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sieht man sie gesellig und dicht an einander gedrängt beisammen sitzen und friu t sich über
die Anhänglichkeit, mit welcher ein Vögelclien an das andere sich anschmiegt.
Beobachtet man aber ihr I.eben und Treiben auf längere Zeit, so stellt sicli durch d'e
Erfahrung die Warnung heraus, dass diese Art der Haltung uicllt die richtige und dass sie
nur ein mehr oder minder langsames ilinimirden ist. Die vcrsehiedenou Arten regen einander
endlich gegenseitig immerfort auf und schaden einander dadurch so sehr, dass kein Individuum
sich derjenigen Kuhe zu cifrcuen vermag, wolclie für die Erlialtuiig seines Lebcus
nothweudig ist. Beissige Arten unter ihnen lüdten sogar duroli Verwundung, und von Hunderten
sind bisweilen nach einem einzigen Jah ie alle Individuen todt. Einzelne Arten vor
anderen, wie z. B. den gewöhnlich dabei gehaltenen Comba-sou: Eringilla nitens E., trifft
dieser Vorwurf besonders. Gesetzt aber, es sei auch der Fall, dass nur wenige Sterben und
alle sich friedlich vertragen, auch alle bei demselben Futter gedeihen, so bleibt doeh der
höchste Zweck aller Zucht, die Ermöglichung einer Fortpffanzimg, gewiss unerreichbar.
Wir haben schon aiulorwärts ausgesiirochen»), dass die Fortpflanzung, wie bei jedem
Thiere, so auch im Leben der Vögel und auch bei dem kleinsten Vogel, sein höchstes Lehetis-
geheimniss ist und sein muss und immer sein wird. Bei der grossen Geselligkeit mit anderen
ganz verschiedenen Arten beisammen, wird der Baarungstrieh nur angeregt und niclit in Kuhe
geilht. Die Aufregung erneuert sich so immerfort und der zarte Organismus geht durcli Erschöpfung
dabei gänzlich zu Grunde. Aber noch mehr mul ganz besonders zum Nisten, zum
Legen und Brüten sucht sich der Vogel sclieu zu verbergen, um ungesehen von anderen,
sein sorgfältig zu verbergendes Nest zu erbauen und das Geschäft des Brütens immer ängstlich
in der Stille üben zu können. Kann er sich dafür nicht völlig ahsondern von alkm,
was störend auf ihn einwirkt, so wird niclits aus dem Nestliaii, und Eier, im Fall sie sich
dennoch gebildet hätten, gehen ihm verloren auf dem Boden des Käfigs und werden zerhackt
oder zertreten.
ln zoologischen Gärten geht man meist nur von dem Brincip aus, den Beschauern gefallen
zu wollen, uud um dem l ’uhlicum zu iiiiponircii, werden lieber die Thiere selbst zum
Opfer gebraclit, als dass man ihren Aufeiitlialt und ihre Piicge ihrem Naturei angemessen
gestaltet. Mag man auch dem l ’uhlicum die eben durch ihre verwirrende Unruhe ilrai Freude
machenden VoUörcn zur Anscliauung heibehalten und liietcn und das zum Opfer darhriupen,
was sie enthalten, was in ihnen lebt, so sollte man d. eh in solchen Anstalten daraul hcdaclit
sein, von allen Arten aucli einzelne l ’urcheii so zu pflegen, dass sie sich forlpllaiizeii können,
denn wenii,aiuch jedes Jah r neue Transporte, vielleicht mit denselben Sdiiffcn, welche menschliche
Sklaven enthalten, eiiigofUhrt werden, so coiisiiiiiirt sich docli endlich die Masse ¡inn er
mehr, sowie dies für Känguruhs und Strausseii die Nolhwciidigkeit lierheigoführt hat, sie in
Europa erziehen zu müssen. Dies wird dann die Pflicht der eigentlichen Accliiiiatisations-
Gärten sein.
Will man diesen Zweck erreichen, so müssen wir ernstlicli warnen, solche abgesonderte
einzelne Pärchen etwa in so dichter Zusammenstellung von Fachwerk in Kepositoricii oder
in ctageiiartig über einander angebrachten Kcihcii von Kätigim oder Gittcrfäclieni zu halten,
wie dies Händler, hei denen es nur darauf aiikommt, ilire Vögel selieii zu lassen, um sie
schnell zu verkaufen, aus Mangel an Baum zu tliuii oit gewohnt sind. Die Kälige müssen
vielmehr von einaiidor entfernt, am besten mit Vegetation in nahe Horiihrung gebracht sein,
um die sonst immer noch fortdauernde Störung durdi die iialieii Nachliarn vcriiieiden zu
können. Das ist eben der Griiinl, weshalb es weit öftiu- in Privatliäuscrii, wo man nur einzelne
Arten oder einzelne Pärdieii liält, als bei Händlern und in öffeiltlidieii Anstalten möglich
geworden, von den Yersudien für Fortpflanzung einen günstigen Erfolg zu erleben.
Schon in der Mitte des vorigcii Jalirliuiiderts gelang dies in Holland. Wan beübaclitete, wie
dergleicheii kleine Vögel in Volieren in der Kegel niemals zum Brüten gelangten, wie sie da
sich ungeachtet des ihnen verstatteten Baumes erschüid'teu, in dem Bestreben, die hreihcit
zu erlangen oder ein verborgenes Bulieplutzcheii zum Nisten und Brüten aufsudien und
finden zu können. Es ist wahrhaft jämmerlich mit anzusehen, wie diese zarten Geschöpfe,
sobald der Paaruiigstrieb ointritt, unruhig werden und in immer heftiger gewordener Bewegung
* ) Im e rfllen l lo f t o : I lo k k o ' s , 8 1-
gegen die Gitter und Stätie oder Scheiben anrennen, mit dem immer liittcrer werdenden Gc-
fulile, nach allen Seiten liin eingeselilossen zu sein, Sclinaliel und Beine und Flügel benutzen,
um oiullicli iiacli unten zu arlieiten, den Erdboden aufzukratzen und aufzuliackcn und ihn
mit den Flügeln zu schlagen, um sich zu befreien, wobei sie gar oft sich verwunden und
liluten und nacli vergeblich wiederholter Anstrengung ermatten und endlich mit einem Augstrufe
keucliend dahinsterbeu. WiH man das Wolilhelinden dieser Thiere und ilir Nisten und
Brüten in grossen Räumen hcobaeliten, so ist dies nur unter der Pflanzenwelt grösser Gewächshäuser
möglich. Bei dergleichen Anlagen im Grossen erfordert üherliaupt die Vernunft,
d. h. die durch Sachkenutniss und Erfaliruug gewonnene Ueherlegung, dass man aligeschks-
sene Bauten für Tliiere lieisser Climaten nur im Styl der neueren Gewächshäuser haut.
Denn nur liier erlangt man den Vortheil, bei der beliebigen Temperatur auch die iür das
Thicricben unumgänglich iiothwcndige und deslialh eben unentbchrliclie Sauerstoff-Exhalatii n
der Gewächse und die ebenso uiieiithehrliclic Feuchtigkeit der Almospliäre mitzugewinnen.
Wenn man den Zweck eines Wintergebäudes für einen zoologischen Garten in der palast-
ähiilieheii Form suclieii oder in gewissen Decorationen uud dergleichen Nebendingen finden
wollte, so würden iliiieii immer die oben angedcuteton Hauptmomentc für das Gedeihen des
Thierlchcns fehlen und ihre Tliiere würden unter den Leiden von krankhaften Affectionen
der Lungen und des Hautorganes, ja iiiclit selten unter den Qualen von Ungeziefer ver-
kümmern.
Besoiulcrs im gegenwärtigen Säculum hat man in England, Ilollahd und Frankreich d:e
Cultur der Ideiiieii Vögel, wie die Zucht der gnisseu Tliiere wieder orustlicli und mit wahrhaft
günstigem Erfolge betrieben. Was früher B r i s s o n , M a n u u y t , R k a um u b u . A. angebahnt
haben, das haben dann B é c o e u k , V ie il l o t u . A. mit Sachkenutniss und in wahrem Eifer
weiter verfolgt, und in unserer Gegenwart ist es in Paris besonders Mr. A im b L a u k e n c e ge-
limgen, in der lirziehung dieser kleinen Vögel glücklich zu sein. Aber alle diese für solclie
Zucht hcgeistcrleii Männer ernteten ihre Erfolge nicht in gn.ssen Volieren, sondern in ganz
vereinzelten Bauern, in deren .Absonderung die Vögel die ilinen für den Paarungsprocess
iiothwendigc Eiiisainkoit genossen, an die sie in den um nnessliclieii Räumen ihrer Freiheit
instinctmässig gewöhnt sind. Die physiologiscli und psychologisch allennerkwürdigstc E rscheinung
im Leben dieser Thiercheu olfenlnirt sich hieiliei eben darin, dass sie dann, in
kleinen Bauern paarweise gehalten, viel besser und liald gänzlich über den Verlust ihrer
Freiheit, über ihre Gefangenschaft sicli trösten und mit hcitcrm Sinn in gegenseitiger Liehe
die lebendige Enimerung daran versclimcrzen, indem sie ganz erfüllt sind und lebhatt durchdrungen
von dem je tzt geltenden, neuen Zwecke ihres Daseins und Leliens, von dem Nistoii
und Britten und von dem Erziehen ihrer Jungen. Von der Wärme der Klteriiliehc innig
durcliglüht, widmen sie sieh liier gemeinsam mul unablässig diesem Zwecke mit Eifer und Liebe.
Das N i s t e n , der Nestbau, bildet gewöhnlich sclion während der Paanuig die Sorge
der zärtliclien Eltern. (Ift ist schon das verborgene Plätzchen, das Bauniloch, oder die Spalte
der Rinde, oder die Astgabel, oder die diclite Verzweigung kleiner Reiser im dichten Gestrüpp,
oder das kleine Büscliehcu, oder der verborgene Winkel in einem Zaun, in einer
Hecke eines Gartens, oder im Scliillhcstand eines Teiclies, oder in den Ried- und t'yper-
gräsorn und Binsen oiiies Sumpfes, gewälilt, wenn die Paarung beginnt, und unwillkührlicli
gleichsam liegebeii sie.li beide Gesclik'e.hter hin an dieses verborgene Asyl ihres künltigcn
Waltens und Wirkens.
Sehr hestimint verschieden bei den verschiedenen Arten, wird das Material zum Nestbau
gewählt. Um nun aucli dieses Material recht genau kennen zu lernen, habe ich moiiieu auswärtigen
Freunden solehc Wünsche gesdirieben. und am umfassendsten liiit seit vielen Jahren
der K . NicdcrUliidische (Ihorst, Herr v. S c h ie u ih u k u in Batavia, durch Bereicherung unseres
Museums, diesen W’Unschen entsprochen und dadurch meine Keimtniss der Sache vermeint.
Vor wenig Woclicii crliielt icli wieder eine reiche. Sammkiug kleiner Singvögel von den ost-
indisclieii Inseln mit Einschluss von Neu-Giiinca. paarweise, mit ihren Nestern und Eiern,
deren Anblick micli uiiendlidi erfreute. Wer da weiss, wie scliwer es oft ist, die richtigen
Erbauer und Besitzer eines Nestes mit den Eiern erhalten zu kömien, der wird einen so
kostbaren Beitrag aus so weiter Ferne riditig zu schätzen verstellen, und ich sehe mich dadurch
in den Stand gesetzt, die Materialien dieser Nester, welche der TniEUEMANn’scheii
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