Sempeltrommel; unaufhörlich fdjnappt bie Stimme über, uttb er fomrnt
aus bem Salt uttb aug ber SMobie, oßne baß ißn bieg int geringften
geniert. Slber er felbft ßält fein Singen für fcßön, unb bie anberen
haben ifjre greube baran; man ßört fcßon öon weitem, wie ißm babei
bie Sränen in bie Slugen treten. SDiancßmal macßt er eine ißaitfe, um
ben Snßalt be§ Siebeg gu erfiären unb einen Sdjlud gu trinfen, unb bann
gebt eg wieber log. SBenn aße anberen fcßon fcßlafen unb eg im Säger
fo ftitt geworben ift, bafj man nur noeß ba§ Sauf(ßen be§ gluffeS unb
bann unb wann einen belienben §unb ßört, ^iallt Sferingg rauße Stimme
nodj fpröbe unb tremolierenb gwifcßen ben Sergen wiber.
Slm näeßften Sage nähern wir un§ bem fpauptfamm beg Srang*
bimalaja wieber, benn gu meiner großen Überrafcßmtg unb greube
werben wir nadj biefer Stiftung ßingelenlt. ßiocß immer berrfcßt ©ranit
öor, in bem bie ©rofion bie wiiben formen ber Säler auggefdfnitten bat;
ber SBeg ift leiblich, nur feßr fteinig; an beiben glußufern liegen fcßmale
©igftreifen, gwifcßen benen bag frütjtingggrime SSaffer bag Sal mit bem
SBiberßaß feiner falten ßtaftlofigleit erfüllt; eine Slrt äßacßolberfträucßer,
„Santa" genannt, erfreuen bureß ißr tiefeg ©rün ben Süd, ber fonft
nur auf graue Sdjuttabßänge faßt.
§ier Bjei^t ber gluß Sangmar*tfangpo, eg ift aber nur ber
Oberlauf be§ 9Jit)*tfcßu. ©r entfielt au§ bem öon ßtorben fontntenben
$e*tfangpo unb bem non SBeften fommenben ©oöo*tfangpo. Sener
Reifst in feinem Oberlauf Ogorung*tfangpo, fommt bon ber §aupt*
wafferfcßeibe be§ Srangßimalaia unb ift affo all ber §auptftuß angufeßen.
SJtan fagte mir, baß feine Oueße ficf) bon ber Sereinigung ber Sätet
in anbertßalb Sagereifen erreichen taffe. Stuf bem tinfen Ufer beg ©ooo
geheißt ein fteiner Sßalb bon ißamafträudiern; ben gluß überfpannt eine
fiebere Srücfe mit brei Sogen. Über biefe Srüde fübrt bie wichtige Ser*
feßrgftraße nadb Sof=bfcßaIung, bie i(ß fcßon früher erwähnt habe. g)al*
unb Sdjafßerben weiben auf ben falben, ringförmige Scßafbürben er*
innern an bag Seben in Sfdjang=tang. ©in wenig weiter oben über*
fdbreiten wir ben ©obo, ber ßaiö gugefroren ift; Oueßen unb Sädbe aug
ben Seitentälern bitben beforatibe ©igfagfaben. Ser gluß foß hier tut
Sommer fo mächtig fein, baß er fieß nirgenbg paffieren läßt. Snt
ßtorben unb im Süben erbtiden wir Sdbneeberge.
Sm Sorfe ©obo, bag aug fieben Steinbäufern beftebt, wirb ©erfte
gebaut, bie mittelmäßige ©rnte gibt. Slber bie ©inwoßner (Sfbb. 195)
finb meßt auf beren ©rtrag angewiefen, benn fie befißen auch Schafe,
Riegen unb fßalg, mit benen fie im Sommer norbwärtg gieben. ©obo
ift bag le|te Sorf, bag Slderbau treibt; wir befanben ung alfo auf
ber ©renge gwifd^en Slderbau unb Sießgucßt, auch auf ber gwifcßen Stein*
bäufern unb febwargen gelten.
©g ift atfo noch S«t, in eine gewöhnliche tibetifcbe Steinbütte hinein*
gufeßen, bie einer in gefieberten Serbältniffen iebenben gamilie gehörte.
Sie Stauern beftanben aug unbehauenem, nicht gepultem gelbftein, @rb*
füßung aber biuberte ben SBinb, bureb bie Süden gu Weben. Über ein
Sabprintb öon Stauern unb Keinen runben Siöden, bie fo biebt lagen,
baß ber batancierenbe guß feiten auf ©rbe trat, gelangte man in gwei
tpöfe, wo giegen unb Kälber gehalten würben. 3 n einem britten ftanb
ein SSebftubl, an bem eine ßülbnadte, iupferbraune grau arbeitete, in
einem oierten faß ein alter Stann, ber mit Stbgweigen unb Spalten öon
ißamafträueßern befcßäftigt war.
Slug bi'efem §of traten wir in ein ßaibbunfieg gimmer, bag Seßm*
fußboben unb gwei Öffnungen in ber Sede ßutte, aug benen ber ßtaueß
entwieß unb bureß bie bag Sageglicßt ein fiel. Sag Sacß beftanb aug
Sailen unb quer barüber gelegten Seifigweßen, aßeg mit ©rbe unb flachen
Steinen bebedt — b^er wußte eg feßön troden fein, wenn eg regnete!
3 n biefem gimmer faß eine ältere grau unb gäßlte ißre Om manis an
einem ßtofenlrang aug ißorgeßaniügeicßen ab.
Ser näcßfte Saum war bie fließe, ber Serfammlunggort unb bie
Pièce de résistance beg ^aufeg. Sin einer üorfpringenben SJtauer ftanb
ber fteinerne fperb mit runben, feßwargumranbeten Söcßern für ßoeßtöpfe
unb Seelannen öon gebranntem Son. ©in großer irbener Sopf, ber
über bem geuer ftanb, enthielt ©erfte, bie gebörrt gegeffen würbe; ein
^olgftiid mit fteifen lebernen Sappen an bem einen ©nbe warb gwifeßen
ben beiben §anbflädßen in ber ©erfte gebreßt, um fie gleichmäßig gu
röften. Sie feßmedte öorgüglicß.
3 d) ging umßer, bureßftöberte fämtlicßeg § aug gerät unb naßm ein
Snoentaroergeicßnig auf, unb gwar nießt nur feßwebifeß, fonbern aueß
tibetifeß. @g gab ba öielerlei ©efäße öon ©ifen, Son unb §olg gu
ben oerfeßiebenften gweden, eine große §olgleße, ein Seefieb öon ©ifen*
blecß, einen eifernen Söffet, eine Slfcßenfcßaufel, eine eiferne geuergange
unb ein fogenannteg Sßagma, eine eiferne klinge, bie in ein fpolgftüd
eingefügt ift, einem gugellappten Safcßenmeffer äßnelt unb benußt wirb,
um neugewebteg geug reingulraßen. ©in großer Sonlrug war mit
Sfcßang gefüßt; ein Keiner SBürfel, ber bureß fcßmale Äreugßölger in
üier Säume geteilt war, biente gum SDÎeffen beg ©etreibeg. Sn einer
tiefen ^olgtaffe warb giegeltee mit einem gurlenförmigen Steine puloeri*
fiert. ©ine SRefferHinge, an beiben ©nben geftielt, würbe gunt Sereiten
unb ©erben ber £>äute bemißt. Unter bem einen Saucßfang ftanb auf
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