Tab. 3 big. 3), sowie ein paar Beinerkungen in T h u r e t s oben citirtcr Abliancllung, Avorin
derselbe angiebt, dass e r selbst an den L y n g b y e ’schen Driginalexemplareu A'on Ohaeto-
pbora ( ('ru o ria ) pellita Tetrasporen, soAvie auch andeiaveits Antheridien beobaclitet liabo
(1. C. p. 37 u. 41; Le Jolis Liste des Algues marines de (,’herbourg PI. IV.)
Diese Angaben T h .u r e t s gestatten keinen Zweifel; eine Alge, an der T h u r e t Viorlings-
früchte und Antheridien constath’t , kann keine Phaeosporee sein; es bleibt mir daher n u r
nocli die Vermuthung ü b rig , d a s s d i e A'on m ir a u f g e f u n d e n e n g r ü n e n S c h l ä u c h e
t r o t z i l i r e s a n s c h e i n e n d n o rm a l e n V o r k o m m e n s m i t t e n im g e s c h l o s s e n e n
GeAvebe d e r ( ’r u o r i a d o cli n u r P a r a s i t en s e ie n . Da ein solches V orkommen einer Alge
im GcAvebe einer ändern A rt* ) meines Wissens noch nirgends orAvähnt Avar, so sah ich mich
veranlasst, dicserhalb mich an T h u r e t selbst zu wenden, und ihn um Mittheilung seiner
eigenen Beobachtungen in diesem Gebiete zu ersuchen.
H e rr T h u r e t batte die Freundlichkeit, mir in seiner AntAvort nachstehende Aufklärung
zu geb e n , Avelche ich Avegeu ilires allgemein Avissenschaftlichen Interesses hier in der TTeber-
setzung mittheile:
„Cruoria ist eine Avahre Floridee. Ich habe in L e J o l i s ’ Liste der Meeresalgen von
Cherbourg die Vierlingsfrüchte und Antheridien gezeichnet, Avährend die Brüder C r o u a n
in den „Annales des sciences naturelles“ die (Xomalion ähnliche) Kapselfrucht abgebildet
haben, die ich selbst nicht Gelegenlieit hatte zu beobachten, So lange die Pflanze steril,
ist sie schwer von Petrocelis oruenta zu unterscheiden, von der sie eben nm* in der F ru c tification
abAveicht. Uebrigens liege ich keinen ZAveifel, dass die grünen »Schläuche, die Sie
beobachtet, AA-edei* zu Cruoria noch zu Petrocelis, s o n d e r n d a s s s ic iu d e n E n tw i c k l u n g s k
r e i s e in e r Z o o s p o r e e geboren. Diese Fälle des Parasitismus sind bei den Meeresalgen
nicht selten, und haben mehr als einmal zu irrigen Deutimgen Veranlassung gegeben, besonders
bei Beobachtern, die an geü-ockneten Exemplaren untersuchten. Der Irrthum ist
leicht zu vermeiden, wenn man die Algen im Leben, und die EntAA'icklung derselben lange
genug studirt, um die Natur der Wesen zu erkennen, mit denen man zu thun hat.
„BeispielsAveiso finden Sie einen von mir früher iu Cherbourg beobachteten F a ll von P a ra sitismus
in einer von Dr. B o r n e t im J a n u a r 1857 augefertigten Zeichnung **). .Es ist der
Q.uersi-hnitt eines Astes A'on Polyides rotundus, in dessen in n e rn sich Cladophora lanosa
Alle rd in g s kommen in d e r lock e rn G a lle rt gewisser Mesogloeaceen u n d se lbst dev einlieimisclieu
C ha e tophoren frem d e Algen A'or; so b e s ch re ib t P r i n g s h e im (B e itrag e z u r Murphologie d e r Weeresalgen
p . 15} eine G a ttu n g Streb lo n em a volubilis, welche z\A-ischen d en ilin d e n fä d e n von Mesogloea vire sa ens .sich
v e rb re ite t, so dass sie sich kaum von ih n en u n te rs ch e id en lässt. Aehnliche Algen h a b e n D e r b e s u n d S o l i e r
a u f Mesogloea u n d C r o u a n a u f e in e r g a lle rtig e n I'lo rid e e , D u d re sn ay a cpccinea, beo b a ch te t. Inde ssen sind
diese A rte n n u r E p ip h y ten , n ic h t E n to p h y ten .
**) A u f d ie ser Z e ich n u n g finden s ich g rü n e o v a le u nd k u g lich e Z e llen v o n ca. 7^3— A ' " im Dän gsd u rch-
messer m it te n in d e r d ich ten G o r tica ls ch icht des P o ly id e s e in g e schlo s sen ; w e ite r en tw ick e lte meh rz e llig e
K e im lin g e du r ch b re ch en die R in d e, und an d ere lix em p la r e sind m i t dem ob e rn freien T h e il in e inen e in r
e ih ig en Con ferv enfad en ausgcAvachseu, wäh ren d d e r in das GeAvebe d e r P o ly id e s eing e son k te u n te re 'Pheil
e ine A r t m eh rz e llig en Bulbu»- d a r s te llt.
zu entwickeln beginnt; ein auf tliesei* A rt sehr gemeiner Parasit. Ich vermöchte nicht mit
Bestimmtheit anzugebon, auf welclie Weise diese Keimungszustände der Cladophora sich in
dem festen Gewebe dc.s Polyides eingesenkt finden. Vielleicht sind die Zoosporen, nachdem
sie sicli au f den ju n g en Zweigen festgesetzt, nachträglich durch die Entwicklung des GeAvebes
dieser Floridee eingeschlossen worden. Wie dem auch sei, so scheinen die gekeimten Zoosporen
der C ladophora im Innern des GoAvebes \*on Polyides lange Zeit sich zu vergrössern, ohne
sich zu theilen, AA'ie dies doch bei ändern Keimlingen stattfiudet: erst gegen Ende des Winters
fangen dieselben an sich zu theilen, worauf sich die Endzeilen nach aussen verlängern, das
GeAvebc des Polyides durchbrechen und sich schliesslich zu kleinen Büschen von lichtem
Grün ontAvickeln, Avelche im F rühling au f Polyides sehr gemein sind, und sich auch auf
Gracdariä, Chaetomorpha, Zostera marina etc. finden.
„Diese ganze Entwickluiigsgcsehichte der Parasiten in Meeralgen ist sein* interessant zu
beobachten, und ich erlaube mir, sie Ib re r Aufmerksamkeit zu empfehlen. Es ist ein fast
ganz neuer Gegenstand, Avelcher AvJchtige Entdeckungen demjenigen verspricht, der ihn mit
einiger Ausdauer verfolgen Ai-ird. Das regelmässige Erscheinen geAA-issei* Arten, welche sich
alljährlich au f ändern (‘henfolls annuellen Arten zeigen, ist ein bisher noch unaufgeklärtes
Phänomen.'*
Durch diese Auseinandersetzung T h u r e t s Avird nunmehr eine von M e t t e u iu s schon
im Ja h re 1850 in seinen Beiträgen zur Botanik Heft 1. pag. 39 beschriebene und au f Tab. IV.
Fig. 111. 1 daselbst abgobildete Beobachtung verständlich. Ä l e t t e n iu s hatte nämlich in der
Rinde von Polyides (lumhricalis) „an unzähligen Exemplaren grüne, mit Chlorojiliyllköraern,
die besonder.< am äussern Endo angehäuft waren, gefüllte Zellen, einzeln Aveit entfernt von
einander, o<lei* zu mehreren, 2—G beisammen, gefunden; ih r schmäleres Ende Avar direct
Amu dev Cuticula des Polyides liedeckt, ihr übriger Umfang A'on dem benachbarten Parenchym,
umgeben, da.s mit ihrer Ausdehnung verdrängt Avurde." M e t t e n iu s A’errauthete in diesen
Zollen die Sporenmuttorzellen des Polyides, obAvolil in ihnen niemals EntAvicklung der Sporen
Avahrzunohmen Avar; je tz t k an n jedoch kein ZAA’eifei sein, dass es Keimlinge einer fremden
Zoosporee, und zAvar wahrscheinlich auch der Cladophora lanosa gCAvesen sind. Wenn aber die
Keimpflanzen der Cladophora lanosa sich mitten in dem dichten ZellgeAvebe des Pohüdes entwickeln
können, so Avird cs nicht Wunder nehmen, dass auch innerhalb der verhältnissmässig
lockern Fädenbündcl der Cruoria fremde A lgen keimen. Vermuthlich Averden die Zoosporen des
Parasiten erst iiachti'äglich von den an der Spitze sich verlängernden C ruoriafäden eingeschlosseu
und überwallt. Immerhin ist dieses U e b e rA v a lle n e i n e r A lg e d u r c h e in e a n d e r e g a n z
v e r s c h i e d e n e A r t — denn von einem TV'ahren Parasitismus lässt sich hier offenbar nicht
sprechen — eine sehr uierkAAdirdigo und räthselhafte Erscheinung, Avelche ich mitzuthoilen um
so Aveniger Bedenken trage, als diese Notiz vielleicht einem ändern, dem Meere n äh er Avoh-
nendcn Forscher Veranlassung giebt, die Species zu ermitteln, welche im Innern der Cruoria
vegetirt, da es mir seihst leider an Zeit und Material fehlte, die weitere Entwicklung der
grünen Schläuche zu ermitteln.