kulöse Haut, welche aus sehr zarten Längen-und Quer-Muskelfasern besteht. Diese
Muskelfasern sind an den Hauptästen und an den Nebenästen sehr deutlich mit unbewaffneten
Augen zu erkennen. An den Zweigen, Reisern und Blättchen oder
Bläschen habe ich sie bestimmt durchs Vergröfserungsglas erkannt. Die innere Haut
ist glatt und Schleim absondernd, sie ist die Fortsetzung der inneren glatten Haut
der Kloake, welche sich in die Hauptäste hinein zieht, und sich dann in die Aeste,
Zweige und Blättchen fortsetzt. Die Wände des Respirationsorgans besitzen eine
sehr beträchtliche Stärke, denn es ist mir bei todten Thieren, die einige Zeit im Weingeist
gelegen hatten, wiederholt geglückt, das Respirationsorgan mit einer gefärbten
Wachsmasse auszuspritzen. Ich bewahre noch jetzt in meiner anatomischen Sammlung
einige Präparate der Art.
Beim Einathmen strömt das Wasser durch die hintere ausdehnbare Oeffnung
des Körpers in die Kloake ein, welche sich dann ausdehnt. Aus dieser dringt
das Wasser in die beiden Hauptäste, in die Nebenäste, Zweige und Reiser des Re-
spirationSorgans bis in die blasenförmigen Blättchen, die Endigungen des Respirationsorgans.
Beim Einathmen dehnen sich alle Aeste und Zweige um das Doppelte
ihres Durchmessers im leeren Zustande aus. Beim Ausathmen contrahiren sich die
Bläfschen, Reiser, Zweige und Aeste' ganz deutlich, wie ich mehrmals an lebenden
Thieren gesehen habe. Nun strömt das Wasser aus den Hauptästen in die Kloake
zurück. Auch diese contrahirt sich und treibt so das Wasser mit einiger Gewalt aus
der hinteren Oeffnung des Körpers heraus. Durch die Contraction des Respirationsorgans
wird auch die Erscheinung hervorgebracht, der ich schon zuvor erwähnt
habe; nämlich das Wasser wird, wenn man ein Thier aus der See herausnimmt, wie
ein kleiner Springbrunnen aus der hinteren Oeffnung mit Gewalt herausgespritzt Hier-
bei wird aber das gewaltsame Ausspritzen des Wassers nicht allein durch die Gon-
tractionen des Respirationsorgans und der Kloake bewirkf, sondern auch durch die
starken Contractionen der Quer-und Längen - Muskeln der Haut, wodurch diese
mit vieler Kraft gegen die ästigen Respirationsorgane gedrückt und geprefst wird,
und so das Wasser mit vermehrter Gewalt ausspritzt. Dafs die Contractionen der
Hautmuskeln das Ausspritzen des Wassers sehr befördern, erhellet daraus, dafsHo-
lothurien, denen man die Haut der Länge aufgeschnitten und zurückgeschlagen hat,
zwar noch fort e in-und ausathmen, aber das Wasser nicht mehr mit vieler Gewalt
ausspritzen können. Die Ausdehnungen und Zusammenziehungen der ästigen Respirationsorgane
einer lebend geöffneten Holothurie gewähren einen ungemein schönen
Anblick.
Das von dem Darmkanal kommende venöse Blut, das wahrscheinlich mit
dem Chylus vermischt ist, wird durch Gefäfse, welche ich späterhin bei demGefäfs-
system beschreiben werde, zu dem rechten A st des Respirationsorgans geleitet. Diese
Gefäfse bilden sehr zahlreiche und feine Netze, die von beiden Seiten auf den
Aesten, Zweigen, Reisern und Bläfschen des Respirationsorgans liegen. Das in das
Respirationsorgan aufgenommene oder eingeathmete Wasser scheint durch die Wände
desselben das in den Gefäfsnetzen circulirende Blut zu oxydiren. Ganz
auf dieselbe Art, wie die Luft in den Thieren,. welche durch Lungen athmen, das in
den Gefäfsnetzen der Lungenarterien circulirende Blut durch die Wände der Bläfschen
der Bronchien oxydirt. Das Wasser, welches in den anderen/Ast des Respirationsorgans,
in den linken nämlich eindringt, auf dem sich keine Gefäfsnetze verbreiten,
scheint zur Oxydation der in den übrigen Organen und in der Haut circu-
lirenden Flüfsigkeit beizutragen, wahrscheinlich auf dieselbe A r t, wie die Luft, welche
aus den Lungen der Vögel in die Luftsäcke eindringt, ebenfalls Einflufs auf die
Oxydation des in den verschiedenen Organen circulirenden Bluts haben mag. Das
Respirationsorgan der Holothurie ist also einer Lunge ähnlich, die aber nicht Luft,
sondern Wasser ein- und ausathmet.
Die Aufnahme und das Ausstofsen des Wassers, oder das Ein-und Ausathmen
erfolgt bei den Holothurien in einer Minute ohngefähr ein, zwei bis drei mal.
Nach der Aufnahme einer Quantität Wassers wird die kreisförmige Oeffnung der
Kloake geschlossen. Das aufgenommene oder eingeathmete Wasser bleibt, wenn das
Thier nicht gestört wird, und wenn es sich in reinem Seewasser befindet, ohngefähr
lö b is 20 Secunden in dem Respirationsorgan. Nach dieser Zeit öffnet sich die
Mündung der Kloake wieder, das Wasser strömt aus, und das Thier zieht sich etwas
zusammen. Wenn man ein Thier durch Berührung reizt, und wenn es sich zusammenzieht,
die Tentakeln und die Füfschen einzieht, und sich in allen Richtungen verkürzt,
so wird das Wasser mit Gewalt ausgetrieben, in Form eines Springbrunnens.
Während dieses Zustandes der Zusammenziehung nimmt das Thier kein Wasser-
auf, oder es athmet nicht, sondern es bleibt unbeweglich liegen. Nach einiger Zeit,
ohngefähr nach zwei bis vier Minuten, wenn man das Thier in Ruhe läfst, fängt
es wieder an, sich auszudehnen, die Mündung des Afters Öffnet sich und
das Thier beginnt zu athmen, noch ehe es die Tentakeln und die Füfschen
ausgestreckt hat Erhält man das Thier durch öfteres Berühren und durch
Reizen längere Zeit, gegen 15 Minuten, in dem Zustande der Contraction, so wird
es unruhig und krümmt sich nach allen Seiten auf dem Boden des Gefäfses herum.
Diese Erscheinung rührt wahrscheinlich von dem gestörten Respirations-Procefs her.
Der Bau des ästigen Respirationsorgans der Holothurien verbreitet ungemein
viel Licht über den Bau und die Verzweigung der Bronchien in den durch Lungen
athmenden Thieren. Die eigentliche Natur und Beschaffenheit der Bronchien ist in
den Respirationsorganen der Holothurie ganz dem Auge blos gelegt. A u f dieselbe
A r t, wie sich das Respirationsorgan dieses Thiers verzweigt und in Form von
Bläschen endigt, so verzweigt und vertheilt sich auch die innere Haut der Luftröhre
in den Lungen in kleinere Aeste, Zweige, Reiser, und endigt sich in Gestalt
von Bläschen, den sogenannten Lungenbläschen oder Luftzellchen. Die Zahl und
Gröfse der Aeste, Zweige, Reiser und Bläschen ist verschieden, und bildet die
Verschiedenheiten des Lungenbaues in den drei ersten Thierklassen. Von der Gröfse
der Lungenbläschen hängt dann die Intensität des Respirationsprocesses ab; das
heifst, je kleiner und zahlreicher die Bläschen in einem Thier sind, desto stärker
und schneller wird das Blut oxydirt und desto Öfter mufs es athmen, weil das mit
der Luft eingeathmete Sauerstoffgas um so mehr mit den Wänden der Bläschen in
Contact kommt, und um so schneller durch die Bläschen das in den Lungengefäfsen circulirende
Blut oxydirt und verzehrt wird; daher das öftere Athmen und die stärkere
Oxydation des durch die Lungen circulirenden Blutes in den Säugethieren und Vögeln.
Je gröfser und je geräumiger die Bläschen in einem Thier sind, desto geringer
wird das Blut oxydirt und desto seltener athmet das Thier, weil immer nur
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