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BlISCHREIBUNG UND KULTUR.
Diii Ccschlciitii dieser l'fl;iiiK! weist, was ihren Namen lietrlflt, einige erwähnenswerte Episoden auf. Spittestciis 1S40 (siehe I-iiidl. Bot.
Reg., IR40, 48!) tauchte eine Miixillaria Skiiineri, Batemann MSS : " nahe verwandt mit Nfaxillaria l iarrisonia;" auf. " Sie hat einen
angenehmen Geruch, die Lippe ist von prachcvollem, rosig schimmerndem Weiss mit tiefroE gefUrbter Mitte." Dann erschien Lycaste
criienta Lindl-, Hol. lieg., 1842, tab. 13. Vorher lutte in dem ersten Druck die Benennung Ma.silkria Skiniieri Lindl, gestanden ; augenscheinlich
hatte Ur. Llndlcy seine Benennung den Herren Skinner un<i liatoman zu Gefallen zurückgezogen. Den Beweis liierOlr liefern
einige von den früheren Drucken, welche noch erhalten sind, so auf der Bibliothek Leii)xig. Dr. Lindlej- hielt, wahrscheinlich infolge eines
Gedüdnni.ssfehlers, diese " cnienta " für IJontlsdi mit Maxillarla Skinneri Bat., 1S40 (siehe Lindl, Bot, Reg., 1S42, Miscell. n). Ich kann
diesen Glauben nicht teilen, Lycaste cruenta hat niemals eine rosig weisse Lippe mit tiefrot geRSrbter Mitte, Diese Beschreibung könnte
allenfalls auf Lycaste Skinneri oder plana passen. Zum Schhiss kam divnn unsere vorliegende ¡'flanze, wclche Maxillaria Skinneri Hat.
benannt wurde, "/mUc /¡nnccps of all known Maxillarias," wie Herr Bäte man sich ausdrückte, und weich er erst in jüngster Zeit von
Maxillaria Sanduriana der Rang streitig gemacht wird ; doch kann diese nie, wie Lycaste Skinneri, in grösseren Mengen oiiigefilhrt werden.
Ich glaube, es ist ein grober Irrtum zu behaupten, Herr Skinner habe sie zuerst gefunden. Mehrere Herbarien—darunter mein eigenes—
enthalten li.Kcmplare aus Mexico, welche bereits spätestens 1839 von Herr ]. Linden gesammelt worden waren. Es ist nach unserer auf
Thatsachen beruhenden Kentniss der Sache kein Zweifel, tiass dieser wissenschaftlich geschulte Sammler es war, welcher die Pflanze
entdeckt hat. H. C. RM.f.
Unter den jalilreichen tropischen Pflanzen, mit weichen vor einigen 40 Jahren unsere Gärten durch den verstorbenen G. Ure-Skiniier,
den berühmten Reisenden, bereichert wurden, ist keine so beliebt gewortlen als die herrliche Lycaste, weiche seinen Namen trägt; ja ihre
Beliebtheit ist so gross geworden, dass sie nicht allein von denen gezogen wird, welche aus der Zucht von Orchideen eine Spezialität
machen, sondern in allen guten Gärtnereien, wo Warmhauspflanzen gezogen werden. Als Zierjjflanze ist sie so rühmlich bekannt
geworden, dass sie nicht unpassend die "Zimnierorchidee" genannt wonlen ist, und zwar wird sie deshalb so allgemein zum Zimmerschmuck
\'erwendet, weil sie in Folge des dichten, wachsaehnliehen Gewebes ihrer edelgefornnen Bluten im Stande ist, der trockenen Atmosphäre
eines Zimmers besser Widerstand zu leisten, als die meisten anderen Orchideen, und weil sie so lange in Blüte bleibt. Ueberdies ist das
Laubwerk dieser Lycaste so hubsch und elegant, dass die Pllanze, selbst wenn sie nicht in üliite steht, höchst ornamental wirkt.
Die Heimat tlieser Lycaste befindet sich im Staate Guatemala in Centralamerika, und Herr Skinner bekam sie zum ersten Male zur
Fcstzeit unter den Dekomtionen eines Altars in einer der Kirchen zu Gesicht. Bald entdeckte er auch ihre ursprllngiichen Wohnsitze und
in kurzer Zeit kamen dann auch lebende Exemplare nach Europa, Sie wurde zuerst abgcbililet in dem ausgezeichneten Werk von Herrn
Batcman, "The Orchidacex of Mexico and Guatemala," wo von ihr als " the facUe princcps of the Ma>;illarias " die Rede ist, denn damals
zählte man sie zum Geschlecht Maxillaria. Jedenfalls giebt es nichts was unter den in Zucht befindlichen Lycastcn ihr an Schönheit
gleichkäme, doch wetteifern ein paar der schönsten Maxillarien, besonders die neue M. Sanderiana, mit ihr. Es giebt, vielleicht keine
andere Orchidce, welche eine solche Fähigkeit, Abarten zu erzeugen, besitzt, als Lycaste Skinneri, denn unter htmdert eingeführten
l'llanzcn sind kaum zwei mit in Farbe, Grösse oder Form genau gleichen Blüten zu finden. Daher giebt es gegenwärtig zahltose benannte
Abarten, welche sich mehr oder weniger von einander unterscheiden. Einige der hervorragendsten sind die mit Namen delicatissima,
rosea, purpur.ita, roseo-purpurca, Namen, welche die Farben ausdrücken, während andere, wie gloriosa, superba, ainabilis, Phantasienamen
sind, welche man gewissen durch besondere Färbung, Grösse oder Geslalt merkwürdigen Formen gegeben hat. Jedenfalls aber giebt es
keine, welche so merkwürdig, so selten, noch von so keuscher Schönheit wHre, als die gewöhnlich unter dem Namen alba bekannte,
zuweilen aber auch virginalis genannte ist; dies ist die Abart, welche unsere Abbildung darstellt Die Blüte dieser lieblichen Lycaste sieht
aus, als wäre sie aus fleckenlosem Marmor gemuisselt, so schön ist ihre Form, und der schwBche .Anflug von Gelb auf der Lippe scheint die
Reinheit der übrigen Blüte noch mehr hervorzuheben. Die abgebildete Abart zeigt die schönste Form ; doch giebt es andere, bei
weitem geringere, deren Blüten, obgleich von reinem Weiss, dünne und schmale Kelch- und Blütenblätter haben. Die schönste Form der
Abart alba erzielt stets hohe Preise, da es wohl bekannt ist, dass sie niemals zahlreich werden kann. Obgleich L. Skinneri überall in
reichlicher Zahl gezogen wird, so möchten wir doch prophezeien, dass sie sogar noch allgemeiner beliebt und wahrscheinlich als Marktpllanzo
gezogen werden wird, da sie sowol billig einzurühren als zu verkaufen ist. Die andere Blüte, welche man auf unserer Abbiklung
sieht, vertritt eine suirk gefärbte Abart, bei welcher es jede Schattierung von den tiefsten Farbentiinen bis zum reinen Weiss giebt,
E.« giebt keine leichter zu behandelnde Orchidee als diese Lycaste, und in der That ist es eine von den Pflanzen, womit ein erfahrener
Züchter ohne Ausnahme einem Anfänger zu beginnen räth. Es sind nur ein paar einfache Anweisungen nötig, um eine erfolgreiche Zucht
zu sichern. Die Wintertempcratur sollte sich zwischen und 16° C. bewegen, und in Sommer sollte man die Pflanzen an die freie Luft
auf Gestelle mit nördlicher Lage bringen. Während der Wachstumsperiode, wclche sich von dem Zeit|)unkte, wo die Pilajizen aufgehört
haben, zu blühen, bis zur Mitte des Sommers erstreckt, müssen sie Wasser im Ueberfluss bekommen, aber nachdem sich die neuen Schüssc
entwickelt haben, muss man nur sparsam Wasser geben, bis sich die Blutenknospen zeigen, wo dann wieder mehr Wasser erforderlich ist.
Wenn man die Pllanzen einer guten Rast zeit unterwirft, so wird man dadurch gesunde und gut ausgereifte Knollen erzielen, deren jede
circa zwanzig oder dreissig Blüten hervorbringen wird. Die PHanzen müssen im Juli, ehe noch das rasche Wachstum beginnt, umgepflanzt
werden. Der beste Boden besteht aus grober, gründlich verrotteter Lauberde, gemischt mit etwa ein Drittel trockenem, pulverisiertem
Schaf- oder Kuhdünger. Nachdem man sie wieder eingesetzt hat, sollten die Pflanzen eingeschlossen und nur wenig feucht gehalten
wenlen, bis sich Zeichen des raschen Wachstums zeigen. Sie blüht während der Wintermonatc und bleibt mehrere Wochen hindurch in
Blüte.
Abscbildct mit 1 iron J. I )n SchrcEdcr nach in d«r Dcll-Saminlung in Egham bei Windsor