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Ei
PanzerstiU'kes ilcr bre ite , iiiitcrgeselmlieiic, scibstiimligc, vonlerc Sanm, welcber an den Rancii|iluttcn, aber niclit an
den Riickcnplatten der lebenden Krokodile vorhanden ist. —
■\Vciin nun auch alle diese Griiiidc dafiir sjireelicn, dass das siclithare .Pauzcrstiick dem Rücken angeliört habe,
so ist doch andererseits nicht zu übersehen, dass triftige Gründe gegen diese Annahme vorhanden sind. Allc lebenden
Krokodile habcu Kiele auf allen ihren Riickciijianzeraciiildern, und keine einzige A r t besitzt sie bloss anf den mittleren
2 Re ihen, wie das beim B o i l e r G a v i a l der F a ll sein würde, wenn das vorliegende Panzeistück dem Rücken angeliört
hätte. Fe rn e r sind die P la tten dieses Panzcrstiickcs in der Richtung von vorn nacli hinten viel k ü rz e r, als die mittleren
niif der Riickenlläclic; cs müsste also die Mittclrcilie ans grösseren P la tten bestanden haben, d. Ii. iiiiiiilcr zahlreich gewesen
s e in , als die Seiten des Rückeiipanzcrs. Das s tre ite t gegen allc Analogie der lebenden Krokodilinen; stets sind
die sämnitliclien Piaffen des Riickcnpanzers gleich la n g , und iniisscii es se in , wenn der ganze P an z e r ans auf einander
folgenden Gürteln gleicher Breite besteht. Dagegen ist es durchaus niclit auffallend, im Baiichpanzcr kürzere P la tten
nnzutrell'cn, als im Riickcnpaiizer. —
W ir sehen nns ausser S ta n d e , diese M idcrspriichc durch eine positive E vkläning zn liehen; wir glauben vielmehr,
dass ans ilinen eine gewisse Eigeiitliümliclikeit der Paiizcrüildiing des B o i l e r G a v i a l s hervorgeht, die ebenso
leicht in grubig scnljiirten Banchplatten, als in kiclloscu, viel kleineren, seitlichen Rückeuplattcn sich aiissjn-echeii
könnte. E in e r von beiden Unterschieden hat abe r zwischen dem B o i l e r G a v i a l und den l e b e n d e n K r o k o d i l i n e n
entschieden S ta tt gefunden. —
74.
Die Unsicliorhcit Uber die Bescliaflcnheit des Gcsammtpanzcrs beim B o i l e r G a v i a l wird eriiöhct, wenn man
die dritte Kategorie der Panzei-sdiildcr in Betracht zieht. E s sind das viel k le in e re , mehr elliptisch, als qiiadratiscli
oder oblong gestaltete Pla tten mit griibigcr Oberflädie, auf wclclicr sicli nach der Lungciirlchtiing eia ziemlich sta rk e r
K ie l erhebt (T a f. V I. F ig . 3 .). Im Ban dieser Pla tten is t weiter kein Unterschied sich tb a r, aber ihre L ag e nnd ilire
Grösse ist ühcrrasdieiid. W ir sehen solche Platten in einer lan g en , wolil erhaltenen Rcilic unter dem Schwanz, auf
die Spitzen der unteren Dornen sich stü tz en d , wo sic etwas frü h e r, als die oberen gekielten Schwanzpiattcn vcrsdiwiii-
dcn (T a f . V .). Diese P la tten werden allinälig von vorn nach hinten k le in e r, das lehrt der Ängcnscheiii sehr dcullich,
abe r die Grössenubnahme ist viel beträchtliclicr, als die de r oberen oder Rückeuplattcn. Denn während die letzteren
mit den Wirbclkörpern ziemlich gleiche L än g e liahen, was schon ans der gleichen Anzahl beider fo lg t, ist die Länge
der unteren P la tten sehr ricl g e ringe r, nur wenig über halb so gross. E s liegen liier neben dem dritten bis zwölften
Scliwanzwirbel a c h t z e h n (1 8 ) P la tte n , d. h. fast noch ein mal so viele, wie Wirbe l. 5Ian möclile geneigt sein,
anzuiiehineii, dass de r Scliwanz wie auf de r O be rse ite , wenigstens iu der vorderen H ä lfte , einen d o p p e l t e n Kamm
be sass, so die untere S e ite einen e i n f a c h e n Miltelkamm getragen habe; allein diese Aimniime würde ü bersehen, dass
die sammtlichen vorliegenden unteren Kiclplatten eine asymmetrische Form h aben, also nicht genau in de r Mittellinie
des Thieres liegen konnten. E benso wenig können diese viel kleineren P la tte n oben neben den grossen Rückeuplattcn
des Schwanzes ursprünglich gelegen Laben, ilirc zu s ta rk e Grössenverschiedenlieit verbietet eine solche Annahme direct.
E s ble ibt, wie wir meinen, nichts anderes ü b rig , als anzunehmcn, dass der Scliwanz des B o i l e r G a v i a l s an seiner
vorderen lliilfto eine untere abgeplattete, von einem Scitenkamm eingefasste, mittlere Fläche geliabt habe, wie e r eine
solche entscliiedcu auf der oberen S e ite be sass, und dass iu Folge dieser Anordnung der Schwanz anfangs eine lioch.
vierseitige, einem stehenden Oblong mit vorgezogenen Ecken auf dem Querschnitt ähnliche Form erliielt. W a lir-
scheinlicli war aber die untere Mittclfläche stets an derselben Ste lle s c h m ä l e r , als die obere; der Querscliiiitt also
kein genaues Oblong, sondern ein längliclies T rape z . Diese Bildung muss dem Scliwanz des B o i l e r G a v i a l s so
recht bestimmt die Form eines Ruders gegeben nnd dadurch das T h ie r zum Scliwinimcn äiisserst geschickt gemacht
haben. W ir lernen also aus seiner Bedeckung dasselbe, was wir ans der Grösse seiner Extremitäten folgerten; der
G a v i a l v o n B o l l war viel mehr zur Bewegung im W a sse r, als auf dem L an d e bestimmt und demgemass orgauisirt.
Ohne Zweifel ging der anfangs vierseitige Scliw anz von der Mitte an in eine zweiseitige, oben wie unten mit einem
Zackcnkamni decorirto liintcrc Hälfte ü b e r , und dieser zweite Th e il sclieint anlängs noch höher gewesen zn sein, als
d e r e rs te ; dafür s|irechcn die hohen, schlanken Dornfortsiitze der W irhe l. —
W ir hahcn nunmehr alle Knoclienrcsfc des B o i l e r G a v i a l s zur Genüge he tra chte t, nnd somit misero Aufgabe
in der Ikinjitsaclie beendet. E s ist jedoch möglich, aus gewissen Besten einen Tlicil seiner weichen O rgane mit Sicherhe
it zn criiiitteln, nnd was wir dariiher in Erfahiiing bringen konnten, das werden wir als Schluss unserer dcscrijilivcn
UnfcrsHcliiing noch folgen lassen.
Unsere beiden grossen Esemiilare gehen sehr hestiilimtc Aufscliliisse Uber den Ban der L u f t r ö h r e (irac/iea),
und erlauben uns daraus einen Schluss aiil das Rcsiiirationsorgan üherliaiigt. In T a t. V II. is t die iiiilticro Strecke der
Tra che a ziemlich g ut in d iu c riinllen; sic diirtic mir etwas nach anssen vorgetreten nnd dabei zerrissen s e in , wcslialli
wir weder den Anfang mit dem K c liik o |it, noch das untere Ende mit den Bronchien walirnoliincn. E s könnte wohl
die mit r hczciclinelc oberste Strecke de r Kehlkoiit seihst se in ; wir glauben in diesen etwas bcschäiliglen Resten die
vordere, herzrciriiiige, gewölbte H a tto des Kclilkopfcs, welche mit ilircr Höhle nach innen gegen den Hals des Tliieres
gewendet is t, zn e rk en n en , nnd kalten die davon aasgclieiiden Fortsätze für S tücke der Zimgeiihciiihörnor; indc.s.seii ist
uns das Ganze zn wenig k la r geworden, nls dass wir eine sichere Meinung darüber aiissiireclicn könnten. Dagegen
ist die zweite Han|itslrccke ( r ) nnvcrkcnnliar nls LnftrShrc zn dentón, man kann die einzelnen Ringe völlig kl.ir
übersehen und sogar ihre Anzahl mit ziemlicher Sicherheit au t 17 aiigelien. Dass diese geringe Menge nnr einen Thcil
der Lnftröhrc niiitiisstc, versteht sich von se lbst, nnd wird noch hesliiiiiiitcr dnrch unser zweites Excni|ila r (T a t. IX .
und X .) bewiesen, woselbst die Ringe der T ra ch e a ans einander gefallen in der vorderen P a rtie iiiiihcr liegen. Man
sieht ans derselben zuvörderst bei der Betrachtung im E in z e ln en , dass es völlig geschlossene, clliiitisclie oder krcisrimdc
Ringe von verschiedener Grössc waren, lind erkennt ans ihre r stets selir scharfkantigen Begrenzung, dass sic aus einem
liartcn Stolfc hcsiclicn m u ssten , also ossificirt, niclit kiioriiclig waren. W ir liicltcii os nielit nir nötliig, da ilipc R in g -
torm sie leicht vcrrälh, die einzelnen Ringe weiter zn hezciclmcii; sic erstrecken sich dcutlicli genug vom K o jit bis
znm zwölften oller drcizciintoii W irh e l, woraus nhznncLincn i s t, dass auch die Luftröhre etwa so weit in den Riiiii|if des
Thie re s liiimbgcrciclit habe. Ih re Anzald ist abe r auch an diesem Exciiiiilar gewiss niclit vollständig orlialten; man
zählt nnr etwa 4 0 Ringe, und das ist für eine so lange Stre cke olfciiliar zn wenig. Wichtiger erscheint uns die grosse
Eoriiivcrschiedeiihcit de r Ringe nnd de r .allmäligc üebcrgnng einer Form in die andere; man le rnt dadurch den gesammtcn
Bau der Tra che a sclir deutlich kennen.
D ie zwei vordersten Ringe liintcr dem Schädel n eben dem oberen Paiikenknoclien haben einen c l l i i i t l s c l i c i i
Umriss lind von allen die grösste Bre ite . W e ite r nach unten liegen neben den Halswirbeln mir völlig kreisrunde Ringe,
die allmälig nacli hinten iiiimer kleiner werden, so dnss dio letzten neben den ersten Riickcnwirbeln ( IX — X I I .) kaum
zwei D ritte l des Diirclinicsscrs de r ersten kreisrunden behalten. Hiéraos geht hervor, dass die Tra che a ganz vorn, zunächst
hinte r dem Kc lilkiiiif, ein weiteres clliiitisclios Lniiic a hc sass, das sich allmälig zu einem krcisroiidcn ziisamiiicn-
zog nnd dabei nach hinten etwas enger wurde. Die sehr kleinen hinicrstcn Ringe geliören indessen walirscheinlicli nicht
der gcinciiis.imcii T ra c lic a , sondern ihren Schenkeln nach der T h c iliing, den B r o i i c l i i c n , a n , denn eine so starke
Abiialiiiic dos Linnens der ganzen T ra ch e a nach hinten scheint nns nichl walirscheinlicli.
Hiernach besass der B e l l e r G a v i a l eine L a fträ lire , die sich im Anfänge der Briislliölile in zwei Sdieiikol
th c iltc , von völlig gcsehlosseiicn, knöchernen Ringen umgeben w a r, nach vorn etwas weiter wurde und gegen den Kch l-
k o ff einen clli|il!schcn Umfang crliicIt. S ie reichte von der Gegend der Clioanen, unter denen bei Icbeiidcii Knikodilcn
de r Keiilkoiif z a liegen Jiliegt, um die L u ft direct ans deu Naseogängcn iu ihn ciiilciteii za können, bis etwa zum
iliiiften Brustwirbel. Daselbst mündeten ihre beiden Bvoiichieii in die Liingciiiliigel cm. D e r B o i l e r G n v in l hatte
also ein den heutigen Krokodilinen völlig analoges Athmungsorgan, also auch dieselbe H c r z h i l d o i i g und G c f ä s s -
v c r th e i l i iD g . —
70.
Das zweite Pliänomon, welches Aiifseliliiss über den Ban wcielicr Tlieile des B e l l e r G a v i a l s g ie h t, ist niicli
viel überraschender. Man bemerkt nämlicli bei unseren grösseren Exeiii|ilarcn sehr hcsliiiimlc D n rm c o n l o n t a zwischen
den Triimiiicrn ihre r Bauclihölilc, namentlicli K i e s e l s t e i n e und K o l i l c i i s t ü c k c , welche letztere sie ohne Zweifel
als frisclics Holz verschluckt hallen. Unser grösstcs Excm|ilar enthält an der hczcichnetcn Ste lle zwei ziemlich grosse
S tü c k e , das eine (T a f . V I. + ) is t eia weisscr, quarziger R o llste in , wohl so g ro ss, wie ein Taiibciici; das andere cm
aiidcrlhalb Z o ll langer Holzsiililter (■+ - j - ) , der sich völlig iu schöne, schwarze Glanzkohle iiiiigcwandelt linl. — Anf
ilcm kleiiiorcn Esciiiiilar findet sich eine grössere Anzahl kleinerer Rollsteine (T a f . X . + . - f . + ) , die zerstreut zwischen
den Knochen uml Seliildern iiinlicr liegen, und iiocli niclit alle in unserer Abbildung angegeben s in d , weil es schwer liiell,
die kiciiicu Stcinchcn von Niissgriissc gcliörig kcnntlicli zu machen. E hen dies Excmiilar hat auch zwei kleine K o llc n -
s tü ek e , die neben und über dem zwanzigsten W irb e l Hegen, und eher iictrificirte Kothkluiiiiien, als carhonisirtcs Holz
zu sein scheinen. Auch ein sehr iiinfangrcidics S tü c k Scliwcfclkies lindet sich in ihrer Nähe. —
Aus der Anwesenlicit dieser Steine und fremden K ö rjie r, die offenbar im Dariiikaiial des T h ie re s , als cs noch
Iclito, wenn auch zum T h c il in nnilcpcm Z nslande , enthalten wa ren, folgt mm für den B o i l e r G a v i a l dieselbe Ge -
wolmlieil, Steine und unverdauliche Gegenstände zu verschlucken, welche wir ciiilcilungswcisc von den lebenden K ro kodilen
crwälinl haben. D a s is t insofern von W ich tig k e it, als wir daraus eine totale GleidiBrmlgkeil de r Orgaiiisalioii
beider Tliicrgeslnlteii mit Recht abicilcn käimen. Gleiche Gcivohnlieitcii setzen gleiche Bedürfnisse »iirnns, nml ans