Bcren Anziih] von Gehiraen bin icli jedoch, wie aus der obigen Beschreibung hervorgeht, au der Ueberzeuguug
gelangt, dass die Furche a5s selhststündig zu betrachten ist, und zwar aus folgenden Gründen;
1. Sie tritt beim Foetus im 7—8 Mooate in der Regel als selbststilndiges Grübchen oder als Furclienoleincnt,
gewöhnlich aber etivas spater als der Sulcus subparietalis auf.
2. Wenn zwei Stamintheile des Sulcus- pra3cunei vorkommen, kann sie bald mit dem vorderen, bald mit
dem hinteren vereinigt sein oder, abgetrenot, bald mit diesem, bald mit jenem in einer Flucht liegen.
3. Sie tritt in sehr vielen Fällen ganz abgetrennt auf und endigt innen zuAveilen gegabelt.
4. Sie gehört der dorsalen Flache des oberen Scbeitellflppchens an und kann deshalb nicht gern als Ast
des »Sulcus pi'Kcunei» bezeichnet werden.
5. Sie tritt zuweilen in Verbindung mit dem Sulcus posteentralis posteiior oder auch oft mit dem Sulcus
iuterparielalis proprius auf.
In Folge dessen habe ich diese Furche als selbstständiges Furchenelement, und zwar als Sulcus
auperior aufgefohrt. In der Regel hat diese Furche, die, wie oben envahnt ist, m dem Gyrus arcuatus medius
eingeschlossen liegt und diese Windung also in zwei Arme theilt, einen ü-ansversalen oder schief nach vorn-aussen
gerichteten ^'erlauf. In der Fig. X und Fig. XI (s. S. 122 und 123) sind einige Variationen dieser Furche und
der Gyri arcuati dargestellt.
Der Gyrus arcuatus posterior.
Die hintere Bogenwindung des oberen Scheitelläppchens stellt eine constante und scharf ausgeprägte Rindenpartie
dar. Sie bildet einen ausgesprochenen halbi-ingförmigen Bogen (Arcus parieto-occipitalis) um die Incisura
parieto-occipitalis herum und \nrd sowohl late ralw arts, wie auch vorn, indem von der Inter parietal furche nach
vorn von ihr ein Ast, der vordere Arm des Halbrings, ausgeht, von dem hinteren Furchenstück des Sulcus interparietalis
begrenzt. Vom hängt diese Bogenwindung mit der mittleren Bogenwindung, hinten mit dem Occipitallappcn,
und zwar mit der oberen Ecke des Cuneus zusammen, ivahrend sie sonst vom Occipitallappen durch den
medialen Ast des Sulcus occipitalis transversus getrennt ist.
Die hintere Bogenwindung kann anch zuweilen gedoppelt sein, indem das obere Ende der Fissur in zwei
Aeste getheilt ist und eine doppelte Incisur bildet.
Der in dieser Weise zusammengesetzte Lobulus parietalis superior stellt also eine Rindenpartie dar, -weiche
nicht so unbestimmte Bau Verhältnisse darbietet, -wie man bei der ersten Ansicht meinen kann, sondern im Gegentheil
recht bestimmte und constante Windungszüge enthält, obwohl durch die lateralwärts ausgehenden, hin und
•wieder an die Obei-fläche emporsteigenden BrQckenwindungen der Interparietalfurche die Configuration des Läppchens
mehr oder weniger complicirt ist.
Im Ganzen genommen stellt das obere Scheitelläppchen an der Dorsalflache eine sagittal gestellte, viereckige,
nach hinten liin etwas verschmälerte Rindenpartie dar, und ebenso bildet es eine viereckige Rindenpartie an der
Medialfläche, welche beiden Partien mit einander einen rechten Winkel bilden.
Der Lobulus parietalis inferior.
Das untere Scheitelläppchen, dessen Furchen und Begrenzungen oben besprochen Avorden sind, entlittlt in
Uebereinstimmung mit EBERSTALLER'S Auseinandersetzung drei Windungen, welche alle als Bogenwindungen aufzufassen
sind, nämlich: Den Gyrus parietalis inferior anterior, den Gyrus pmietalii inferior mediwt und den Gyrus
parietalis infei-ior posterior, von welchen der erste dem Gyrus supramarginalis und der z^veite dem Gyrus angulaiis
entspricht, der dritte aber keinen älteren Namen hat. Sie könnten auch alle drei als untere Gyri arcuati
(anterior, medius und posterior) bezeichnet werden. Ich werde aber am liebsten die alten Namen der beiden
ersten indungen beibehalten, da sie gut eingebürgert sind und die so benannten Windungen in phylogenetisclier
Hinsicht eine wichtige Rolle spielen.
Der Gyrus supramarginalis.
Diese um das hintere, gewöhnlich zweigetheilte Ende der Fissura Sylvii bogenförmig gewundene Windung,
der vordere Scheitelbogen von EBERSTALLEH, hängt vorn-oben mit dem Gyrus centralis posterior zusammen, sofern
nicht der Sulcus postcentralis inferior durch Vermittelung des Sulcus subcentralis posterior mit der Sylvischen
Fissur communicirt, wodurcli die beiden Gyri von einander getrennt werden.
Nach unten hin verbindet sich der Gyrus supramarginalis mit dem oberen Ende des Gyrus temporalis
superior; als seine untere Grenze wird am besten der untere Endast der Fissura Sylvii, wenn vorhanden, betrachtet,
indem dieser auch die hintere Grenze des hintersten Gyrus transversus von HESCHL abgiebt. Zwischen
den beiden EndUsten bildet der Gyrus su])ramarginalis eine über das Hinterende der Sylvischen Fissur, aber nicht
über die eigentliche Insel, von hinten hervorhängende Klappe, welche ich schon oben kurz erwähnt und als ein »Operculum
parieto-temporale» bezeichnet habe. Nach der hier gegebenen Begrenzung gehört dieser Rindentlieil jedoch
ausschliesslich dem Scheitellappen an, weshalb ich ihn als Operculum parietale posterius aufführen ^vill. Sowohl
bei Foetus, als bei Erwachsenen habe ich zuweilen (in 5 % von 100 Hemisph.) eine starke Entwicklung dieses
dann weiter nach vorn, über die Fissur hervorhängenden Operculum wahrgenommen. Nacli oben-hinten hin
dehnt sich diese vordere Bogen^vindung des unteren ScheitellQppchens gewöhnlich nicht weit hinaus. Sie ^vird
vorn-oben von der unteren Postcentraifurche (resp. dem Sulcus subcentralis posterior) begrenzt; oben stösst sie
oft an die Furcheiisternfigur, den »Aster sulcorum parietalium», welche dui-eh den Zusammenfluss der Sulci postcentralis
und des Sulcus inter pane talis proprius entsteht. Hinten fiiesst diese Bogenwindung zuweilen fast in
ihrer ganzen Länge mit der z^veiten Bogen^rindung innig zusammen; jedoch kommt oft eine diese beiden Windungen
trennende Furche vor, die ent\veder selbststandig ist, oder mit der Intei-parietalfurche zusammenhängt; es ist dieses
der Sulcus intennediits primus von (JENSES und) EBERSTALLEK. Diese mehr oder weniger senkrechte Furche kann
zuweilen eine starke Entwicklung darbieten und sogar die Interparietalfurche mit der obea-en Temporal furche
vereinigen. Zuweilen hat sie das Aussehen einer compensato rise hen, zu dem liinteren Ende der Sylvischen Fissur
gehörenden Furche, AVO sie dann ein nach vorn gerücktes Stück des Haibringes bildet, dessen übrige Theile von
dem Gyi-iis temporalis superior und dem Gyrus postcentralis inferior dargestellt werden.
Der Gyrus angularis.
Hinter der erwähnten intermediären Furche, welche auch gedoppelt vorkommen kann, befindet sich der Ramus
ascenJens der oberen Tenipovalfurcke — oder der Sulcus angularis — welche Furche in der Regel weit stärker
als die ei-ste intermediäre Furche ist und noch mein- dem System der compensatorischen, um das Hinterende der
Fissura Sylvii laufenden Halbringfui'chen angehört. Zuweilen reicht sie nicht hoch nach oben, fast immer aber
höher als die Sylvische Fissur; gewöhnlich dehnt sie sich jedoch weit nach oben hin aus, und dann kann sie
sogar hin und wieder in die Interparietalfurche einschneiden, wobei jedoch eine um ihr oberes Ende gehende
Tiefenwindung nachweisbai' ist. Zu^veilen tritt an ihr eine Bifurcation ein. wonach die beiden Endaste etwas
divergirend nach oben-hinten ziehen und eine \\"indungspartje zivischen sich fassen.
Als typisches Verhalten kann man jedoch angeben, dass dea- Sulcus angularis entweder als directe Fortsetzung
der oberen Temporalfurche, oder als ein von ihr abgelöstes Stück etwas gebogen nach oben-hinten hin
zieht und von einer Bogenwindung umgeben ist, deren oberer Bogen bis an die Interparietalfurche reicht und
von ilu- begrenzt wird. Diese Windung ist der Gyrus angularis.
Hinter diesei- mittleren Bogenwindung des unteren Scheitelläppchens triift man den von EBERSTALLEH erwähnten
Sidvus interniedius secundus eiitweder als eine selbststandige, seichte Furche, oder nur in der Gestalt
eines von der Interparietalfurche ausgehenden, queren Astes.