slii(7.1c Emliliidic am AeliRclgcleiik; es ist nur ein D ritte l so lang wie dev Obersclienkel. Das S c l u i a l . c l b e i n
übertrilTt das Sdiiilte rbla tt etwas an L ä n g e , älmclt aber sonst, nach der Bcsd irc ib u n g , ganz dem des B o i l e r
G a v i a l s . Höchst iiberrasdiciid ist die geringe Grösse des 0 b c r a rm k n o c h e n s , er soll mir wenig länger
s e in , als z w e i Ilalswirbelkörper; die stark gebogene E l i c ha t ga r mir die halbe Länge des Oberarmes, mul die
Speidic ist noch etwas kürzer. Am B e c k e n sind mir geringe Uiilerscliiede bcmcrkhar. De r O b e r s c h e n k e l zeigt
die herrschende S -F o rm g enau, aber e r is t relativ düimer, als bei den Krokodilen, nnd älinlidi fanden wir ihn beim
B o i l e r G a v i a l . Bei dem grossen Iiidividunm von M T iitb y beträgt seiue L än g e V 3V*"; d. ii. e r ha t etwa die Lange
von f ü n f Biickcnwirbclii, was auch geringer is t, als beim B o i l e r G a v i a l , wo er bcinalie den G letzten Rmnjifwirlielii
an L än g e gleicli kommt. S c l i i e n b e i n und ■W a d e n b e in sind einzeln S " lan g , also im Ycrhältuiss noch etwas
k ü rz e r, als die des B o i l e r G a v i a l s ; sie ähneln darin mehr dem G a v i a l v o u M o n l i e im (Aeolodon priscus), dessen
ganze K ü rz e sie iudess n id it erreichen. Die F u s s w i i r z e l eiilhült, wie gewölinlicli, f ü n f Knöchelchen, aber ilir
Grössenuntcrscliied ist nicht so bedeutend, wie bei dem lebenden Gavial. Der mittlere JIctatarsiisknoclieii ist 6 " laug,
also nicht völlig so la n g , wie der eiifsiircchcudc des B o i l e r Thieres. Im Ganzen waren beide Beine kleiner uml
k ü rz e r, als die des Mystriosaurus lo üm s is ; was zwar mit der iilumjiereii Bildung des 3 y i u t b y c r G a v i a l s iu Disliar-
moiiic t r i t t , aber olfeiibar durch die s tä rk e re , kräftigere Schwanzbildiiug desselben wieder ausgeglidieu wird. —
Nach allem Vorstdiciulcii scheint uns mm (lie zuerst von K a u p aiisgcsiiroehcne, von B u o n n aber beanstandete
Meiming, dass der Mysiriosaurus Laurillardii mit dem Teleosaurus Chapmanni eiue uml dieselbe Spezies bilde, vollkommen
gercclitfertigt zu se in; wir sind ferner überzeugt, dass auch der Mystriosaurus macrolepidohis nicht vou dieser
A r t verschieden i s t, mul halten die als M. franconicus, M. spedosus und ienuirosiris ( = Engyommasaurus Brogniarti)
aiifgcstcUtcn Arten ehenfails nicht für eigentliiimliche Formen. Oh dies T liie r Mystriosaurus oder Teleosaurus heissen
muss, (las crsclieint mis so lange noch migcwiss, als über die Gaumeiibilduiig lieider Genera weitere cntsclieideude Aufschlüsse
fehlen; doch halten wir ihre generische Ucbcrcinstimimiug für wahrsdicinlicher.
S9.
■Wir sind an das Z ie l nnsercr Untersuchung g e langt, und liabcn iiiiumelir nichts weiter zu llimi, als die Resultate
ziisammeii zu stellen, welche wir gewannen. S ie luiitcii wie folgt:
Z u r Z e it der L i a s b i i d u n g lebte an den deulschen Küsten eine vorzugsweise schwimmend sich bewegende
Gavialform, welche von dem lieiiligen Gavial haiiplsäclilicii durch längere Wirbclkörper mit concavcn Vcrbiudiings-
ttäclieu, einen vollständig imch aussen geschlossoucii Orbitalraiid, altcrnireiul gleich grosse Kieferzäiinc sich unterschied,
und namentlich sehr viel kleinere vordere Gliediiiaasseu besass. Ob die liintcrc Nascnmüiulmig mimittelbar vor deu
Eiistachisclien Oeirmuigeii, oder inclir nacb voru zwisclien den Gamiienlöchcrn la g , darüber schwanken noch die E rgebnisse;
auf keinen F a ll aber iiiümlcten die Choancn mit den Eiistacliischeu T uben zusainmeu.
Von dieser G a ttu n g , die Mystriosaurus genannt wird, vielleicht aber doch mit Teleosaurus identisch ¡ s t, gab cs
damals z w e i verschiedene Arten.
D ie e i n e ist der B o i l e r G a v i a l {Mysiriosaurus bollensis), der ausserdem als Macrospondylus und Pela-
gosatirus in vcrscliiedenen Altersstufen uml ludividueii bisher beschrieben worden ist. E r bat einen sclilanker gebildeten
K ö rp e r, eine spitz e re , f l a e l i r u n d e Schnantz c , oben 3 1 , nuten 2 8 abwechscinil sclir viel grössere mid kleinere
Kieferzäiinc, und einen K o p f, der gegen ein F ü n f t e l der gcsaimiitcn L än g e ciiiniinmt. Bei ibm ist das S chulterblatt
viel länger, als zw e i lla lswirhe l; der Oberarm anderthalb mal so laug wie das Sclmllerblutt, der Vorderarm ebenso lang
wie das S chulte rbla tt, oder etwas länge r; der Obcrsclieiikel g le idit s e c h s Rumpfwirbeln an L ä n g e , der Uiilcrscliciikcl
beträgt */, des OberscLeiikels, der Fnss ist etwas länge r als der Schenkel, uml die vierte Zehe die längste. —
Die a n d e r e A r t ist der W l i i t b y e r G a v i a l (Mystriosaurus Chapmaimi), der auch im fränkisclicii L ia s gc-
fmidcii wird, und von dort unter vielen Namen bescliricbeu wurde, wovon jU. Laurillardn der älteste ist. Das T hie r
war plmiiper, kräftiger g eb au t, a ls das vorige, sein K o p f beträgt e in V i e r t e l de r Gesammtlänge, die Sclinautze ist
s tä rk e r, dicke r, d r e h r u n d ; jed e r Kieferrand enthält angeblich 31 mir wenig in der Grösse verschiedene Zähne. Sein
Schulterblatt hat die Länge von z w e i Halswirbeln, der Oberarm tiljcrfriil't das Scliulterblatt ein wenig an L ä n g e , und
der Vorderarm ist halb so lang wie de r Oberarm. D e r Ohersclicnkel gleicht f ü n f Rmiipfwirhelu in der Lüiigc, der
Unterschenkel is t etwas mehr als halb so la n g , (ler Fuss scheint die L än g e des Oberschenkels besessen zu liabcn. —
Beide Thicrc überlebten die Liasformation nicht; es treten vielmehr sta tt ih re r in den jüngeren Juragebilden zwei
liöchst älinliclic Gestalten au f, welche zu Teleosaurus gestellt wcrdeu. Vielleicht abe r ist der auf die hintere Naseii-
inündung gegründete Gattiingsimterschicd nicht ha ltb a r, mul wenn d a s , so fallen Teleosaurus und Mysiriosaurus iu ein
Genus zusammen; denn dass bei jen en beiden Arten die oberen Miinduiigcu der Schläfengrulien als der L ä n g e n a c h ,
bei eiuer der folgenden wie der Q u e r e n a c b gestellte Ovale erscheinen, wird iiiaii wolil scliwerlicli für gcniigeudcii
Griiud zur generischen Trennung beider Gruppen ansehen dürfen. —
Am liiiiiligstcn trifl'f man die Geliciiio einer A rt, wclclie naeh ilirer Haiiptfmulstiitte der G a v i a l von C a e n
(Teleosaurus cadomeiisis) genannt wird. E s war ein grosses T iiic r, das dem M T i i lb y e r G a v i a l nielits naeligab und
dessen Körjicn'crhältniascn älineUc. Man schätzt die Z ahl seiner Zähne auf 45 an jede r S e ite , kennt aber seine 3Vir-
Iielzalilcn noch niclit mit Siclierlicit; aiigclilicli sollen nur 2 5 — 30 Schwanzwirbcl vorliandcn gewesen s e in , was uns zu
wenig crsclieint. Seine Lagcriingsvcrliältnissc sind die den Stoneslielder und B atli-O o litlien analogen Schichten E n g lan
d s, Frankreichs nnd der westlichen Schweiz.
Seltener is t bisher eine zweite Art gefunden worden, welche zuerst S ö h t m e u in g im jiigendliclien A lte r als
Crocodilus priscus (Aeolodon priscus H . v. M e y e r ) beschrieben bat. Das T liie r scheint die kleinste Zahl der Zähne
( 2 7 oben, 26 unten an jeder Kiefcrscitc) zu besitzen, und im Verliältniss dazu auch die kürzeste Sclinautze. Die
Zahl der M'irbel ist wie heim Icliciiden Gavial, nur der Scliwanz enthält viel mehr, nämlich 52 M'irbel. Das SchiiKcr-
b laü übertrifft z w e i Halswirbel nicht an L än g e , der Arm ist noch nicht bckamit, der Obcrscliciikel ha t die Länge von
melir als f ü n f Riimpfwirbcl, abe r der Untcrsdicnkcl ist kürz e r als die h a lb e L ä n g e des Ohcrschciikcls, wälircml der
F nss dem Schenkel wohl nicht au Länge naclistclil. Die Fundstä tte der S[iczies sind die litliographisdicn Schiefer von
D a i t i n g bei J i o n l i c im , dalier G a v i a l v o n J l o i i h e i i n , am besten Teleosaurus gra d lis znlicnauiit, weil diese A it
oileiibar die sdilaukcste aller T d e o s a n rie r, und gewiss nicbt der ältcsle (p r is cu s ), sondern, wie cs sd ie in t, der jüngste
Rejiräsenlant der Griip|ic war. A udi hat schon II. v. 3 I e y e r ein doppelt so grosse s, älteres Iiidividuuiii als Rhacheo-
saurus gradlis bcscliricbcn. De r G a v i a l von 3 Io n l ie im mag nicht die volle Grösse der älteren Teleosaiirier erreicht
haben; das erwähnte, grösste Imlividmim war nicht über 6 ' laug. —
90.
M it (1cm gewonnenen Re su lta te , dass während der J n r a - P c r i o d e in ilif td c u ro jia v i e r vcrsdiicdene g a -
v i a l a r t i g e K r o k o d i l i n e n in kurz auf cinamler folgenden Zeiträumen gelebt haben, die walirseheinlidi e i n e r
u n d d e r s e l b e n , vom gegenwärtigen K r o k o d i l i o r t j p u s streng verschiedenen, wenn auch ihm äiisscrlicii höchst ähnlichen
Gattung aiigehören, sind wir über die eigcntliclieu Grenzen unserer Arbeit sclion hinaus gegangen, iitid können
um so eher sic für schlussreif erklären. M'ir wissen, dass das aiisgcsproclieiic Resultat nicht allen M'ünsdieii und E r wartungen
cuts|)reclicn w ird, und sind sclion dcslialb auf M'idcrspnidi gefasst. B e re it, unsere A jis id it, die auf eine
soigfä ltige Prüfiiiig von Tiiatsaclien sicli s tü tz t, gegen solclic M'idcrspriiclic zu v e rtre ten, haben wir scliliesslicli nur noch
e i n e Bcinei'kmig zu iiiaclicn, um deren Bcaclitnng wir dringend b itte n , obgleich sic fiir K en n e r cigentlicli iiberilüssig ist.
E s ist ein Irrtlium , wenn mau me in t, dass die analogen Knochen verscliiedener Individuen einer Rückgratlhicr-
spezics etwa wie congnientc matheniatische Gestalten mit einander übereiustimnien müssten. — M'c r sich die Miilic
genommen h a t, eine Anzahl S kc le te von L öwen, H yänen, Bäreu oder dergleichen Arten mit einander zu vergleichen,
der wird wissen, wie gi'oss die individuellen Unterschiede solclier Knocliengcriiste s in d , und darum nicht geneigt sein,
auf Maassdifferenzen eiiizeliicr K n ochen, wclclie oft e rst in der zweiten oder dritten Decimalstellc iicrvortreten, einen
bcsomlereu M'crlh zu legen. Nicht bloss alle E c k c u , K a n te n , KuoiTcn mid Leisten sind in ilircr bestimmten Form
Seluvaukmigcii unterworfen, welche die Forde rung streng mathematischer Congrucnz verbieten; — sondern auch die
ganzen relativen L ängen der Theile oder Knochen schwanken ¡iiiicrhalb iianihaflcr Vcrseliicdenlicitcu. Ganz besonders
sind cs die Schäde l, welche zu individuellen Eigcntliümliciikeitcn neigen; wie das namentlich an den zahlreichen Schädeln
der Hölilenliäreii znr Genüge sich darthmi lässt. E in einziges K a h iu c t, wie das B e r l i n e r , das deren 20 neben
einander b e s itz t, kann iiiiireiehemlc Belege dafür aufzeigen. —
M'ir erwarten darum, dass Paläoutülogen, wclclie mit neuen Resultaten über siicziiisclie Unterschiede der bei
B o l l gcfiindciicn Gavialc auftrcten wollen, ilircr i n d i v i d u e l l e n und A l t e r s -V c r s c l i i c d c n l i c l t , die gross genug
is t, fichürig Rcchituiig tn ige ii, uml nicht wieder nach leichten Forniahweidiuugcn einzelner Knochen n e u e A r t e n hc-
stimmen. Z u r sielicroii Begründung einer S|iezies gehört v i e l m e h r , als die DilTcrcnz eines einzelnen Körpertliciles;
man kann nie wissen, was davon den individuellen Unterschieden zufiiilt, bevor mau nicht g a n z e K n o c l i c u g c r ü s t c
mul wo möglicli in m e h r e r e n E x e m p l a r e n mit einander vergliclion hat. —