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• [Taf. Z. Fig. 2.)
Ilcrodot, Aristoleles, Diodor, Plinius und die meisten älteren, giiechischen und
rpmiscbeu Geschichlschreiber und Naturforscher haben dem Krokodil irrigerweise die
Zunge gänzlich abgesprocben. Die hebräischen und arabischen Gelehrten Gerson
Alkazuin, Adamier u. a. haben die Zunge gekannt und richtig beschrieben. Obgleich
mehrere Eeisende und Naturforscher des sechszehnten und siebzehnten Jahrhunderts
Belon, Purchas, Vesling, Ol. Worm, Borrich, Perrault und Duvemey die Zunge
des Krokodils richtig beschrieben haben, so sind demohngeachtet mehrere neuere
Reisende, namentlich Thevenot, Hasselquist u. a. in den alten Irrthum verfallen, und
haben das Vorhandenseyn der Zunge geläugneL Diese fänden so viel Glauben, dais
mehrere und selbst groise Zoologen den Mangel der Zunge zu den charakteristischen
Kennzeichen der Krokodils zählten. Durch die von Plumier, Geoffroy, von Humboldt
Descourtilz u. a. angestellten anatomischen Untersuchungen mehrerer Krokodil
Arten ist es ausser allen Zv^eifel gesetzt, dafe die Krokodile eine Zunge haben.
Die längliche und plattgedrückte, hinten breite, vorn schmale Zunge liegt
zwischen den beiden Aesten des Unterkiefers, und ist an der Spitze und an den Seiten
mit denselben verwachsen. Der weiche und schwammige Ueberzug der Zunge ist;
ansehnlich dick und bildet viele Querfalten, zwischen denen sich Oeflnungen befinden,
welche zu zahlreichen Druschen führen, in denen eine schleiraartige Flüssigkeit
abgesondert wird. Hier und da erblickt man kleine Wärzchen auf der Zunge ^ wenigstens
sahen wir sie bei jungen Krokodilen. Nach Duverney's, Plumier's, GeoCFroy's,
von Humboldt's und Descourtilzs Untersuchungen hat die Zungenhaut so wie der
Ueberzug des Gaumens eine gelbliche Farbe, welche wir an denen von uns zergliederten
und längere Zeit im Weingeist autbewahrten Krokodilen nicht wahrnahmen.
An der Wurzel der Zunge vor dem spaltenförmigen Eingang in den Kehlkopf
befindet sich eine vorspringende Falte der Zungenhaut, welche Hasselquist unter dem
Namen des Gaumenseegels beschrieben hat Diesen klappenartigen Vorsprung, welchen
auch H. Geoffroy und von Humboldt beschrieben und abgebildet hat,
kann das Krokodil durch die Bewegung des grolsen spatelförmigen Znogenbeios nach
oben und vorn vergrölsern, wodurch die Mundhöhle von der Rachenhöhle abgeschieden
wird. Nach Geofiioy's und von Humboldt's Untersuchungen wird das Thier durch
i ) Porta coeli p. 33. Lingua crocodiU maxillae adhaeret.
s ) Ueber das Zungenbein und (Ten Kehlliopf der Tiigci, der AfFen und des Krokodils in s. Bc
tungen aus der Zoologie und yergleichenden Aoatomie. S. i.
3) Abgebildet Ton Humboldt Taf. 4. Nro. lO. Fig. 5. 6. Descourtilz a. a. 0 . PI. 4- Fig. 1. 5.
4) Annal. du Mus. T. 2. p. 43.
5) a. a. O. Fig. 5. 6.
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diese Eiariclitung in den Stand gesetzt im Wasser durchs Hefvorstrecken der Nasenlöcher
zu athmen, und selbst seine Nahrung zu ergreifen, olme dafe dasselbe beider
Oeffnung des Munds in den Kehlkopf und in die Speiseröhre einstiomen kann.
• Die Zunge ist durch mehrere Muskeln an das aus drei Stücken bestehende Zungenbein
') befestigt Das Mittelstiick oder der Körper des Zungenbeins ist sehr groCs,
breit und spatelförmig. Seine obere Fläche ist ausgehöhlt, seine untere aber ist convex.
Die beiden Hörner sind klein und etwas gegen einander gekrümmt. Mehrere Muskeln
sind an dasselbe befestigt. Wir erkannten auf jeder Seite einen ansehnlich starken"
und langenBrust-Znngen-Muskel (Taf. 3. Fig.3. h.b.), welcher sich an das mittlere
Zungenbein inserirte, und durch dessen Action im Leben das Zungenbein mit der Zunge
nach hinten gezogen werden kann. Auch sahen wir Muskeln, welche den Schulter-
Zungenbein - Muskeln , den Riefer - und lünn-Zungenbein-Muskeln analog waren.
Desgleichen tarnen auch Spuren der Rinn- und Zungenbem-Zungen-Muskeln vor.
Wenn gleich die Zunge durch ihre Verbindung mit dem üntetkiefer sehr wenig beweglich
ist, und nameutlich nicht aus dem Munde ausgestreckt werden kann, so ist
doch nicht zu bezweifeln, dals die Zunge gegen den Gaumen und rückwärts bewegt
weiden könne, wodurch das Verschlingen der Nahrung bewirkt wird.
H a u t .
Die Krokodile haben eine ungemein derbe und feste Haut , wie schon Herodot,
Aristoteles, Aelian u. a. angegeben und die neueren Beisenden sattsam bestätigt haben.
Derjenige Theil der Haut, welcher die obere Fläche des Kopfs überzieht, ist dick,
fast schildartig und mit der Beinhaut der Ropfknochen au6 genaueste verwachsen.
Die übrige Haut des Rörpers ist mit zahlreichen, verschieden grolsen und verschieden'
gestalteten Schuppen oder Schildchen besetzt. Die gröfsten, härtesten und meistens
fast viereckigen Schuppen liegen auf der oberen Fläche des Köriiers; daher ist denn
diese für jede Waffe unzugänglich. Die Schuppen des Nackens differiren bei den
verschiedenen Krokodil-Arten in Hinsicht der Zahl, der Gestalt und der Zusammenstellung,
wie späterhin bei den einzelnen Arten angegeben wird. Die des Rückens
sind viereckig und haben eine kleine kielförmig der Länge nach laufende Gräthe oder
einen Hocker, sie liegen dicht aneinander in halbkreisförmigen Reihen oder Gürteln.
Die länglich viereckigen Schuppen des Schwanzes umgebeu denselben in Gestalt vollkommener
Gürtel. Die Anzahl der Gürtel kommt meistens mit der Zahl der Schwanzwirbel
übereiu. An der oberen Fläche der ersten Stücke des Schwanzes bilden die
•länglichen Kiele der Schuppen zwei Reihen sägeförmig gezahnter Vorsprünge, welche
sich gegen die Mitte des Schwanzes gegen einander neigen und endlich nur eine Reihe
darstellen. Die dünneren viereckigen Schuppen des Bauchs liegen ebenfalls in ge-
, ) Beschrieben YOU GeolTroy
c ü u n i l a PI. Fig. 3. 4.
Abgebildet TOH Humboldt a. a. O. Fig. i. ü, 3. 4- und Des