
 
        
         
		ti  
 26  
 zwei  das  Hirn  uod  das  Rückeumark  umgebende Membranen wahrgenommen,  nämlich  
 die  beträchtlich  starke  harte  Hirnhaut,  und  die  zaite,  dünne,  die  eigentliche  Hirn- 
 Substanz  enthaltende  Gefälshaut.  Das  Hirn  war  im  Verhältnife  zur Grölse  des Kopfs  
 und  zur  Masse  des  Körpers  ziemlich  grofs,  und  offenbar  relativ  gröfser  als  im  erwachsenen  
 Krokodil.  Das  sehr  grofse und  breite  Rückenmark  hatte  an  seiner  oberen  
 Fläche  eine Läagenspalte,  welche  in  einen  engen,  der  Lange  nach durch  das Rückenmark  
 laufenden  Kanal  führte.  In  diesen  Kanal  senkte  sich  von  oben  eine  Falte  der  
 Geialshaut  hinein.  An  seiner  unteren  Fläche  war  eine  schwache  Längsfnrche  sichtbar, 
   welche  das  Rückenmark  in  zwei  Haupt-Stränge  abtheilte.  Das  Gehirn  (7a/.'3.  
 Fig.  1.  vom  Nil-Krokodil)  bildet  von  oben  angesehen  iüDf  Massen,  nämlich  zwei  
 groise  vordere  Massen  ( f / ) ,  welche  das  grolse  Hirn  darstellen;  zwei  kleinere  mittlere  
 ( c ) ,  welche  den vermeindichen  Sehnervenhügeln  der Vögel  analog  sindj  und  endlich  
 eine  kleine  hintere  Masse  ( ¿ ) ,  welche  das  kleine  Hirn  ist  Die  beiden  vorderen,  
 sehr  breiten,  last  herzförmig  gestalteten  Hemisphären  des  groisen  Hirus  sind  glatty  
 ohne  Furchen  und  Windungen,  und  sind  der  Länge  nach  durch  einen  tiefen  Etnshnitt  
 getrennt.  Nach  vorn  werden  sie  allmählich  schmaler  und  laufen  in  die  ansehnlich  
 starken  Riechnerven  (e)  aus.  Die  beiden  mittleren,  ungleich  kleineren,  
 den  vermeintlichen  Sehnervenhügeln  der  Vögel  analogen  Massen,  sind  glatt,  abgerundet, 
   mehr  breit  als  lang,  und  werden  ebenfalls  durch  einen  Längs-Einschnitt  
 abgeschieden.  Das  kleine  Hirn  ( 6 ) ,  welches  im Verhältnils  zum  grofsen  Hirn  beträchtlich  
 klein  ist,  stellt  eine  fast dreieckige,  abgerundete,  etwas  nach  hinten  gebogene  
 Masse  dar.  An seiner aufceren Fläche erblickt man zwei Querfurchen  ,  wodurch  
 es  in  drei  Blätter getheilt  ist  Diese  Blättchen  neigen sich  gegen einen kleinen  Seiten- 
 Vorsprung  zusammen.  Hierdurch  nun  nähert  sich das  kleine  Hirn  des Krokodils  sehr  
 dem  der  Vögel,  welches  jedoch  auf  einer  höheren  Stufe  der  Bildung  steht,  wie  die  
 zahlreicheren  Blättern  und  die  greiseren  Seiten-Anhänge  zeigen.  An  der  unteren  
 Fläche  des Hirns nahmen wir  den ansehnlich groisen Hirnanhang wahr, und  die beiden  
 groisen  aus  den mittleren Massen  dev«? Hirns  entspringenden Sehnerven.  Ein  dem Himknoten  
 ähnlicher  Theil  war  nicht  vorhanden.  
 In  Hinsicht  des  inneren  Baus  haben  wir  folgendes  bemerkt:  das  Rückenmark  
 nimmt  vor  seinem  üebergang  in  das Hirn  sehr  beträchdich  an  Masse  zu  und  beugt  
 sich bei  seinem  Eintritt  in  die Schädelhöhle  etwas  nach  unten.  Aus  ihm  entspringen  
 mehrere  Nervenpaare,  von  denen  sich  besonders  das  fünfte Paar  durch  Größe  auszeichnet  
 Man  erblickt  an  jeder  Hälfte  des  Rückenmarks  einige  durch  Längsiürchen  
 abgetheilte  Stränge,  von  denen  sich  der  äufeere  und  obere  in  das  kleine Hirn  erhebt.  
 Und  mit  dem  von  der  anderen  Seite  verbunden  dieses  Gebilde  dai-stellt  Zwischen  
 diesen  beiden  von  oben  unter  einem  spitzen Winkel  auseinander  tretenden  Strängen  
 befindet  sich  die ansehnlich  grolse vierte Hirnhöhle,  welche  die erweiterte  Fortsetzung  
 des  Rückenmark-Kanals  ist.  Auf  den  Rückenmarkssträngen,  welche  den  Boden  der  
 1)  He r r  Ca rus  will  i  e  Qu e r fu r cho  beraerlit  haben.  
 w  
 27  
 vierten Himhöhle  bilden,  sahen wir  auf  jeder  Seite  einen  kleinen  rundlichen Wulst,  
 woraus  wahrscheinlich  die  Gehörnerven  entspringen.  Dieser  Wulst  ist  auch  von  
 Herrn  Carus  bemerkt worden.  Die Kuppel  der  vierten  Hirnhöhle  wird  von  der  inneren  
 ausgehöhlten  Fläche  des  kleinen  Hirns  gebildet  Die  mittleren  starken  und  
 deutlich  faserigen  Stränge  des  Rückenmarks  setzen  sich  nach  vorn  in  das  Hirn  fort  
 Auf  ihnen  ruhen  nach  oben  und  seitwärts,  vor  dem  kleinen  Hirn,  die  beiden  mittleren  
 Massen  ( c ) ,  woraus  die  starken  Sehnerven  entspringen.  Sie  sind  von  aulsen  
 glatt,  im  Innern  hohl.  Von  oben  sind  sie  durch  eine  Längsfurche  abgetheilt,  im  
 Inneren  aber  durch  eine Commissur  verbunden.  Ihre Höhle  steht mit  der  unter  dem  
 kleinen  Hirn  nach  vorn  sich  fortsetzenden  vierten  Hirnhöhle  in  Verbindung.  Diese  
 Massen  oder Hügel  sind  also  vollkommen  den bei  den Vögeln vorkommenden  Hügeln  
 analog,  welche man  irrig  Sehhügel  genannt  hat,  da  sie  doch  nur  die  nicht  von  den  
 Hemisphären  des  groisen  Hirns  bedeckten  Vierbügel-Gebilde  darstellen  Gleich  
 vor  diesen  eben  genannten  Theilen  liegen  zwei  kleine,  solide  Hügel,  welche  von  den  
 in  das  grolse Hirn'eingehenden  Strängen  des  Rückenmarks  gebildet werden.  Sie  sind  
 von  oben  durch  die  Hemisphären  des  grofsen  Hirns  bedeckt.  Diese Hügel,  welche  
 sich  auch  im  Hirne  der  Vögel  finden,  sind  den  vermeintlichen  Sehhügeln  im  Hirn  
 des  Menschen  ähnlich,  und  bilden  die  hintere  Anschwellungen  der  Schenkel  des  
 grofsen Hirns,  oder die unteren Hirngauglien  Galls.  Auf diesen Hügeln liegt die kleine  
 Zirbel,  welche  durch  zwei  Süelchen  an  dieselben  befestigt  ist  Zwischen  den kleinen  
 Hügeln  befindet  sich  die  dritte  Himhöhle,  die  sich  abwärts  in  den  Hirnanhang  
 hineinsenkt  Nach  der  Bildung  dieser  Hügel  geheu  die  Stränge  des Rückenmarks  als  
 Schenkel  des  grofsen Hirns  in  die Hemisphären  ein.  Hier  bilden  sie  seitwärts  in  jeder  
 Hemisphäre  eine  grolse  längliche,  dem  gestreiften  Körper  analoge Anschwellung,  aus  
 der  sich  die  Fasern  der  Hirnschenkel  in die Wände  der  Hemisphären  erheben  und  in  
 diesen  nach  oben  und  innen  ausstrahlen.  Die  von  aufsen  nach  innen  umge-'  
 schlagenen  glatten Wände  der Hemisphären  sind  an  ihrer  äuiseren  Seite,  wo sie sich  
 aus  den  gestreiften Körpern  erheben,  am  dicksten,  und werden  nach  innen  allmählig  
 dünner.  Beide Hemisphären  sind  nach  vom  und  auf  dem  Grunde  durch  eine  Commissur  
 verbunden.  Die  durch  das  Umschlagen  der  membranartigen  Hemisphären- 
 Wände  gebildeten  Seitenhirnhöhlen.  sind  länglich  und  ansehnlich  grols.  In  ihnen  
 liegt  ein  Gefälsgeilecht,  welches  sich  aus  der  dritten  Himhöhle  über  die  hinteren  
 Anschwellungen  der Hirnschenkel und  unter  dem  umgebogenen  inneren  dünnen Rand  
 der  Hemisphären  in  die  Seitenventrikel  hineinzieht.  Die  aus  den  nach  vom  zugespitzten  
 Hemisphären  des  groisen Hims  entspringenden,  sehr  groisen  Riechnerven  sind  
 nicht hohl.  Die weifsen Hügelchen,  der Bogen  und  die hinteren Schenkel  des Bogens  
 oder  die  Ammonshöraer,  so wie  die  Scheidewand  sind  nicht  vorhanden.  
 In  Hinsicht  der  Nerven  können  wir  noch  folgendes  bemerken.  Das  sehr  groise  
 1)  S,  Tiedcmann' s  Anatomie  und  Bildungsg  !  des  Hirns  im  Füt a s  des  Mens cben,  nebs t  einer  
 crgleichenden  Da r s t e l lung  des  Hii'ubaus  in  den  Tbie ren.  Nürnbe r g  1816.  4.  S.  i