Asterias rubens, Asterias equestris, Astropjecten mesodiscus Linckii, Asterias papposa
und anderen.
An .der . unteren Fläche des Seesterns erblickt man in der Mitte des Körpers
in einer Vertiefung die runde Mundöffnung (Taf. 6. a.'). Vor derselben befinden sich
fünf gegen zwei Linien lange, harte, zahnartige Fortsätze (Taf. 6. b. £.). Jeder dieser
Fortsätze ist an den Winkel befestigt, den zwei Strahlen durch ihr Zusammentreten
an dem Munde bilden, und ist aus vier bis fünf kammartigen, etwas spitzen
Zacken gebildet. Die Fortsätze sind beweglich' und tragen ohne Zweifel zu
der Aufnahme der Nahrung bei, keineswegs aber zum Verkleinern derselben, denn
die Seesterne nähren sich von Mollusken mit Gehäusen, von Seeigeln und anderen
hartschaligen Thieren, welche sie ganz mit den Gehäusen und Schalen durch den
Mund in den Magen aufnehmen 3 4 *. Oberhalb- der fünf zahnartigen Fortsätze befindet
sich ein Loch, das in einen sehr kurzen, beträchtlich weiten Kanal führt, welcher
sich mit zwei Oeffnungen in der Höhle des Seesterns endigt, da wo sieh zwei
Strahlen in einem Winkel verbinden. Jede dieser Oeffnungen liegt neben einem sehnenartigen
Bande, welches sich von der inneren Fläche der Haut gegen den Winkel
herabzieht. Sehr oft sah ich aus der Mundöffnung eine zarte, weifsliche und zusammengefaltete
Haut heraushängen % welche sich contrahirte und in die Mundöffnung
zurückzog, wenn ich sie berührte. Diese Haut ist die umgestülpte kurze Speiseröhre
und der untere Theil des Magens, den die Seesterne willkührlich aus der Mundöffnung
herausbewegen können, um Nahrung aufzunehmen.
Von der Mundöffnung aus erstrecken sich fünf tiefe Rinnen in der Mitte der
Strahlen gegen die Spitzen derselben hin. Diese Rinnen werden vom Munde an bis
zu den Spitzen der Strahlen, wo selbst sie sich endigen, allmählig schmäler. In jeder
Rinne eines .Strahls liegen zwei Reihen langer, röhrenförmiger Tentakeln oder
Füfschen (Taf, 6. c. c. c. c. c. c.'). Wenn man die Füfschen zu beiden Seiten zurück-,
schlägt, so erblickt man zwischen den beiden Reihen der Füfschen ein Gefäfs (Taf.
6. d. d.\) welches eine bräunlich-gelbe Flüfsigkeit enthält Dies Gefäfs kommt aus
einem Gefäfskranz, welcher den Mund umgibt, es läuft kleiner werdend zwischen
den Reihen der Füfschen bis zu den Spitzen der Strahlen fort. Die Füfschen der
beiden Reihen eines Strahls stehen genau paarweise gegen einander über, so dafs
eine Reihe aus eben so viel Füfschen besteht wie die andere. Die Zahl der Füfschen
an jedem Strahl ist verschieden nach der Gröfse der Seesterne. Ich zählte an einem
sehr grafsen Seestern in einer Reihe eines Strahls vier- und achtzig Füfschen, also
an einem Strahl hundert und acht und sechszig, und an allen Strahlen achthundert
3 P. Beton beschreibt in seiner Schrift de Aquatilibus Lib. 2. p. 382 den Mond der Seesterne sehr richtig
also: Os etiatn versns terram nt Echini habent, in medio radiornm situm, et qnamqnam in gyrnm qnin-
qne dentes ostendunt, tarnen ConcbyEorum genera cum sms testis, Tellinas, "Chamas, Concbulas, My-
tnlos integros devorant.
4 Janus Plancus (Bianchi.) hat die ans dem Mnnde liervortretende Haut des Seesterns gut beschrieben in den
Opusc. Instit. Bononiensis T . 5* P. I . p. 245* Os bnjus Animantis valde curiosum est, qnando animal
in aqua supinum est, et adhuc vivit.; tune enim e x ore illo circulari et cartilagineo communi, quo.d in
demortuis et exsiccatis stellis apparet, aliud os foliaceum infundibuli instar, sed veluti Lactucae folium
crispatum et pellucidum emittunt. Foliaceum hoc o s , et illud cantilagineum*, quod magis est, ita stellae
amplificare possunt, vivae dum sunt, nt - Tellinas vulgares, quae. non admodnm parvae sint, deglutiant,
und vierzig s. Die Gröfse der Füfschen ist nicht nur nach der Gröfse der Seesterne
sondern auch nach dem Orte verschieden, wo sie an den Strahlen ansitzen. Die zunächst
am Munde liegenden Füfschen sind nur gegen vier bis fünf Linien lang; die
folgenden werden allmählig länger und sind neun, zehn bis eilf Linien lang. Gegen
das Ende der Strahlen werden sie allmählig kürzer, so dafs die letzten kaum eine
Linie lang sind. Jedes Füfschen hat eine cylindrische und gegen das freie Ende
hin etwas konische Form, und tritt aus einer Oeffnung des Strahls zwischen zwei
Wirbeln heraus. Gegen sein freies Ende hin bildet jedes Füfschen eine Spitze, an
der man einen kleinen braunen Flecken erblickt. Diese Spitze bildet, wenn das
Füfschen ganz ausgestreckt wird und wenn es in Erection geräth, ein rundliches
Näpfchen oder Saugwärzchen, vermittelst welchem sich das Thier än Gegenstände
festsaugen kann. Die Füfschen sind weich und mit einer glatten Haut überzogen.
Beim Gehen werden sie nach der Seite und in der Richtung fortbewegt, welche der
Seestern nehmen will. Alsdenn sind alle Füfschen in Bewegung, einige werden
vorwärts bewegt, saugen sich mittelst der Saugnäpfchen an die Körper an, worauf
das Thier geht, und dann ziehen sie den Körper des Thiers nachj die übrigen
Füfschen werden dann auch angezogen und vorwärts bewegt, um sich ebenfalls anzusaugen;
und so erfolgt das Anziehen, das Vorwärtsbewegen und das Ansaugen
der Füfschen abwechselnd. Die Füfschen sind sehr empfindlich und reizbar, denn
so wie man sie berührt oder mit spitzen Instrumenten reizt, werden sie gegen die
in den Strahlen befindliche Rinne eingezogen 6.
An den zuvor beschriebenen, an den Rändern der Strahlen befindlichen,
rauhen und kalkartigen Stücken liegen andere harte, kalkartige und rauhe durch
Furchen von einander getrennte Querstücke (Taf. 6. e. e. e. e. <?.), welche sich fast bis
zu den Rinnen erstrecken, in welchen die Füfschen liegen. An der unteren Fläche
jedes dieser Querstücke ist eine Reihe spitzer, schief nach vom und aufsen gerichteter
Stacheln oder Dornen beweglich eingelenkt, welche das Thier willkührlich an-
legen und aufrichten kann. Der erste und ganz nach aufsen liegende Stachel oder
Dorn jedes Querstücks ist der längste (Taf. 6. f f f f ). Seine Länge ist an den
verschiedenen Stellen der Strahlen verschieden. Diejenigen Stacheln, welche zunächst
am Winkel ansitzen, der von zwei Strahlen gebildet wird, sind die längsten, gegen
* Reaumur hat in den Mem. de l’Ac. des Sc. Année 17 10 p. 486 die Füfschen abgebildet ‘und .beschrieben
nnd zwar also: Chaque rayôn de 1 Etoile est fourni d’un si grand nombre des jambes, qu’il n’est pas
étonnant qu’elles le couvrent presque tout entier du côté où elles lui sont attachées. Elles y sont
posées dans quatre rangs differens, chacun des quels est d’environ 76 jambes, c’eSt-à-dire que chaque
rayon en 2 304, et par conséquent l’Etoile eDtiere est pourvue de 1520 jambes nombre assez merveilleux,
sans que Bellon le poussât jusqu’à près de cinq mille etc.
Ich habe bei keiner Art von Seesternetf vier Reihen von Füfschen gefunden, sondern immer nur zwei
Reihen. Auch ist die Zahl der Füfschen von Reaumur zu grofs angegeben.
6 Belon hat a. a. O. Lib. 2. p. 388 die, Bewegungen der Seesterne sehr gut also beschrieben: Vagantur in
mari ut Polypi, brachia diducendo, nunc ante gradiendo, nunc in orbem convolvendo, et suctu aceta-
bulorum, echini modo, lapidibus adharent. Sensu tactus eas non vacare comperiet, qui manum ferream
conto infixam ad eas attolendas immerserit. Ad has enim contactas plenius moveri et fugam tentare
•xperietnr.
Auch Reaumur in den -Mém. de l’A cad. des Sc. Ann. 17 10 p. 487. . *N
J. Baster in d. Opusc. subseciv. p. 1 1 7 und Janus Plancus (Bianchi) . in den Opusc. Instit. Bonon.
T . 5- P. I . p. 244 haben die Bewegungen der Seesterne gut beschrieben.
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