
Scb ijatte gebadet, om 16. Februar aufbredben ju fömten. Slber
nacbbem SOlirga mid) barait erinnert ijatte, bafj btefer Sag ein greitag
unb als foldjer ein „fengin ru§", ein UnglüdStag für ben Eintritt
einer Steife fei, befdfíofj id), noch einen Sag ju opfern unb in ©für
ju bleiben. Sd) erhielt baburcf ©eíegentjeit, meine ißorträtgalerie ju
oerboßftänbigen. Bier ©tunben fafj id) inmitten eines unerfcböpf*
liehen Borrats bereitwilliger SDÍobeíte, unter benen id) bie ÜÜBaljl batte
(Slbb. 114—122). Sie ©jungen gewährten mir angenehme @r=
bolung unb grofje SBefriebigung, unb baburcf), bafj id) ber Unterhaltung
ber $ufcbauer Störte, erhielt ich auch nodb foftenlofen Unterricht in ifjrer
©pradbe. ©in ßufdbauer, ber febr großes gntereffe geigte, madbte über ein
ißorträt bie mir febr fcbmeidbelbafte Bemerfung, bafj baS Bitb äbnlicber
fei al§ baS Original felbft. ©in ¿weiter fagte, bafj meine fpanb nur
ben Bleiftift bQlte unb feinen Bewegungen folge, bafj eS aber ber
©tift fei, ber bie $üge beS Originals ¿u ißapier bringe — eine
aufjergewöbnlid) geiftreic^e Bewertung, ¿umal wenn man fie in einem
Orte wie ©bur ¿u hören befommt. föiandhmal nimmt bie ©efcbidjte
aber audb ein plöllidjeS ©nbe. ©o hatte id) bien bereits mehrere
ÜDtänner gezeichnet unb wollte nun auch ein paar Samen oon ©bur
in meinem ©liggenbud^ oerewigen. ©ularn puffern butte oerfprod)en,
mir bie ba¿u nötigen ÜDtobelle ¿u beforgen. SaS erfte SUtobell war
ein neunjähriges tleineS ÜJläbdhen, baS ©banum hieb- ®aS Sinb fab
ganj fttlf, unb baS Bitb war beinahe fertig, als bie äJtama, in einen
langen ©dbleier gebüßt, wie ein ©efpenft betanfcbwebte unb mit
lautem ©efeul barüber jammerte, bafj ein „grengi", ein ©uropäer,
ihre Sodbter mit feinem böfen Blict oerzaubere. SaS Äiitb ftimmte
natürlidb in ben lauten Jammer ein; aber baS konterfei war fcbon
fertig, unb bie Sränen tarnen nicht mehr mit auf baS Bilb. Stad)
biefer unerwarteten Störung tonnte ich feine ber Samen üon ©bur
mehr ba¿u bewegen, mir fßlobeß ya. fteijen. Slber mich angaffen
tonnten fie; Wie bie ©Iftern faben fie auf einem benachbarten Sach
unb plauberten, fdbnatterten unb lantén unter ihren fdljmubigweifjen
©dfjleiern.
Sn baS ©fizzenbucb tarn audb e*n zwanzigjähriger Süngling namens
Sagbi (Slbb. 123). ©r batte fd^arf ausgeprägte arifd^e ^üge, ein ooaleS,
bübfdbeS <S)eficE)t, gerabeliegenbe Slugen unb Slugenbrauen, eine träftig
gezeichnete Slblernafe, feingefdbwungene, nicht zu biete Sippen, eine hohe
©tirn unb, wie eS in Dftperfien ©itte ift, ben ©Reitel gerabe in ber
Sölitte, fo bafj fein langes bunfleS fpaar wie ©arbinen an ben ©eiten
,be§ StopfeS berabbing. Stuf bem Stopfe trug er eine zbiiuberförmige
gilzmü|e; er ging in Pantoffeln unb war in ein leid)teS, luftiges, blau*
weifjeS ©ewanb getleibet, baS fd^on red^t ¿erriffen unb febmu^ig war.
Sie grauen ber Oafe waren ebenfo’ forgfältig oerfdbleiert Wie
ifjtre ©dbweftern in Seberan. Se gröfjer ein Ort ift, befto gewiffen*
bafter wirb biefe ©itte beobachtet. Sn tleinen Sörfern, wie Äerim
©ban unb Silent, braudben fid) bie grauen nidbt immer ya oerfdbleiem.
Um bie grauen yn oerfteden unb ein ungeftörteS gantilienleben führen
Zu fönnen, fperrt man bie |jäufer unb £jöfe nach ber ©trafje b’n
burdb SJlauern ab. ©ulant §uffein batte feinen Bater, feinen Bruber,
feine ©attin unb einen fünfjährigen ©obn in ©bur, unb bie ganze
©efeflfdhaft wohnte in brei bunfcln gimmern mit SebmWänben, unter
Bienentorbfuppeln, bie ebenfaßs aus Sehnt aufgefübrt waren. Samit
er ficb ben ©einen ganz wibmen tonnte, beurlaubte ich meinen reblicben
©ulant wäbrenb meines StufentbaltS in ©bur, unb als wir abzogen,
bat er mich, ihn noch einen Sag bieJ^ulaffen, er werbe mich leicht
wieber einboten unb zwei Sagemärfdie auf einmal machen. @r batte
feine gamilie febr lange nicht gefeben unb feine Bachridjten oon tbr
erhalten, batte aber gar feine ©rregung gezeigt, als wir uns feinem
§eimatborfe näherten. SSBie ein ,3ugooget begrüfjte er bie ©einen im
Borbeizieben unb fdbieb bann wieber oon ihnen ohne bie geringfte
Sßebmut. gür zartere ©efüble hat bie Bruft eines perfifchen StameU
treiberS feinen Baum; er fann nid)t lieben unb ©el)nfud)t empfiitben
— in einer in ficht mufj bieS ein red)t angenehmes, berubigenbeS 'S
©efüht fein.
©rünblidh attSgerubt, bid unb fett, tiefen fidh bie Gamete am
SJlorgen beS 17. gebruar wieber ihre Saften aufbürben. SBir beburften