Die Farbe der Längen-Muskeln ist röthlich weifls oder fleischfarben. Sie bestehen
aus vielen, dicht neben einander liegenden Muskelfasern, welche durch sehr
weniges Zellgewebe verbunden sind. Uebrigens sind die Muskelfasern nicht so stark
geschlängelt, wie die, welche die Muskeln des Menschen und der Säugethiere bilden.
Wenn alle diese Längen-Muskeln zugleich wirken, so verkürzen sie das Thier
und ziehen es der Länge nach zusammen, wobei das vordere Ende des Körpers
mit den Tentakeln und das hintere Ende des Körpers mit der Mündung der Kloake
stark eingezogen wird. Hierbei wird der Körper des Thiers sehr viel kürzer aber
dicker, und die Haut wird stark in die Quere gerunzelt. Wenn sich ein oder zwei
Paare der Längenmuskeln contrahiren, so wird der Körper nach der Seite bewegt,
wo sich die Längen-Muskeln zusammenziehen. Der Körper der Holothurien kann
demnach durch die Action der Längenmuskeln nach oben und unten und nach den
Seiten bewegt werden.
Die Längenmuskeln besitzen eine so grofse Stärke, dafs ich niemals im
Stande war, die Contractionen einer Holothurie, welche ich an den beiden Enden
des Körpers festhielt, aller, angewendeten Gewalt ohngeachtet, zu verhindern. Ich
habe mehrmals beobachtet, dafs Holothurien, welche ich lebend geöffnet, und an
den Enden des Körpers mittelst ansehnlich starker Nägel auf ein Brett befestigt
hatte, durch die Contractionen der Längenmuskeln entweder die Nägel ausrifsen,
oder dieselben umbogen.
Die Räume, welche sich zwischen den Längenmuskel-Paaren befinden, sind
mit Quermuskeln ausgefüllt, (Taf. 2. fig. 4. i. i. i. i. Tal, 4. fig- 8. g. g. g. g. g.'). Sie
überziehen die ganze innere Fläche der Haut des Thiers und ziehen sich über die
äufsere Fläche der Längenmuskeln weg. Zwischen der äufseren Fläche und der
Haut befinden sich die ovalen Bläschen der Füfschen, auch laufen hier die Seitenäste
und Zweige der Längen-Gefäfse, welche sich in die Bläschen öffnen. Die vordere,
gegen die Eingeweide des Bauchs gekehrte Fläche der Quermuskeln ist' mit
dem Bauchfell überzogen.
Von den Quermuskeln entspringen mehrere Faden, welche gegen drei bis
vier Linien lang sind, und sich zu dem linken Ast des Respirationsorgans begeben,
den sie befe'stigen und in seiner Lage erhalten. Dieser Befestigung wegen wird daher
niemals der linke A st des Respirationsorgans mit den Gedärmen und dem
rechten Ast dieses Organs durch die Kloake ausgeworfen. Am hinteren Theil des
Körpers gehen sehr viele Portionen der Quermuskeln zu der äufseren Fläche der
Kloake (Taf. 2. fig. 6, c. c.), welche sich aufs genaueste mit den Wänden derselben
verbinden. Daher wird auch niemals die Kloake mit dem Darmkanal und dem rech-*
ten Respirationsorgan ausgeworfen.
Durch die Contraction der Quermuskeln wird im lebenden Thier der Körper
desselben im Querdurchmesser verengt und zugleich auch verlängert, indem durch
ihre Contraction die Zusammenziehung der Längenmuskeln vermindert zu werden
scheint. Ohne Zweifel mag auch die Contraction der Quermuskeln auf die ovalen
Bläschen der Füfschen wirken und die in den Bläschen enthaltene Flüfsigkeit. in die
Füfschen treiben, und dadurch die Erection und Ausstreckung derselben bewirken
helfen. Ebenso mögen die Contractionen der Quermuskeln auch auf die Aeste des
Respirationsorgans und auf die Kloake Einflufs haben, und beim Ausathmen das
Ausstofsen der Excremente und des Wassers begünstigen.
Zeugungs - Organe.
Neben dem Magen und dem ersten Stück des Darmkanals liegt ein beträchtlich
grofses, ästiges und hohles Organ (Taf. 2. fig. 6.«.«.), welches aus sehr vielen
Aestchen und blind sich endigenden Zweigen besteht 22. Die Zweige münden in
/die Aestchen ein, und diese alle laufen in eine erweiterte Stelle zusammen, von welcher
ein Kanal ausgeht (0.), der innerhalb der beiden Platten des Bauchfells, welche
das Gekrös des Magens bilden, nach vom lauft. An der Stelle, wo dieser Kanal
neben dem Gefäfskranz des Magens liegt, verbinden sich mit demselben die Stiel-
chen von acht, neun bis zehn länglich bimförmigen, weifsen, gegen zwei Linien
langen Körperchen (p .). Hierauf begibt sich der nach vorn laufende Kanal auf die
obere Fläche des Magens, dringt durch die Haut, und Öffnet sich hinter dem Mund
mit einer kleinen, rundlichen in einer Querfalte der Haut versteckten Oeffnung
(Taf. 1. fig. 1. ƒ )
In den Ausführungsgang und in die Mündung habe ich bei grofsen Holothurien
eine feine silberne Sonde einbringen können. Das ästige Organ, welches
eine weifse Flüfsigkeit enthält, habe ich mehrmals durch den Ausführungsgang mit
Quecksilber angefüllt Ich halte dasselbe für ein Ovarium. In einigen Holothurien
fand ich das Organ zu Ende des Monats October wohl zwei bis dreimal gröfser als
gewöhnlich, und in seinen Aesten und Zweigen befanden sich längliche, braune
Körperchen von verschiedener Gröfse, einige waren eine halbe,' andere eine ganze
Linie lang. Diese Körperchen, welche sehr weich waren, schienen Eyer oder wohl
gar junge Thiere zu seyn. Ihrer Weichheit wegen konnte ich hierüber nichts gewisses
bestimmen. Die. zuvor erwähnten, länglich bimförmigen und weifsen Körperchen,
welche hohl sind, und sich mittelst ihrer hohlen Stielchen an den Ausfüh-
rüngsgang oder Eyerleiter inseriren, sind vielleicht männliche Zeugungsorgane oder
Hoden 5 jedoch kann ich hierüber nichts sicheres behaupten. In denjenigen Thieren,
deren Ovarium sehr vergröfsert war, fand ich auch immer die weifsen Körperchen
um das doppelte vergröfsert. Die Körperchen scheinen also mit dem Ovarium in
einem organischen Zusammenhang zu stehen. Sind diese Körperchen männliche
Zeugungsorgane, so sind die Holothurien Zwitter, welche weibliche und männli-
Bohadscb a. a. O. de Hydra p. 8<S beschreibt das Ovarium ohne es zu kennen, also: Oesophago adnexa
sunt intestinula coeca, cylindrica ultra lineatn crassa, versus extremum acuminata, nee non variis
punctis rubris liquori crassiusculo innatantibus, veluti vermiculis dimidiam lineam longis impraegnata.
Intestinula haec simul sumpta arbusculam aut melius fucum quercum marinam dictum quoad divisuras
praeseferunt ; in unum truncum coeuot, qui in oesophagum inseritur, utrum vero bic osculo quodam in
eum hiet detegere nequibam. Tab. 6. fig. 6 ist es abgebildet.
Herr Cuvier hat in s. Anat. compar, T . 5. p. 200 das Ovarium der Holothurien sehr gut beschrieben:
Dans les holothuries, on vo it près de la bouche un bouqudt de boyaux grêles très-nombreux,
ramifiés, . qui se développent énormément dans certaines saisons, en se remplissant d une matière rougeâtre
et pulvérulente, qui se rassemble quelquefois en globules. Je crois que ce sont les ovaires de
ces animaux.