unteren Fläche des rundlichen und etwas eckigen steinartigen Stücks, das man an
der oberen Fläche des Seesterns in dem Winkel zweier Strahlen erblickt. Dasselbe
bildet die Basis des Kanals, und ist mit demselben aufs genaueste verbunden und
verwachsen« Der Kanal lauft von dem steinartigen Stück in einer Höhle herab, welche
von zwei sehnenartigen Platten gebildet ist, die von der innere» Fläche des oberen
Theils der Haut des Körpers kommen (Taf. 8. H /■ ) und sich in Form eines sichelförmigen
Bandes an dem Winkel, welchen zwei Strahlen durch ihre Verbindung
bilden, herab ziehen. Der in grofsen Seestemen gegen einen Zoll lange Steinkanal
(Taf. 8- m.') lauft allmählig enger werdend, etwas weniges geschlängelt gegen den
kreisförmigen Kanal fort, der den Mund umgibt, und Öffnet sich in denselben, zwischen
zweien zuvor erwähnten drüsigten Körperchen. Diese Verbindung des Steinkanals
mit dem kreisförmigen Kanal habe ich an mehr denn vierzig-Seesternen con-
stant gefunden. Die Wände des Stein- oder Sandkanals sind weifslich, stark, von
aufsen glatt und im Inneren der Länge nach gefaltet.
Der Steinkanal ist mit einer sandartigen und zerreiblichen Masse angefüllt,
Welche eine schmutzig gelb-weifse Farbe hat, wie die kalkartigen, an den Seiten
des Seesterns befindlichen Stücke. Die sandartige Masse ist immer von einer Flüssigkeit
durchdrungen, welche aus dem kreisförmigen Kanal in den Steinkanal gelangt.
Diese Masse wird höchst wahrscheinlich in dem Steinkanal erzeugt, und ist
wohl als die Ernährungsmasse der Wirbel und kalkartigen Stücke des Seesterns zu
betrachten. Die sandartige Masse besteht aus kohlensaurer und etwas weniger phosphorsaurer
Kalkerde, wie die chemische Analyse gezeigt hat. Bei der Auflösung des
Sandes in Salpetersäure entstand starkes Aufbrausen. Einem Theil der Auflösung
würde Sauerkleesalz beigemischt, worauf ein starker Niederschlag erfolgte. Zu noch
einem anderen Theil der Auflösung wurde Kalkwasser zugegossen, welches eine
kaum merkliche Trübung verarschte, vielleicht von Bittererde.
Der kreisförmige, den Mund umgebende Kanal, in welchen die hohlen Stiele
der zuvor beschriebenen bimförmigen Bläschen, die braunen, drüsenartigen Körper
und der Steinkanal einmünden, hat beträchtlich dicke, sehnenartige Wände, welche
im inneren, glatt sind. Aus diesem mit einer hellen und durchsichtigen Flüfsigkeit
angefüllten Kanal, entspringen fünf Seitenäste für die fünf Strahlen. Jeder Seitenast
dringt in die Mitte der zusammengefügten Reihe der Wirbel eines Strahls ein,
und lauft kleiner werdend in einer Höhle bis zur Spitze des Strahls fort. Zu beiden
Seiten entspringen aus dem Seitenast kleine, kurze Seitenzweige, die sich zwischen
den Wirbeln in die hohlen Füfschen und in die zuvor genannten Bläschen
öffnen, walche man in der Höhle jedes Strahls nach Wegnahme der Blinddärme erblickt
« Es sind so viele Seitenzweige vorhanden, als Füfschen da sind.
Von der genauen Verbindung und dem inneren Zusammenhang der bimförmigen
Bläschen, der Stielchen, der drüsenartigen Körper, des Steinkanals, des kreisförmigen
Kanals, der Seiten-Aeste und Zweige mit den hohlen Füschen und deren
1 ) jener gallertartige und blaue Kanal, wie er ihn nennt, steht durchaus in keiner Verbindung mit dem
Steinkanal; er ist der zuvor beschriebene herzähnliche Kanal.
2) Der steinartige Kanal öffnet sich nicht nach aufsen, sondern er mündet in den kreisförmigen Kanal ein,
welcher den Mund umgibt; und
3 } hat dieser Kanal folglich nicht die geringste Aehnlichkeit mit dem Penis der Schnecken.
Bläschen habe ich mich durch folgende Versuche überzeugt: ich habe ein bimförmiges
Bläschen geöffnet und in dasselbe das Stahl-Röhrchen des mit Quecksilber angefüllten
Glascylinders eingesetzt. Das Quecksilber drang aus den bimförmigen
Bläschen durch sein hohles Stielchen in den gröfseren gemeinschaftlichen Stiel, und
aus diesem drang es in die kleineren Stielchen der bimförmigen Bläschen, welche,
mit Quecksilber angefüllt wurden. Ferner lief das Quecksilber in den kreisförmigen
Kanal, in die hohlen Stiele und in die übrigen Bläschen, Dann drang es in
den Steinkanal und in die hohlen drüsenartigen Körperchen. Ferner endlich wurden
durch die Seiten-Aeste und Zweige, die Füfschen und deren Bläschen gröfsten-
theils mit Quecksilber angefüllt, wenn ich das Stahl-Röhrchen des Glascylinders in
den kreisförmigen Kanal, oder in den Steinkanal, oder in irgend ein Füfschen, oder
endlich in irgend ein Bläschen der Füfschen einsetzte. Ich habe ferner ein bimförmiges
Bläschen geöffnet, und dasselbe mittelst eines feinen Rohrs mit Luft aufgeblasen,
auch hierbei wurden immer mehrere der übrigen Bläschen von Luft ausgedehnt.
Die Füfschen und die Bläschen eines Strahls habe ich mit Luft füllen können
15, wenn ich das Rohr in den Seitenast eines Strahls einsetzte und Luft einbliefs.
Aus diesen Versuchen erhellet, dafs alle die genannten Organe in Verbindung
und in einem inneren Zusammenhänge stehen, und dafs sie ein System von
Organen bilden, welches ich das Gefäfssystem der Strahlen und der Füfschen nenne.
Es entsteht jetzt die Frage, welches die Function dieses Systems von Organen
seyn möge. Diese Frage beantworte ich also: das Gefäfs-System, welches mit
einer, hellen und durchsichtigen Flüfsigkeit angefüllt ist, die sehr wahrscheinlich aus
denr.BIute des Gefäfssystems in den drüsenartigen Körpern abgesondert wird, ist in
seinem Bau und in seiner Function vollkommen demjenigen Gefäfssystem ähnlich
welches ich bei den Holothurien entdeckt und bei deren Beschreibung abgehandelt
habe«. Die Flüfsigkeit wird im Leben durch die Zusammenziehung der mit muskulösen
Wänden versehenen bimförmigen Bläschen in den kreisförmigen Kanal fort-
bewegt, und aus diesen durch die Seitenäste und. Zweige in die hohlen Füfschen
und deren Bläschen. > A u f diesem Wege erhalten also, die hohlen Füfschen und deren
Bläschen, welche ich späterhin beschreiben werde, die zu ihrer Bewegung noth-
wendige Flüfsigkeit. Ferner scheint diese Flüfsigkeit, welcher durch den Steinkanal eine
kalkartige Masse zugesetzt wird, alle Wirbel und Stacheln der Strahlen zu ernähren,
indem die mit Kalkerde getränkte Flüfsigkeit durch die Wände der Seitenäste
.des kreisförmigen Kanals in die Wirbel gleichsam durchschwitzt. Für diese Meinung
spricht:
1) dafs ich niemals Gefäfse gesehen habe, welche in die Wirbel der Strahlen eindrangen,
oder sich nur auf ihnen verzweigten?
Ein Versuch, welchen schon Kade, der die Seitenäste in den Strahlen zuerst gefunden h a t, mit gleichem
Erfolg angestellt hat a. a. O. i o i . § . 12 .: Praeterea vesiculae humore tnrgidae vertebris impositae,
nutnero et or dine papillis respöndeut, in illasquae terminantur; vel papillae sunt continuatae vesiculae
et vice versa. Distenduntur quippe ambae si per certum canalem flatus impellitur.
§. 13. Experimentum sic instituitur. - Integer amputatur radius quicunque; cutis cum annexis vis-
ceribus prope aculeos reciditur, ut totus vesicularum tractus pateat; nunc quäeritur orificium canalis,
quod nullo negotiö sub prima vertebra inter tnembranam communetn, quae cornua idvestit et illam,
quae vertebris immediate incnmbit, detegitur; per hunc canalem tubuli ope flatus intrusus vesiculas om-
nes, et si animal recens omnia cornua expandit.
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