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VIERTER ABSCHNITT.
Von den Organen des Alhmens und des Kreislaufs
des Blutes.
Kehlkopf und Luftröhre.
Gleich hinter der Wurzel der Ziiuge befindet sich der spaltenförmige, von einem
Wulste umgebene Eingang in den Kehlkopf, vor dem kein Kehldeckel liegt. Durch
eine unter der Schleimhaut des Hachens befindliche Schichte von Muskelfasern, welche
die Spalte des Kehlkopfe umgibt, kann das Krokodil nach des Herrn von Humboldts
Beobachtungen diese willkührlich verschliefsen, so dais das Eintreten der Speisen
und des Wassers wie bei den auch des Kehldeckels beraubten Vögeln gehindert wird.
Der ansehnliche grolse Kehlkopi besteht aus fünf Knorpeln, von denen der dem
Schildknorpel entsprechende, der gröfste ist. Dieser ist im Nükrokodil (7c/3. Fig. 3.
c.) breit und fast viereckig, im Jacare-Krokodil aber nach des Herrn von Humboldts
Beschreibung und Abbildung i) rund. Seine untere Fläche ist convex, die obere
ausgehöhlt. An dem hirrteren Rande des Schildknorpels ist zu beiden Seite© nach
aulsen ein Knorpel eingelenkt, der sich erhebt, einwärts krümmt und mit •dem der
anderen Seite verbindet, so dafe durch diese beiden Knorpel, weldie die Stelle des
Ringknorpels vertreten, und den hinteren Rand des Schildknorpels ein Ring gebildet
wird. Zwei andere kreisförmig gekrümmte Knorpel, den Gieisbecken - Knorpeln
aualog, entspringen von der Mitte des Seitenrandes des Schildknorpels, neigen iich
gegen einander und befestigen sich an dem vorderen Rand desselben Knorpels. An
dem vorderen Ende jedes der eben genannten Knorpel befindet sich seitwärts ein
senkrecht stehender Anhang, der sich neben der Stimmritze erhebt. Die zwischen
den Anhangen liegende Stimmritze ist allein von der Schleimhaut gebildet, denn die
Stimmbänder fehlen. Der Kehlkopf kann durch zwei Paar Muskeln gegen die Brust
gezogen 5 und folglich die Luftröhre verkürzt werden. Das eine stärkere Paar dieser
Muskeln, dem Brustbein-Zungen-Muskeln analog {Taf.^. Fi^.'i. b.) entspringt vom
Brustbein und von dem Schlüsselbein, und inserirt sich an das Zungenbein. Das
andere schwächere Paar (e.) kommt vom Brustbein und setzt sich an den Schildknorpel
an. Nach Hrn. Cuviers Angabe bewirken zwei Muskeln die Erweiterung
der Stimmritze, und zwei andere deren Verengerung.
1) Voyage. Recueil d'Observations de Zoologie et d'Anatomie comparée Pl. ¿j. No. i
2) Aîiat. Compar. T. 4. p. 535.
• Fig. £
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Die Krokodile lassen nur sehr selten ihre Stimme liören, so dafs mehrere Naturforscher
dieselben für stimmlos gehalten haben; indefe schreibt doch Vesling dem
Nilkrokodil eine tiefe montone Stimme zu, welchem dem Brüllen des Ochsen gleicht.
Auch de Lacoudriniere sagt dasselbe vom hechtsrüsseligen Krokodil. Nach Descourtilz
äulsert das spitzrüsselige Krokodil seinen Zorn durch zwei Arten von Tönen,
von denen der eine Ton ein rauhes, tiefes und starkes, wie ersticktes Brüllen ist,
fast der Stimme einer Hündin ähnlich, welche ihre Jungen verthcidigt. Herr von
Humboldt erzählt, dafe die jungen Jacare-Krokodile, welche kaum das Ey verlassen
haben, wie Katzen schreien, wenn man sie reizt. Die Stimme der älteren Krokodile
hat er niemals gehört, jedoch sagten ihm die Indianer, dais sie zuweilen eine starke
Stimme ausstofsen, dem Brüllen des Ochsen ähnlich, vorzüglich zur Zeit eines
Erdbebens.
Die Luftröhre steigt am Halse herab, tritt in die Brusthöhle ein und theilt sich
in zwei lange Aeste lür die beiden Lungen (Ii?/3. Fig. 6.). Diese Aeste bilden,
bevor sie sich in die Lungen verzweigen, KTÜmmungen, welche Perrault beim Nil-
Krokodil, Duveraey beim gehelmten, Sloane, Plumier und Descourtilz beim spitzrüsseligen
Krokodil fanden. Die Luftröhre besteht, mit Ausnahme des ersten Stücks,
aus ganzen knorpeligen Ringen, wie dies schon die Jesuiten vom gehelBiten Krokodil
angaben. Im Nilkrokodil sind nach Herrn Geoffroy die ersten zeliu, nach Düverney
die ersten sechszehn Ringe unvollständig und nadi oben durch eine Haut verbunden*,
im Jacare-Krokodil aber sind es nach Hrn. von Huinboldt's Angabe nur die ersten
, denen am oberen Tl>eil ein Stück fehlt Die zwischen den Enden der
nnvollständigen Ringe ausgespauiue Membran bewirkt, in Schwingungen versetzt,
wohl vorzi'iglich die Hervorbringung des dumpfen Brüllens, das diese Thiere aus-
• stolsen. Die Luftröhrenäste verzweigen sich in die Substanz der Lungen und sind
noch eine Strecke weit mit Knorpel-Stückchen belegt, die allmählig kleiner werden
und endlich verschwinden.
Die Lungen stellen zwei längliche, aus vielen Zellen gebildete Säcke {Taf. 3.
Fig. 5.) dar, welche nach vorn zugespitzt, nach hinten breit und ausgehöhlt sind.
Die linke Lunge ist bedeutend kleiner als die rechte. Die grofeen Zellen sind durch
häutige Blättchen in kleinere Zellen abgetheilt , auf denen sich die Lungenarterie
verzweigt. In der Mitte jeder Lunge befindet sich eine geräumige Höhle, gleichsam
ein Luftbehälter, aus der die eingealhmete Luft in die Zellen gelangt. Duverney
will aufecr den Blutgefäfsen noch netzförmige Muskeltasern in den Lungen bemerkt
haben, deren auch Herr Geoffroy emähnt.
Der Respirations-Mechanismus wird nicht nur durch die Bewegungen der Rippen
und der Bauchmuskeln vollzogen, sondern dazu trägt noch wesentlich eine Art von
1) in Rozicv Journal de Phys. T. 20. p. 333. La
quelquclbis pousser un cri, mais jamais ce
. ) 0. a. O. Pl. 4. Fig. 7. No. 10.
Ix est aussi forte que celle d'ui
n'est redoublé.
l a u r e a u j on l'entend
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