
si'nn. Man harmonirt sein ganzes Wesen mit
dem stillen, ruhigen, unmerklichen Gange der
gränzenlos erscheinenden Umgebung, und der
stille Wunsch, zur Sonne hinaufzuschweben,
bleibt der einzige letzte hervorstechende Gedanke.
— Doch ich sinke zurück auf den ätherischen
Gipfel der Riesenkuppe.
Das Auge sieht hier nahe um sich die langsame
Wirkung der Zeit. Wie viele Jahrtausende
hindurch wirkten die Elemente, um die Felsenkolosse
aufzulösen ? Welche Zeiten mufsten
vergehen, ehe der milde, wärmende und belebende
Sonnenstrahl in Verbindung mit der feuchten
Atmosphäre die Pflänzchen hervorlocken
konnte, die klein, aber vollkommen organisirt,
auch ihr Leben hier ruhig geniefsen? Woher
kam ihr Keim ?
Tiefer am Berggipfel hinab wird die Vegetation
schon gröfser, die Flächen wie Teppiche
ausgebreiteter, und Alles gedeiht in zweckmäfsi-
ger Harmonie, zu grofsen Formen.
Grausend ist der Blick von der Kuppe hinab
in den Aupengrund. Kahl und steil furchen
sich die festen Felsen an der Südseite der Kuppe
hinunter in die düstre T ie fe , in welcher die
Aupe sich wie ein Silberfaden hinabschlängelt,
und die Aupenbauden, klein wie Kartenhaus,
chen, tief unter den Füfsen liegen.
S e c h s t e r T a g .
Nun ist auf den höchsten Theilen des Riesengebirges
nur noch die Hempels - Baude zu
besuchen j dann wünsche ich, dafs alle Freunde
der Natur hinabsteigen, westlich von der Hempels
Baude zum kleinen Teiche. Die gewöhnlichen
Führer führen die Reisenden hier eben
so wenig hinunter , als in die Schneegruben.
Und doch gewährt der kleine Teich bei seinem
Ausflusse eine so schöne Perspective über seine
fast zirkelrunde Wasserfläche h in , welche um
so reizender wird, wenn der sehr hohe Gebirgs-
bogen, der ihn von der Ost-Süd- und AVestseite
jähe hinaufsteigend, doch durchaus bewachsen
mit Gras, Pflanzen und Sträuchen, sich darin
spiegelt. Vom kleinen Teiche führt der Pfad
immer nordwärts hinab zum grofsen Teiche,.
welcher in oblonger Gestalt von Osten nach
Westen hinläuft, weil hier der Gebirgsrücken
einen, Winkel macht.
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