossen.
A. Spica hexasticha, elongata.
Aehre sechszeilig, verlängert.
L an g e s e c h s z e ilig e Gerste. -
Tab. X. Fig. B. Aehre. D. Aehrchen. b. 1. Kelchspejze. 2. Samen. 3. Querdurchschnitt des Samens.
Halm 2% bis 3 Fufs hoch, hohl, rund, gegliedert, oben hin und hergebogen, strohgelb. B lä tte
r % Zoll breit, 6 bis 7 Zoll lang. A eh r e aufrecht, 3 bis 3% Zoll lang, cylindrisch, nur wenig
zügespitzt, abgestumpft. S p in d e l gegliedert, zusammengedrückt, der scharfe Rand behaart. A e h r chen
12 bis 16 in einer Reihe, % Zolllang, einsamig und eingrannig. K e lc h s p e lz e pfriemen-
förmig, weiß und glatt. B lum en sp e lz e den Samen fest umschließend; die äußere in eine lange
breite Granne ausgehend. G ran nen zweymal so lang als die Aehre, breit, abstehend, gelblichweiß
j die obern Grannen kürzer als die untern. Samen aufgeblasen, gefurcht, nach den Enden
zugespitzt.
Die lange sechszeilige Gerste blieb seit 4 Jahren beständig; sie ist eine Sommerfrucht, die mit
andern Gerstenarten ausgesäet wird; sie wird auf gleiche Art, wie die nachstehende dichte sechszeilige.
Gerste, von der sie sich nur durch eine längere Aehre unterscheidet, angebaut, und hat auch
mit ihr gleichen ökonomischen Werth und gleiche Reifzeit.
Ein Mäßchen Samen vom Jahrgang 1823, wog 1 Pfund 4 Loth Kölner Markgew.
9. Hordeum hexastichon. Sechszeilige Gerste, g ƒ Spica hexasticha densa.
I Aehre sechszeilig, dicht
K u r z e s e c h s z e il ig e G e rs te .
Hordeum hexastichon. Lin. spec. plant. I. pag. 12 5. t=z Lamarck. Encyé. meth. IV . pag. 603. = Host. Gram. aust. II I .
Tab. 35. = Viborg Ahhandl. y . d. Gerste, pag. 24. = Persoon Synop. I . pag. 108. N“ 2. = Gmelin. Flor. Bad. I. pag. 280.
= ®-oem‘ et Schult. H. pag. 7 9 1 . = De Cand. Flor. Franc. II I . pag. 92. = Var. A . Spica hexasticha Seringe mel. hot. pag. 142.
= Schühler Dissert. pag. 36. = W agin i Anb. d. Getreid. pag! 74.
Deut. Rollgerste. Stockgerste. Rotbgerste. Herbstgerste, Kielgerste. Vielzeilige Gerste. Wintergerste. Sechszeilige Wintergerste.
Franz. Escourgeon. Orge à six rangs. O. à six côtés. O. anguleuse. O. d’hiver. O. carrée.‘O. Chevalin. O. de prime. Q.hexàstique.
Secours de gens." Ecourgeon; Secourgeon.
Engl. ■ Winter bàrley. Square harley. ' Seolch barley. The bear bârley.
Schwed. Kaeglekom. Grofkom. Sexrodigtkom. .
Dän. Sexkantet Byg. Sexradet Byg.
Nprw. Walhyg. Winterbyg.
Faeroe. Vealax.
Tab. X. Fig. A. Aehre. G. Aehrchen. a. 1. Kelchspelze. 2. Samen. 3. Querdurchschnitt des Samens.
Die dichte sechszeilige Gerste unterscheidet sich von der langen sechszeiligen Gerste, durch eine
kürzere, dichte, pyramidenförmige Aehre und stärker abstehende Grannen. Nach den Angaben vieler
Landwirthe soll sie eine Winterfrucht seyn ; allein ich habe dieses nicht bestätigt gefunden; von drey
Wiutersaten, die ich bestellte, hat sich bloß eine kümmerlich bis zum Frühjahr erhalten, die übrigen
giengen durch den Frost zu Grunde. Ich baue sie schon 10 Jahre über Sommer mit keinem üblen
Erfolge, und die vollkommene Ausbildung der Halmen und Aehren, ebenso die ziemlich gleiche Reife
mit andern Sommergersten, lassen wohl keinen Zweifel übrig, sie für eine Sommergerste zu erklären.
Sehr wahrscheinlich haben einige die gemeine Wintergerste mit der vorstehenden verwechselt *),
oder es ist möglich, daß, so wie bey der gemeinen Gerste, es auch von ihr eine an den Winter gewöhnte
Abart giebt. Diese Gerste wird im Frühling frühzeitig gesäet und reift Ende Juny bß Anfang July. Der
Ertrag an Strph ist bedeutender als von der zweyzeiligen Gerste; allein der Körnerertrag, obgleich die
Aehre ein stolzes Aussehen hat, kommt ihr auf trockenem Boden nicht gleich. Sie verlangt einen sehr,
guten starken Boden, daher man sie gerne in Niederungen bauet, wo Weizen und andere Getreidearten
zu sehr fallen; man erhält dort gewöhnlich eine reichere Ernte, als von irgend einem Getreide. Auf
trockenem Boden ist diese Gerste nicht zu empfehlen, sie bestockt sich dort sehr schlecht und bringt
wenig und magere Samen. Um das Fallen auf dem Felde zu vermeiden, wollen einige Landwirthe sie
untermengt mit der zweyzeiligen Gerste gebaut wissen, dieses geht aber, vermöge 8 Tage verschiedener
Reifzeit, nicht wohl an.' Die Samen wiegen weniger als die der zweyzeiligen Gerste, zu Mehl und
Graupe sind sie tauglich; ob sie hingegen zur Bierbereitung dienen können, darüber sind die Stimmen
noch getheilt **).
Ein Mäßchen Samen, vom Jahrgang 1823, wog 1 Pfund 4 Loth Kölner Markgewicht.
10. Hordeum vulgare. Gemeine Gerste.
Die Aehre unregelmäßig sechsreihig, schlaff, rund, etwas gebogen. Die Aehrchen nicht dicht
übereinander liegend. Grannen fast doppelt so lang als die Aehre, ziemlich parallel mit derselben
aufsteigend.
* C Seminibus vestitis y Spica ßavescente. [Hord. hybernum.)
\ Samen bekleidet; Aehre gelblich. (Wintergerste.)
G em e in e W in te rg e r s te !
Hordeum vulgare. Lin. spec. plant. I. pag. 12 5. == Lamarck Encyc. meth.IV. pag. 602. = Host. Gram, austr. III. Tab. 34.
— Var. C. hybernum. Viborg Ahhandl. v. d. Gerste pag. 18. = Persoon Synop. I. pag. 108. = Gmelin Flor. Bad.I. pag. 279.—:
De Cand. Flor. Franc. I I I . N ro 1680. Var. a.|j= Kerner Abbild, all. oek. Pflanz. V . PI. 428. x=. Roemer et Schult. II. pag. 791.
= Var. A . Seminibus Vestitis; spica flavescente. Seringe mel. bot. pag. 145. = Schübler Dissert. pag. 38. = Dierbach Flor.
Heidelb. pag. 35. = Var. hybernum. W agin i Anb. d. Getreid. pag. 66. = Trautmann Landwirthschaftslehre H. pag. 20.
Deut. Kerngerste. Wintergerste. Bärengerste.
Franz. Orge commune. Orge d’hyvèr. Orge commune d’hyvèr.
Engl. Common Barley.
Dän. Winterbyg.
Tab. IX. Fig. B. Aehre. D. Aehrchen. a. 1. Kelchspelze. 2. Samen. 3. Querdurchschnitt des Samens.
Halm 2 bis 3 Fufi hoch, gegliedert, hohl, glatt, gelblich, unten dicker als oben, B lä t te r V2 Zoll
breit, 5 bis 6 Zoll lang. A eh r e 3 bis 4 Zoll lang, rundlich, fast viereckig, unregelmäßig sechszeilig,
*) Herr Viborg in seiner Abhandlung von der Gerste pag. 27. gibt an, dafs die sechszeilige Gerste auf den Färöen und an einigen
Orten von* Norwegen und Schweden über Winter angebaut wird, bemerkt aber in einer Note, dafs Herr Pastor Landt, in seiner
Beschreibung der färöischen Inseln behauptet, dafs es Hordeum vulgare s e j , die dort allgemein vorkäme. Ebenso ist die pag. 28.
beschriebene sechszcilige nackte Gerste, nach der eigenen Angabe des Herrn Viborgs pag. 22. nichts anderes als Hord. vulgare nudum,
und es scheint allerdings sehr wahrscheinlich zu seyn, dafs Hord. hexastichon bis jetzt, sehr häufig mit Hordeum vulgare verwechselt
-worden ist. ‘
**) Herr Wagini beschreibt eine blaue und eine Schwarze sechszeilige Gerste, die aber nichts anderes sind, als die blaue gemeine Gerste $
eben so möchten. Verwechslungen mit der gemeinen Wintergerste daselbst statt finden; überhaupt sind die botanischen Unterscheidungscharaktere
der vielzeiligcn Gerstenarten des Herrn Waginis, nicht hinlänglich nachgewiesen.