
ben Sefudj in ber merfwürbigen Dafe ßtaibeub, bott ber mich ebenfaßg
wenig befannte äßitftengegenben trennten, gang aufeugeben. Saßer
bejdjloß idj, ttadj 3iaibenb ¡$u gehen. Unterwegs fjörte idj aber fo
biele intereffante Singe Don ber Saababroüfte, baß icf)f unt beibe
ißläne nacf) SDtöglicßfeit miteinanber 31t berbinben, einen weiten Sogen
nad) SBeften machte, ehe icf) ßtaibenb erreichte.'
Sn SebbeS gibt es 200 große Sßaintengürten unb minbeftenS
ebenfo oieie Keine. Sütan 3äßlt f)ier gegen 100000 „ßftaber", Weib»
Ii(f)e ißaltnen, unb in jebem ©arten gibt eS jwei männliche, „dtäßr",
broßigerweife bagfelbe SBort, beffen man fid) jur Sejeic^nung eines
ßameißengfteS bebient. Srft nacf) 15 ober gar 20 Sauren trägt bie
ißalme grudjt; eS gibt hier ißaitneit, bie 200 Saßre alt finb. Sie
foßen immer wadjfen; infolge ber üon ßeit ju $eit eintretenben
©türme unb ber im SBinter über ber wärmeren Suftfcßicßt beS Gsrb»
bobeng Ijerrfcfjenben Äälte iiberjcßreiten fie aber nie eine beftimmte
.fjöße. Sie ßöcßften ißalmen, bie idj in SebbeS faß, waren 15 unb
16 SJieter ßocß; gewößniicß finb fie bebeutenb niebriger unb nur 7
ober 8 Sßieter ßocß. SlßerbingS befinben wir uns hier an ber 9torb»
grenje ber Sattelpalme; im ßiorben ber großen Äewir gibt eS feine
■ßalmen mei)r.
Sie ißerfer fagett, baß bie ^ßatme gattj wie ber ÜDienfdj fei; fie
berfümmere unb fterbe, wenn eine Singel fie getroffen fjabe, fie er»
ftide, wenn SBaffer fie überfdjwemme, unb erfriere in ber Sälte. Sie
mänulidje ißalme fiat, wie ber ßJiofjammebauer, mehrere grauen; fie
ift boruefjm, jart unb empfiublidj; fie muß mit ber größten Sorgfalt
gepflegt werben; fie gleicht einem fpaultier, ba§ bent SDienfcßen bie
unfcßäßbarften Sienfte leiftet. @anj SebbeS lebt ja nur oout Srtrag
ber Sattelpalmen, unb eg gibt feinen Seil beg Saumeg, ber nidjt 31t
irgeitb etwas 31t gebrauchen wäre. Sie Siere fönnen fidj Don einem
Ort jum anberit begeben, aber bie ißalute bleibt an ein unb bemfelben
ißlaße wie feftgenagelt. Sort wädjft fie aus ihrer SBur^el auf, unb
bort muß fie bereinft aud) bermorfcßen unb fterben. Sin alter Werfer
fagte mir, baß bie ißalme fidj oon anbern Säumen baburd) unter»
fdjeibe, baß fie Seben unb Seele habe, benfe, trauere unb fiel) freue.
Sßerbe fie liebeüoß gepflegt, fo empfinbe fie Sanfbarfeit unb laffe
bie Satteln in großen, reichen Srauben unter ber Slätterfrone reifen,
beritadjlöffige man fie aber, fo werbe fie berbrießlicß unb unterlaffe
e§, grüßte 3U tragen.
Ser Set’be, ber f?err mit ber grünen Seibbinbe, erzählte mir, baß
man wäßrenb ber gefttage beg ÜKoßarrem gewöhnlich eine ober bie anbere
ißalrne fci)iacf)te unb feinen ©äften Sattelfäfe üorfeße. llnnötigerweife
werbe jeboeß feine ißalme geopfert; eS gefdjeße nur, wenn man einen
befonbern ©runb baju habe, wenn fie 3. S . 3U hießt ftänben unb
einanber erftieften ober wenn fie ju alt geworben wären; anbernfaßg
Wäre eg bagfelbe, alg wollte man ein jinfentragenbeg Kapital weg»
wer-fen. SDiüffe man eine ißdlme umhauen, fo oer]'d)iebe man eS gern
big 3U ben gefttagen beg äJioßarrem.
£u einem folgen geft war ich an einem meiner leßten Sage in
SebbeS bei bem Setben eingelaben. Son einem ßtafenptaße im ©arten
aus faßen wir un§ ba§ Scßladjten an. SaS Opfer war eine fünfzig»
jährige ißafme männliöhen ©efcßlecßtS, bie jum Sobe Oerurteilt worben
war, weil fie ju berfümuiern begann. Sin SJiann binbet um fidj unb
ben Stamm einen Saftriug unb fleftert mit großer ©eWanbtßeit in ben
©ipfel beg Saumeg hinauf; bie Unebenheiten be§ Stammeg bieten
feinem guße fjaltpunfte, unb er jießt beit Saftring mit fidj in bie
£>öße. ÜDiit einem fdjarfen Seil ßaut er bie Slätter big an ben
Stamm ab; eineg nad) bent anbern fäßt herunter, unb fcßließlidj
fteßt bie ißalnte geföpft, ißrer firone beraubt, jwifdjen ißren alten,
noeß lebenben ©efäßrten ba. Sann werben aße fdjüßeubeu gafer»
ßüßett am oberften Snbe beg Stammeg, aus benett bag Straßlen»
bünbel ber Slätter ßerborwudjg, entfernt, unb bie weidje, füße, faftige
SJiaffe ßerauSgeßolt, bie ißänir=i=d;orma genannt wirb. Scß fdjaue
bem ganzen Sorgang ¡ju. SDian merft batb, baß ber Sefißer be§
©arteng ünb feine Seute, bie mit biefer ißalnte aufgeiuacßfcn finb unb
fie oon ^inbßeit an fennen, fo ernft unb feierlidß geftimmt finb, als
ob fie eine böfe, treulofe Sat gegen eine alte greuitbin begingen. Socß