eine Schicht der eingeathmeten Luft mit den Wänden der Lungenbläschen in Contact
kommt j daher das seltene Athmen und die geringe Oxydation des durch die
Lungen circulirenden Blutes in den Amphibien.
Der Bau und die Lebensäufserungen des Respirationsorgans in den Holo-
thnrien machen es sehr wahrscheinlich und berechtigen zu dem analogen Schlufs,
dafs sich die Bronchienäste beim Ein - und Ausathmen in den Thieren mit Lungen
activ verhalten, das heifst, dafs sie sich beim Einathmen der Luft ausdehnen und
beim Ausathmen zusammenziehen, ganz auf dieselbe Art, wie bei den Holothurien,
in denen sich die Zweige und Bläschen des Respirationsorgans beim Einathmen
oder bei der Aufnahme des Wassers ausdehnen, und beim Ausathmen oder bei dem
Ausströmen des Wassers zusammenziehen. Dafür spricht nun auch, dafs man an
den Bronchienästen des Menschen, der Säugthiere und der Vögel weifslich-röthliche
Streifen, welche bei den gröfseren Säugethieren wahre Muskelfasern sind, bemerkt,
die wohl keine andere als die eben angegebene Function haben mögen.
Wenn sich mehrere Holothurien längere Zeit, ohngefähr zwölf bis achtzehn
Stunden, in einem Gefäfs mit Wassér befanden, und dieses durch die abgegangene
Excremente getrübt worden war, so habe ich sehr oft beobachtet, dafs die
Holothurien den hinteren Theil des Körpers an die Oberfläche des Gefäfses bewegten
und dann selbst durch die Mündung der Kloake Luft einathmeten. Diese Erscheinung
rührte wahrscheinlich daher, dafs das Wasser nicht mehr rein genug war,
um den Procefs des Athmens zu erhalten, und daher suchten die Thiere neue und
reinere Wasserschichten auf, in Ermangelung dieser aber athmeten sie selbst Luft
ein. Brachte ich die Holothurien wieder in reines Seewasser, so athmeten sie nicht
mehr Luft, sondern sie blieben auf dem Boden und an den Wänden des Gefäfses
und athmeten nur Wasser.
Holothurien, welche in einem gegen zehn Maas Wasser haltenden hölzernen
Gefäfs über einen T a g lang aufbewahrt wurden, in dem das Wasser nicht erneuert
war, starben. Anfangs athmeten sie Luft auf die angegebene A rt und zwar viel
öfter als Wasser, wenn dieses rein war. Sie sanken darauf, wie es schien,
ermattet zu Boden, sie bewegten sich seltner, contraflirten sich auch langsamer,
wenn man sie reizte. Die Reizbarkeit nahm immer mehr ab und endlich blieben
sie unbeweglich und todt auf dem Boden des Gefäfses liegen, mit ausgedehntem
Körper und schlaff herabhängenden Tentakeln und Füfschen.
Holothurien, denen ich den hinteren Theil des Körpers mittelst eines Fadens
unterband und'also den Weg des Athmens verschlofs, krümmten sich in dem Gefäfs
mit Seewasser sehr stark, und entfernten oft durch diese Bewegungen die Ligatur.
War der Faden aber sehr fest angelegt, so dafs die Thiere die Ligatur nicht entfernen
konnten, so dauerten die Bewegungen längere Zeit fort. Endlich liefsen
diese aljmäfllig nach und die Thiere starben nach einigen Stunden; sie dehnten sich
allmählig aus, und die Tentakeln und Füfschen hingen schlaff an dem Körper herab.
Wenn man die Holothurien in reines süfses Wasser bringt, so athmen sie auch dieses,
abeT öfters, suchen Luft zu athmen, und sterben endlich unter den angegebenen
Erscheinungen. Dieser Versuch bringt mich zur Vermuthung, dafs das süfse
Wasser nicht so geschickt wie das Seewasser seyn mag, den Respirationsprocefs der
Holothurien zu erhalten. Leider konnte ich aus Ermanglung eines chemischen A pparats
und chemischer Geräthschaften keine Experimente mit Holothurien im Wasser
anstellen, welches mit verschiedenen Gasarten geschwängert war.
Gefäfssystem des Darmkanals.
CT a f e l 3. F ig u r 7 .)
Ich gehe nun zur Beschreibung des Gefäßsystems über, dessen Darstellung
zu den schwersten anatomischen Arbeiten gehört; theils weil die Gefäfse eine fast
durchsichtige und farbenlose Flüfsigkeit enthalten, und daher sehr schwer in ihrem
Verlaufe und in ihrer Verbindung erkannt werden können; theils weil die Wände
der Gefäfse ungemein dünn und zerreifsbar sind, und daher sehr schwer durch ein-
gespritzte Flüfsigkeiten deutlich darzustellen sind. Die gewöhnlichen gefärbten
anatomischen Injectionsmassen einzuspritzen, ist durchaus unmöglich, weil der Druck
der Spritze die zarten Wände der Gefäfse zerreifst. Ich habe mich zur Einspritzung
des Gefäfssystems der Holothurien desjenigen Apparats bedient, vermittelst welchen
man Saugadern mit Quecksilber füllt und dem Auge darstellt. Dieser Apparat
besteht in einem Glascylinder, ah dem man ein sehr feines Röhrchen von Stahl anschraubt,
welches durch einen Hahn geöffnet und geschlossen werden kann. Das
Quecksilber ist besonders zur Einspritzung sehr zarter Gefäfse geeignet, weil es un-
gemein Hüfsig ist, und nur durch seine Schwere, ohne weitere anzuwendende Gewalt,
in die Gefäfse eindringt. Anfangs machte ich den Versuch, das Gefäfssystem
bei lebend geöffneten Holothurien einzuspritzen. Stellenweise gelang wohl dieses,
allein die zarten Gefäfswände zerrissen bald und das Quecksilber Hofs aus.' Um
den Gefäfswänden mehr Stärke und Dichtigkeit zu geben, legte ich die geöffneten
Holothurien einige Tage lang in Weingeist, und alsdann unternahm ich die Einspritzung
der Gefäfse, Es ist mir auf diese Art, bei der gröfsten Geduld und bei
mehrmals wiederholten Versuchen, an deren Gelingen ich fast verzweifelte, doch einigemal
geglückt, das ganze Gefäfssystem am Darmkanal und Respirationsorgan
anzufüllen. Nach diesen Einspritzungen ist die Beschreibung des Gefäfssystems
verfafst. Die dritte Tafel stellt die mit Quecksilber gefüllten Gefäfse dar.
An dem äufseren, oder freien Rande des Darmkanals lauft ein Gefäfs (Taf.
3. fig. 7. a. a. a. a. a. a. welches im Leben eine hellbraune oder gelbliche, durchsichtige
Flüfsigkeit enthält. Dieses Gefäfs ist an dem mittleren oder zweiten Stück
des Darmkanals am weitesten, und wird in seinem Verlauf nach vorn gegen das erste
Stück des Darmkanals und gegen den Magen,' so wie nach hinten gegen das
dritte Stück des Darmkanals und gegen die Kloake allmählig enger *«. Von- dem
weitesten Theil des Gefäfsstammes laufen zwei kurze in einem spitzen Winkel sich
vereinigende Gefäfse (/;. b. ) in einen Ast (ƒ.) zusammen, welcher quer von dem
zweiten Daimstück zu dem ersten herübergeht, sich mit dem hier laufenden Gefäfs-
stamm verbindet und folglich eine grofse Anastomose bildet. Diese habe ich durchschnitten,
in das eine Ende (d.~) des durchschnittenen Gefäfses habe ich das Stahl-
14 Bohadsch hat dies Gefäfs a. a. O. -de Hydra p. 87 sehr oberflächlich beschrieben, und Tab. 6. F i- -
schlecht abgebildet. \ « . 6*