Mittelst der an den Röhrchen der Fälschen befindlichen Längenmuskelfasern
können die Holothurien auch die aufgerichteten und ausgestreckten Fälschen nach
allen Seiten bewegen. Beim Gehen werden sie nach vorne in der Richtung bewegt,
in welcher sich das Thier fortbewegen will.
Die Verbindung der Höhle der Füfschen mit den Längengefäfsen, welche
zwischen den Längenmuskeln liegen, habe ich wiederholt durch Quecksilber-Einspritzungen
dargethan. Bei gut gelungenen Einspritzungen der Längengefäfse wurden
immer die Bläschen und Röhrchen der Füfse ganz mit Quecksilber angefüllt
und von demselben ausgedehnt.
K a lka r tig e r Ring , welcher den Mund umgibt.
An dem vorderen Theil des Körpers liegt unter der Haut gleich hinter der
Mundöffnung ein kalkartiger Ring, welcher das Anfangsstück des Magens umgibtI9 *.
(Taf. 2. f i g . h.h.h.') An der inneren Fläche des Rings, zwischen dieser und dem
Magen befindet sich der schon zuvor beschriebene Kanal, in welchen sich die fünf
Gefäfse öffnen, welche von dem kreisförmigen Kanal des Magens kommen, der von
dem aus der ovalen Blase hervortretenden Gefäfsstamm gebildet wird. A u f der äufse-
ren Fläche des Rings liegen die zwanzig Anhänge oder Fortsätze der Tentakeln.
Der Ring besteht aus zehn kalkartigen Stückchen, (Taf. 2. Fig. 5), welche
durch eine weifse bandartige Haut verbunden sind, und dadurch den Ring bilden.
Es sind fünf gröfsere und fünf kleinere kalkartige Stückchen vorhanden, die abwechselnd
an einander gereiht sind, nämlich neben einem gröfseren Stückchen (a. a.)
liegt ein kleineres (AA), neben diesem wieder ein gröfseres und so fort. Jedes der
fünf gröfseren Stückchen ist fast länglich viereckig und bildet nach vom zwei zahnartige
Spitzen; sein hinterer Rand ist etwas wenig ausgeschnitten. Jedes der fünf
kleinen, kürzeren und schmalem Stückchen bildet nach vorn nur eine Spitze und
sein hinterer Rand ist ebenfalls etwas ausgeschnitten 2Q. An die äufsere Fläche der
z9 Bobadscb bat den Ring a. a. O. p. 90 also beschrieben und Tab. 7 . Fig. 2. 3. 4. abgebildet: Intra ca-
vum oris, ad initinm praefatornm qainqne mnsculorum, annulus ossens e x qninqne dentibns convexo-
concavis concatenatus occnrrit, mediantibus duobus latis ligamentis ad ambitum oris circular!ter affixus,
ita nt ligamentnm superius in marginem o ris , inferius in oesophagi externam faciem abeat, Quilibet dens
longitndine tres, et latitndine duas lineas adaequat, facie convexa cutim, facie concava, in qua liga-
menta lata sita sunt, interna oris respicit. E corpore et quatuor apophysibus componitur; corpus ejus
sulco transverso undulato instructns est, a quo striae exiguae versus apophyses excurrunt. Apophyses
duae inferiores acntae sunt, duae laterales obtusae; mediantibus apophysibus obtusis omnes dentes adeo
firmiter inter se jnnguntur, ut solidum annülum constituere videantur. Substantia dentium friabilis et
pastae ad instar farinaceae compacts est.
Bobadscb gibt irrig nur fünf St&ckchen an, da es doch zehn sind.
O, F. Müller bat den Ring von der Holothuria elegaris in der Zoolog . Danic. Vo l. 1 . p. 2. also
beschrieben: In ipsa fauce annulus articularis albus, hand obscurus; v ix dentatus dici potest noster;
huic introrsum annexa sunt tentacula, extrorsum filamenta acuminata alba.
20 Diese zahnartigen Spitzen haben die irrige Meinung veranlagst, dafs die Stückchen des Ringes Zähne
seyen, welches aber durchaus unrichtig ist, denn die Spitzen ragen gar nicht in die Mundhöhle hinein.
fünf gröfseren Stückchen inseriren sich die fünf Paar nach vorn zugespitzten Län-
gen-Muskeln. A n dem vorderen Rande treten die fünf Längengefäfse aus dem Kanal,
welcher an der inneren Fläche des Rings liegt.
Die getrennten und getrockneten Stückchen des Rings bestehen aus einer
weifsen, kalkartigen und leicht zerreiblichen Substanz. Ich habe diese Stückchen
mit Salzsäure begossen, es entstand starkes A u f brausen und der erdige Theil wurde
vollkommen aufgelöst, die äufsere dünne Haut aber blieb unaufgelöst. Zu einem
Th e il der Auflösung gofs ich Kalkwasser, welches keinen Niederschlag und keine
Trübung in der Flüfsigkeit hervorbrachte. Zu einem anderen Theil der Auflösung
gofs ich Ammonium, welches ebenfalls weder einen Niederschlag noch eine Trübung
in der Flüfsigkeit verursachte. Zu noch einem anderen Theil der Auflösung gofs
ich aufgelöstes Sauerkleesalz, worauf ein sehr beträchtlicher weifser Niederschlag entstand.
Aus diesen Versuchen erhellet, dafs der Ring aus kohlensaurer Kalkerde besteht,
und dafs keine Phosphorsäure in ihm enthalten ist.
Der gröfstentheils aus kohlensaurer Kalkerde bestehende Ring ist offenbar
als ein Rudiment eines Skeletts zu betrachten, weil sich an denselben die späterhin
zu beschreibenden Längenmuskeln inseriren.
Muskeln.
Die Röhren-Holothurie besitzt zehn Längenmuskeln, welche paarweise neben
einander liegen 21 (Taf. 2. fig. 4. g. g. g. g. g. Taf. 4. fig. 8. f f. f f f ). Ein Paar
dieser Muskeln lauft mitten am Rücken herab, zwei andere Paare befinden sich an
den Seiten des Körpers, und zwei Paare liegen an dem Bauche. Die Längen-Muskeln
entspringen mit ihrem vorderen schmalen Theile von der äufseren Fläche der
gröfseren Stückchen des kalkartigen Rings, immer zwei Muskeln neben einander.
Sie laufen dann allmählig breiter werdend in Form von bandartigen, ganz plattgedrückten
Streifen an der inneren Fläche der Haut fort. Gegen den hinteren Theil
des Körpers zu werden sie allmählig schmäler, laufen neben der Kloake vorbei, und
inseriren sich mit ihrem zugespitzten Ende an die Haut des hinteren Endes des
Körpers, da wo sich die Mündung der Kloake befindet. Zwischen zwei Längenmuskeln
lauft ein Längengefäfs, welches aus dem Kanal innerhalb des kalkartigen
Rings hervortritt. Die äufsere gegen die Haut gekehrte Fläche ist mit der dünnen
glatten Haut überzogen, welche ich Bauchfell genannt habe.
So sagt Beton a. a. O. p. 441 * 0 S in gyrum ossiculis dentatum habet, praeterea nullis ossibas alibi
praeditum.
Herr Cavier hat in s. Anat. compar. T . 3. p. 335 diesen Ring also beschrieben, and jene irrige
Meinung widerlegt: Les holothuries ont bien l’ouverture de la bouche entourée d’un anneau, formé de
dix pièces demiosseuses, mais elles servent seulement de point d’appui aux muscles longitudinaux du
corps, et aux tentacules; recouvertes par la peau intérieure de la bouche et ne contenant aucune dent,
elles ne servent point à là mastication.
21 Fünf Paar Längenmuskeln fand Gunnerus auch bei der Holothuria frbndosa, und Strussenfelt bei derHo-
lotburia phantapus. So auch Bohadsch bei der Holothuria tubulosa, und O. F. Müller bei mehreren
anderen Holothurien.