SJtefjmafdpnen bieS gaf)r ben Siegen gurüdi)äit? Um biefe geit regnet
eS fonft fjeftig. Stber ihr giefjt wof)I HareS SBetter not, um baS Sanb
jetjen gu föttnett unb bamit bie SBege nicht aufweichen?"
„Stein, id) fefjne mich ebenfo nad) Stegen wie if)r; meine Siere
magern ab unb werben non bem jämmerlichen ©ras, ba§ ijier nod) »out
»origen ©ommer ftebjt, nid)t fatt. Stur bie ©ötter haben 9Jiad)t über
baS SBetter; bie SJtenfdjenfinber muffen Stegen unb @onnenfcf)ein i)in-
nehmen, wie er iijnen non oben gegeben wirb."
Sie fafjen einanber fragenb an. @S war nidE)t baS erftemai, baff
fie mir ebenfo grofje SJiadjt wie ihren eigenen ©öttern gufd)rieben. Unb
e§ wäre mir fc£)Wer geworben, fie aus biefem Srrturn gu reifen.
Um SJtitternadjt gürten bie Seute ein „einjähriges ßinb" am Ufer
beS ®ubi*tfangpo weinen, jammern unb um £)ilfe rufen. ©rftaunt wecf*
ten fie einanber, unb Stabfang unb gWei Sibeter gingen in bem ©tauben,
bafj eS ein ©puf fei, mit einer glinte hin. 3iiS fie in bie Stoffe famen,
hörten fte baS fiinb gang beutlid) Weinen, unfere gelben aber erfc^rafeit
barüber fo, bafj fie eS für baS ttügfte £)ietten, fiel) fchleunigft wieber
aus bem ©taube gu machen. SttS ich fie fragte, Woher fie benn wiffen
fönnten, bafj eS gerabe ein einjähriges Äinb gewefen, antworteten fie,
eS tönne bem Sone nach Weber jünger noch älter gewefen fein. SltS ich
hinwarf, bafj eS ja auch ein junger Sßotf gewefen fein iönne, ba eS
boch teine SJtenfcfien in ber ©egenb gebe, oerficfjerten fie, eS müffe ein
frieblofer ©eift gewefen fein, ber am Ufer umherirre.
©efpuft mag eS in ber ©egenb aber boch wohl haben, benn ich
fetber träumte in jener Stacht, bafj alte bie Birfenrinbenftücfe, bie wir
bei Sag wätjrenb beS StitteS gefet)en hatten, ©iniabungSfarten beS SJla*
harabfcha oon Stepat feien, bah ^ bie ©inlabung angenommen hätte unb
bah ici) jefct i™ ©aibfd^iaf auf einem weichen Stafentepfncf) läge unb
bem Saufen ber warmen SBinbe in ben gebern ^imataja iaufcjjte.
Ser Sraum war fo lebhaft, bah ic§ ben gangen Sag faunt an etwas
anbereS als an baS warme, herrliche Sanb j&iuter ben Sergen benten
fonnte. - — - — — '
©d)on im Säger Str. 200 war eS mir jiemiicE) itar, wie eS fich
mit ber gefuchten Duette »erhalten muhte, aber noch waren wir nicht an fie ge*
taugt unb gogen baf)er am 12. guii nach ©übweften weiter. Ser gufj
ber ©chneegebirge frfjien gang nahe gu fein. Ser giufj ift breit unb teilt
fich wieber in mehrere Sinne, gwifchen benen ©chiamminfein liegen. Stuf
ber linten Satfeite, auf ber wir hjtaibn* fteht in ein paar Keinen SBän*
ben grüner unb fdjwarger Schiefer an. ©onft befteht altes aus alten
SJtoränen. SBir überleiten einen glufj, ber auS ber ©egenb unterhalb
beS Songbong fommt unb fiçh in ben Æubi=tfangpo ergieht. Ser Sfe*
tfd)ung=tfo ift ein Heiner SJtoränenfee. Ser Saiboben hebt fid) aümäh*
tich, befteht aus weichem SJlaterial unb hat nur fpäriidjen ©raSwuchS.
©eiegentlid) fieht man einen Heineren erratifdien S3toc£ »on grauem
©ranit. Stuf ben ©ommerlagerplähen liegen Sumpen, Sung unb Knochen*
ftüde. @d)iiefjlich wirb ber giufj fo breit wie ein iieiner, »on SJtoränen
unb giugfanb umfchloffener @ee.
2öir lagerten an ber Steinmauer »on ©chapfa, einem Hauptquartier
ber Stomaben. Hier erhebt fid) am rechten Ufer beS ®ubi=tfangpo ein
mitteihoher, bun!ef»ioietter Bergrüden mit ©^neeftreifen, bie im Sauf
beS ©ommerS auftauen. Ser Boben am gufj biefer ioioffaten ©ebirge
ift mertwürbig fladj, ftatt eines ©d^uttïegetS finbet man einen feeartig
angefdjwofienen glufj. SaS ©chmelgwaffer hat eben aüeS fefte SJtateriat
weggefdjwentmt. a
SUS Wir baS Säger 201 erreichten, baS 48? %ieter h»<h tag, »er*
fdiwanben gerabe bie ©ipfei in SBoifen; aber unmittetbar »or ©onnen*
Untergang Härte eS fich auf, unb iefeten SMÏen glitten leicht unb
weih wie Sämpfe über ben Slgomo* bingbing*©letfd)er hin, beffen
herrlicher Sau mit ben höheren ©eitenmoränen unb fongentrifdjen Stingen
»on grauen hügeiigen ©tirnmoränen beutlich heröortrat (Sibb. 212).
Hier unb bort gähnen grofje biaue ©palten im ©iS, beffen Oberfläche im
übrigen burch Schnee unb bie poröfe, fd)melgenbe ©iSfrufte weih auSfieht.
SHS bie ©onne untergegangen war, geidjneten fich 11 neun ©ipfei,
bie man »on ©üboften nach ©übweften fieht, mit aufjerorbentlicher Schärfe
ab. SiuS ben ireibeweihen ©chneefeibern fehen rabenfchwarge gelsfpihen,
Borfprünge unb Stüden h«wor unb gwifchen ioioffaten ^Sroppläen treten
bie ©ietfBergungen heraus, ©in ganges Sorf himmeiftürmenber gelte!
Sie Duelle beS Brahmaputra ionnte nicht burd) eine grohartigere, hur«
liefere Hintergrunbbeioration »erfdEjönert werben. igäliQ, breimai heilig
finb biefe Berge, aus bereu iattem ©djofj ber feit unoorbenHidjen geiten in
Sagen unb Siebern gefeierte giufj, ber fÇtuh Tibets unb SiffamS, ber
„gtuh" par préférence, ber @oi)n beS Brahma, entfproffen ift unb ge*
nährt wirb, ©ine ©eueration fchwarger Sibeter nad) ber anberen hat
Wäijrenb ber Sahrtaufenbe feinem Siauf^en gwifchen ben beiben höchften
Bergfhftemen ber ©rbe, bem Himalaja unb bem SranShimaiaja, geiaufdjt,
unb eine ©eneration ber »erfdjiebenen Bölierfdjaften SlffamS nach i>er
anberen hat ihre gelber mit feinen iebenfpenbenben giuten bewäffert unb
»on feinetit gefegneten S® aff er getrunien. Siber wo bie Quelle lag, baS
Wuhte feiner! Srei ©Epebitionen haben ihre Sage annähernb beftimmt,
aber feine ift bort gewefen. teilte ©eographie hat uns je etwas »on