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Gattung: Pelagosaurus liiiiziigeriigt. J e tz t regte sich die Tliciliialinic für den interessanten, wie cs schien noeii nicht
genügeml ausgeheuteten StolF von allen Se iten ; Gra f v. M ü n s t e r , der gewaltige Sammler iiml eifrige Beohaclitcr, iiiissertc
chenfiills seine Erfalirnngen ühcr die hei B o l l , A ln n tle n und H o l z i n a d e n gefundenen Gavialc ») und im folgenden
Jah re bcsinachen C. T h e o d o r i und H. v. M e y e r denselben Stoff in älmliclen aiilioristisclicn Mittlicilungen ^). Alle
suchten die Zald der Arten nicht zu verkleinern, sondern zn vermehren, und mit jedem neuen E x em p la re , welches die
nunmehr, als sich ein reicher Absatz eröffnet h a tte , ¡nimcr ergiebigeren Schicfcrbrüclie lieferten, tr a t fast eine neue
Spezies in die 'Visseiischaft ein. So konnte eine übersichtliche Znsammenstclliing des damals Bekannten *) von
B o l l und den diesem ulirtcinbcrgischen Lia s analogen fränkischen Schiefern d r e i Genera (^Macrospondylus, Mysirio-
saurus nnd Felagosaunis) und a c h t z e h n Spezies, als gleichzeitige gavialaitigc Amphibien eines einzigen Wohngebietes,
namhaft uiaclicii. —
3.
Man sollte meinen, wenn man bedenkt, dass in der Gegenwart eine und dieselbe Gegend der E rd e n i e von
mehr a ls z w e ie n K ro k o d il-A r te n , gewöhnlich aber nur von e i n e r e i n z i g e n bewohnt, und iiberliaiipt nur noch e in e
A rt gavialartigcr Krokodile in ziemlich gleichem geographischen Umfange auf der Erdoberfläche angetroffcn wird; —
mit einer so grossen Z ahl verschiedener Spezies sei alles Mögliche ge le iste t, so dass schwerlich noch eine neue Art
an derselben Fundstätte sicli werde auffuulcn lassen; — indessen diese Berechnung erscheint doch bei näherer Einslchf
der späteren Arbeiten nicht als ciuc ganz richtige. Zwar hat H e rr A. AVa c n e r , auf die inzAvisclien nach München
gewanderten Materialien des G r a f e n t . M ü n s t e r und einige andere Hiilfsinittcl sich stütz end, zuerst einen crl'rcii-
lichcu S ch ritt in ihre r Rcdiiction g e th a n « ) , indem e r B r o n n ’s sämmtliche Arten von Mystriosaurus auf eine einzige
ziiriickfuhrtc, welche e r mit dem von ihm aiisfülirlich bcschriehcnen MysiriosauTus Münsteri zitsainmcnznzichen keinen Anstand
zu nehmen sclieint; allein e r is t doch g ene igt, von anderen Fundstätten wieder neue Spezies hiuziiz.uriigeii, namentlich
einen Mystr. macrolepidoius von B e r g in Unte rfranken, der grösser sein soll als alle anderen Arten. Auch
Mysfr. Egertoni K a ü p und M. speciosna AIü n s t . von derselben Fnndstä tte halt e r aufrecht; obgleich e r letztere dem
M. Laurillardn K a ü p ' s als A'’a rie tä t aarcihcn möchte, nnd crsfcreu auf jeden F a ll mit M. Münateri sehr nahe verwandt
erachtet. Endlich glaubt er im Mysir. tetuiiroairia AIü n s t . den Myair. BTongniarti, K a ü p ’s Engyommaaaurua, der nur
auf einen Schädelkern g egründe t, nnd schon von B r o n n zu Myatrioaaurua zurückgcführt worden wa r, zu erkennen.
Diese A rt sowohl, wie die vorigen, linden sich besonders hei A l t d o r f in Un te rfran k cn ; Oberfranicen lie fe rte in seinen
analogen Gesteinen nur sebr selten bei M i s t c l g a u A/pstrjosawn«-Knoclicn. Darauf batte G r. v. M ü n s t e r seinen
Myatr. franconicua gegründet. H e rr AVa o n e k me in t, dass allerdings Berechtigung vorhanden s e i, die gefundenen Reste
„ v o r d e r H a n d “ für eine eigne A r t zu iielimeii, bekennt indessen, dass auch sie in „ n a h e r A'^crw a n d t s c li a f t “
mit M. Münateri zu stehen sclieinc.
4.
E s kann hier in die Bcdiiction der zahlreichen Formen auf einander ihr je tz t niciit weiter eingegnngen werden;
man wird cs natürlich finden, dass ein Beobachter, wolclier so wichtigen Autoritäten der |)aläozoologisrlicn AVissciiscliaft
widersprechen zu müssen g lau b t, mit ßeliutsumkeit sicli aiisdrückt und von der besonderen Riicksiclitsnalimc des He rrn
AA'a o n e r war nur ein vorsiclitiges Urthe il über diesen kitzeligen P u n k t zu erw-artcn; abe r man sieht doch, wohin ihn
weitere Forschungen führen mussten und liest eigentlich schon zwischen den Z e ilen, dass die Arten wohl nocii weiter
ziisaminciigezogen werden könnten. Vielleicht wäre das Einziehen a lle r bis a u f ciuc das Richtigste gewesen, und in der
T h a t scheint Q ü e n s t e d t zn diesem Zie le gelangt zu se in , wenn wir die Andeutungen hc a chtcn, welche B r o n n in
der neuen (dritten) Auflage der L c t l i a e a gegeben bat. De r Aufsa tz , worauf e r sich liier be z ic lit*), ist uns bis jetzt
nicht zn Gosiclit gekommen, wir kennen Q ü e n s t e d t ’s Meinung nur aus den Angaben in den F l ö t z g e b . A V iirte in b .
S . 2 2 5 ., wo e r den B o i l e r G a v i a l a b Teleoaaurua Chapmanni K o n ig ’s aufllihrt; und das schien unseren Rcsiiltaten
nicht znzusagen; wir werden ilin aber später bcacbten und uns freuen, dann vielleicht mit ihm ühereiiiziistlmincn, dass
nicht hioss }iiyaiTio3avTu.3, Macroapondylua nnd Evgyommasaitrua, sondern auch Pdagoaannca zn einer um! derselben G a ttung
geliören, die wahrscheinlich den lebenden Gavialcn nicht ganz so nahe s te h t, wie den siiätcren Tcleoaavrna,
Aeolodon und Steneoaaicnia^ mit welchen allen sic den ältesten krokodilarligen Saiirlcrtypiis darstellt.
*) Lr-ONHARn iincl Hrox.n , neues .hlirt». d. .Mincrnl. etc. 1813. S. 131.
•J) l'.bcnd. 1844. S. 340. G89. 099.
*) C. G. Gieb e l , Fnima der Vonvtit, d e . 1. 2. S. 104. IT. 1847.
♦) Abli. d. KÖn. Bayer. Akad. d. Wissenscli. elc. phys. malh. CI. V. Bd. 3. AMIi, S. 513. (T.
*) L eümiari) und Bronx, neues Jahrb. d. -Mineral, eit. 1850. S. 323.
3
Dies hiev vorweggcnommcnc Resultat durch eine allscitigc Prüfung der bisher angenommenen Unlerscliiedc als
eine iinzwcifcllial'tc Tliatsaclic fc stzu ste llcn , ist die Aufgabe der vorliegenden Arbeit. Die Verfasser haben dazu seit
Jahren ihre Studien gemacht und uamentllcl» mit einer sorgfältigen Untcrsuclmng der Altci-sverschicdcnlieiten lebender
Krokodile sich beschäftigt; ihre E rgebnisse, längst abgeschlossen, konnten indessen, well andere dringende Ai-beitcn namentlich
den einen von ihnen in A nspruch nahmen, e rst je tz t zur VerölTenllichung gebracht werden. Als einen besonders
günstigen Zufa ll müssen sic cs hervorheben, dass ihre M atcrialicu aus einer grossen Menge vorthcilliaft ausgcwälilt werden
k o n n ten , und dass sic in Folge dessen eine Anzahl von Exemplaren des B o i l e r G a v i a l s vor sich halten, die
einander so schön ergänzen, wie vielleicht keine andere Sammlung sie aufziiweisen im Stande ist. Insofern cs ilinen
nun ganz besonders darauf ankommt, die untergegangenen Formen ans den lebenden zu e rk lä ren , schien es nöthig, die
letzteren bestäudig daneben zu h a lten , nnd das bestimmte s ie , eine allgemeine osteologische Schilderung der gcgenwär-
ti"-cn Krokodilinen nach ihren A lte rs - und Artunterscliiedcn der Beschrcibiiiig des B o i l e r G a v i a l s voraiifgehen zu
lassen. E ine Vergleichung beider wird den L e s e r ebenso g u t, wie die Ve rfa sse r, zur K ritik der G a ttu n g s- und A r t-
iinterscbicdc der v o rw c l t l i c h e n G a v i a l e bcfäligcn. —