und dann mehriäcii wiedevliolt dichofomiscli in iineare Zipfel sich gabelnd, deren letzte Enden
stumpf abgerundet sind, erreicht das Laub der einzelnen Pflanze die Länge von circa 6 Zoll
bei 1 — 3 " ' Breite der Zipfel. Mitunter sind die Zipfel des Laubes scbraubenförmig gedreht
und dann nanientiicli die Endsegmente so gegen einander geneigt, dass sie beim Trocknen
au f dem Papier sieb kreuzen. K ü t z i n g macht diese Eigenthttmlicbkeit zum Charakter einer
besonderen Species, Dictyota volubiÜs (Species Algarum p. 554 No. 5), die von L e n o rm a n d
bei An-omanches (Calvados) gefunden wurde; doch eignet sich dieses Merkmal, nach den
Helgoländer Exemplaren zu urthoilen, kaum zur Abtrennung einer selbstständigen Varietät.
D e r anatomische Bau unserer Pflanze lässt sich bekanntlich mit dem eines Plianerogamen-
blattes vergleichen, insofern ome Mittel- oder Markschicht oben und unten von einer Oberhaut
bedeckt, und von der Cuticula überzogen ist. Die Mittelschicht besteht aus einer einzigen
Schicht grösser, fast kubischer Zellen, welche d erart an einander gefügt sind, dass die unter
einander parallelen Querscheidewände der rechts und links sich berührenden Zellen nahezu
m derselben Ebene liegen. Dah e r sind die Zellen der Mittelschicht in parallele Gürtel geordnet,
welche die Längsachse des Laubes recbtwinldich durchschncidon; in Folge dieser
Anordnung erscheint dem blosen Auge das Laub der Dictyota fein quer gegittert. Der
In h alt der Markzellen ist farblos un d wasserliell, mit Ausnahme einer grossen Anhäufung
von Protoplasma im Mittelpunkt je d e r Zolle, die durch Schleimfäden an die Seitemvände
befestigt ist (Fig. 6 Tab. V). Das Protoplasma ist dm-ch braunen Farbstoff iingleichmässig ,
gefärbt, und umschliesst ausserdera einzelne grössere, stark liclitbreehende Tropfen, welche
Avie Oel aussehen, und als solche auch von T h u r e t und N a e g e l i gedeutet Averden; sie lösen
sich nicht in Kalihydrat, nehmen aber durch dasselbe eine bräunliche Fa rb e an. In Folge
der gürtelartjgcn Anordnung der Markzellen liegen auch die braunen Portoplasmakugein
j e einer Zelb-eihe nahezu in gleicher Ebene und erscheinen daher dem blosen Auge als
feinpimktirte Parallelünien, welche jen en obenerwähnten feingegitterteu oder netzartigen An schein
des Laubes noch deutlicher liervortreten lassen, auf dem bekanntlich der griechische
Name d e r Gattung (von dixrvor) beruht.
N a e g e l i hat zuerst nachgcAviesen, dass diese Markzellen verdickte W än d e haben,
welche an den gegenseitigen Berührungsflächen A'on Tüpfeln diirclibrochen sind (Die neueren
Algensysteme 1847, pag. 186. Tab. V. Fig. 18). T h u r e t hat von diesem Bau eine noch
naturgeü-euere Abbildung gegeben (1. c. Tab. 11. Fig. 2).
Die Z ellen d e r Oberhaut, Avelche die mittlere Markschicht auf beiden Seiten bedeckt' bilden
ebenfalls beiderseits n u r eine einzige L a g e , und sind von sclimal tafelförmiger Gestalt, so
dass ihre Oberfläche einem Rectangel sich mehr oder minder n ä h e rt;.d ie längere Seite entspricht
der Längsachse des Laubes. Obwohl die QuerscheideAvände zum Theil unregelmässig
hegen, so lässt sich doch eine Annäherung zur gürtelförmigen Anordnung nicht Aberkennen.
Die Oberhautzellen sind vielmal kleiner als die Markzellen, etAva breit, und
meist etwa doppelt so lang; ihr In h alt zeigt einen Wandbeleg von farblosem Protoplasma,
in welchem zahlreiche braune Kügelchen in ähnlicher Weise eingebettet sind, wie etwa die
Chlorophyilkügelchen in den Oberhautzellen von Vallisneria.
D er braune Fa rbstoff scheint überhaupt bei Dictyota — und in übereinstimmender
V eise auch bei allen Phaeosporeen und Melanosporeen — dieselbe physiologische und raorphologische
Bedeutung zu besitzen, Avie als Chlorphyll bei den Cblorosporeen und den übrigen
Pflanzen. Wenigstens haucht das Laub von Dictyota, selbst unter dem Mikroskop, im Lichte,
u nd zwar auffallender Weise nicht blos bei directem Sonnenschein, sondern auch im zer-
sü-euten Tageslicht, reichlich Gasbläschen aus, die sicherlich Sauerstoff sind. Dazu kommt,
dass der braune Farbstoff, welcher sich in Kali zu einer grünen Flüssigkeit löst, gleich dem
Chlorophyll, bald als eine formlose, das Protoplasma färbende Substanz auftritt bald zu
scharf begrenzten Kügelchen geformt ist; bei Dictyota selbst finde ich in den ju n g en Ober-
hautzollen eine centi-ale Anhäufung von formlosen, braun gefärbtem Protoplasma, die in
Strahlen auslänft, etwa Avie dcas grüne Protoplasma der Leberraooszelleii; später treten, statt
dessen die braunen Kügelchen auf. D a der braune Farbstoff’ der Algen noch keinen besonderen
Namen besitzt, so schlage ich dafür die Bezeichnung P h a e o p h y l l vor. =7
Das Phaeophyll scheint aber auch, gleich dem Ghlorophyll, im Thierreicli verbreitet, indem
gewisse niedere Thiere (ScliAvämme, Protozoen, Turbellarien, Polypen) gleichzeitig in
brauner und grüner Art Vorkommen, wobei die ersteren dem Meerwasscr vorzugsweise
eigenthümlich sind.
A ll gewissen Stellen des Dictyotalaubes verlängern sieb Gruppen von Oberhautzellen
durch Aviederholte Theilung A’ormittelst paralleler QuerscheideAvände in Bündel von Haaren,
die zu e rs t kurz-papillenartig und braungefärbt (Tab. V. Fig. 6), später farblos werden und
zu langen, confervenälmlichen, einreihigen Fäden auswachsen, die im Wasser sich pinsclartig
ausbreiten, und ganz an die analogen Bildungen von Fucus erinnern. P r i n g s h e im (Beiträge
zu r iforphologio der Meeresalgen pag. ! 0) hat gezeigt, dass diese Haare bei Dictyotcen,
Phaeosporeen und Fucaoeen in mannigfaltiger Vcrtheilung Vorkommen, aber sich- stets n ur
durch Zelltheiluiig an der Basis vcrgrössern, und ein diese drei Familien chärakterisirendes
Merkmal abgeben. Die Haarbüscliel von Dictyota, die in der Jug en d nach N a e g e l i von
der gallertartigen emporgeliobonen Cuticula überzogen sind (1. c. Tab. V. F ig . 19 c), fallen
später ab, und lassen scharfbegreiizte Narben z u rü c k , Avelche leicht mit entleerten Antlieri-
dien A’ei’Avechselt Avordeii können; die farblosen Haare bedecken dann massenhaft den Boden
des Gefässos, in dem die Dictyota vegetirt. Die Haarbüschel treten , schon sehr zeitig am
Laube dieser Alge auf, Aveit trüber, als die F o r t p f l a n z u n g s o r g a n e erscheinen.
Diese sind dreierlei A rt, die stets au f getrennten Individuen Vorkommen, und die ich .
als 1) A n t h e r i d i e n , 2) V i e r l i n g s f r ü c h t e , 3) H a u f e n f r ü c h t e (Sori, FaA’-ellae, Gymuo-
carpien) bezeicliiien Averde. Nie trä g t ein Exemplar zweierlei Arten von Fortpflanzungs-
*) N a ch ste lieu d c R en c tionen sind an dem Ph a eo p h y ll a n H e rb a rien ex em p la ren von E c to c a rp u s lifcoralis
u n d D ic tyota d ichotom a sowie an lehendem, im S eeaquariiim in meinem Z im m e r cu ltiv irte in Cladostephus
spongiosus u n d S p h a e e lla ria c irrh o s a e rm itte lt. Ammoniak lö s t m it intensiv g e lb e r F a rb e ; ebenso kohlen-
s a u r e sK a l i , welches den b ra u n e n Z e llen in h a lt sehr d u nke lge lb fä rb t. S äuren lö sen das P h a eophyll m it
sp an g rü n e r F a rb e , n am en tlich Salzsäure u n d Schwefelsäure welche le tz te re e ine fa st b lau e Lösung b ew irkt.
D u rch Kochen m it Salzsäure Avird die b la u g rü n e F a rb e tie fe r, w äh ren d m it S a lp e te rs äu re g e k o c h t, das
Ph a eo p h y ll a llm ählich blassgclb u n d fa rb lo s w ird ; n a ch träg lich e r Zusa tz von Ka li od e r Ammoniak s te llt
die b rau n e F a rb e w iede r her, J l i t A e th e r d ig e rirt, Averden die b rau n en Z e llen g r ü n , e rh a lte n a b e r be i
V e rd u n stu n g des_ A e th e rs ih re a lte F a rb e wieder. Das P h a eophyll s ch e in t m it dem D ia tom in (Xaeg.) d e r
D ia tom e en id en tis ch u n d dem Chloropliyll s eh r n ah e verAvandt. Wie es sich zum X an th o p h y li ve rh ä lt,
muss noch e rm itte lt we rden.