den kreisförmigen Kanal getrieben, ans diesem durch die fünf Aeste in den Kanal,
welcher den Mund umgibt, und von da in die hohlen Tentakeln und in deren Anhänge,
welche sich äufrichten. Ferner strömt die Flüfsigkeit in die fünf Längen-
gefäfse ein. Reizt man die Tentakeln und deren Anhänge zur Contraction, so
strömt die Flüfsigkeit aus diesen wieder in die genannten Kanäle bis zur Blase
zurück, welche nun wieder ausgedehnt und mit der Flüfsigkeit angefüllt wird.
Die Function des Gefäfssystems der Tentakeln, der Füfschen und der Haut
mag wohl darin bestehen: dafs durch dasselbe den hohlen Tentakeln und Füfschen
die zu ihrer Bewegung und Aufrichtung nothwendige Flüfsigkeit zugefrihrt werde,
und, durch dasselbe alle Tentakeln und Füfschen zu einem System verbunden werden,
und dadurch Einheit in ihre Action gebracht werde. Ferner scheint die in
diesem Gefäfssystem enthaltene Flüfsigkeit zur Ernährung der Tentakeln, der Füfschen,
der Haut und der Längen - und Quer-Muskeln verwendet zu werden, denn
wir haben aus der Verbreitung und Verbindung des Gefäfssystems des Darmkanals
gesehen, dafs keine Gefäfszweige aus diesem System an die Haut, an die Tentakeln
und Füfschen, so wie an die Längen- und Quermuskeln abgeschickt werden. Folglich
müfsen diese Theile auf einem anderen Wege ernährt werden, dieser kann aber
wohl kein anderer seyn, als das Gefäfssystem der Tentakeln, der Füfschen und der
Haut. Wahrscheinlich wird ein Theil der in diesen Gefäfsen enthaltenen Flüfsigkeit
durch sehr feine Zweige in das Parenchym der Tentakeln, der Füfschen, der
Haut und der Längen- und Quermuskeln abgesetzt, und zu deren Ernährung verwendet.
Auch mag wohl ein Theil dieser Flüfsigkeit zur Absonderung des schwärzlichen
Schleims verwendet werden, welcher auf der äufseren Fläche der Haut sehr
reichlich abgesondert wird. Vielleicht ist der schwärzliche und mit Kohle vermischte
Schleim gerade derjenige Theil der in diesen Gefäfssystem enthaltenen Flüfsigkeit,
welcher nicht zur Ernährung geschickt ist. Der Verlust, welchen die in dem Gefäfs-
system enthaltene Flüfsigkeit durch die Ernährung und Secre.tion erleidet, scheint
durch die Absonderung von einer Flüfsigkeit aus dem Blute der Arterienzweige des
Gefäfssystems des Darmkanals wieder ersetzt zu werden.
Der zuvor beschriebene linke Ast des Respirationsorgans, welcher nicht mit
dem Darmkanal in Verbindung steht, sondern an die Hautmuskeln befestigt ist,
bewirkt oder erhöht vielleicht die Oxydation der in dem Hautgefäfssystem enthaltenen
Flüfsigkeit, wenigstens weifs ich diesem Aste keine andere Funktion beizulegen.
In dem Gefäfssystem der Tentakeln, der Füfschen und der Haut findet kein
eigentlicher Kreislauf der in ihnen enthaltenen Flüfsigkeiten statt, sondern ein blofses
Hin- und Herströmen 'der Flüfsigkeit; nämlich bei der Contraction der Haut, der
Tentakeln und der Füfschen strömt die Flüfsigkeit in den Kanal, welcher den
Mund umgibt, in den -kreisförmigöl Kanal und in die ovale Blase zurück; bei der
Expansion der Haut, der Tentakeln und der Füfschen hingegen strömt die Flüfsigkeit
wieder durch die Contraction der ovalen Blase in diese Theile zurück.
Aus ällen diesen Untersuchungen glaube ich folgern zu können, dafs die
Holothurien zwei Gefäfssysteme besitzen, das Gefäfssystem des Darmkanals, in welchem
ein wahrer Kreislauf des Blutes statt findet; und das Gefäfssystem der Haut,
in welchem kein Kreislauf der in ihm enthaltenen Flüfsigkeit, sondern ein bloses
Hin- und Herströmen dieser Flüfsigkeit statt findet.
' Bau der Tentakeln.
Jedes der um den Mund herumsitzenden zwanzig Tentakeln hat die Gestalt
eines kleinen Cylinders, der nach vorn mit einer breiten rundlichen, mit fünf bis
sechs kleinen ästigen Fortsätzen versehenen Scheibe oder Fläche endigt. In der
Mitte dieser Fläche befindet sich eine Vertiefung, und daher hat das vordere Ende
jedes Tentaculums- die Gestalt eines Saugnäpfchens. Die Tentakeln sind hohl und
gehen in lange, cylindrische und zugespitzte Anhänge oder Fortsätze über l6, welche
in der Höhle des Körpers an der äufseren Fläche des kalkartigen Rings liegen
und sich blind endigen (Taf. 2. fig. 4. e. e. e. e. e. flg. 6. m.'). Es gibt immer so viele
Anhänge als Tentakeln vorhanden sind, nämlich zwanzig. In der Höhle der Tentakeln
und ihrer Anhänge befindet sich eine Flüfsigkeit 17, von derselben Beschaffenheit
wie die in der ovalen Blase enthaltene. Diese gelangt durch Oeffnungen
aus dem Kanal, welcher den Mund umgibt, in die Höhle der Tentakeln. Jedes
Tentaculum hat seine besondere Oeffnung. A u f der zweiten Tafel (fig. 6. /.) ist ein
Tentaculum aufgeschnitten dargestellt, in dem man die Oeffnung erblickt.
Das aus dem Körper hervorragende weitere und cylindrische Stück der T entakeln
ist von aufsen mit der braunrothen Epidermis überzogen, welche sich vom
vorderen Theil der Haut des Körpers über dafselbe wegzieht. Die braune Farbe
der Epidermis rührt wahrscheinlich von einem Schleimnetz her. Die in der Bauchhöhle
liegenden Anhänge oder Tentakeln sind von aufsen glatt, weil sie von der
inneren glatten Haut der Bauchhöhle oder von dem Bauchfell bekleidet sind. Unter
der Epidermis liegt eine deutliche Muskelhaut von äufseren Längen- und inneren
Quer-Fasern gebildet. Diese Muskelhaut zieht sich von dem äufseren cylindrischen
Stück jedes Tentaculums über den inneren Anhang oder Fortsatz weg. Unter der Muskelhaut
befindet sich eine dünne dritte Haut, welche die Höhle der Tentakeln auskleidet.
Sie ist an ihrer inneren Fläche glatt, an ihrer äufseren Fläche aber durch
zartes Zellgewebe mit der Muskelhaut verbunden. Diese innere Haut ist die wahre * 4
1,6 Bohadsch a. a. O. p. 9 1 beschreibt diese Anhänge, er nennt sie - Ligamenta und bildet sie Tab. 7 . Fig.
4 ab, er hält sie irrig für Speichel abspndemde Organe, wie folgende Stelle beweist: Usus horutn lil
gamentorum nihilo minus valde obscurus est: cum enim altera extremitate libera sint, dentes firmare
aut movere non valent; minus etiam ad cibos comminuendos aliquid conferre possunt, cum infra annu-
lum dentium et extra cavitatem oris sita sint. An salivam secernunt, atque in cavum oris exspuunt?
- Sane structura atque situs eorum id non leviter indicat. Quodsi vero ita esset, praefata corpora. vermi-
formia non ligamenta, sed canales aut ductus salivales appellanda forent.
O, F. Müller beschreibt und bildet die Anhänge der Tentakeln in der Holothuria pentactes ebenfalls
ab, Zoplog. Danic. Vpl. 4. p. 6. Tab. 126 fig. 1 ; auch er hält sie fälschlich für Absonderungsorgane
wie folgende Stelle beweist: Filamenta illa rubra mihi apparebant inserta pirca ventriculum: ex eorum
situ et figura immo ex structura glandulosa, structurae Appendicium circa ventriculum piscium non nul-
lorum haöd absimili, vasa esse succnm ad cibi digestionem sublevandam continentia potius dixi, quam
ut cum quibpsdam facerem, vasa haec esse ovaria.
17 Auch Bohadsch hat die Flüfsigkeit in den Anhängen gefunden, a. a. O. p. 9 1 : Quodlibet ligamentum
tubulus est conicus ultra lineam crassus humore limpido refertus.