System beschreiben, werde. In dem ersten Stück der Speiseröhre oder des dünnen
Darms habe ich auch mit dem Mikroscop viele weifsliche Körnchen erblickt, welche
die Form von kleinen Drüfschen haben.
Organe der Respiration.
Wenn man einen lebenden Seeigel öffnet, so findet man immer in der Schale
eine grofse Menge Seewasser, welches die Räume zwischen der Laterne, dem Darmkanal,
den Eyerstöcken und der Schalè ausfüllt r8. Dasselbe gelangt durch zehn
kleine ästige, hohle und röhrenförmige Organe in die Höhle der Schale. Die ästigen
Organe liegen an der unteren Fläche des Seeigels, da wo die Haut, welche die
untere Oeffnung der Schale schliefst, an dem Rande der Schalenöffnung ansitzt.
Man kann diese Organe erst dann erkennen, wenn man die an der unteren Fläche
befindlichen Stacheln und Füfschen weggenommen hat, zwischen denen die Organe
versteckt liegen. Wegen dieser versteckten Lage mögen sie den Anatomen und Zoologen
entgangen seyn, "denn-ich finde sie in den Schriften keiner meiner Vorgänger
beschrieben. Auf der zehnten Tafel Figur 5. A. d. d. d. d. sind sie abgebildet.
Die kleinen hohlen Aestchen sitzen an einem höhlen Stiel, der die Haut,
welche die untere Oeffnung der Schale schliefst, durchbohrt. Die zehn beträchtlich
gröfsen und runden Oeffnungen der ästigen Organe erblickt man an der inneren
Fläche der Haut, welche die untere Oeffnung der Schale ausfüllt; jedoch kann man
sie erst dann erkennen, wenn man die Laterne mit ihren Muskeln Weggenommén
hat (Taf. 10. fig. 3. c. c. sind diese Löcher abgebildet.). Ich habe mehrmals Quecksilber
in die hohlen Röhrchen durch die Löcher eingebracht, welches bei einem geringen
Druck aus den Spitzen der Röhrchen äusfiofs. Diese hohlen ästigen Organe
halte ich für analog mit den Respirations-Röhrchen der Seesterne; denn aufser denselben
finden sich durchaus keine Organe, welche in die Höhle der Schale einmünden,,
und die etwa das Seewasser zuführen könnten.
• Das durch die Röhrchen aufgenommene Seewasser gelangt durch die zehn
inneren Oeffnungen neben den Muskeln, welche Von der inneren Fläche der bogenförmigen
Fortsätze entspringen und sich an die äufsere Fläche der fünf kleinen Pyramiden
ansetzen, in die Höhle der Schale. Hier füllt es die Räume zwischen dèr Laterne,
dem Darmkanal, den Ovarien und der inneren Fläche der Schale aus. Das Seewasser
kommt in Contact mit den Gefäfsen, diè sich am Darmkanal und auf der Haut
verzweigen, welche die innere Fläche der Schale überzielit. Das in denselben circu-
lirende Blut wird wohl durch das eindringende Seewasser oxydirt.
18 Diese Beobachtung Tiat auch Janus Plancus gemachten den Comment, Bononiens. T. 5. P . x. Opusc. p.
2 42 : In yentre echinorum loca multa v-acna repenuntur inter intestina et ovaria, quae aqua marina sunt
referta, quam fortasse ■ per poboscides, seu per coraua illa suglt, ut dixi, echinus.
Auch Alex . Monro sagt a. a. 0 . p. go : Zwischen der Innenseite der Schale und den beschriebenen
Theilen, nämlich der Darmröbre und Bogen befindet sich eine grofse Menge Feuchtigkeit, die wie Seewasser
schmeckt und 'Ihres -Gewichtes bestehen aus einer salzigten Materie, welche vorzüglich aus
gemeinen Seesalz mit den gewöhnlich beygemischten fremden Theilen des Seewassers bestand, wie die
chemische Untersuchung 'zeigte. — Al. Monro glaubte, dafs das Seewasser durch die Füfschen aufgesaugt
werde, welche die Function von Saugadem hätten, und dafs es dann durch besondere Gefäfse, welche
ich späterhin beschreiben werde, ln die Höhle der Schale abgesondert werde. Diese irrige Meinung
werde ich bei der Beschreibung des Gefäfssystems der Füfschen widerlegen.
Die Art, wie das zur Respiration nothwendige See wasser in der Schale erneuert
wird, ist noch ein Problem. Es kann bei den Seeigeln nicht wie bei den
Seesternen durch die Zusammenziehung der Haut aus der Höhle des Körpers herausgetrieben
werden, weil eine kalkartige und folglich nicht zusammenziehbare Schale
die Höhle des Körpers der Seeigel bildet. Ich vermuthe, dafs ein Theil des Seewassers
durch die Bewegungen der Laterne aus der Höhle der Schale in die Röhrchen
getrieben und dann ausgeworfen wird, um hierauf wieder neues Seewasser aufzunehmen.
Ich habe schon zuvor bei der äufseren Beschreibung des Stein-Seeigels angegeben,
dafs die Thiere in Gefäfsen mit Seewasser, worin sie einige Zeit gelebt
haben, und welches durch den Abgang der Excremente getrübt worden ist, sterben,
und dafs man die Thiere längere Zeit erhalten kann, wenn man das Seewasser in
den Gefäfsen öfters erneuert Das Daseyn eines Respirations-Processes bei den Seeigeln
kann daher nicht in Zweifel gezogen werden.
Gefäfssy stem des K r e is la u fe s des Blutes.
Wenn man die Schale eines Seeigels an den Seiten, jedoch etwas nach oben
gegen die Aftermündung hin, ringsherum einschneidet, und dann den oberen Theil
der Schale auf hebt und zurück schlägt, so erblickt man die Lage des Darmkanals
und der an demselben laufenden Gefäfse. Ich habe nicht allein wiederholt in der
angegebenen Richtung die Schale geöffnet, sondern ich habe sie auch von unten in
der Nähe des Mundes geöffnet, sowie auch in perpendikulärer Richtung, um die
Lage und die Verbreitung der Gefäfse kennen zu lernen. Nicht an jedem Seeigel
kann man die Vertheilung der Gefäfse genau erkennen, sondern nur in solchen,
bei denen gerade das Gefäfssystem stark mit Flüfsigkeiten angefüllt ist. Diegröfse-
xen Gefäfsstämme habe ich bei lebenden Thieren mit Quecksilber anfüllen können,
die kleineren Zweige aber selten, theils wégen ihrem kleinen Durchmesser, theils
wegen der Zartheit ihrer Wände, indem sie durch das einströmende Quecksilber
zerrissen werden. Wenn die Seeigel einige Zeit lang in Weingeist gelegen hatten,
so liefsen sich die Gefäfse nicht mehr mit Quecksilber anfüllen, weil die in den Gefäfsen
enthaltene Flüfsigkeit coagulirte und dadurch das Einströmen des Quecksilbers
in die Gefäfse hinderte. A u f der zehnten Tafel Figur 1 ist ein glücklich an
den Seiten geöffneter und in zwei Hälften auseinander geschlagener Stein-Seeigel
abgebildet, mit dér richtigen Lage des Darmkanals und der an demselben laufenden
Gefäfse.
Man erblickt zwei Hauptgefäfsstämme am Darmkanal, der eine liegt am inneren
Rande des Darms, und der andere am äufseren Rande18 19. Aufserdem sieht man
x9 Al. Monro a. a. O. S. 89 hat zuerst Gefäfse beim Echinus esculentus gefunden und abgebildet. Folgendes sind
seine Worte hierüber: „Am unteren Rande von der ganzen Länge des Gekröses fand ich zwei Gefäfse ohne
Klappen, ohngefähr von derselben- Gröfse und parallel liegend, welche ich mit Quecksilber anfQllte; und
dadurch füllte ich ein schönes Netz von Gefäfsen nicht allein an den Därmen, sondern auch andere, die
über den feinen Häuten, welche die Därme an die innere Seite der Schale befestigen, zerstreut liegen.
Jedoch konnte ich nicht bemerken, dafs diese zwei Gefäfse irgend eine Gemeinschaft mit einander hatten,
entweder unmittelbar oder durch ein Organ wie das Herz, auch konnte ich an dem lebenden Thiere
kein schlagendes Organ, wie das Herz bemerken. Doch nahe am After, und mit dem Mastdärm ver