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Krokodils, deán eiae solche Bewegung kommt fast allen Thieren mit einem inneren
artikulirten Gerippe mehr oder weniger zu, besonders den Vögeln. Diese Bewegungen,
welche bei dem Krokodil wegen der Einlenkung des einfachen Gelenkknopfs des Hinterhauptsbeins
in die Gelenkgrube des Atlas, wegen den fast unbeweglich verbundenen
Halswirbeln, und wogen den sehr starken an das Hinterhauptsbein befestigten Nackenmuskeln
sehr stark hervortreten, haben auch Perrault und Duverney ^) zugegeben und
richtig beschrieben; dagegen aber haben sie mit Recht die Bewegliclikeit des Oberkieiers
am Schädel verworfen, weil ersterer an letzteren durch Nälhe unbeweglich
befestigt ist.
Uebrigens aber beweisen die von H. Jacobsson und GeofFroy angeführten Gründe
durchaus nicht, dafs der Unterkiefer unbeweglich sey. Bei vielen Vögeln, z.B. beim
Adler, Auerhahn, Reiher, Jabirú u. a. ist der Unterkiefer wie beim Krokodil nach
hinten bedeutend länger als der Schädel mit dem Oberkiefer zusammen genommen;
ebenso bildet auch der Unterkiefer bei den Vögeln und den meisten Lacerten eine
Gelenkhöhle, welche bei ersteren an den abgerundeten Gelenkfortsatz des Quadratknochens,
und bei letzteren an das Schläfenbein eingelenkt ist, demohngeachtet wird
niemand diesen Thieren die Beweglichkeit des Unterkiefers absprechen. Die runzelige
imd angeblich unbiegsame Haut, welche den Unterkiefer des Krokodils von außen
bedeckt, hindert wohl bei getrockneten, in Naturalien-Sammlungen auibewahrten
Krokodilen die Bewegung des Unterkiefers nach unten, wie auch Perrault angegeben
hat, keineswegs aber bei lebenden Krokodilen, oder bei solchen, welche in
Weingeist aufbewahrt waren, denn bei diesen ist sie weich und nachgebend.
Die Beweglichkeit des Unterkiefers des Krokodils wird aber noch dadurch bewiesen,
dais bei demselben fast ganz derselbe Muskelapparat zur Bewegung vorkommt,
wie bei Thieren, welche anerkannt den Unterkiefer bewegen, nämhch wie
bei den Vögeln und Lacerten. W^ir fanden folgende hierzu bestimmte Muskeln:
i ) entspringt auf jeder Seite ein sehr starker, breiter aber kurzer Muskel von der
hinteren Fläche des Hinterhauptsbeins, welcher abwärts steigt und sich mit einer
starken kurzen Sehne an den hinter der Gelenkfläche befindlichen Fortsatz des
Unterkiefers ansetzt. Dieser dem zweibauchigen Muskel oder dem pyramiden-
1) a. a. 0 . p. 661. Tous les muscles dont ont pa r l e ici sont uniquement ilestinis a l e r c r ou à bai s ser
la tête5 a ins i , quand on dit (pie c e u x , qui étoient couchés sur le der r ière des ve r t èbr e s du dos
et du c o u , serToient à lever la mâ choi re , ce tfest point la m.îchoire qui se l è v e , mais toute la
par t ie supé r i eur e de la t ê t e , c'est à dire la mâchoi re supér ieure et le c r âne ; car les o» qui compos
ent ces deux par t ies sont fermement attachés les uns a u ï autres.
2) a. a. O. Il faut r ema rque r , que la plupart des Crocodi les que Ton voit dans les Cabinets des Curieux
ont la mâchoire infér ieure immobi le, et paroi s sent avoi r la supér ieure mobi l e , pa r c cquc la peau
étant des sechée et endurcie, elle ne permet pas à la mâchoire inférieure d'avoir son mouvement :
or aux sujets auxquel s la supér ieure paroi t mobile, parce qu'on la lève aisément en haut, ce n'est
point la mâchoire qui s'éléve, mais toute la partie supé r i eur e de la lêlc, c'est à dire, la mâchoire
supér ieure et le crane etc.
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förmigen Schnabel - Oeffner der Vögel analoge Muskel muís im Leben durch
seine Zusammenziehung den^ hinteren Theil des Unterkiefers aufwärts ziehen
und dadurch den vorderen Theil des Unterkiefers abwärts bewegen.
2) Vom unteren Rande jedes Jochbeins entspringt der starke Massetev, der sich
an die äulsere Fläche des Unterkiefers inserirt. Dieser Muskel zieht den Unterkiefer
aufwärts.
3) Liegt auf jeder Seite ein starker die Schläfengrube ausfüllender Schlälenmuskel,
der sich an den oberen Rand des dem Kronenfortsatz analogen Knochenstücks
ansetzt. Auch diese Muskeln ziehen den Unterkiefer gegen den Oberkiefer an.
4) Fanden wir auf jeder Seite zwei starke Flügelmuskeln, welche von den, dem
inneren und äuiseren Flügelfortsatze analogen Knochenstücken des Schädels
entsprangen, und sich in der inneren Grube des Unterkiefers befestigten. Auch
diese Muskeln müssen im Leben den Unterkiefer gegen den Oberkiefer bewegen.
Endlich spricht auch noch lür die Beweglichkeit des Unterkiefers, dais Vesling
am lebenden Ni l -Krokodi l , und Descourtilz am Krokodil von St. Domingo die Bewegung
des Unterkiefers wahrgenommen haben.
Uebrigens geht aus der früher angegebenen Beschreibung des Unterkiefergelenks
hervor, dais der Unterkiefer blois nach oben und unten bewegt werden kann,
keineswegs aber nach den Seiten. Die Krokodile zerstücken ihre Nahrung nur gröblich,
ohne sie eigentlich zu verkauen. Nach der Versicherung von Ul loa, Catesby^
La Coudroniere, Azara u. a. strecken sie hierbei den Kopf aus dem Wasser hervor. •
Z ä h n e .
Die älteren Naturforscher schreiben dem Krokodil zwar alle eine große Anzahl
von Zähnen zu, in der Angabe derselben aber weichen sie sehr von einander ab.
Achilles Statius sagt es habe so viele Zähne als Tage im Jahre sind. Alkazuin gibt
zweihundert Zähne an. Abuhamed nähert sich schon mehr der Wahrheit, indem er
sagt, das Krokodil habe achtzig Zähne, vierzig im Oberkiefer, und eben so viele
im Unterkiefer. Aus den neueren Untersuchungen ergibt sich, dais die Zahl der
Zähne bei den verschiedenen Arten verschieden ist Das Krokodil des Nils hat acht
und dreißig Zähne im Oberkiefer, und dreißig im Unterkiefer; womit die Angaben
von Duverney, Perrault, Jacobsson, Cuvier u. a. übereinstimmen. Das gehelmte
Krokodil besitzt nach der Aussage der Jesuiten fünf und dreißig Zähne im Oberkiefer
und zwei und dreißig im Unterkiefer. Da aber die Zähne immer paarig gefunden
werden, so kommen ihm wohl sechs und dreißig im Oberkiefer zu. Das
spitzrüsselige Krokodil bat nach Plumiers Angabe vier und dreißig Zähne im Ober^
kiefer und zwei und dreißig im Unterkiefer, nach Descourtilz aber acht und dreißig
im Oberkiefer und dreißig im Unterkiefer. Daraus scheint zu folgen, daß die Zahl
der Zähue nicht in allen Individuen dieselbe ist. Im hechtsrüsscllgen Krokodil