
1 6
M'ciui in der olieren Angcndcckc eine Kiiüchcnplatle vorhanden i s t, so stösst dieselbe mir an das Vordcrstirn-
bcin, stellt mit ihm anfangs durch Knorpel in Verbindung nud verwächst allmälig mit ihm inniger. Selbst bei Oroc.
palpebrosus geht die Verwachsung der knöchernen Augendecke nicht Uber den Rand des Vorderstirnbciucs hiiians, sie
berührt mir mit ih re r Spitze die innere E cke des Thräucubcincs, und legt sich auf dieselbe, ohne förmlich mit ihr zu
v e n ia c h s c n . A n n i e r k i n i g . F ü r die Deutung d e r Sciilpturcn a u f d e r Oberflydic d e r Scliädelknoclicn is t es von Wicbligkeit,
die Ossificationscentra derselben genau zu kennen. Bei alten Individuen lä sst sich das gewühnlicb n icbt inelir entsch
eid en , man muss sehr ju n g e Tliierc da rau f untersuchen. Der Schädel des Embryo giebt d a rü b e r die beste Auskunft.
^Vil• finden an unserem Exemplar die Mitlelpuiiktc der S t i r n b c i n h ä l f t e u , obgleich die mittlere Längsnaht
aiicli in d ieser frühesten Zeit schon feh lt, doch g e lrcn n l von e in ander in d e r hinteren Darlie unweit des Orbitalran
d e s , etwa d a , wo das Stirnbein die grtisste Breite hat. Die noch getrennten S c h e i t e l b e i n e zeigen ih r Centruni
in der Nähe der Schläfengrubenmündung, genau d a , wo das fertige einfache Scheitelbein am schmälsten ist. Analog
liegt d e r Ossificationspunkt des Z i t z e n b e i n c s nach in n en n eben d e r Aussenecke d e r SchlüfeiigruhenmünduDg. Die
H i n t e r h a u p t s s c h u p p c , oder das obere llin lerh a iip tsb e in , h a t au ch 2 symmetrische Ossilicalionspuiikle, die die
Ecken des hinteren Randes neben der Mitte e iu n ehm en ; bei den übrigen Knochen ist cs meh r oder weniger genau
die Mille d e r breitesten S te lle , wovon die Kuochcnsubslanz ihren Ausgang nimmt. —
23.
Hinte r dem S tirn b e in , welches die Gegend zwischen den Augenhöhlen ansfüllt, folgt eine ganz analoge Griip))C
von 5 Knochen: das S c h e i t e l b e i n , die H i n t e r s t i n i h c i u c und Z i t z e n b c i n e , abe r zwischen iliiicu bleibt auf
jed e r S e ite im Mittelpunkt eine L ü c k e , weiche im L eb en von Musciilus iemporalis ausgcfüllt wird, und dcslialb eben
S c l i l ä f e n g r u l i e n ö f f i u i n g (aperiura iemporalis superior) heisst.
Das S c h e i t e l b e i n (os parietale, A.) nimmt die Mitte der Sclicitclfläche ein «ml ist zur Z e it der G eburt noch
in zwei Hälften g e tren n t; bald darauf verscliwindet die Rfciliialit gänzlich. E s hat das Ansehen eines K re u z e s , dessen
2 hinteren Ecken kürzer und breiter zu sein pflegen, als die vorderen; ein tiefer Bogen begrenzt seine Eläcbc an jed e r
S e ite , und bildet die innere ünigrcnzung der Sciiläfengnihenuiündung. D e r hintere R an d ist bald ausgeschweift, bald
vorgezogen, so namentlich beim Gavial. Im Ganzen ist das Scbcitelbeiii von geringer Grösse ntnl k le ine r bei den äclitcu
Krokodilen, als bei den Alligatoren. Unter diesen hat Cr. sclerops d:is kle in ste , Cr. palpebrosus das grösste. B e i ihm
allein fehlen die eingcbogenen R än d e r, welche zur Scliläfengruljc fü h ren , und daiicr ha t dessen Scheitelbein gerade da
die grösste B r e ite , wo es bei den anderen Arten am schmälsten ist (T a f. I . Eig. 1. A.). Cr. sclerops, der ebenfalls
eine sehr kleine Scliläfengrubciiöfruung be sitz t, sclilicsst sich daran zunächst, aber sein Scheitelbein bleibt sehr viel kürz
e r , weil e r die einzige K ro k o d il-A r t i s t, bei dem die lUnterliniiptsscIiuppe auf die obere oder Scbeitelfliiche des Schädels
liiiiühergreift (T a f. I . F ig . 5 . r.).
Das H i u t c r s t i r h e i n (os frontale posterius, g.) und das Z i t z e n h e i n (oa mastoideum, o.) haben eine gewisse
Aehiiliclikeit; sie bilden eine wiiikelföniiige Knochenplatte, deren E ck e nach aussen, an jenem nach vorn, an diesem
nach hinten gewendet ist. Das Hinterstirniieiii bildet die hintere Grenze der O rbita und sendet einen F o rts a tz nacli
nuten, der sich mit (icin Joclibogen durcli einen analogen Ast verbindet. Das etwas grössere Zilzenbciu steigt an der
äiissersten E ck e der Scheitelllächc, die es bild e t, nach liintcn hinab und zieht sich zu einem steilen Kaiuin znsainmen,
der auf dem Paiikcnbein ru h t, nnd an die Gelcnkstücke des Hinterhauptes stösst, mit beiden durch eine Naht sich ver-
hiiulcnd. In der Mitte des Seitenrandes der ScLcitelflächc trcfi'cn Hintcrstinibeiii und Zitzeiiheiii auf einander und verbinden
sich hier durch eine vielzackige Naht. Beim G a v i a l sendet das Zitzeiibein einen spitzen W in k e l in das
Hinterstirnhein hinein (T a f. IV . F ig . 4 . g — o.). Croc. palpebrosus, der keine obere Schläfciigriibeiimiiiiilimg besitzt,
bat auch keine winkeirörmigcn, sondern |)Iatfenförmige, nnregclmässig vierseitige Ilin tc rslirn - nml Zitzenbcinc. Daher
sind beide Knochen bei dieser A rt relativ am grössten; die kleinsten, wenigstens mit der gering.sten Oberfläciie am
Scheitel Tlicil nclimendcn, hat der Gavial.
A n m e r k u n g . Die Deutung der verschiedeneu Knochen am Orbitalrande ist gegenwärtig wolil z u r Entscheidung
gekommen. N a s e n - , S t i r n - un d S c h e i t e l b e i n e lassen sich n ich t v e rk e n n en ; V o r d e r - u nd I l i n t c r s l i r n b c i n
dagegen n u r als bleibend isolirle Theile ben ach b arter Knochen ansehen. Ich habe mich d a rü b e r schon in meiner
Abhandlung üb e r Tremaiosauru» (Berl. lS-i9. 4. S. 14.) ausgesprochen «n d daselbst gezeigt, dass n ich t das sogcnannto
T h r ä n e n b c i n , sondern das V o r d e r s t i r n b e i n dem os lacrymale der V ü g e l parallel zu stellen se i, während
das beim K r o k o d i l Thränenbcin g enannte KnoclienslUck meh r dem o* lacrymale der Säiigethicre entspriclit. An
derselben Stelle (S. 1 7 — 19.) ist auch üb e r die Beziehung des I l i n t e r s l i r n b c i n s zum J o c h b e i n das Nülliigc
gesagt. Was liier Z i t z e n b e i n , nach Cüvier’s Vorgänge (Os s em ./o s» . V. 2. 85.), g enannt w ird , sollte richtiger
S c h u p p e n s c l i l ä f e n l i e i n (os temporale squamosuni) he isscn ; denn dessen Stelle v c rtrill dieser Knochen. Cuvier
hä lt ilagegen un se r J o c h p a u k e n b e i n (os quadralo-JugaW) für die Schl.’ifeiibeinscliiippe. Aber die Sclmppe kann
doch nicht iiiitcr der Ohrüffninig lieg en ; iiirc Stelle is t ja über dcreelbeii, und darum das os mastoideum als wirklidie
Schuppe zu betrachten. — Hiu
Auf der S e ite des Seliädcls, den oberen Miindraud bildend, liegt unter der Aiigenliölile ein langer sta rke r Kiiodien,
w’clclier vom Oberkiefer bis zur liiiitci-sten E cke des Schädels reicht. Das ist de r J o c l i b o g e n (arcus zygomaiicus),
welclier ans dem vorderen J o c h b e i n (os zygomaticum, k ) und dem hinteren J o c l i p a n k c i i b c i u (o s quadrato-jugale, t)
besteht. E rste re s stellt ciuc längliche, etwas schief nacli innen geneigte, oben und iiiilen scharfkantige P la tte dar, deren
Oberfläche, gleich der des Oberkiefers und aller oberen frei liegenden Scliädelknoclicn, mit tiefen Gruben oder Furcbcn
wabenartig sculpirt ist. E s h a t diese Bildung nicht bloss den Zweck der Dccoration, sondern sic dient dazu, für die
feste Icd e ra rtig c , von einer hornigen E p i d e r m i s bekleidete C u t i s , welclic an allen diesen Stellen direct auf dem
Knoclicn lie g t, mit seinem Pcriostiinn innig sich verbindend, Ei'nährungscciifi'a, worin die Blutgefässe nml Nerven sich
geschützt aiisbrcitcn k ö n n en , zu bilden. Man findet diese Haut an den Erhabenheiten der Knochenflächen so fest aiigc-
h e fte t, dass cs fast niimöglich w ird , sie unversehrt h e runte r zu bringen; dagegen s e tz t sic über die von lockerem Z e llgewebe
ansgcfülltoji Lücken hinweg und lässt unter sich eine llölilc für die genannten Organe. Das gilt von allen mit
analogen su))erltcielleii Sciilpturcn versehenen Kno ch en ; dieselben ersclieinen, von der Lcderliant und Oberliaiit bekleidet,
im L eb en ganz glatt und lassen e rst nach dem T o d e , wo die Gruben aiistrockneii, den wabigcn Bau licrvorfrcten. —
Das Jochbein ze rfä llt ü b rigens, seinem Umriss n a c h , in eine vordere breite P a r tie , welche den niifcren Aiigciirand ciil-
hält und sich so auf den Oberkieferknochen le g t , dass le tzterer in ihrer ganzen Erstre ck u n g darunter h in z ich t, — und
in eine hinte re , en g e re , mehr drelirundc H ä lfte , welche den fre ien , im Leben durcb Muskulatur geschlossenen Miindrand
hinter den Zähnen bildet. D a wo beide Hälften sich treffen, ist aussen eine zicmlicli deutliche E ck e auf der Kante,
innen dagegen ein kleiner F o r ts a tz , der zum IDnterstiriibein sich begieht.
Das J o c L |) a i i k c n b e i n (Í) leg t sich an den ganzen liintercn Rand des Jochbeins in schiefer Richtung an,
und verbindet dasselbe durch feste Nähte mit dem Paiikenknoclien. E s ist eine schmale, langgezogene, flaclic Knoclicn-
platfe, die von de r hintcrsleii E cke des Schädels z u r Gchötöfl'iiuiig hinaiifläuft und vor derselben am Rande des Paiikcu-
bciiies sich v e rlie rt, gcwöiinlicli eine scharfe Spitze gegen die Scliläfengrube versendend. Ueber derselben pflegt ein
sehr diiuiicr Rand sich bis zum Z itz enbe in liinaufznzieLen.
A n m e r k u n g . Wir haben schon vorbin erfahren, dass Cuvier un se r Jochpaiikcnbein als squama ossis occipitis
d e u te t, wogegen sieb c rbebücbc Widersprüche von Seilen se in er Lage büden. Es is t vielmehr der ganze Joclibogen
d e r Krokodile zu n ächst mit dem der V O g e l zu vergleichen, bei welchen derselbe ebenfalls aus zwei, oder gar aus
drei Stücken besteht. Das h intere Stück hat ziemlich die Lage des Jochpaukenbeines u nd kann n u r dafür genommen
werden. Auf die Bildung der S ä u g c t l i i e r e la sst sich d e r Jochbogen der Krokodile n icht so bestimmt zurückfUhrcn.
Indessen wäre es n ich t unp a ssen d , das Jochpaukenbein für den isolirlen processus sygomaticug ossis temporum zu
e rk lä ren , u nd da der wenigstens ein Theil d e r pars sqtiamosa is t , so würde mit d ieser Ansiclit auch die von Cuvier
zusammen passen. Ein e wirkliche squama ossis temporum h aben die Krokodile schon deshalb nicht, weil ih re Gchirnkapsel
viel zu klein is t, um e iner solchen zu b ed ü rfen ; cs bleiben ih n en n u r die un te ren Partien die Schläfenbeines,
die pars tympamaa, mastoidea und petrosa nebst dem proc. xygomaticus, als Theil d e r pars sguamosa.
25.
An (len Joclibogen sclilicsst sich zunächst der so eben seinem ganzen Umfange nach angedciitctc S c l i l ä f c n -
k n o d i e n a p p a r a t , dem o.s temporum des Meiisclieii und der Säugctliiere cntsjircclicnd. Die Krokodile Jiabcii an aiia-
lo a c r Ste lle gerade so viele isolirtc Knoc licn, wie das Sdiläfciibein de r Meusclieu Ossificationspunktc und ursprüugliclic
Knocliciistiicke be sitz t, d. li. v i e r . Davon wurden zwe i, das Z i t z e i i b e i n (o ) und das J o c l i i i a u k e n b e i n ( f) schon
be sprodicn, cs bleiben noch die beiden ande ren, die pars tynipanica und pars petrosa, zu erörtern. —
Das Q u a d r a t - oder P a i i k e n b e i n (os iyrnpaniaim s. quadratum, p ) nimmt die äusscrste hinterste E cke des
Sdiiidcls nach unten zu ein iiiid ist wenn auch nicht der grösste, doch der solideste von allen Sdiädclknochen. Seine
Haiiptform gleicht einer abwärts gebogenen P la tte , oder einem Gcwölbebogcn, der an seinem unteren freien Ende in
einen s ta ih e a , q ue ren, ausgeschweiften, Sförmigcn Gclcnkkopf übergeht. Auf der nacli oben gewendeten FJädic des
Gewölbes riiiit das Z i t z e n b e i n (o ) , au den äusseren Rand legt sich das J o c h p a u k e n b e i n ( / ) , der gegenüberliegende
iniicrc wird vom G e l c u k s t ü c k d e s H i n t e r h a u p t e s (q ) verde ckt, die vorderste Spitze stützt sich m it einer
soliden, ziemlich früh verwachsenden Naht auf das K e i l b e i n ( s ) und das F e l s e n b e i n (nC), reiclit aber nicht his
in die Schädelhöhlc liineiii. An seiner obersten E ck e befindet sicli die Paukenhöhle und ein feiner elli|)tisclicr Rand,
welcher hier quer über deu Knochen ve rläuft, träg t das Trommelfell. Obgleich es tief unter dem Zitzcnhciii Hegt, so
is t es doch Icdiglicli am Paukcnkiiochcn befestigt. H inte r dem Trommelfell sieht man vorn eine kle ine , hinten eine
etwas grössere und zwischen hcidcn eine d ritte , sehr grosse runde üefliiinig, die in der T iefe durch eine Scheidewand
lialbirt ist. Jen e s kleine vorderste Loch fiilirt liehen der Paukenhöhle zur Geliiriiliöhle und ha t mit dem Olir nichts zu
sdiaffen; die liinterste analoge Ocffuung is t die Miiiuliiiig des Canalis Fallopii; aber von den beiden Abthciluiigcn des
5 *