ren Wänden sich Seeigel mittelst der Saugwärzchen der Füfschen angesaugt hatten,
so zogen die Thiere die Füfschen bald ein und fielen von den Wänden der Ge-
fäfse herab.
Das feine Gefühl der Füfschen habe ich sehr oft zu bewundern Gelegenheit
gehabt, denn da sich mehrere Seeigel in einem Gefäfse befanden, so mufsten sie
sich nothwendiger Weise bei ihren Bewegungen begegnen, hierbei berührten sich
die Thiere wechselseitig mit ihren Füfschen und bewegten sich ausweichend umeinander,
um ihren Weg .fortzusetzen.
Die Seeigel können nicht schwimmen, sondern sich nur auf die angegebene
A rt fortbewegen * 7,
Das Seewasser in den Gefäfsen, worin sich die Seeigel befanden, wurde
nach einiger Zeit trübe durch den Abgang der kugelförmigen, grauen Excremente.
In einem getrübten und verunreinigten Wasser lebten die Thiere nicht lange, sie
bewegten sich allmählig langsamer und seltener, und blieben endlich unbeweglich
mit welk herabhängenden Füfschen und niedergelegten Stacheln todt auf dem Boden
der Gefäfse liegen. Ich habe niemals Seeigel über zwei Tage in einem Gefäfs
erhalten können, dessen Wasser ich nicht erneuert hatte. Bei öfterer Erneuerung
des Seewassers habe ich die Seeigel viele Tage erhalten können.
Die Stein-Seeigel besitzen ein sehr zähes Leben. Ich habe mehrmals lebende
Seeigel in Stücke getheilt und ins Wasser geworfen, die einzelnen Stücke bewegten
sich noch mehrere Stunden lang im Wasser, wiewohl langsam.
Mund und Kauwerkzeuge.
Aus der kreisförmigen Mundöffnung ragen die Spitzen fünf weifser, gegen
einander geneigter Zähne hervor. Die weiche, wulstige und lippenartige Mundhaut
umgibt sie, und ist da an die kalkartigen Stücke befestigt, wo die Zähne aus derselben
hervortreten. Die Mundhaut ist im Leben ausdehnbar und zusammenziehbar,
so dafs sie die Spitzen der Zähne bald mehr bald weniger bedeckt. Die Zähne
und die kalkartigen Stücke, welche Kiefern gleichen, können innerhalb der Mundhaut
frei bewegt werden.
Die fünf Zähne sind an ein höchst merkwürdiges, in seiner A rt in dem Thier-
reiche einziges, aus mehreren kalkartigen Stücken zusammengesetztes Gerüst befestigt8,
bedeckt 'und hat viele tausend Stacheln, welche durch muscul&se Bänder damit vergliedert sind. Daher
dienen die Stacheln statt der Füfse; und ich sah, dafs die Stücke v on einer zerbrochenen Schale sich immer
nach verschiedenen Dichtungen Forthewegten.
7 Wie auch Baster richtig angibt in s. opusc. subseciv. p. i l ö : Echini natare non possunt, sed in fundo
maris repere aut rupes ascendere illis tantum -concessum est.
8 Aristoteles hat in seiner Hist. Animal. Lib. 4. Cap. 5. die Zähne des Seeigels "zuerst genannt: habet autem
ecbinus dentes quinque cavos intus.
Rondelet de Piscibus P. I . Lib. 18. p. 578 hat die kalkartigen Theile, woran die Zähne befestigt
sind, beschrieben und abgebildet.
Aldrovand hat sie abgebiidet in seiner Schrift de Testaceis Lib, 3. p. 4 1 1 . ed. Bonön.
welches in der untern grofsen Oeffnung der Schale liegt, und welches sowohl ganz
als in seinen einzelnen Theilen durch mehrere Muskeln in mancherlei Richtungen
bewegt werden kann. Dieses Gerüst von kalkartigen Stücken ist von mehreren N a-
turhis torikern Laterne des Aristoteles genannt worden.
Das kalkartige Gerüst, woran die Zähne befestigt sind, hat die Form einer
fünfseitigen Pyramide, deren Spitze von den Spitzen der fünf aus der Mundöffnung
hervorragenden Zähne gebildet wird. Die Grundfläche der weit in die Höhle der
Schale hineinreichenden Pyramide ist nach oben gegen die Mündung des Afters gerichtet.
Aus der Mitte der Grundfläche der Pyramide tritt die Speiseröhre in die
Höhle der Schale. Die Pyramide wird theils durch ihre Verbindung mit der Mundhaut,
theils durch mehrere Muskeln, welche sich an die Schale befestigen, in ihrer
Lage erhalten, (Taf. 10. fig. 2.).
Die fünfseitige grofse Pyramide ist aus fünf kleineren dreieckigen pyramidenförmigen
Stücken 9 gebildet, welche mit ihrem inneren scharfen Rande gegeneinander
geneigt sind. Innerhalb der fünf inneren Ränder der fünf kleinen Pyramiden
liegt die Speiseröhre. Die äufsere Fläche jeder Pyramide hat zwei längliche Vertiefungen,
und zwischen diesen eine beträchtlich grofse, länglich dreieckige Oeffnung,
welche durch eine Haut verschlossen wird. In jede der beiden Vertiefungen inserirt
sich ein späterhin zu beschreibender starker Muskel. Der obere Rand der Pyramide
bildet über der dreieckigen Oeffnung einen kleinen Bogen, an welchen sich zwei
Muskeln befestigen. Die beiden Seitenflächen der Pyramide sind in die Quer gefurcht
und sehen gegen die Seitenflächen der beiden daneben liegenden Pyramiden,
mit denen sie durch kurze Muskelbündel verbunden sind. Jede kleine Pyramide ist
hohl. In der Höhle liegt ein langer Zahn, der aus der Spitze det Pyramide hervortritt.
Die fünf weifsen Zähne sind sehr lang und zwar viel länger als die Pyramiden,
in dessen Höhle sie liegen, und an die sie mit ihrer äufseren Fläche befestigt
sind. Sie sind dreikantige oder prismatisch und etwas nach innen gebogen.
Das untere aus den Pyramiden hervorragende Ende bildet eine starke Spitze. Das obere
Ende tritt aus der Höhle der Basis der kleinen Pyramide hervor und beugt sich
nach ihnen um, über eine kleine ovale mit Flüfsigkeit an gefüllte Blase. An dem
unteren Ende sind sie sehr hart und fest. In den Höhlen der Pyramiden aber werden
sie bis gegen das nach innen umgebogene Ende allmählig weicher. Die Zähne
bestehen aus weifsen, wie Asbest glänzenden Fasern, welche dicht aneinander
liegen.
Die fünf dreieckigen Pyramiden werden an ihrer Basis durch fünf kleine,
länglich viereckige, von oben nach unten zusammengedrückte kalkartige Stücke 10
Baster hat die Kiefer und Zähne von Ecbinus cydaris in s. opusculis subsecivis p. 1 1 5 . beschrieben
und Tab. I I . fig. 6. fig. 8. abgebildet.
Klein hat die Kiefer und Zähne beschrieben in 4. Natnralis Dispositio Echinodermatum. ed. N. G.
Leske Lips. 1778» 4* p. 33. Eine" gute Abbildung der einzelnen Stücke findet man Tab: 3 1 .
Herr Cuvier hat eine gute Beschreibung der Kauwerkzeuge des Seeigels gegeben in seiner Anat.
compar. T . 3. p. 32g.
$ Les cinq pyramides triangulaires des Herrn Cuvier.
10 Les cinq pieces ou poutres osseuses des Herrn Cuvier.