B a u der S c h a le . 31 *
Die von den Stacheln und Füfschen entbloste Schale des Stein-Seeigels ist
kreisförmig und etwas von oben nach unten zusammengedrückt. Man unterscheidet
zwei Hauptöffnungen an ihr, eine untere gröfsere und eine obere kleinere Oeffnung.
Die untere, in der Mitte der Schale befindliche, grofse Oeffnung ist von einer Haut
geschlossen, in deren Mitte man die Mundöffnung erblickt, wie ich schon früher beschrieben
habe. In der oberen ebenfalls in der Mitte der Schale befindlichen, kleineren
Oeffnung liegt das Ende des Mastdarms, welches mit einigen kleinen kalkartigen
Stückchen besetzt ist.
Die Schale ist aus zwanzig Reihen von kleinen kalkartigen Stückchen gebildet,
welche durch wahre Näthe miteinander verbunden sind. Die Ränder der
einzelnen Stückchen sind etwas wellenförmig gezackt und gefurcht, und greifen in
einander ein, wodurch die Nähte gebildet werden, die viele Aehnlichkeit mit den
Nähten der Schädelknochen des Menschen haben. Die Reihen der Schalen-Stücke
laufen von der oberen bis zur unteren Mündung der Schale der Länge nach
herab. Zwei Reihen von Stöcken bilden immer ein längliches, schmales Dreieck,
dessen Spitze nach oben gerichtet ist. Das Dreieck setzt sich allmählig breiter werdend
von oben nach unten fort und wird gegen die untere Oeffnung der Schale hin
allmählig schmaler. Man findet fünf gröfsere oder breitere, und fünf kleinere oder
schmalere Dreiecke, die durch Nähte verbunden, die ganze Schale bilden. An einem
breiteren Dreieck liegt ein schmaleres, an diesem liegt wieder ein breiteres und
so fort. Die Stückchen der fünf schmaleren Dreiecke unterscheiden sich von denen
der gröfseren dadurch, dafs sie mit vielen Löchern versehen sind, durchweiche sich
die Seitenäste der früher beschriebenen Kanäle in die hohlen Füfschen fortsetzen.
Die Zahl der in den Reihen liegenden Stückchen, welche die Dreiecke bilden,
ist verschieden nach der Gröfse und nach dem Alter der Seeigel. Bei kleinen
Seeigeln fand ich wenige Stückchen, bei grofsen fand ich viele; demnach also
wachsen die Seeigel nicht nur durch die Vergröfserung der einzelnen Stücke der
Schale, sondern auch durch die Bildung von neuen kleinen Stückchen. Dadurch,
dafs die Schale aus vielen durch Nähten verbundenen Stückchen besteht, mag wohl
das Wächsthum der Schale sehr begünstigt werden, welches wahrscheinlich ohnmög-
lich wäre, wenn die Schale aus einem ganzen Stücke bestände.
Ich will hier die Schale eines beträchtlich grofsen Stein-Seeigels beschreiben,
welcher drei Zolle im Durchmesser hatte. Jede der beiden Reihen von Stückchen
eines kleinen oder schmalen Dreiecks bestand aus vier und zwanzig Stückchen (Taf.
10. fig. 6. sind die Stückchen eines solchen Dreiecks etwas vergröfsert abgebildet).
Die Stücken nehmen allmählig von oben, gegen die Mitte des Dreiecks an Gröfse
zu, dann aber nehmen sie wieder allmählig bis zur unteren Oeffnung der Schale an
Gröfse ab. Jedes Stückchen (a. a. a. ß.), mit Ausnahme der beiden letzten (b. b.')
137- gute Beschreibung der Schale
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31 Reaumur hat zuerst in den Mém. d e l’Acad. des S$. Ann. 1 7 1 2 ,
und der-Stacheln des Seeigels geliefert.
Baster hat in den Opnsc. subseciv. p. 1 1 7 die Schale von Echinus’ cydaris beschrieben.
Auch Janus Plancus (Bianchi) hat die Schale eines Seeigels gut beschrieben in den Comment. Instit.
Bononiens. T . 5. P. 1. Opusc. p. 259,
hat die Gestalt eines kleinen Fünfecks. Der obere und untere lange Rand des Stückchens
ist mit den Rändern der zunächst liegenden Stückchen derselben Reihe verbunden.
Die beiden kleineren Ränder der einen Seite stossen an die Ränder zweier
Stückchen der nächsten Reihe desselben Dreiecks. Der fünfte ebenfalls kleine Rand
ist mit dem Rande der Reihe eines grofsen Dreiecks verbunden. Fast in der Mitte der
äufseren Fläche jedes fünfeckigen Stückchens erblickt man eine abgerundete Erhabenheit,
auf welcher ein grofser Stachel eingelenkt war. Neben dieser grofsen Erhabenheit
liegt in der Regel noch eine kleinere Erhabenheit für einen kleinen Stachel; an
den gröfseren Stücken fand ich selbst noch zwei bis drei kleine Erhabenheiten. Jedes
Stückchen enthält zehn kleine Löcher, die in zwei etwas gekrümmten Reihen liegen
(c.c. c.c.'). Zwei nebeneinander liegende Löcher aus beiden Reihen führen immer zu
einem hohlen Füfschen, und an der inneren Seite der Schale liegt ein Seitenast eines
Kanals. Demnach sind an jedes Stückchen füijf Füfschen befestigt. Die beiden letzten
Stückchen (#. b.') des kleinen Dreiecks, welche am Rand der untern Oeffnung der
Schale liegen, sind länglich und mit ihren Enden so gegeneinander gekrümmt, dafs
sie. sich berühren, wodurch ein bogenförmiger Fortsatz (Taf. 10. fig. 3. b. b.) gebildet wird.
Aus dieser Angabe erhellet, dafs ein kleines oder schmales Dreieck des hier
beschriebenen Seeigels aus 48 Stückchen gebildet ist. An jedem der 48 Stückchen befindet
sich eine Erhabenheit für einen grofsen Stachel, folglich gibt es 18 grofse
Stacheln an jedem kleinen Dreieck. An jedem der 48 Stückchen sind im Durchschnitt
noch zwei kleine Erhabenheiten, für kleine Stacheln vorhanden, folglich gibt es 96
kleine Stacheln an jedem kleinen Dreieck. An jedem der 48 Stückchen erblickt man
10 Löcher, also sind an einem kleinen Dreieck 480 Löcher zugegen. Da immer zwei
Locher zu einem Füfschen führen, so trägt folglich jedes kleine Dreieck 240 Füfschen.
Alle fünf kleine Dreiecke bestehen aus 240 Stückchen, sie tragen 240 grofse Stacheln
und 480 kleine Stacheln, und also überhaupt 720 Stacheln. An allen fünf kleinen
Dreiecken finden sich 2400 Löcher und 1200 Füfschen.
Jedes der fünf gröfseren oder breiteren Dreiecke ist aus zwei Reihen gröfse-
rer aber weniger zahlreichen Stücken gebildet. Ich zählte in jeder Reihe neunzehn
Stücke (Taf. 10. fig. 7.). Die Stücke (a. a. a. a.') nehmen von oben gegen die Mitte
des Dreiecks allmählig an Gröfse zu, und dann nehmen sie wieder von der Mitte
gegen die untere Oeffnung der Schale an Gröfse ab. Auch diese Stücke haben die
Form eines Fünfecks, dessen Ränder auf dieselbe A rt mit den benachbarten Stücken
verbunden sind, wie bei den kleinen Dreiecken. In der Mitte der äufseren Fläche
jedes Stücks erblickt man eine abgerundete grofse Erhabenheit, auf welcher ein
grofser Stachel eingelenkt war. Das. zweite bis sechste Stück hat aufser der gröfseren
Erhabenheit noch zwei etwas kleinere Erhabenheiten. Das siebente bis vierzehnte
Stück hat aufser der gröfseren Erhabenheit noch drei, vier bis fünf etwas
kleinere Erhabenheiten. Das fünfzehnte bis siebenzehnte Stück hat aufser der gröfseren
Erhabenheit wieder zwei etwas kleinere. Erhabenheiten. Aufser den gröfseren
und etwas kleineren Erhabenheiten gibt es endlich noch vier bis sieben sehr kleine
Erhabenheiten, welche zwischen den gröfseren Erhabenheiten zerstreut liegen, und
welche die kleinsten Stacheln tragen. Die Stücke der gröfseren Dreiecke haben keine
Löcher und tragen folglich keine Füfschen.