Tentakeln ausführlich beschreiben werde. Innerhalb des Kranzes der Tentakeln
befindet sich die runde ausdehnbare und contractile Mundöffnung (ß). Diese, so
wie der Kranz der Tentakeln, welche ich Kopf nennen will, ist nicht gerade nach
vorn, sondern schräg nach unten gerichtet, wodurch das Ergreifen und Aufnehmen
der Nahrung erleichtert wird. Ueber dem Kranze der Tentakeln bemerkt man eine
vorspringende Hautfalte (V), unter welcher das Thier den Kopf mit dem Munde
und mit den Tentakeln einziehen kann, und zwar so, dafs man nichts von diesen
Theilen wahr nimmt. Das Einziehen erfolgt, wenn man eine Holothurie aus
dem Wasser in die Luft bringt; auch selbst im Wasser, wenn sie stark berührt oder
gereizt wird. Gleich hinter der Hautfalte befindet sich eine k leine, runde Oeffnung (ƒ ) >
der Ausgang des Eyerleiters.
Die Holothurien kriechen immer mit dem Kopfe voraus, mit ausgestreckten
Tentakeln, wobei sie allé Gegenstände leise berühren, auf die Art, wie es die Wegschnecken
machen. Kommen sie bei diesem Sondiren des Weges an ein lebendes
Thier, zum Beyspiel an einen Krebs, so ziehen sie die Tentakeln ein und bewegen
sich von dem Gegenstände weg. Mittelst der Tentakeln können sich die Holothurien
an feste Körper ansaugen, und zwar so fest, dafs man einige Gewalt anwenden
mufs, um sie von dem 'Körper loszureifsen, an den sie sich angesaugt haben.
Ich habe diefs öfters an den seichten, steinigen Ufern des Meers, und auch in meiner
Wohnung beobachtet, wo ich mehrere lebende Holothurien ingrofsen hölzernen
Gefäfsen aufbewahrte. Ferner können die Holothurien mittelst der Tentakeln und
den späterhin zu beschreibenden Fälschen an perpendiculär stehenden Körpern
heraufkriechen. Die Tentakeln sind demnach nichtblofs Tastorgane, sondern auch
Bewegungsorgane.
Die untere Fläche oder der Bauch der Kdhren-Holothurie (D D ) ist schmutzig
weifsbraun gefärbt, und mit einer sehr grofsen Anzahl gegen zwei Linien
langer und blind sich endigender Röhrchen besetzt Ich zählte solcher Röhrchen an
einer grofsen Holothurie gegen neun hundert. Diese Röhrchen haben an ihrem
freien oder untern Ende eine kleine napfförmtge Vertiefung. Mittelst derselben bewegt
sich das Thier von einem Orte zum andern, indem es diese Röhrchen vorwärts
setzt, und sie an die Gegenstände ànsaugt, auf denen es sich bewegt Ein
Theil dieser Röhrchen ist beim Kriechen angesaugt, der ändere Theil bewegt sich
frei und wird von dem Thier vorwärts bewegt Da diese Röhrchen die vorzüglichsten
Organe sind, vermittelst welcher sich die Holothurien von einem Orte zum anderen
bewegen, so will ich sie Füfschen nennen. Diese Füfschen können die
Thiere willkührlich einziehen und ausstrecken wie die Tentakeln. Durch welche
Einrichtung dies geschieht, werde ich späterhin zeigen. Die Füfschen sind auch
wie die Tentakeln sehr empfindlich, wenn man sie leise berührt oder reizt, so zieht
sie die Holothurie ganz ein. Mit Hülfe derselben können sich die Thiere auch an Gegenstände
fest saugen g, so dafs man einige Gewalt anwenden mufs, wenn man sie
3 Bohadsch de Hydra a. a. .0 . p. Bo Bat dieses eBenfalls beobachtet: Ope horutn tentaculorum hydra in fundo
maris morans corpus sum firmat, ne a procelUs facile avelleretur, qnod sane eo frequentius fieret,
cum hocce Zoopbytorum genus ad littora maris habitet, ubi aquae ad sex pednro altitudinem v ix eie-
( )
von denselben losreifsen will. Mittelst derselben können die Holothurien an schiefen
und perpendiculären Flächen hinauf und hinabkriechen, wie ich mehrmals an
den Mauern beobachtet habe, welche die Ufer des Hafens umgeben. Da die Füfschen
die eigentlichen Bewegungsorgane sind, durch deren Action sich die Holothurien
fortbewegen, und da die Fläche worauf sich diese Füfschen befinden, beim
Gehen oder Kriechen nach unten gerichtet ist, so nenne ich daher diese Fläche die
untere oder den Bauch.
Die ganze obere und die Seitenflächen, der Rücken des Thieres (CD); sind
dunkel schwarzbraun, bisweilen dunkel rothbraun gefärbt, etwas in die Quere
gerunzelt und mit mehr oder weniger langen, kegelförmigen und harten Warzen
besetzt Qe. e. e.'). Ich zählte an einer grofsen Holothurie gegen fünfzig über die
Oberfläche ohne Ordnung zerstreute gröfsere, und gegen zwei hundert kleinere
Warzen. Aus jeder Warze tritt ein Röhrchen hervor, welches eine bis zwei Linien
lang ist, je nachdem die Warze gröfser oder kleiner ist. Diese den Füfschen
analogen Röhrchen haben an ihrem Ende eine kleine napfförmige Vertiefung. Vermittelst
derselben können sich die Holothurien an Gegenstände fest saugen. Beim
gewöhnlichen Gang bedienen sie sich derselben nicht, wohl aber dann, wenn sie
zufällig auf den Rücken gefallen sind,, sie bewegen sich dann mit Hülfe derselben fort,
und bestreben sich, den Körper wieder die Richtung auf den Bauch zu geben. Diese
Röhrchen auf den Warzen sind wie die Füfschen und Tentakeln sehr empfindlich.
Die Thiere können dieselben auch wie die Füfschen und Tentacula willkührlich
einziehen und ausstrecken.
Das hintere Ende des Körpers (B') nimmt ällmählig an Dicke ab, spitzt
sich kegelförmig zu (A), und endiget sich mit einer runden Oeffnung, die das Thier
willkührlich ausdehnen oder Öffnen und zusammenziehen oder schliefsen kann. In
. dieser Oeffnung befindet sich ein rundes, schwarz gefärbtes Häutchen ( Taf. i . F.
2. a. im zusammengezogenen Zustande), welches contractil ist, Dieses Häutchen
schliefst die Oeffnung wenn es sich contrahirt; erweitert aber die Oeffnung,
wenn es sich ausdehnt, ( Taf. i . Fig. ß. a. im ausgedehnten Zustande). Durch die
Oeffnung strömt von Zeit zu Zeit, gewöhnlich ein bis zweimal in einer Minute,
Wässer in den Körper des Thieres, wie man sehr deutlich sieht, wenn sich die
Holothurie in einem mit Wasser angefüllten Gefäfs befindet, und das Wasser
den hintern Theil des Körpers nur einige Zoll hoch bedeckt. Bald darauf nachdem
das Thier das Wasser eingezogen hat, treibt es dasselbe wieder durch die
Oeffnung aus dem Körper heraus. Das abgehende Wasser ist oft trüb, mit Excrementen
und mit schleimichten Faden vermischt. Nimmt man eine lebende Holothurie
schnell aus dem Wasser heraus, so wird das Wasser mit vieler Gewalt ausgespritzt,
und daher mag wohl der schmutzige Name, Cazzo di mare, kommen,
welchen das Italienische Volk, vorzüglich die Fischer, der Holothurie gegeben
haben. Bisweilen spritzt das Thier auch das Wasser in wenig gefüllten Gefäfsen
, in Gestalt eines kleinen Springbrunnen aus 3 4 * 1. Das Ein - und Ausströmen
1 Schon Bohadsch a. a. O. p. 8* hat dies sehr richtig also beschrieben: Jücundissimum sane spectaculam
intuenti praebet hocce Zoopbyton, dam in vase aqua marina pleno detinetnr, ita tarnen, nt aqua ultra duos pollices
supra Hydrae corpus non. elevetur. Tune enim, maxime Vero -dum anum aliquantum elevat, omni fere mi