Aus dieser Angabe erhellet, dafs ein grofses Dreieck des hier beschriebenen
Seeigels aus 38 fünfeckigen Stücken gebildet ist. An jedem der 38 Stücke befindet
sich eine grofse Erhabenheit für einen grofsen Stachel, folglich gibt es 38 grofse Stacheln
an jedem grofsen Dreiecke. Das zweite bis sechste Stück hat noch zwei etwas
kleinere Erhabenheiten, und folglich tragen diese Stücke zusammen 20 etwas kleinere
Stacheln. Das siebente bis vierzehnte Stück hat im Durchschnitt noch vier etwas
kleinere Erhabenheiten, und folglich tragen diese Stücke zusammen 64 etwas
kleinere Stacheln. Das fünfzehnte bis siebenzehnte Stück hat nur zwei etwas kleinere
Erhabenheiten, und folglich tragen diese Stücke zusammen 12 etwas kleinere
Stacheln. A n allen gekannten Stücken eines grofsen Dreiecks gibt es also 96 etwas
kleinere Erhabenheiten und ebenso' viel etwas kleinere Stacheln. Aufserdem gibt
es noch im Durchschnitt fünf sehr kleine Erhabenheiten auf jedem Stücke, welche
die kleinsten Stacheln tragen, folglich gibt es auf allen Stücken 190 sehr kleine Erhabenheiten
und eben so viele sehr kleine Stacheln. Alle fünf grofse Dreiecke zusammen
bestehen aus 190 fünfeckigen Stücken und tragen 190 grofse Stacheln, 480
etwas kleinere und 950 sehr kleine Stacheln. Die Summe aller Stacheln auf den fünf
grofsen Dreiecken ist 1620.
Zwischen den Spitzen der zehn Dreiecke befinden sich fünf gröfsere und
fünf kleinere Stückchen, die einen Kranz 32 bilden (Taf. 10. fig. 8.), welcher die Mündung
des Mastdarms umgibt. Die fünf gröfseren Stückchen (a. a. a. a. a.') haben fast
eine herzförmige Gestalt. A u f ihnen erblickt man drei gröfsere und zwei kleinere
Erhabenheiten, welche keine Stacheln tragen. Auch ist jedes dieser Stückchen mit
einem Loche (b. b. b. b. b.') versehen, durch welches die Eyer aus dem Eyerleiter treten.
Eins der fünf Stücke (c.) ist etwas gröfser als die übrigen; unter demselben
entspringt immer der herzförmige K anal aus dem kreisförmigen Venenstamm, welcher
den Mastdarm umgibt. An den hinteren Rand der fünf gröfseren Stücke legen sich
die Spitzen der fünf gröfseren Dreiecke an. Die fünf kleineren Stückchen [d.d.d.
d. d.) sind fast dreieckig und sind in die Winkel, welche zwei gröfsere Stücke bilden,
gleichsam hineingeschoben. Auch sie haben zwei bis drei kleine Erhabenheiten,
welche Stacheln tragen. An den hintern Rand dieser Stücke stossen die Spitzen der
fünf kleinen Dreiecke. Die Mündung des Afters ist endlich noch von einigen sehr
kleinen Stückchen umgeben, auf welchen man ebenfalls einige Erhabenheiten erblickt.
Wenn sich diese Stückchen aneinander legen, so wird die Aftermündung geschlossen.
Auf den halbkugelförmig abgerundeten Erhabenheiten der äufseren Fläche
der Schale sind die Stacheln eingelenkt. Jeder Stachel (Taf. 10. fig. 3. 0.) hat eine
etwas kegelförmige Gestalt. A n seiner Basis bemerkt man eine fast halb kugelförmige
Vertiefung, welche auf eine Erhabenheit der Schale pafst. Die Verbindung der
Stacheln mit den Erhabenheiten der Schäle wird durch eine weifsliche Haut bewirkt,
welche sich von dem Rande der Basis der Stachel an den Rand der Erhabenheit
ansetzt. Die weifsliche Haut überzieht die ganze äufsere Fläche der Schale mit
32 Baster in den Opuse. subseciv. p. I I 4. Perasis vero aculeis, snperins testae cnltnen circa aperturam,
qua excrementa animal exonerat, in decem, qninqne etiam majora et qninque m in o r a q u a s i pentagons
divisum apparet; quorum unum e majoribns, structnrae a reliquis-divisae, ejusdemque videtur naturae,
quae in, stellis marinis sive Asteriis deprehenditur.
Ausnahme der rundlichen Erhabenheiten, und folglich sind alle Stacheln durch diese
Haut befestigt. Die Haut ist im Leben reizbar. Wenn sich die Haut contrahirt, so
werden die Stacheln aufgerichtet5 expandirt sie sich aber, so sind die Stacheln mehr
oder weniger gegen die Schale gerichtet oder angelegt. Da keine besondere Muskeln
vorhanden sind, welche die Stacheln aufrichten und niederlegen, so kann man
die weifsliche und reizbare. Haut, welche die Schale von aufsen überzieht und die
Stacheln an die Erhabenheiten befestigt, mit dem Hautmuskel der Säugethiere vergleichen,
welcher, wenn er sich zusammenzieht, die Haare oder Stacheln dieser Thiere
aufrichtet33,
Die Schale sowohl als die Stacheln des Stein-Seeigels bestehen aus kohlensaur
rer und etwas phosphorsaurer Kalkerde, wie folgende Versuche beweisen, welche
mit Schalen und Stacheln angestellt worden sind. Ein Stück Schale wurde mit verdünnter
Salpetersäure begossen, wobei starkes A u f brausen erfolgte. Die Schäle
wurde aufgelöst und es blieben dünne Häutchen zurück, worin wahrscheinlich die
Kalkerde enthalten war. Zu einem Theil der Auflösung wurde essigsaures Blei
zugesetzt, worauf eine schwache Trübung entstand. Ein Theil der Auflösung in
Kalkwasser gegossen gab einen Niederschlag. Die zu der Auflösung gegossene Sauerkleesäure
machte einen sehr reichlichen Niederschlag. Dieselben Erscheinungen
fanden bei den in Salpetersäure aufgelösten Stacheln des Stein-Seeigels statt.
Die ganze Schale des hier beschriebenen Stein - Seeigels bestand aus 440
Stücken, nämlich aus 240, welche die fünf kleinen Dreiecke bildeten, aus 190 Stücken,
welche die fünf gröfseren Dreiecke bildeten, und aus 10 Stücken, welche den Kranz
um die Mündung des Afters darstellten. A n allen diesen Stücken waren 2385 Stacheln
eingelenkt, nämlich 720 Stacheln fanden sich an den fünf kleinen Dreiecken,
1620 Stacheln an den fünf gröfseren Dreiecken, 40 Stacheln an dem Kranze, welcher
die Mündung des Afters umgibt, und endlich gegen fünf Stacheln auf den kleinen
Stückchen an der Mündung des Afters. An den fünf kleinen Dreiecken waren 1200
Füfschen befestigt. Die Schale des Stein-Seeigels ist also wie der Körper des po-
meranzfarbenen Seeslrerns aus einer sehr grofsen Anzahl von gleichförmigen Thei-
len gebildet.
Vermuthungen über das Nervensystem.
Ich habe mehrmals bei grofsen Stein-Seeigeln, welche eine Zeit lang im
Weingeist gelegen hatten, ungemein feine, weifsliche Faden an dér inneren Fläche
derjenigen Haut bemerkt, welche die untere Oeffnung der Schale ausfüllt. Auch
33 Janus Plancus (Bianchi) sagt a. a. 0 . p. 240 sehr richtig: Spina quaeque excavata est eo in lo co , quo
jungitur, seu * articulator cum papilla ilia, quae e corpore Echinometrae exstat. Papilla ipsa impervia
est, neque cum internis partibus animantis comm unicat; quare apparet moveri spinas ope membranae te-
nuissimae, quae cutis instar Echinum oniversum extrinsecus ambit. Echini igitur cutim hanc moventes
spinas etiam movent, uti canes faciunt, quibus a natura datum est, ut per panniculum carnosum cutem
ipsam et pilos simul movere possint, quod nobis hominibus concessum non est. Quare e x hoc etiam
patet, minus apt'e eos sensisse, qui opinati sunt, echinos spinis veluti pedibus procedere. Cutis enim
non ita potest se disponi, ut ad nutum animantis tot motus conficiat, quot sunt necessarii, ut ipse in-
cedat, et in to t , tamque varias partes moveatur.