Fortsetzung der inneren der ovalen Blase und des Gefäfskanals, welcher den Mund
umgibt.
Die Holothurien können die Tentakeln willkührlich ausstrecken und einziehen,
welches auf folgende A rt geschieht. Beim Ausstrecken der Tentakel# gerathen
dieselbe in eine wahre Erection, welche dadurch bewirkt wird, dafs sich die Anhänge
der Tentakeln zusammenziehen und die in ihnen enthaltene Flüfsigkeit in
den vorderen cylindrischen Theil hinein treiben, welcher nun mit Flüfsigkeit an gefüllt,
aufgerichtet und ausgestreckt wird. Hierbei zieht sich auch die ovale Blase
zusammen und treibt ebenfalls Flüfsigkeit in die Tentakeln. Beim Einziehen der
Tentakeln eontrahirt sich der cylindrische Theil derselben, treibt die eingeströmte
Flüfsigkeit wieder in die Anhänge und in den Gefäfskanal, welcher den Mund umgibt,
zurück. Diese Anhänge befinden sich dann im Zustand der Expansion und
werden mit der zurückströmenden Flüfsigkeit angefüllt. Der vordere cylindrische
Theil der Tentakeln wird durch die Contraction seiner Zirke l- oder Quer-Muskel-
Fasern verengt und durch die Contraction der Längen-Muskelfasern verkürzt und
eingezogen. Demnach also sind sich die cylindrischen Theile der Tentakeln und
die Anhänge in ihrer Action entgegengesetzt; es findet ein wahrer Antagonismus
zwischen beiden statt; nämlich sind die cylindrischen Theile der Tentakeln mit einer
Flüfsigkeit angefüllt und daher expandirt und ausgestreckt, so sind die Anhänge
leer und zusaramengezogen; und umgekehrt, sind die cylindrischen Theile der T entakeln
leer, contrahirt und eingezogen, so sind ihre Anhänge mit Flüfsigkeit angefüllt
und expandirt. Diesen so eben beschriebenen Antagonismus habe ich in lebenden
Thieren sehr deutlich beobachtet, denn reizte ich durch Berührung mit scharfen
Instrumenten die Anhänge zur Contraction, so erigirten sich die cylindrischen
Theile und die Anhänge wurden leer; reizte ich dagegen die cylindrischen Theile
der Tentakeln zur Contraction, so wurden die Anhänge mit Flüfsigkeit angefüllt
und expandirt, und die cylindrischen Theile entleerten sich.
Bei der Anfüllung der ovalen Blase und deren Gefafse mit Quecksilber wurden
die Tentakeln mit ihren Anhängen ebenfalls mit Quecksilber angefüllt und ausgedehnt,
weil sie mit diesem Gefäfssystem in unmittelbarer Verbindung stehen.
Schon früher habe ich gesagt, dafs die Tentakeln sehr empfindlich sind und
dafs sie sich bei der leisesten Berührung in den Körper zurückziehen. Mittelst der
ausgestreckten Tentakeln tasten und sondiren die Röhren-Holothurien und wählen
vermittelst derselben den Weg aus, den sie gehen wollen. Mit den, mit napfförmigen
Vertiefungen versehenen, gefranzten Flächen der Tentakeln können sie sich auch
an Gegenstände festsaugen.
Bau der Füfschen.
Die schon zuvor beschriebenen gegen zwei Linien langen Füfschen und Röhrchen,
sowohl diejenigen, welche an der untern Fläche des Körpers zu bemerken
sind, als auch diejenigen, welche auf der oberen Fläche des Körpers aus den Warzen
der Haut hervortreten, haben in ihrem Bau die gröfste Aehnlichkeit mit den
Tentakeln. Sie sind hohl und bestehen a u s dem äufseren und röhrenförmigen oder
cylindrischen, und aus dem an der inneren Fläche der Haut liegenden Theil, welcher
die Gestalt eines ovalen Bläschens hat. Der äufsere cylindrische Teil hat an
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seinem freien Ende eine napfförmige Vertiefung, mittelst welcher sich die Holothurien
an Gegenstände festsaugen können. Er besteht aus drei Lagen von Häuten.
Die äufsere Haut ist die Fortsetzung der Epidermis, sie überzieht das Röhrchen von
. derjenigen Stelle an, wo es aus der eigentlichen Cutis durch eine Oeffnung hervortritt.
Die zweite Lage besteht aus Muskelfasern, aus äufseren Zirkel- und inneren
Längenfasem. Diese kann man leicht mittelst eines Vergröfserungs-Glases erkennen.
Die dritte oder innere Haut ist an ihrer äufseren Fläche mit der Muskelhaut verbunden,
ihre innere Fläche aber ist glatt, und wird von der in den Füfschen enthaltenen
Flüfsigkeit bespühlt. Diese innere Haut ist als die wahre Fortsetzung der
Längengefäfse zu betrachten, deren Seitenäste mit der Höhle der Füfschen in Verbindung
■stehen. Die Röhrchen setzen sich durch Löcher in der Haut in die an der inneren Fläche der Cutis befindlichen ovalen Bläschen fort. Die ohngefähr eine
Linie langen ovalen Bläschen liegen an der inneren Fläche der Haut unter und zwischen
den Quermuskeln, mit denen sie durch kurzes Zellgewebe verbunden sind
(Taf. 4. fig. 8. d. d. d. d. d. d.'). Sie bestehen aus zwei Lagen von Häuten, nämlich aus
einer Muskelhaut, an der man deutliche Längen-und Quer-Fasern durchs Vergröfse-
rungsglas erkennen kann, und aus der inneren glatten Haut, in welche sich ein
Zweig der Seitenäste der Längengefäfse öffnet. Die in den Bläschen und Röhrchen
der Füfschen enthaltene Flüfsigkeit gelangt aus den Längengefäfsen in die Füfschen.
Auch hier findet derselbe Antagonismus zwischen den Röhrchen und Bläschen
der Füfschen statt, welchen wir zwischen den cylindrischen Theilen der Tentakeln
und deren Anhängen bemerkt haben. Ziehen sich die Röhrchen mittelst ihrer
Muskelhaut zusammen, so werden sie verengt und gegen die in der Haut befindlichen
Löcher angezogen, hierbei strömt die in den Röhrchen enthaltene Flüfsigkeit
in die Bläschen und dehnt sie aus, ein Theil dieser Flüfsigkeit strömt auch aus den
Bläschen durch die Queräste in die Längengefäfse. Contrahiren sich die Bläschen
mittelst ihrer Muskelhaut, so wird die Flüfsigkeit wieder in die Röhrchen eingetrieben,
diese expandiren sich, gerathen in einen Zustand der Erection und treten so
wieder aus den Löchern der Haut hervor 18. Diese so eben beschriebenen abwechselnden
Expansionen und Contractionen der Röhrchen und Bläschen habe ich an
lebend geöffneten Holothurien sehr deutlich bemerkt, wenn ich bald diese, bald jene
zur Contraction reizte.
Herr Couvier hat in s. Anat. comp. T . I . p, 467 die Bewegungen der Füfschen bei den Echinodermen
vortrefflich also beschrieben : Ces pieds rétractiles sont des espèces de suçoirs dont l'organisation est à
peu-près semblable dans les trois genres, qui composent cet ordre. Chacun de ces suçoirs peut se contracter
isolément. Leur forme est, à peu-près, celle d’une ampoule à long tube, remplie d’une humeur
trés-fluide, dont les parois sont formées par des fibres circulaires. La portion tubuleuse ou alongèe
de ces ampoules est la seule qui paroisse au-dehors de l'animal quand il a le pied alongé. Elle est
terminée par une espèce de disque à partie moyenne concave. La portion sphérique est renfermée
dans l’intérieur du corps. D’après cette organisatibn du pied, il est facile d’expliquer■ le mécanisme de
son action. L’humeur contenue dans l’intérieure de l’ampoule devient, par sôn déplacement, la
cause du mouvement. Ainsi le pied supposé rentré dans le corps, la partie sphérique de' 1 ampoule
est beaucoup plus grosse. Le pied so rt -il au dehors? Les parois de l’ampoule se contractent, chassent
le fluide qu’elle contient dans l’intérieur du tube, qui grossit et s’alonge. Le pied rentre-1- i l ?
C’est alors la tunique du tube qui se contracte, e t.qui chasse l’humeur dans l’ampoule.
Die Verbindung der Höhle der Füfschen und der Bläschen mit jenem Gefäfssystem der Bewegungsorgane
ist jedoch Herrn Cuvier unbekannt geblieben.
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