Der Magen besteht aus einer dünnen und zarten, fast durchsichtigen Haut,
welche wahrscheinlich aus mehreren Lagen und Schichten von verschiedenen Geweben
gebildet ist, welche man aber ihror Zartheit wegen nicht von einander trennen
kann. Seine äufsere Fläche ist glatt und glänzend, und scheint von einer A rt von
Bauchfell überzogen zu werden. Man erkennt deutlich än den Wänden des Magens
sehr viele weifsliche Fasern, welche sich in mancherlei Richtungen kreuzen und
durchweben. Diese Fasern scheinen Muskelfasern zu seyn. Am deutlichsten kann
man diesen faserigen Bau des Magens unter dem Vergröfserungsglas erkennen. Auch
erblickt man diese Fasern, wenn man ein Stück gegen das Sonnenlicht hält. Di«
Speiseröhre und der ganze untere Theil des Magens, welcher durch den Mund umgestülpt
werden kann, besitzt ganz deutlich eine Lage von blafsrothen Fleisclifasem,
welche grofstentheils Längenfasem sind. Die innere Fläche des Magens vorzüglich
des oberen Theils ist sammtartig, flockig und bildet vorspringende geschlängelte Falten.
Ist der Magen leer, so bildet die innere Fläche des Magens viele Falten, welche
gegen den Mund zusammenlaufen. Ist hingegen der Magen angefüllt und ausgedehnt,
so erblickt man wenige. An der oberen Fläche des Magens kann man mit blosen
Augen fünf ästige und ungemein zarte Gefäfse erkennen, deren Aeste gegen seinen
Mittelpunkt zusammenlaufen '(Taf. 7. d. d.'). Auch habe ich mehrmals unter dem Mi-
kroscop eine Menge von sehr kleinen Geläfsen erkannt, welche zwischen der inneren
flockigen und der faserigen oder muskulösen Haut zu liegen schienen.
Der Magen äufsert im Leben Empfindlichkeit und Reizbarkeit, denn wenn
ich ihn mit einem scharfen Instrumente oder durchs Befeuchten mit Weingeist reizte, *il
Die hier bescriebenen Faden, welche von keinem Knötchen ausgeben, sind diejenigen weifsenFaden,
die sich z a den Wänden des Magens begeben. Der sich z a dem Leberlappen begebende Faden existât
nicht, eben so wenig wie der Leberlappen selbst. Das, was der Herr für Leberlappen hält, sind die
Blinddärmchen, w ie ich späterhin zeugen werde.
Er fährt ln der Beschreibung des nicht exisfirenden Nervensystems also fort: Un £let se dirige de
chaque ganglion -vers ie rayon voisin; arrivé a moitié chemin, ii descend -par un petit tron du bord
osseux entre le sillon longitudinal et la saillie intermédiaire des rayons, puis il se ramifie autour de la
bouche, et peut-être même dans la membrane extérieure du corps.
Dieser Faden, und das Ganglion sind eine -blofse Fiction, sie existiren nicht.
Ferner sagt der Herr: Le plus considérable de tous ces rameaux et le plus lo n g , est celui qui sort
de chaque nodule sous le lobe hépatique, entre le sillon longitudinal et les deux rangées des tentacules;
il fournit un filet àchaque-tentacule, et diminue ainsi de grosseur, à mesure qu’il approche de la point du rayon.
Hier findet éin doppelter Irrthum statt: l.)es existât kein Faden, der aus einem Ganglion entspränge,
und unter dem Leberlappén zwischen den beiden Reihen der Bläschen der Tentakeln und bis zur Spitze
des Strahls fortläuft; und 2) sind durchaus keine Faden vorhanden, die zu den Tentakeln gehen.
Das Wahre an der Sache ist.: der sehnenartige Faden oder Strang insérât sich breiter werdend zwischen
den Bläschen der Tentakeln an die obere Fläche der sehnenartigen Haut., welche die Körper der
Wirbel .des Strahls zusammenhält, ohngefähr an den zehnten, eilften, zwölften und dreizehnten Wirbel
ohne auch nur einen Faden abzugeben.
Endlich sagt er: notre assertion nous parroit beaucoup pins juste lorsque nous considérons l ’anatomie
de ces filets. Trois membranes constituent constamment leur structure; la première est très dure,
et presque blanche dans plusieus endroits, ce qui lui 'donne l’aspect de fibres tendineuses; la second est
plus molle et grise; la troisième, la moins consistente, est toute entière de la même couleur.
Ich habe diese Faden stets nur aus kleinen feinen, weifsen und sehnenartigen Fädchen gebildet gefunden,
niemals konnte Ich aller engewendeten Mühe ohngeachtet drei verschiedene Häute erkennen,
auch selbst bei den gröfsten pomeranzfarbenen Seesternen unter dem Mikroscope nicht.
so contrahirte er sich etwas; das Anfangsstück oder der untere Theil des Magens
zeigte die mehrste Reizbarkeit, weniger der obere Theil. Bei dem zarten Bau des
Magens ist es fast unglaublich, dafs die Seesterne von Mollusken, Seeigeln und Seesternen
leben, welche sie ganz mit den Gehäusen und Schalen verschlingen s. Ich
will hier zum Belege des Gesagten die verschiedenen Substanzen angeben, welche
ich in dem Magen verschiedener pomeranzfarbenen Seesterne fand. Der Magen eines
Seesterns enthielt sieben Flügelschnecken (Strombi) und eine Bohrmuschel (Te-
rebra); die Thiere waren fast ganz aufgelöst und verdaut, die Schalen aber waren
durchaus nicht angegriffen. Der Magen eines andern Seesterns enthielt mehrere
Meerzähne (Dentalia). Ich habe zu meinem grofsen Erstaunen in dem Magen dreier
Thiere bedeutend grofse Stachelschnecken (Murices) mit allen ihren Stacheln gefunden;
eine dieser Stachelschnecken war zwei Zoll lang und einen und einen halben
Zoll breit; dem ohngeachtet waren die Wände des Magens nirgends durchbohrt oder
verlezt. Die Gröfse dieser Schnecken beweist, dafs der Mund ungemein ausdehnbar
ist, und dafs sich selbst die Strahlen ausdehnen müfsen, um die Mundöffnung zu erweitern.
Mehrmals habe ich auch zweischalige Mollusken-Gehäuse zum Beispiel Herzmuscheln
(Cardia), Teilinen (Tellinae), Dreieckmuschel (Donaces), Venusmuscheln
(Veneres), und andere in dem Magen der Seesterne angetroffen. Die Thiere waren immer
mehr oder weniger aufgelöst, die Schalen seihst aber waren niemals weder aufgelöst,
noch auf irgend eine A rt verlezt, woraus also erhellt, dafs die Seesterne
keine eigentlichen Zähne haben, mit denen sie ihre Nahrung verkleinern oder nur
gröblich zerstücken. Ich fand in dem Magen eines grofsen Seesterns einen Seeigel
von derjenigen Gattung, welche Herr Lamark Spantangus nennt. Dieser Seeigel war
zwei Zoll und eine Linie lang, und einen Zoll vier Linien breit. Die feinen Stacheln
safsen zum Theil noch an der Schale fest, znm Theil aber waren sie schon
abgefallen. In dem Magen eines anderen Seesterns fand ich einen kleinen Seestern
von der Art, welche man Asterias equestris nennt; seine Radien waren schon sehr
erweicht und fielen leicht auseinander. Auch habe ich einigemal kleine Fische in
dem Magen der Seesterne angetroffen. Endlich fand ich auch einmal in dem Ma-
9 Aristoteles de Part. Animalium Lib. 4. Cap. 5. sagt irrig: Stellarum etiam genus simile est: quippe quod
concharum complures aggrediens exugat.
Eben so irrig ist die Meinung Aelians in s. Schrift de natura animalium Lib. 9. C. 22. Cum testacea
suas patefaciunt couchas, vel cum refrigeratione egent, v el ubi aliquid pertinens ad victum incidit, eae
uno de suis cruribus sive radiis intra testas ostrei hiantis insito, eas claudi prohitentes, carne explentur.
Reaumur a. a. O. p. 486 irrt, indem er sagt: On v o it au milieu de l’etoile, lors qu’on la regarde par
> dessous, une petite bouche ou succoir, dont elles se servent pour tirer la substance des coquillages des
quels elles se nourrissent, comme Aristote l’a fort bien remarqué - il est certain qu’elles mangent les
Coquillages, et qu’elles ont autour leur succoir cinq dents, ouplûtôt cinq petites fourchettes d’une espece
de matière osseuse, par le moyen desquelles elles tiennent les Coquillages pendant qu’elles les succent.
Die Seesterne saugen ihre Nahrung niemals ein, sondern sie nehmen die Mollusken mit den Gebäu-'
sen in den Magen au f, wie Petrus Bellonius in s. Schrift de Aquatilibus Lib. 2. p. 388 sehr richtig angibt:
Os etiam versus terram ut Echini habent, in medio radiorum situm; et quamquam in gyrum quinque
dentes ostendant, tarnen conchyliorum genera cum suis testis, Telinas, Chamas, Conchulas, Mytulos
integros dévorant.
Auch Rondelet de Piscibus Lib. 4. C. 2 . p. 83* Qnöd alimentum durius esse potest marinarum cochlearum
testa plane saxea? A t stellarum est genus, quod illis alitur saginaturque. Libet hic referre quod
unacum multis, qui mecum erant, vidi Stellam v ix pedem unum longam in litus projectam, non procul
a Magalona dissecui, in cujus ventre cochleas très intégras, duas alias emollitas et semi coctas inveni.