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vier Linien lang. Die übrigen Stacheln nehmen gegen das Ende der Strahlen all-
mählig an Länge ab. Aufser diesen längeren .Stacheln sind noch an jedem kalkartigen
Querstück vier bis fünf kleinere Stacheln oder Dornen befestigt, welche von
aufsen nach innen gegen die Rinne zu an Länge abnehmen; Audi diese kleineren
Stacheln sind gegen den breiteren Theil des Strahls gröfser, und gegen dessen
Spitze hin kleiner. Vermittelst dieser beweglich eingelënkten Stacheln können die
Seesterne sich an umgebende Körper anstämmen und fortbewegen.
Aufser diesen Stacheln erblickt man noch eine Menge kleiner, plattgedrückter
und abgerundeter, harter Fortsätze (Ta f. 6. g. g. g. g.'), welche an den beiden Rändern
der Rinne, in welcher die Füfschen liegen, befestigt sind. Diese Fortsätze können
die Seesterüe willkührlich von den Füfschen entfernen und abziehen, oder gegen
dieselben anziehen. Wenn die Seesterne gehen und die Füfschen ausgestreckt
sind, so sind die Fortsätze von den Füfschen abgezogen und mit dem abgerundeten
Ende nach unten gerichtet. Wenn die Seesterne aber nicht gehen und die Füfschen
in die Rinne der Strahlen eingezogen sind, so sind die Fortsätze gegen die Füfschen
angezogen. Von diesen Fortsätzen können die Rinnen und die Füfschen bedeckt
werden, indem sich dieselben von beiden Seiten über die Füfschen legen und sie
dadurch schützen.
Uebrigens ist die ganze untere Fläche der Strahlen noch mit vielen kleinen,
rauhen Erhabenheiten und Spitzchen bedeckt, welche den übrigen Raum zwischen
den zuvor beschriebenen Stacheln öder Domen einnehmen. Einige dieser Spitzchen
treten immer zwischen zwei Füfschen; sife scheinen die regelmäfsigen Bewegungen
dieser zu begünstigen.
Dié Gröfse dès pomeiranzfarbenen Sfeestems ist sehr verschiedet. Ich habe
Individiieh gesehen, die mit ausgebreiteten Strahlen 9 bis 18 Pariser Zoll im Durchmesser
hätten. Diese verschiedene Gröfse macht es sehr wahrscheinlich, dafs die
Seesteröé viele Jahre leben. Die grofsen Sëestéme haben immer viel mehr Füfschen,
kalkartige Stückchen tind Domen als die kleinen Seesterne; woraus also hervorgeht,
dafs dieselben nicht allein durch die VergröfserUng der vorhandenen Theile des Körpers
Wachsen, sondern auch durch die Bildung neuer Theile oder Glieder.
Ich habe lebende Seesterne, um ihre Lebensäufserungen zu beobachten, in
grofsen mit Meerwasser angefüllten hölzernen Gefäfsen in meiner Wohnung aufbewährt.
Die Beobachtungen, welche ich über diese Thiere gemacht habe, will ich
hier angeben. Die so eben aus dem Meer genommenen Seesterne bewegten die Füfschen
lebhaft nach allen Richtungen und zogen dieselben beim Berühren ein. Die
Haut contrahirte sich, und aus den zuvor beschriebenen Röhrchen quoll Wasser
hervor. Sobald die Seesterne in das mit Méefwassèr angefüllte Gefäfs gelegt waren,
so fingen sie nach und nach an die Füfschen auszustrecken und zu bewegen; auch
die Haut dehnte sich aüs und erhob sich, und die sternförmigen Fortsätze wurden
ausgebreitet. An Seesternen, welche ich in ein flaches, wenig tiefes Gefäfs gelegt
hatte, und deren Oberfläche nur in einer Höhe von einem halben Zoll mit Wasser
bedeckt war, habe ich öfters bemerkt, dafs sich die Haut langsam ausdehnte und
wieder zusammenzog, und dafs hierbei das Wasser in eine wirbelnde Bewegung ge-
rieth, bespnders an denjenigen Stellen, wo sich die zuvor beschriebenen Röhrchen
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befinden. Es ist mir sehr wahrscheinlich, dafs bei diesen abwechselnden Expansionen
und Contractlonen der Haut Wasser durch die Röhrchen aufgenommen: und
wieder ausgestossën werde, und dafs demnach jene wirbelnde Bewegung des Wassers
vom Ein- und Ausströmen des Wassers durch die Röhrchen herrühre.
Beim Gehen und Fortschreiten, welches durch die zuvor beschriebenen Bewegungen
der Füfschen bewirkt wird, ist der Mund nach unten gerichtet. Auf einer
ebenen Fläche gingen die Seesterne ziemlich schnell, dagegen aber bewegten sie sich
langsam, wenn ich auf dem Boden des Gefäfses einige Steine gelegt hatte, über
welche sie Weggehen mufsten. Beim Gehen sieht die Spitze bald dieses, bald jenes
Strahls nach der Richtung, in welcher sich die Seesterne fortbewegen. Mit den
•Füfschen sondiren sie auch zugleich den Weg beim Gehen. Die Thiere können die
Strahlen willkührlich einander näher bringen und von einander entfernen, so dafs folglich
die Winkel zwischen den Strahlen bald spitzer bald stumpfer werden. Die Bewegung
der Strahlen gegen und von einander richtet sich nach den Umgebungen zwischen
welchen die Thiere gehen. So habe ich mehrmals gesehen, dafs Seesterne in einem
Gefäfs, in das ich einige gröfse Steine gelegt hatte, welche die ganze Ausbreitung
ihres Körpers beim Gehen hinderten, zwei Strahlen' nach vorne bewegten, und. an
einander zogen, und die übrigen Strahlen nach hinten anzogen und einander näher
brachten. A u f .diese Weise schmäler geworden, konntèn die Thiere nach mehreren
Versuchen durch den engen Raum zwischen zwei grofsen Steinen durchgehen. Die,
Seesterne können auch willkührlich die Strahlen nach oben bewegen und aufrichten,
ja selbst nach oben und innen umbeügen. Dies geschah ebenfalls häufig, wenn sie
sich zwischen Steinen fortbewegten. Die Thiere kriechen und gehen nicht allein auf
horizontalen und schiefen Flächen, sondern selbst an perpendikulären Flächen, denn
diejenigen, welche ich aufbewahrte, krochen oft an den Wänden des Gefäfses herauf.
Legt man Seesterne auf die obere Fläche oder auf den Rücken, so dafs der
Mund und die Füfschen nach oben gerichtet sind, so bleiben sie nicht lange in
dieser Lage, sondern sie legen den ganzen Körper wieder auf die untere Fläche
um. Dies geschieht auf folgende A r t, sie krümmen die Spitze eines oder zweier
Strahlen nach unten, gegen den Boden des Gefäfses, saugen sich mit den Füfschen
der Strahlen an demselben an, richten den Körper nach und nach perpendikulär
im Wasser auf, und legen ihn dann allmählig um, so dafs der Mund und die
Füfschen wieder nach unten gerichtet sind. Ich habe diesen Versuch mehrmals wiederholt.
Der pomeranzfarbene, der rothe und der strahlige Seestern können nicht,
schwimmen, wenigstens habe ich diese Bewegung niemals beobachtet.
Die Seesterne lebten kaum zwei Tage lang in Gefäfsen mit Meerwasser, welches
nicht erneuet worden war. Wenn ich hingegen das Wasser einigemal des T a ges
erneute, so konnte ich sie viele Tage lebend erhalten. Das Wasser, in welchem
sich die Seesterne befanden, wurde schon am ersten Tage trübe, und auf den Boden
des Gefäfses fand ich öfters leere Conchylien, welche die Thiere dnrch die MundöiF-
nung ausgeworfen hatten. In einem solchen durch den Aufenthalt der Seesterne getrübten
Wasser nahmen die Bewegungen ihrër Füfschen allmählich an Lebhaftigkeit
ab. Wenn ich sie reizte, so contrahirten sie sich langsam. Auch die Farbe der
Haut wurde blafser. Nach und nach verlor sich die Reizbarkeit der Haut und der
Füfschen immer mehr, denn letztere hingen welk und schlapp an den Thieren herab,