Sammlung, die einen grossen Thoil der reichen Nestersammlung unseres Museums ausmacht,
noch fehlten, angeben zu können. — Bietet man also den Vögeln die liier von mir
aus der Erfahrung über die Bestaiidtheile ihres von ilinen in ursprünglichem Instinct,
in ihrem Vaterlaiide gebauteu Nester nothwendigeu Materialien in ähnlicher Weise dar,
so liegt die Wahrsrheiulicbkeit nabe, dass sie um so leichter nisten wi-rden. Es ist
in der That zum Erstauueu, wie eine ruhige Beschauung unserer Sammlungen zeigt, dass
diese kleinen Vögel beim Baue ihrer Nester mit einer gleichsam auf specifischer Keimtniss
beruhenden Sorgfalt ihr Material wählen und das Nest, auch wenn cs noch so gross wird,
immer aus demselbeu einmal gewählten Gcwächstheile erbauen, den ihnen die Umgehung
darbüt. Bei einiger Keimtniss der einheimischen Flora lässt sich dann leicht das Aehnliche
wählen und für die Gräser insbesondere wird der Anblick meiner Abbildungen der deutschen
Gräser*) die Auswahl erleichtern. Was bei jeder einzcluen Art besonders uolbwendig ist,
wird auch der Beschreibung der emzeluon beigefügt werden.
R ö rn e r f r e s s e n d e S in g v ö g e l: K iia c k c r.
Eiiuclealores: Coiiirostrcs. — Ecurceurs, granivores. — Tlie
grauivurous Birds: the Crackers.
Die Tafeln, welche die Kennzeichen der Gattungen darstellen, sind im „ n a tü r l i c h e n
S y s tem d e r V ö g e l “ , Taf. LXXII—LXXXVl, am l.J u n i 1850 versendet w'orden und hier
folgen Gattungen und Arten, deren nähere Verwandtschaft sich am Schlüsse einer jeden
Gruppe durch übersichtliche Betrachtung herausstellen w’ircl. Wir beginnen mit den noch
so wenig genau bekanaten und so oft verwechselten
We b e f i n k e n .
I . 9 1 a r i i ) O f 4 » ViKiLLOT Ois. chant, de la zone torride 1805. p. 23. S c h m e t t e r -
l i n g s f i n k , B e n g u e lis t* * ). Schnabel geradlinig rechtwinkelig in die Stirn eintretend,
andertbalbmal so lang als hoch und breit. Laufschujipen G, unten kürzer, an der Aussen-
seite fast verschmolzen. Vorderschwingen vom zweiten Dritttheil aus verschmälert, vierte
längste, demnächst 2, 3, 5, ü ziemlich glcichlang. Schwanzfedern gesteigert, alle spitzewärts
verschmälert ahgestutzt. K le id fast seidenartig dicht, Kückenscitc einfarbig düster, Unterseite
hellblau oder roth, WangenÜeck oder der ganze Kopf schöufurbig. — W e s t a f r ik a .
1_ 3 . M , p l i o e i i i c o t iM (Estrelda — the crimson eared Bengaly S w a in s o n West-
Afr. I. 192. t. 14.) Keim. D e r k a rm in w a n g ig e M a r ip o s a oder B e n g u e lis t. Ganze
Kückenseite erdgrau, Gesicht, Brust, Seiten und Schwanzoberseite glänzend grünblau, Bauch
und Ai'terdeckcn aschgrau, Schwanzunterseite rauchgrau, eia querlänglicher Wangentleck
karminroth, Schnabel und Beine tieischfarbig. — Ich messe mehrere Exemplare 10 cent.
8 mill, bis 13 cent. 3 mill.***) Figur 1. Männchen, 2. Varietät mit weissem Flügelstreif,
3. junger Vogel. — Wurde im J. 17G0 zuerst von Biusson III. 203. fälschlich „le Bengali“
genannt, irrig als aus Bengalen beschrieben. — B e n g u e la ist ein grosses ländcrgehiet auf
der südlichen Westküste von Afrika, über welches die Portugiesen, wie über Angola, die Oberhoheit
ausübeu. Benguela stösst im N. an Angola und im S. u. 0. au noch unhekamitc Länder.
* ) D i o Q r ä a e r D o u t s c h l a n d s , B a n d d e r F l o r a D e u t s c h la n d a . L o ip z iff , b o i A Ab o l.
* * ) D u r c h BiiisaOH’B I r r t lm m h a t s ic h l e id e r d e r F e h l e r , dleHO n f r lk a n l .s c h e a V ö g e l a u « B o n g u u le ii „ B e u -
g a l i s te n “ z u n e n n e n , v e r b r e i te t.
* * * ) D e r Maiiswatab f ü r C e n tim e te r u u d M i l lim e te r i s t a u f d e r e r s io u T a f e l u n te n z u v e rg le ic h e n .
An der Küste erstreckt es. sich von der Mündung des Coanza bis zu der des Bambanigua.
Der Gouverneur von Benguela ist dem General-Gouverneur von Loanda untergeben. Das
Land ist in Districte gotheilt, denen Offiziere vorstelien. Die Stadt San Felipe de Benguela
liegt in einem sumpfigen und sehr ungesunden Bergkcssel, mit etwa 2430 Einwohnern, von
denen nur 11 weisse sind; 12« 33' 54" S., 11« 4' 45" 0 . Pis gehört zu Unter-Guinea.
Aller Wahrscheinlichkeit nach ist der „Blue Belly’d P’inch“ EnwAitns gleanings III.
pl. 131. S e l io m a n n t. 24. das Weibchen, mir durch den Mangel des Wangenflecks und
dunkle, bräunliche Beine und schwärzlichen, in der*Beschreibung aber als dunkel fleischfarbig
hezeichneten Schnabel unterschieden. Mr. P a u l M a b t y n bemerkte: „Die Portugiesen
bringen ihn von der Küste Angola in Afrika und nennen ihn „ A z u l iu h a “ . lir war lebhaft
und heftig, aber sang nicht, wahrscheinlich aber, weil er ein Weibchen war. Plr heisst
auch „Pincon à ventre bleu“ und bei B ü f e o n „Cordon bleu“ . B r u c e tra f ihn in Abyssinien
und sagt bestimmt, dass der rothe Wangenfleck dem Weibchen fehlt, auch seine übrige P’är-
Imng minder schön ist, das Gefieder der Jungen stimmt damit ganz überein. A u c h S w a in s o n ,
welcher die Vögel in ihrem Vaterlande beobachtete, sagt, dass die Figur von PIu w a r d s das
W. gut darstolle. Prinz B o n a p a r t e Consp. 458. führt aber P'ringüla angolensis (als b. unter
P’r. bengala Gm. 920.32 ) noch als Art auf. Dagegen ist aber Fr. angolensis L. Gm. 918. 70.
ein ganz verschiedener Vogel, ein Hänfling, die Vengoline, abgebildet hei E d w a r d s glean,
pl. 129. und liOxia angolensis L. 853. 24. ist ein Sperraophilus, vgl dessen Abbildung,
PId w a r d s t. 252. f. 2. Der w a h r e B c n g a l i s t endlich ist P lo c e u s b e n g a l e n s i s (Loxia
— L. unsere 128— 129.) B l y t r , abgebildet bei E d w . t 189. und copirt bei B u f f o n 393.
f. 2. — Unser Benguelist ist also in Benguelen, am Senegal, Cordofan und Abyssinien zu
Hause, vorzugsweise an dem Ufer des Niger-Stromes, und wird seines schönen Gefieders,
seines schmucken Benehmens und anmuthigen Gesanges wegen geschätzt, ln Paris kauft
man das Pärchen mit 12— 15 Francs. P> ist allerdings zärtlich, gewöhnt sich aber leicht
ein wenn man ihn nur anfangs gehörig warm hält und darauf sieht, dass er zur Nachtzeit
sich nicht erkältet. Aus diesem Grunde bleibt er da am längsten leben, wo, wie in den
Wohnungen der Bäcker, Brauer u. s. w., die Wärme zur Nachtzeit nicht zu tief herahsinkt.
E r verlangt zur Zeit der Mauser im Sommer, Juni bis August, und der Paarung und des
Nistens im Winter 20 bis 25 « R. und muss in einem Bauer allein, abgesondert von anderen
Vögeln, gehalten werden. In unserm Winter h at er sein schönstes Gefieder und dieselbe
Zeit ist auch die der Paarung und des Brütens. Wird ihnen während des Brütens die nöthige
Wärme nicht zu Theil, so stirbt das Weibchen in dieser Zeit ab. Bei guter Haltung werden
sie in der Gefangenschaft 7—R Jahre alt. Die beiden Vögelchen zeigen die ziirtlichstc Anhänglichkeit
an einander und das M. singt sein Lied immer in der Nähe des W. Beide
bauen das Nest und beide thoilon sich abwechselnd in das Brütegeschäft. Man bietet dazu
ein dichtes Büschchen dar, in dessen Zweigen das melononfôrmiçeNcstchen aus Heu zwischen die
Blätter gebaut, äusserlich wohl auch mit Kräutern belegt, inwendig mit Federn weich aus-
gefüttert wird. Die 4—5 kleinen Plier sind weiss. Der Plingang zum Nest ist seitlich, der
Rand inwendig mit Baumwollenbüschelchen belegt, welche, wenn der Vogel ausgeflogen ist,
die OefTnung schliessen, so dass er beim Einfliegen wieder durch diese cindringen muss.
P 'u t t e r : vor allem Canariensaamen oderAlpiste, wie für alle diese kleinen Vögel, dann auch
die zarten Saamen der Acker- und Garten-Unkräuter und ihr Kraut, wie hliere oder Mäusedarm,
Mouron, Alsine oder Stellaria media, und Kreuzkraut; Senecio vulgaris. — M a u d u y t ,
D a u d i n und L e V a i l l a n t hioltqn den „Cordon bleu“ für besondere Art, weil seine Zahl
gegen den karminwangigen Mariposa zu gross wäre, aber das erklärt sich leicht, weil man
vorzüglich junge Vögel herausbringt. Unter allen Pärchen ist das M. ein Mariposa, das W.
ein Cordon bleu. — Ueber die Benennung „Plstrclda“ vgl. die Gattung Astrilda. P’ür Mariposa
( S w a in s o n und nach ilim C a b a n i s schreiben unrichtig „Marcposa“) liat C a b a n i s im Mus.
Hein. 171. den neuen Namen „Uracginthus“ in Vorschlag gebracht.
4. 5. g r a n a t l n a (Fringilla — L. Gm. 9 0 6 . 11.) Reim. D e r G r a n a t f i n k ,
le G r e n a d in B u f f . p l. enl. 109. f. 3. Kastanienbrannroth, Wangen das Auge einschliessend
violet, Stirn, Bürzel und Afterdecken kornblumonülau, Kehle und Schwanz schwarz, Schwingen
erdbraun, Schnabel blutrotb, Beine fleischfarbig.— Ich messe 13 cent, bis 13 cent. 3 mill. —