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 Azara's  Descourtilz's  u.a.  Beobachtungea  den  Ort  leicht  entdecken  kann,  wo  sich  
 Krokodile  auOialten.  Ja  er  tbeilt  sich  selbst  dem  Fleisch  und  den  Eyern  des  Rrokodils  
 mit,  -wie  Puichas  2),  Vincent  le  Blanc  Dampier,  Labat  u.  a.  erzählen.  
 DRITTER  ABSCHNITT.  
 Von  den  Organen  der  Chylus-Bereitung.  
 N a h r u n g .  
 D i e  Krokodile  nähren  sich  von  animalischen  Substanzen.  Ihre  vorzüglichste  Nahrung  
 bestellt  in  Fischen,  doch  verzehren  sie  auch  Amphibien,  junge  Schildkröten,  Frösche  
 •und  Wasser-Eidechsen,  desgleichen  Krebse,  Insekten  und  Weichwürmer.  Nicht  
 selten  erhaschen  sie  selbst  aus  ihrem  Hinterhalte  im  Schilf  und  Gesträuch  Säugethiere  
 und  Vögel,  welche  an  die  Flüsse,  Seen  tind  Teiche  kommen,  um  ihren  Durst  zu  
 löschen.  Wenigstens  fanden  mehrere  Naturforscher  Reste  von  solchen  Thieren  im  
 Magen  und  Darmkanal  der  Krokodile.  Zuweilen  hat  man  auch  vegetabilische  Substanzen  
 in  ihrem  Magen  angetiofTen,  namentlich  iaod  Descourtilz  im  Magen  des  spitzriisseligen  
 Krokodils  Reste  von  Hirsen  und  Pataten.  Catesby  traf  sogar  im  Magen  des  
 hechtsrüsseligen  Krokodils  ein  Stück  harzigen  Holzes  und  Kohlen  an.  Wahrscheinlich  
 gelangen  solche  Substanzen  nur  zufällig  mit  der  Nahrung  in  den  Magen,  oder  die  
 Thiere  täuschen  sich  zuweilen,  indem  sie  dieselben  für  animalische  Substanzen  halten.  
 Durch  die  Nachrichten  vieler  bewährter  Naturforscher  und  Reisender  ist  es  aufeer  
 allen  Zweifel  gesetzt,  was  schon  Diodor  und  Aelian  erzählen,  dafs  die  gröiseren  Krokodile  
 auch  zuweilen  Menschen  aus  ihrem  Hinterhalte  angreifen, welche sich den  Uiern  
 der  Flüsse  und  Sümpfe  näheren,  um  Wasser  zu  schöpfen  oder  sich  zu  baden.  
 Das  Krokodil  kann  wie  die  übrigen  Amphibien  lange  Zeit  leben  ohne  Nahrung  
 zu  sich  zu  nehmen.  Descourtilz  hatte  ein  spitzrüsseliges  Krokodil  siebenzehn  Tage  
 lang  eingesperrt  erhalten,  ohne  dais  er  ihm  Nahrung  gab.  Brown  versichert  sogar  das  
 Krokodil  könne  Monate  lang  ohne  Nahrung  ausdauren.  
 B e w e g u n g  der  Kiefer.  
 Herodot  hat  vom  Krokodil  erzählt,  dais  es  das  einzige  bekannte  Thier  sey,  bei  
 dem  der Oberkiefer gegen den unbeweglichen Unterkiefer bewegt werde.  Diese  Erzählung  
 1)  a.  a.  O.  T.  2.  p.  287.  
 2)  Floridae  Dcscriplio  ex  Nie.  Challusio  Diepcnsi:  Crocodiloruni  
 maxime  saperci,  si  minus  redoleret  r  
 3)  Nayigat.  T.  >.  Cap.  2.  
 vituJinoe  est  similis,  et  palalo  
 haben  die  älteren  Naturforscher  Aristoteles,  Plinius  u.a.  in  ihre  Schriften  aufgenommen, 
   und  so  ging  sie  allmählig  ohne  weitere  Prüfung  auch  in  die  Schriften  Vesals,  
 Marmols,  Margraaves,  Öliger  Jacobaeus  u.  a.  über.  Der  wackere  Vesling,  welcher  
 während  seines  Aufenthalts  in  Cairo  Gelegenheit  hatte,  lebende  Krokodile  zu  beobachten  
 und  zu  zergliederen,  trat  zuerst  gegen  diese  alte  Meinung  auf;  er  zeigte,  dafs  
 der  Oberkiefer  mit  dem  Schädel  durch  Nathe  verbunden  sey,  und  dafe  er  nur  mit  
 diesem  bewegt  werden  könne,  auch  sagt  er  .ausdrücklich,  dais  der  Unterkieler  beweglich  
 sey  1).  Bald  darauf  bemühte  sich  Duverney  und  Perrault  die  Unmöglichkeit  
 der  früher  angegebenen  Bewegungsart  des  Oberkiefers  durch  ausführliche  anatomische  
 Untersuchungen  darzuthun.  Die  meisten  Naturforscher  und  Anatomen  wurden  dadurch  
 von  der  Unrichtigkeit  der  älteren  Meinung  überzeugt,  wie  wohl  noch  immer  
 einige  derselben  anhingen.  In  der  neueren  Zeit  haben  Jacobsson  und  Geoffroy  
 St. Hilaire  s)  den  Streit  wieder  aufgeregt,  indem  sie  die  ältere  Meinung  vertheidigen,  
 und  zwar  aus  folgenden  Gründen:  
 1)  der  Kopf  der  Krokodile  bestehe  wegen  der  ausserordentlichen  Größe  der  Kiefer  
 und  der  Kleinheit  des  eigentlichen  Schädels  nur  aus  den  beiden  Kiefern;  
 2)  der  Unterkiefer  sey  um  ein  Sechstheil  länger  als  der  Oberkiefer  und  der  Schädel  
 zusammen  genommen;  
 3)  habe  der  Unterkiefer  eine  Gelenkhöhle  mit  einer  doppelten  Gelenküäche,  welche  
 an  die  Gelenkfortsätze  des  Schläfenbeins  durch  ein Gewerbgelenk  eingelenkt  sey;  
 4)  liege  der  Gelenkknopf  des Hinterhauptsbeins  mit  den Gelenkfortsätzen  des  Schläfenbeins  
 in  derselben  Linie,  und  der  Kopf  werde  daher  an  seinen  verschiedenen  
 Gelenk-Punkten  befestigt,  wie  der  Deckel  einer  Kiste  durch  seine  Chamiere;  
 5)  in  den  Kiefern-Gelenken  finde  eine  Bewegung  von  oben  nach  unten  statt,  
 durchaus  aber  keine  Seitenbewegung;  
 6)  gälten  die  fast  unbeweglich  an  einander  liegenden  Halswirbel  den  Befestigungspunkt  
 für  die  aulhebenden  Muskeln  des  Schädels  ab,  welche  diesen  bei  ihrer  
 Zusammenziehung  unter  einem Winkel  von  fünf  und  vierzig  Grad  auf  dem  Halse  
 erhöben;  und  
 7)  endlich  werde  die  Bewegung  des  Oberkiefers  auf  dem  fest -  und  unbeweglich  
 liegenden  Unterkiefer  noch  dadurch  unterstützt,  dais  die  dünne  Haut  unter  
 dem  Hinterhaupte  der  Bewegung  nach  oben  imd  unten  nachgäbe,  während  der  
 Unterkiefer  in  einer  runzeligen  unbiegsamen  Haut  eingeschlossen  sey.  
 Diese  Gründe  nun  zeigen  wohl,  dais  der  Schädel  mit  dem  an  denselben  durch  Näthe  
 unbeweglich  verbundenen  Oberkiefer  in  der  Gelenkgrube  des  ersten Halswirbels  nach  
 oben  und  unten  bewegt  werden  könne;  allein  dies  ist  keine  Eigenthümlichkeit  des  
 >)  a.  a.  0 .  p.  39.  CrocodUu!  }  moTet.  Musculos  coiistrictores  habet  
 valiUissimos  qui  pariter  motum  ejus  comprobant,  
 2)  a.  a.  O.  p.  .2.  
 3)  Mém.  du  Mus.  d'hist,  natuv.  T.  t.  p.  38.