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dafs die feinsten Arterienzweige in feine Venenzweige übergehen; und 3) dafs das
am inneren Rancfe des zweiten Darmstücks liegende Gefäfs einer Vene des Respirationsorgans
oder einer Lungenvene* zu vergleichen ist.
Diese durch Versuche und Einspritzungen bewiesene Verzweigungen der
Gefäfse auf dem rechten Aste des Respirationsorgans, und die Uebergänge der feinen
Arterienzweige in die feinen Venenzweige machen es wahrscheinlich, dafs das
von dem ersten Darmstück kommende und mit dem Chylus vermischte venöse Blut
in den feinen Geläfsnetzen, welche auf dem rechten Aste des Respirationsorgans
liegen und mit demselben werwebt sind, durch die Einwirkung des eingeathmeten
Wassers oxydirt und in arterielles Blut verwandelt werde I4. Für diese Meinung
spricht noch die Beobachtung, dafs das in der Respirations- oder Lungen-Vene enthaltene
Blut nicht mehr so hell und durchsichtig gefärbt ist, wie in den Darmvenen,
sondern dafs es eine hellbraune Farbe angenommen habe. Höchstwahrscheinlich
rührt diese Veränderung der Farbe des Bluts, welches durch das Gefäfsnetz auf
dem rechten Aste des Respirations organs circulirt hat, von der Einwirkung des eingeathmeten
Wassers auf das Blut her.
Der Stamm der Respirations- oder Lungen-Vene (m. m. m.') schickt alle seine
Zweige an den inneren Rand des zweiten Darmstücks ab, welche an der vorderen
und hinteren Fläche dieses Stücks verlaufen, und sich in den weitesten Theil der
Darmarterie Öffnen. Von der Einmündung der Zweige der Respirationsvene in den
weiteren Theil der Darmarterie habe ich mich durch Einspritzungen überzeugt,
denn das in die Lungenvene eingetretene Quecksilber drang immer durch die genannten
Zweige bis in den Stamm der Darmarterie, auch selbst dann, wenn ich
die Datmarterie an der ersten Krümmung des Darmkanals (bei n.') unterbunden hatte.
In die Respizationsvene ergiefst sich auch (beio.) das venöse Blut, welches von
dem dritten Darmstück herauf geleitet wird.
Aus der eben angegebenen Verbindung der Respirationsvene mit dem Stamme
der Darmarterie erhellet, dafs das auf dem rechten Ast des Respirationsorgans
oxydirte Blut aus der Respirationsvene in die Darmarterie gelangt, von wo aus dasselbe
durch die zuvor beschriebene Aeste und Zweige der Darmarterie, zu dem
Darmkanal, zu dem Magen, zu dem Eyerstock und zur Kloake gelangt. Das Blut
wird zu diesen Theilen durch die Contractionen der Darmarterie hinbewegt, welche
sich von dem Stamme aus, theils gegen das erste Stück, theils gegen das dritte
Stuck des Darmkanals zusammenzieht. Die Darmarterie empfängt und wertheilt
also das oxydirte Blut.
Aus der so eben gelieferten und durch Thatsachen bewiesenen Beschreibung
des Verlaufs, der Verzweigung und der Verbindung des Gefäfssystems der Röhren-
Holothurie folgt: dafs ein Kreislauf des Blutes in den Holothurien ohne Herz statt
findet, welcher nur allein durch die eigenthümliche Thätigkeit der Gefäfse bewirkt
wird.
Für diese Annahme sprechen folgende Thatsachen:
1) dafs ich an lebend geöffneten Holothurien die Contractionen der Darmarterie
und die Fortbewegung des in ihr enthaltenen hellbraunen Blutes beobachtet habe;
i4 ) Diese Meinung hat Herr Cuvier zuerst in seiner Anatom. Cotnpar. T . 4. p. 4 1 4 . aufgestellt.
2) dafs ich durch Quecksilber-Einspritzungen den Uebergang der Zweige der Darmarterie
in die Darmvenen dargethan habe;
3) dafs das eingespritzte Quecksilber ans den Darmvenen in die Gefäfse überging,
welche auf dem rechten A st des Respirationsorgans liegen, und aus diesen in
die Respirationsvene; und
4) dafs das Quecksilber wieder aus der Respirationsvene durch Zweige in den
mittleren und weitesten Theil des Stammes der Darmarterie gelangte.
Das Gefäfssystem des Darmkanals schickt durchaus keine Zweige an die
Haut und ihre Muskeln, an die Tentakeln und an die Füfschen; wenigstens ist es
mir, auch selbst bei den glücklichsten Einspritzungen dieses Gefäfssystems, niemals
gelungen, Zweige zu entdecken, welche sich von diesem zu den genannten Theilen
begeben hätten,
G e fäfssy stem der T enta k e ln, der Füfschen und der Haut.
Aufser dem so eben beschriebenen Gefäfssystem des Darmkanals besitzen
die Röhren - Holothurien noch ein anderes höchst merkwürdig|BS Gefäfssystem eigen-
thümlicher Art, welches ich zu entdecken das Glück gehabt habe; wenigstens finde
ich, dafs kein Anatom und Naturhistoriker vor mir dieses Gefäfssystem in seinem
Zusammenhänge beschrieben hat. Ich will dasselbe hier genau beschreiben,
so wie ich es bei wiederholten Zergliederungen und Einspritzungen gefunden
habe. An der rechten Seite des vorderen Stücks des Darmkanals, neben
dem Magen, liegt eine länglich ovale Blase ( Taf. 2. Figur 6. g f , welche durchsichtige
Wände besitzt und eine weifsliche Flüssigkeit enthält, in der sehr kleine braune
Kügelchen schwimmen IS. In der Regel ist nur eine solche Blase vorhanden, doch
habe ich auch einigemal zwei Blasen gefunden, welche dann zu beiden Seiten des
Magens lagen (Taf. 2. Fig. 4. a. a.). Niemals habe ich diese Blase mangeln geseu
Diese Blase hat zuerst Strafsenfelt von der Hololhuria phantapus beschrieben und abgebildet, in den Abhandlungen
der Schwedischen Akademie übers, v on Kästner B. 27. p. 268. Taf. Io . Fig. 5 . , and zwar
also: Eine länglicht kleine Blase, an Gestalt und Gräfte wie eine kleine unreife Birne, liegt in der,linken
Seite, und ist mit dem kleinen Ende dicht unter dem Gurgelhalse angeheftet, hei dem Unterschiede
zwischen der Gnrgel und dem Darme. Inwendig war sie mit einer klaren Flüfsigkeit wie Wasser erfüllt,
wobei sich ein kleiner Klumpen, dem Ansehen nach wie geronnen Blnt, befand, der, als man ihn heraus-
nahm nnd handthierte, bald zergieng, und einer fein geriebenen gebrannten Umbra glich.
O. F. Müller hat diese Blase in der Zoologie Danica V o l. I . p. I . v on der Holothnria elegans also
angegeben: Ab annnlo dependere videtor vesicula pellucidissima, ovalis, snbtilissima striata; in fundo
vesiculae {ransparet lapillns albus.
Ferner hat O. F. Müller dieselbe Blase bei der Holothnria phantapns bemerckt a. a. O. Vol. 3 p.
55 . Vesica pendula hujns extremitatis, minor quam in pentacta, oblonga fundo rotnndata et fibris longi-
tudinalibus striata.
Endlich hat O. F. Müller die Blase auch v on der Holothnria pentactes beschrieben, a.a. O. Vo l. 4.
p. 4. nebst Abbildung. ^Vesica cylindrica, membranacea, tennis, flexuosa, hinc inde coarctata et inflata,
i'nanis, pellucida consplcitflr ad latus versus, partem inferiorem capitis, an vesica natatoria? In nonnullis
duplex esse videtur.
Diese Blase scheinen demnach alle Arten von Holothurien zu besitzen,
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