eine grau-weifs-gelbe Farbe haben. Die Zahl dieser Stückchen ist ungemein verschieden
nach der Grfifse der Individnen, nämlich kleine haben wenige, und gröfse
Individuen haben viele solcher Stückchen. Ich zählte an jedem Rande eines Strahls
von einem sehr grofsen Seestern vier und vierzig Stückchen, bei kleineren Seesternen
fand ich dreifsig, vier und dreifsig u. s. w. In der Regel findet man bei
wohlgestalteten Seesternen an einem Strahl so viel Stückchen wie am anderen.
Häufig fand ich bei Thieren, welche einen oder mehrere kurze Strahlen hatten, dafs
auch die Anzahl der Stückchen an den kürzeren geringer war als an den längeren.
Bei diesen Seesternen waren die kürzeren Strahlen deutlich neu erzeugt. Man kann
als allgemeine Regel gelten lassen, dafs die Strahlen durch die Ansetzung und Bildung
von neuen Stückchen wachsen. Ein Seestern, der an dem Rande eines Strahls
vier und vierzig kalkartige Stückchen hat, besitzt also an allen zusammen vier hundert
und vierzig Stückchen. Die Stückchen, welche in eurer Reihe an jedem Rande
eines Strahls vom Winkel an liegen, den er mit einem andern Strahl bildet, nehmen
allmählig an Gröfse bis zur Spitze des Strahls ab. Jedes der vier bis fünf ersten
Stückchen trägt an seiner oberen Fläche einen kleinen Dom oder Stachel. Die
übrigen folgenden Stückchen haben zwei neben einander Regende nach vorn gerichtete
ähnliche Stacheln, welche gegen die Spitze des Strahls allmähfig an Länge ab-
nehmen.
Die ganze Oberfläche des Körpers und der Strahlen, oder der Raum, welcher
sich zwischen den rauhen und mit Dornen besetzten kalkartigen Stückchen der Strahlen
befindet, ist von einer schön pomeranzfarbenen oder lederartigen Haut gebildet.
Diese ist bei lebenden aus dem Meer genommenen Seesternen am lebhaftesten und
schönsten gefärbt; bei sterbenden und todten nimmt die Lebhaftigkeit der Farbe
allmählig ab, und sie verliert sich ganz bei solchen Seesternen, welche einige Zeit
lang im Weingeist gelegen haben oder getrocknet worden sind.
Die pomeranzfarbene Haut ist mit einer sehr grofsen Anzahl kleiner, kalkartiger
und sternförmiger Fortsätze besetzt. Diese Fortsätze haben einen kleinen
Stiel, der mit seiner Basis auf der Haut festsitzt, und ein freies fast knopfförmiges
Ende, an welchem sich viele kleine, harte Spitzchen befinden. Ich zählte an den
gröfseren Fortsätzen immer einige dreifsig, eine viertel bis halbe Linie lange Spitzchen
oder kleine Strahlen. Einige zwanzig Spitzchen sitzen strahlenförmig um das
knopfförmige Ende herum, die übrigen in der Mitte des knopfförmigen Endes, und
sind nach oben gerichtet. Die Spitzchen oder kleine Strahlen sind an das knopfförmige
Ende der Fortsätze durch eine dünne Haut befestigt, welche sich als eine
Fortsetzung der eigentlichen Lederhaut an den Stielchen heraufzieht, und die kleinen
Strahlen mit dem knopfförmigen Ende verbindet. Die Gröfse der sternförmigen
Fortsätze ist verschieden nach der Stelle der Haut, auf der sie Vorkommen. Die
gröfsten sternförmigen Fortsätze befinden sich immer auf der Oberfläche des mittleren
Theils des Körpers, von dem die Strahlen ausgehen. Sie nehmen auf den Strahlen
von der Mitte gegen das Ende allmählig an Gröfse ab. Auch sind diejenigen
sternförmigen Fortsätze auf den Strahlen selbst wieder grofser, welche in deren Mitte
liegen, als diejenigen, welche sich gegen die Ränder hin befinden. Die ganze Anzahl
dieser sternförmigen Fortsätze mag sich auf einige tausend belaufen, und variirt
nach der Gröfse der Individuen. Die sternförmigen Fortsätze liegen bald weiter von
einander, bald sind sie näher an einander gerückt. Dies hängt von der Contraction
und Expansion der lederartigen Haut ab, auf welcher die Fortsätze befestigt sind.
Bei Seesternen, welche ich ganz frisch aus dem Meer erhielt, oder welche ich in Ge-
fäfsen mit Seewasser lebend beobachtete, waren die sternförmigen Fortsätze ziemlich
weit von einander gerückt, und ihre kleinen Spitzen oder Strahlen waren in die Peripherie
ausgebreitet; hierbei konnte ich die pomeranzfarbene Haut zwischen den
Fortsätzen deutlich erkennen. Befanden sich die Seesterne einige Zeit lang in der
Luft, oder reizte ich die Haut mittelst scharfer Instrumente oder durchs Befeuchten
mit Weingeist, so contrahirte sie sich, die sternförmigen Fortsätze rückten bei
der Contraction näher aneinander, ihre kleinen Spitzchen oder Strahlen wurden
aufgerichtet und legten sich in Form eines Büschels aneinander; hierbei konnte ich
die pomeranzfarbene Haut nicht mehr erkennen, weil die dicht aneinander liegenden
Fortsätze dieses hinderten. A u f der fünften Tafel (b.') ist ein sternförmiger Fortsatz
mit den kleinen ausgebreiteten Strahlen von oben, und bei (V.) ein solcher Fortsatz
von der Seite mit büschelförmig aneinander gelegten Strahlen dargestellt.
Zwischen den sternförmigen Fortsätzen befinden sich viele kleine gegen eine
Linie lange, weiche, kegelförmige Röhrchen, welche aus der pomeranzfarbenen Haut
liervortreten (Taf. 5. pc.x.x.'). Sie haben in der Mitte eine kleine Oeffnung, die man
jedoch nur mit einem Vergröfserungsglas erkennen kann. Die Oeffnung führt durch
die Röhrchen in das Innere des Thiers, namentlich in die Höhle, in welcher sich
der Magen, die Blinddärme und die Ovarien befinden. Die Röhrchen sind am zahlreichsten
und längsten an dem mittleren Theil des Seesterns; auf den Strahlen sind
sie kürzer und weniger zahlreich. Gegen das Endstück der Strahlen verschwinden
die Röhrchen ganz. Wenn man einen lebenden Seestern aus dem Meer nimmt, so
bemerkt man, dafs bei der langsamen<Contraction der Haut, Wasser aus den Röhrchen
hervorquillt. Diese Röhrchen sind als Respirationsorgane zu betrachten, durch
welche Wasser in das Innere des Seesterns gelangt, wie ich späterhin zeigen werde.
A u f der fünften Tafel ist ein solches Röhrchen (x.') vergröfsert abgebildet.
Aufserdem ist an der oberen Fläche des Körpers der Seesterne noch ein plattgedrückter,
rundlicher, rauher und steinartiger Körper zu bemerken, welcher gegen
fünf Linien im Durchmesser hält, und in einem Winkel des Körpers zwischen zwei
Strahlen (Taf. 5. m.') liegt *. Er ist ringsum von sternförmigen Fortsätzen umgeben.
Am Rande ist er etwas ausgeschnitten, und in den Ausschnitten befinden sich sternförmige
Fortsätze. Der steinartige Körper ist genau mit der Haut verbunden, und
von seiner unteren, etwas ausgehöhlten Fläche entspringt ein späterhin zu beschreibender
grofser Kanal, der eine sandartige Masse enthält. Dieser steinartige Körper
scheint allen eigentlichen Seesternen gemein zu seyn, wenigstens fand ich ihn bei 2
2 Link de stellis marinis Lips. 1733. p. 15 . nennt diesen steinartigen Körper Verruca dorsi, und beschreibt
denselben also: Fissarum stellarum pluritnis vidi verrucam aliquam velut papillam, semper extra dorsi
centrum intra duorum radiorum initia insidere. Papillae dictae materia dura et quasi tophacea est, ita ut
ferro tacta resonet. Structura pro specierum varietate variat. Nunc lentis ad instar convexa e st , nunc
ad cylindrum accedit. Non .nunquam sinuosa ad floris speciem figuratur. Superficies erectis lamellis
corrugata undosa et profunda velut peccinata est ad exemplum fere fungorum lapideorum seu Nilöticorum
Clusii, cui et substantia et colore similis. Manet eadem fabrics, si quae extra callum- prominet superficies
deteritur, excepto hoc in casu exili foramine per centrum transeunte. A parte calii interna Verruca
nihil protuberat, sed albae maculae instar tantum transparet, si fuerit tuba resects, quae est inter
verrucam et sphincterem gulae media.